Inserat

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Vorbemerkung: Hier finden Sie Briefe (Faxe) von Urs Beeler an Bert Engelbrecht, Neuseeland.

 

Mythen-Post Mr. Bert Engelbrecht
Postfach 7 3 Patchett Place
6431 Schwyz NZ-Christchurch 8002
Tel./Fax 041 811 20 77 Fax 00643 337 6113

 

Schwyz, den 11.2.97

 

Lieber Bert

Vielen Dank für Dein Fax!

Wie schnell doch die Zeit vergeht. Jetzt haben wir schon bald mitte Februar!

Ich hoffe, dass es Dir gut geht und Du das Leben in Neuseeland geniesst.

Warum Du erst jetzt wieder etwas von mir hörst, hat verschiedene Gründe. Ich habe momentan soviel zu tun, dass ich problemlos noch zwei Leute beschäftigen könnte… (wobei das finanziell natürlich nicht rentieren würde).

Was gibt es Neues zu berichten? Heute werde ich symbolisch auf dem Schwyzer Hauptplatz anlässlich des letzten Schwyzer Fasnachtstages hingerichtet! Der „Bote“ brachte bereits am Samstag eine Fotomontage – ich als „Blätz“ auf einem Scheiterhaufen. Die müssen stinksauer auf mich sein, sonst würden sie mir kaum symbolisch den Tod wünschen…

Seit rund einem Jahr schon macht der „Bote“ zusammen mit dem Schwyzer Ortsfilz eine Kampagne gegen mich. Irgendwann musste es ja soweit kommen, die Frage war nur wann. (…) Die ganze Problematik zu erläutern, wäre zu kompliziert. Und ich habe heute nicht die Lust dazu.

Für Februar ist es hier jetzt erstaunlich mild, es herrscht quasi eine „Vor-Vor-Frühlingsstimmung“. Irgend etwas „Libidinöses“ liegt aber bereits in der Luft. Neulich sah ich im Fernsehen eine hübsche junge Israelin mit langen dunkelblonden Haaren und wunderschönem, anmutigem Körper. Ich war richtig entzückt und fühlte mich gleich 15 Jahre jünger! [Anmerkung: Ja, so ist der Beeler…]

Ich glaube nicht, dass ich bis heute in meinem Leben – ausser einem solchen hübschen Ding – etwas verpasst habe. Irgendwie habe ich immer das getan, was aus mir herauskam. Aber dass ich nicht mehr 17 oder 18 Jahre alt bin, frustriert mich schon ein wenig. Für die „Hübschen“ und „Knackigen“ bin ich bereits – mit bald 34 – ein „Opa“. Wobei das Alter beim Mann glücklicherweise ja nicht so ein Problem ist wie bei der Frau.

Apropos hübsche Frauen: die hübscheste 13jährige Schwyzerin, die es je gab, Sandra I., lebt heute verheiratet in Italien. Interessant: Die Schwester ihres Ehemanns ist mit Sandras Bruder P. verheiratet und wohnt in B.

Mädchen sind doch das Faszinierendste, was es gibt auf der Welt! Geld ist schon interessant, wie auch Autos, Computer und viele andere schöne Dinge. Aber die Ästhetik einer hübschen Frau fasziniert mich am meisten.

Ein schöner Strand mit weissem Sand, strahlend blauer Himmel, sauberes Wasser, Palmen, Liegestuhl, daneben erfrischende kühle Getränke, eine Schönheit, die einem gefühlvoll den Nacken massiert, die warme Sonne auf der Haut, herrliche saubere Luft zum tiefen Einatmen – Du weisst, mein lieber Bert, was ich brauche… (Wobei ich – wenn ich wählen dürfte – mir gleich ein paar Schönheiten wünschte: blonde, braune, verschiedene Rassen und Kontinente. Sowohl blonde Miami-Girls gefallen mir gut, wie hübsche Orientalinnen, temperamentvolle Italienerinnen, französische Teenager und und und…) – Genug jetzt, sonst steigere ich mich noch ins Masslose…

