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Vorbemerkung: Hier finden Sie Briefe (Faxe) von Urs Beeler an Bert Engelbrecht, Neuseeland.

 

Attention: This FAX ist to Mr. Bert Engelbrecht

 

Schwyz, den 23.1.94

 

Lieber Bert

Zuerst herzlichen Dank für Deine Karte!
Jörg meinte zwar, man solle Bert in Neuseeland in Ruhe lassen – glücklicherweise habt Ihr aber eine nette und dazu noch sehr hübsche Sekretärin, von der ich Deine Fax-Nummer bekam.
Was ist momentan los in Schwyz? Das Übliche. Etwas Fasnacht, ein paar Idioten, die Schwelfeuer machen etc.
Personelles: Kantonalbank-Direktor Bürgi geht in Pension. Nordmann-Filialleiter Loibner (Nachfolger von Riederer) ging auch und wurde ersetzt durch einen Herrn Fuchs.
Franz Heinzer hatte nach einem schweren Sturz eine Gehirnerschütterung, lag im Spital und ist jetzt wieder zuhause. Das Lauberhorn-Rennen wollte er fahren, fuhr es dann aber – aus gesundheitlichen Gründen – doch nicht. Sein Entscheid war sicher richtig.

Russi fuhr gestern die Lauberhorn-Abfahrt mit einer Kamera in der rechten Hand. Während der Fahrt kommentierte er noch die einzelnen Passagen. Das war wirklich super! Normalerweise schaue ich heute ja selten Skirennen, aber wenn Russi kommentiert bzw. fährt, dann schon. Der kommt in seinem Metier wirklich „draus“!
„Erzählen Sie doch nicht solchen Käse, das interessiert Bert doch nicht“, höre ich Deinen Vater im Geist. Also noch ein paar andere Dinge. Vergangene Woche war ich wieder beim Büroeinrichten. (Ich weiss nicht, wieviele Monate ich dazu noch brauche. Ob ich wohl Jörg engagieren muss?). Dann hat mir Hediger in Ibach noch Prospekte vom neuen Peugeot 106 (Jahrgang ’94) gezeigt. Den normalen 1’100er XN, den ich irgendwann einmal kaufen wollte, gibt’s in der Zwischenzeit [Anmerkung. …leider… Denn das wäre wohl ein guter Nachfolger gewesen] nicht mehr.
Die Sitze der neuen Basis-Ausführung („KID“) sind mit blauen Jeans-Stoffen überzogen; die Tachometer-, Benzin- und anderen Anzeigen sind ebenfalls auffällig blau. Das ganze sieht bereits im Prospekt kitschig aus. Dafür ist der „106 KID“ wenigstens billig: um die Fr. 13’000.–.
Glücklicherweise wird der „106“ aber noch in einer 1’100er Diabolo-Ausführung gebaut. Der Name „Diabolo“ gefällt mir nicht, aber den grünen „XN“, den wir seinerzeit fuhren, hiess auch so. Die 94er Version verfügt zusätzlich über ein (meiner Meinung nach unnützes) Schiebedach und einen eingebauten Radio/Kassettenrecorder. Ich hoffe nur, dass Sie am Fahrwerk nichts geändert haben…
(Vor allem hoffe ich, dass ich mit dem R 14 noch möglichst lange fahren kann. Du weisst ja, wie ich bin…).

Bezüglich Wetter verpasst Du nichts. Es ist hier in den vergangen Tagen verdammt kalt (Wenigstens kommt es mir so vor). Vielleicht liegt es auch daran, weil ich momentan Probleme mit der Haut habe. Kinski hat eine neues Waschmittel gepostet. Von den mit diesem Mittel gewaschenen Unterhosen, -hemden, Waschlappen usw. bekam ich einen Ausschlag. Das sieht nicht gerade appetitlich aus. Nächste Woche gibt’s ein anderes Waschmittel und ich hoffe, dass sich meine Haut wieder regeneriert.
Ich denke täglich an Bert, und was er in Neuseeland macht. Kinski regt sich schon darüber auf: „Jedesmal, wenn wir beim Abwaschen sind, fängst Du an, von Bert zu sprechen. Du bist wie das Schweizer Fernsehen. Die wiederholen auch alles.“
Natürlich musst Du mir von Neuseeland nicht schreiben (das braucht zuviel Zeit). Fotografiere besser möglichst viel und reise im Land herum, sprich mit den Leuten. Vor allem nimmt mich natürlich wunder, welchen Eindruck Du von den Neuseeländerinnen hast…