Was gibt’s sonst noch zu berichten? Vor einigen Wochen nahm ich an einer Protestaktion vor dem Kloster Einsiedeln teil. Erwin Kessler kam zusammen mit 20 VgT-AktivistInnen, um gegen die unwürdige Tierhaltung (Kuhtrainer, Kastenstände, keine Einstreu für Schweine) des Klosters Fahr, welches dem Kloster Einsiedeln unterstellt ist, zu demonstrieren. Das riesige schwarze Transparent „Tierelend hinter Klostermauern“ kam vor dem Kloster hervorragend zur Geltung. Weitere solche Aktionen sind geplant.

Erwin Kessler ist (…) hochintelligent, mutig (…). Eines Tages wird er – davon bin ich überzeugt – als revolutionäre Persönlichkeit und Kämpfer für die Rechte der Tiere in die Geschichte eingehen. (…)

Übrigens: W. ist derzeit in Neuseeland. Er wohnt bei seinem Schwager D. S.-C. in Auckland (?) bzw. der Nähe davon. Gerade vorhin habe ich D.M. angerufen. Er hat mir die Tel.-Nr. gegeben: xy. Sicher würde sich W. (wenn er auch charakterlich etwas von einer Schlange hat) über einen Telefonanruf von Dir freuen! [Anmerkung: Beeler sieht W., der eine Schlange ist, viel zu gut. Bert Engelbrecht durchschaute W. von Anfang und und rief ihn nicht an. Er ist auch einer von den Kompromisslosen. Gut so!]

So, das wär’s für heute.

Viele Grüsse
Urs

 

Schwyz, den 31.3.97

 

Lieber Bert

Herzlichen Dank für Deinen Fax vom 16. März! Ich hatte mir bereits echt Sorgen gemacht, weil ich so lange nichts von Dir hörte.

Betr. W. hast Du sicher nichts verpasst. Wahrscheinlich war es besser, dass Du das „Chnüschti“ in Neuseeland nicht gesehen hast. Ich spreche aus aktueller Erfahrung. Am vergangenen Samstag sind wir beide nach Zürich gefahren, um einen Renault Mégane Scénic anzuschauen. Dieses Auto kann man (auch) vergessen. W. war zu Beginn der Fahrt recht angenehm. Aber zum Schluss wurde es mühsam. Furchtbar, wie der eng denkt! So ein kleinkariertes Weltbild! Und das Schlimme: nicht mehr zu korrigieren. Er ist nicht fähig, seine eigenen Denkfehler zu erkennen. Hoffnungslos! „Unterordnen“, „sich einfügen“, „richtig angezogen sein“, „man kann halt doch nichts machen“ – und solcher Quatsch erzählte er. Du kannst Dir sicher vorstellen, wie ich darauf reagierte… [Anmerkung: Wie wahr…]

Was gibt es sonst zu berichten? Mutter ist wieder in der Höhenklinik Ad. in U. Sie hatte leider erneut grosse Mühe mit dem Atmen, dass es (leider) keine andere Wahl gab.

Am vergangenen Samstag vor vierzehn Tagen ist mir noch der Macintosh IIsi im Büro ausgestiegen. Kurzschluss im Netzteil, welcher (so wurde wenigstens vom Techniker behauptet) „auf das Bord übersprang“. Aufbieten des Pikett-Dienstes inkl. Ersatzteile fast Fr. 2’000.–! Ich weiss, dass jetzt 99% der Leute sagen würden: „Dafür kann man ja einen Neuen kaufen“. Nur wäre es nicht ratsam gewesen, einen Neuen zu kaufen, weil es dann Probleme mit der alten Software gibt. Obwohl’s teuer war, habe ich schon das Richtige gemacht (hatte gar keine andere Wahl). [Anmerkung: Der Montag hätte als Reparaturtag auch noch gereicht. Und vermutlich hätte das Bord gar nicht ersetzt werden müssen. Doch Beeler war ungeduldig und der Techniker nützte die Notsituation (mit ziemlicher Sicherheit) aus, um ein Geschäft zu machen.