Bei Euch im Büro scheint alles recht gut zu klappen, wobei Frl. Waldvogel meinte, man spüre schon, dass Bert fehle. Von M. habe ich einen guten Eindruck. Ich glaube, dass sie gern bei Euch arbeitet und sich wohl fühlt. Sie erscheint mir auch ausgesprochen loyal. Kürzlich hatte sie die Grippe, ging aber – sobald es ihr möglich war – wieder zur Arbeit.
Zu der Zeit, als Frl. Waldvogel im Bett war, traf ich Jörg auf der Post im Steisteg. Er erzählte mir, dass er nun allein im Büro sei und sofort wieder nach Rickenbach fahren müsse. Ich: „Stell Dir vor, Jörg, jemand ruft jetzt gerade aus Australien an und niemand nimmt im Büro ab.“ – Jörg musste schön lachen…
Heute ist Sonntag. Ich nehme an, dass Deine Eltern bereits angekommen sind. Nächste Woche werde ich sie besuchen.

Ich bin gespannt, wie das Büro die verbleibenden drei Wochen mit Vater Engelbrecht ohne Dich funktioniert. Wahrscheinlich werde ich zwischendurch einmal ein paar Besuche machen. – „Was, Sie schon wieder…!“
Und in drei Wochen, wenn Du wieder da bist, wird es zwischen Deinem Vater, „Herrn Scherer“ und mir Streit um Dich geben: „Nein, ich will Bert“ – „Nein, Bert gehört mir!“ – „Zuerst brauche ich Bert“ – „Lassen Sie Ihre Hände von Bert! “ – „F….!“ – „Transtronic….!“ – „Sportster…!“ Und dann wird Fräulein Waldvogel uns unterbrechen und sagen: „Entschuldigen Sie bitte, aber Herr Blum von der Auctor ist am Telefon und möchte mit Bert sprechen…“

Marianne hat gesagt, Du hättest gefaxt, das Wetter sei „recht gut“ und es gehe Dir auch „recht gut“. Natürlich wünsche ich Dir, dass es Dir nicht nur „recht gut“, sondern sehr gut geht (nur nicht so gut, dass Du sagst: „Familie Engelbrecht zieht jetzt nach Neuseeland.“) Denn besuchen könnte ich Dich unmöglich. Mir wird schon schwindlig, wenn ich nur an’s Fliegen denke.
Zwischendurch hatten wir auch einmal sehr mildes, frühlingshaftes Wetter. Das war eine regelrechte Wohltat! Charly war ganz „happy“ und sprang freudig herum. Und ich empfand Vorfreude auf unsere Weggis-Frühlings-Ausflüge mit dem „Alpine“.
Unsere Spaziergänge und Gespräche vermisse ich echt.

Ich bin aber auch auf Deine technische und moralische Unterstützung bei meiner Büroeinrichtung angewiesen. Der Anrufbeantworter ist immer noch nicht angestellt [Anmerkung: Übrigens auch im Jahre 2003 noch nicht!] und der Fax etwas sehr kurz geschaltet (nach dem zweiten Klingeln schaltet die Maschine auf Fax-Empfang um und anstelle von mir hört derjenige, der mich anruft, nur noch den Fax-Pfeifton). Einen Telefon-Nummernspeicher hat das Ding ja auch, eine Möglichkeit der Gesprächsumleitung in die Wohnung – so glaube ich wenigstens – auch, und noch Fernabfrage usw. Nur habe ich vor soviel Technik Respekt und warte lieber, bis Du wieder zurück bist. Denn Abegg zu fragen, erscheint mir als zu riskant…

Dann möchte (muss) ich (mehr oder weniger) im Büro unten einen zweiten Macintosh installieren. (Man will, dass ich unten arbeite…). Waldvogel und Eichhorn haben mir nahe gelegt, die Buchhaltung – um Zeit und längerfristg auch Nerven zu sparen – mit Hilfe eines einfachen Programms zu machen. Und Eichhorn hat mir auch sonst noch ein paar EDV-Verbesserungen dringend ans Herz gelegt. Momentan stelle ich mir auf dem Papier eine möglichst problemlose, einfache, kostengünstige Hard- und Software zusammen. Ich hoffe, dass die Realisierung problemlos klappt.

So, jetzt habe ich Dir wieder einmal viel (zu viel) erzählt – und es ist auch schon spät. Natürlich könnte ich Dir noch das und jenes schreiben, aber dann würde wohl in Neuseeland das Faxpapier ausgehen.
„I wish you all the best!“ (gesprochen mit der Stimme unseres israelischen Freundes Ari Becker senior).

Mit herzlichen Grüssen
Urs

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