Leider lässt sich der Fall nicht mehr genau nachkonstruieren, da der Techniker das angeblich defekte Bord mitnahm.

Heute könnte Beeler die Sache selber überprüfen/reparieren, da er mittlerweile problemlos in der Lage ist, den IIsi selber auseinandernehmen und wieder zusammenbauen. Aber dies war damals eben noch nicht der Fall.]

Mein 20-Franken-Taburettli wurde ebenfalls ersetzt. Jetzt sitze ich auf einem halben Direktionssessel für Fr. 1’326.– (von SCHWEGLER). Eleganter dunkelblauer Stoff, Metallgestell verchromt, breite Rollen – der Stuhl würde Dir wahrscheinlich auch gefallen. Ein Nachteil hat dieser Sessel leider: Die Sitzfläche (gab’s nicht kürzer) ist für meine kurzen Beine etwas zu lang. Etwas Besseres als diesen Wingos 202 von Interstuhl habe ich jedoch nirgends gefunden.

Allgemein: Die Schweiz wird immer biederer und angepasster. Niemand – ausser Erwin Kessler, Chr. B. und meine Wenigkeit – getraut sich noch offen zu sagen, was er denkt. [Anmerkung: Etwas stark verallgemeinert, aber tendenziell zutreffend.] Furchtbar! Es ist nötig, dass ich da wieder einmal richtig auf den Putz haue…

Mädchen? Zum Teil sieht man immer wieder ein paar Hübsche. Doch alle (?) „falsch programmiert“. The old problem.

Das Vernünftigste, was man in der Schweiz tun kann, ist arbeiten. Ich stecke momentan total in der seit zwei Jahren angekündigten und jetzt endlich vollzogenen Radikal-Reorganisation drin. 95% Ballast weg, 5% Essenz behalten. Zur Zeit läuft parallel dazu eine Computer-Evaluation. Meine Maschinen sind total veraltet. Ich muss mich jetzt auf den neusten Stand bringen: schneller Rechner, grosser Farbbildschirm, Scanner, Foto-CD, Internet-Anschluss etc. Nicht reden – handeln. Die Zukunft beginnt jetzt.

Ich habe viel zu viele Fehler in der Vergangenheit gemacht. [Anmerkung: Zum Trost – andere auch…] Ein grosser Schlussstrich darunter – und dafür ein durchdachter Neuanfang. Weg vom Opa-Denken…

Nachträglich herzliche Gratulation zum 70. Geburtstag Deines Vaters. Spezielle Grüsse auch an Dich von Frank Tamborini. Er arbeitet seit 1 1/2 Jahren – stell Dir das vor! – nicht mehr bei O.M. O.M. sei „ein alter Mann geworden“ und es habe nicht mehr funktioniert. Seit die schönen 5er Turbos, Alpine’s etc. nicht mehr produziert würden, sei es mit der Garage kontinuierlich bergab gegangen. Diesen Sommer soll O. sogar die Renault-Vertretung verlieren (noch nicht offiziell).

„Frank“ arbeitete danach in einem speziellen Tuning-Betrieb, wo sie Audi’s, Renault’s etc. für betuchte Kunden frisierten. Frank erzählte von einem alten R 5 Turbo (Mittelmotor), dem sie einen Clio-16V-Motor einbauten und einen Turbo verpassten. Das sei ein absolutes „Geschoss“ gewesen, wogegen der 300 PS starke Gruppe B Renault 5 Turbo von Surer geradezu langsam gewesen sei.

Wie kam es zum Kontakt mit Frank? Ich erkundigte mich, ob er ein „vernünftiges Auto“ für mich wisse. Daraus entwickelte sich ein über 1stündiges Telefongespräch. Wir redeten von der „guten alten Zeit“, den tollen alten Renault’s usw. (das Gespräch würde locker einen 10seitigen Fax ergeben…)

Frank erkundigte sich natürlich auch nach Dir und schwärmte, wie Du schön zu Deinem Alpine geschaut hast und er besonders gern für Dich gearbeitet habe. „Bert Engelbrecht sprach nicht besonders viel, aber was er sagte, darauf konnte man bauen“, meinte Frank. Du seist ein ganz flotter Typ usw.

Tamborini tauschte seinen fünfjährigen R5 GT Turbo gegen einen zweijährigen Clio 16V. Dass bei diesem Geschäft er der Dumme gewesen sei, habe er erst im nachhinein gemerkt. 16-Ventiler seien nichts für Turbo-Freaks. Später habe er einen Lancia Delta HF Turbo gekauft. Alle 8000 km ein neuer Satz Reifen. Es sei ein furchtbares Auto gewesen und er müsse wohl beim Kauf geistig umnachtet gewesen sein…

Auch Frank sieht die neuen Autos mit gemischten Gefühlen (obwohl er ev. im Kt. Glarus zusammen mit einem Kollegen eine Renault-Vertretung übernehmen wird). Etwas Spass habe er noch mit einem Audi Turbo-Diesel gehabt, den sie auf 169 PS frisiert hätten. Der sei nach dieser Kur gar nicht mehr wie ein normaler Diesel zu fahren gewesen…

Alte Kompressor-Polos mit über 200 PS hätten sie übrigens auch noch gemacht – und die seien „hübsch marschiert“… (wobei ein Turbo halt nach wie vor schöner zu fahren sei als ein Kompressor).

Frank kennt sich punkto Tuning wirklich durch und durch aus. Er habe sich jeweils um’s Mechanische gekümmert und ein Elektronikspezialist um die Zündung etc. Das habe sehr gut harmoniert, meinte er. Gegenüber der Tuning-Werkstatt, in der er nach „Schwanden“ gearbeitet habe, sei O.’s Garage „ein Kuhstall“ gewesen…

  1. hat mir noch am Samstag Bilder von Neuseeland (nur von der Nordinsel) gezeigt. Das Land macht einen sehr sauberen Eindruck und auch die Luft scheint sehr gut zu sein. Hübsche Mädchen gäbe es jedoch sehr wenige, meinte W. Viele Neuseeländerinnen sähen aus wie Irländerinnen: rote Haare, bleich, relativ grobes Gesicht etc. Auf dem Land sei nichts los. Wenn einer furze, höre man es in 100 m Entfernung. Die Leute seien jedoch nett und er könnte sich durchaus vorstellen, dort zu leben.

Hier wird’s allmählich Frühling. Heute wären wir wahrscheinlich mit dem Alpine nach Weggis gefahren. Es herrscht ein strahlend blauer Himmel, die Luft ist (relativ) gut, auf den Bergen (Fronalp etc.) hat’s noch Schnee. Wenn Dich der Winter in Neuseeland angurkt, komm‘ doch im Sommer in die Schweiz!

Ich fühle mich manchmal wirklich einsam. Zum Glück gibt’s noch Tierschützer Erwin Kessler, der sehr ähnlich denkt und fühlt wie ich. Sonst müsste ich Dich aus Neuseeland entführen lassen… Du fehlst mir, mein lieber Freund. Dass Stöcklin heute in Eurem Haus wohnt, ist ein Schock für mich. Ich hätte es lieber, es wäre diesbezüglich wie früher – und Charly würde noch leben, und in meiner Garage wäre der R14 (SZ 5942) und auf dem Parkplatz der R5 GT Turbo (SZ 14772). Und als Zugabe noch ein hübsches anschmiegsames blondes Florida-Girl…

Viele liebe Grüsse
Urs

 

PS: Hast Du einmal ein Video von Neuseeland bzw. Christchurch und Deinem Heim gemacht? Das würde mich sehr interessieren. Ich höre schon Deinen Vater auf dem Video sagen: „Hallo, Urs, wie geht’s Ihnen?“

Wahrscheinlich werde ich in diesem Jahr auch eine Video-Kamera kaufen und aktuelle Bilder von hier filmen (enorme Bautätigkeit!)

Ich glaube, dass Kommunikation via Video interessant wäre.

 

Schwyz, den 24.4.97

 

Lieber Bert

Herzliche Gratulation zu Deinem 35. Geburtstag! Stell‘ Dir vor: noch fünf Jahre – und Du bist schon vierzig!

Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Glücklicherweise ist 35 Jahre ja noch kein Alter…

Kürzlich bin ich mit Erwin Kessler auf Tierschutz-Tour gegangen. Ich habe ihm diverse Schweine- und Kaninchenställe gezeigt. Kessler hat Jahrgang 1944, ist also 53jährig. Trotz seinem Alter macht er einen körperlich und vor allem geistig frischen Eindruck. [Anmerkung: Am 12. März 2003 sieht Kessler bei weitem nicht mehr so fit aus, sondern „eher klein und zahm“.]

„Mensch, Sie Opa“, höre ich Deinen Vater in meiner Phantasie rufen, wenn ich mir Gedanken über das Alter mache. Tatsächlich, es stimmt schon: man ist nur so alt, wie man sich fühlt.

Vorige Woche war recht schönes Wetter. Erstaunlicherweise kam am vergangenen Sonntag (20. April) nochmals der Winter zurück. Als ich am Morgen aufstand und aus dem Fenster schaute, schneite es.

Ende Mai geht das neue Schwyzer Casino (heisst neu MythenForum) auf. Sonst gibt es nicht viel Neues zu berichten.

Doch: Kürzlich, als ich in der Garage aus dem Micra stieg, grüsste (und „duzte“) mich ein hübsches blondes Mädchen. Ich war total „baff“. Es war so etwas wie „Liebe auf den ersten Blick“. Das Dumme ist nur: ich weiss nicht, wer sie ist und woher sie kommt. Wenn’s bestimmt ist, werde ich (…), sonst halt nicht. Lassen wir das Schicksal entscheiden. Phantasiert habe ich jedenfalls nicht…

Es war ähnlich, wie ich Rawia 1984 in Zürich kennenlernte. Man sieht sich und versteht sich auf Anhieb. Innerhalb 1 Sekunde ist alles klar.

Mit Erwin Kessler habe ich einen recht engen Kontakt. (…) Er ist hochintelligent und total auf sich bzw. seine Tierschutzarbeit fixiert. Kessler und mich verbindet eine Art „Arbeitsfreundschaft“. Als ich ihn am vergangen Freitagnachmittag auf den Bahnhof in Arth-Goldau brachte, dachte ich mir: „…“ [Anmerkung: Tatsächlich ist es eine Arbeitsfreundschaft. Zu Bert Engelbrecht besteht ein viel engeres, perönlicheres Verhältnis.]

Was gibt es sonst noch zu berichten? Ich stecke immer noch voll in der Reorganisation drin. Parallel dazu findet eine Computer-, Bildschirm- und Scanner-Evaluation statt. Entscheiden werde ich mich voraussichtlich im Sommer. [Anmerkung: Beeler macht keine halbe Sachen. Und wartet zu. Erst in den Jahren 2000-2003 bekommt er technisch das, was er seit Jahren suchte. Hier hatte er – nach langem Suchen und Frust – schliesslich Glück.]

So, das wär’s für heute. Geniesse das Leben in Neuseeland. Und falls Dich das baldige Winter-Klima dort angurkt, komm‘ doch in die Schweiz!

Ein schönen Geburtstag wünscht Dir

mit vielen lieben Grüssen
Urs

 

PS: Auch Mutter und Kinski wünschen Dir einen schönen Geburtstag. Ich solle Dir ausrichten: „Mögen alle Wünsche von Bert in Erfüllung gehen!“

 

 

Schwyz, den 11.5.97

 

Lieber Bert

Vielen Dank für Deinen Fax vom 25.4.97.

Es freut mich, dass Dein Geburtstag schön gewesen ist. Besonders interessiert habe ich gelesen, dass Du eine sehr intelligente C. kennengelernt hast (ich suchte vorhin den betr. Fax, fand ihn aber leider nicht. Irgendwo wird er aber sicher sein).

Wenn Bert Engelbrecht das sagt, muss das wirklich eine ganz aussergewöhnliche Frau sein! Denn ich kenne niemanden, der Frauen so nüchtern (emotionslos?) und objektiv richtig beurteilen kann wie Du! Ich würde an Deiner Stelle mit ihr sofort ausgehen (ich nehme an, dass Du das schon getan hast). Wobei: du weisst selber am besten, was richtig ist.

Vorgestern ist W.K. – nach längerer, schwerer Krankheit (Kieferkrebs) – gestorben ist. Obwohl er und ich hie und da (betr. Renovationen an unserem Haus) einen Strauss ausgefochten hatten, mochte ich ihn rechte gut (und er mich sicher auch). K. war ein Typ, der laufend träfe Sprüche ‚drauf hatte. Er konnte gut „Geschichten“ erzählen. Charakteristisch: sein ostschweizerischer Dialekt, der akustisch wie der eines netten Märchenonkels klang.

  1. war nicht nur ein Baufachmann (erfahrener Praktiker! Wobei leider auch mit Fehlern, wie sich herausstelle. Weil er es „nicht besser wusste“ oder einer „falschen Sichtweise“ folgte?), sondern konnte auch recht gut Menschen beschreiben. V.Z. bezeichnete er z.B. als „Kerzenschmelzer“, mich als „50% Grünen“ etc. Über Dich sagte er, dass Du ein „ganz seriöse und nette Kerli“ seist.

Seit Dezember 1995 hatte sich K.’s Gesundheitszustand – trotz div. Operationen etc. – zusehends verschlechtert. Am Schluss habe er noch 40 oder 45 Kilogramm gewogen. Für seine Frau xy waren die vergangenen Monate eine starke Belastung (sie pflegte K. zuhause in Rickenbach).

„Jetzt lueg‘ i d’Radiesli vo unnä a“, würde K. jetzt wohl in seiner bekannten Weise über seinen Tod sprechen. Im Prinzip sollte man über den Tod ja auch in der Art reden, weil es zu traurig und schmerzhaft ist, einen netten Menschen zu verlieren.

Überhaupt sollte man lernen, alles etwas humorvoller und optimistischer zu nehmen. Das Leben ist doch so kurz. Wozu frustriert sein?

Schade ist einfach, dass die meisten Menschen aus dieser Erkenntnis keinen praktischen Schluss ziehen und sagen: „So, Schluss jetzt mit meinem biederen Dasein. Jetzt sind Spass und Liebe angesagt!“ Stattdessen lassen sich die Leute lieber knechten und leben weiter mit fesselnden Konventionen. Ich hoffe, dass ihr wenigstens in Neuseeland etwas mehr Freiraum habt.

Schlimm ist einfach kleinkarierte Denken der Leute. [Anmerkung: Beelers ewiges Jammern „wegen der Gesellschaft“.] Dabei ist es doch scheissegal, was der Nachbar, die Behörden etc. denken. [Anmerkung: Sicher selber emanzipieren heisst der Schlüssel!]

Was gibt es sonst zu berichten? Mein Portrait-Monitor im Büro hat an Qualität abgegeben (oder ist es das neue Board mit einer ev. etwas anderen integrierten Videokarte?). Niemand weiss die genauen technischen Gründe, wieso ich bereits nach einer Stunde Arbeit jeweils müde Augen habe. Oder ist es der herumfliegende Zeitungsstaub, der irritiert? Ja, der Bildschirm (wohl eine andere Bildröhre) vom Computer im Büro war nie so gut. Vielleicht muss es jetzt auch so sein, damit ich mir endlich eine schnellere Maschine mit einem grossen Farbmonitor kaufe. Wahrscheinlich macht es auch gar keinen Sinn, noch viel Zeit und Geld in das „alte Guetzli“ zu stecken. Obwohl mich der genaue Grund natürlich interessieren würde (Du kennst mich!). Es gäbe nur eine einziges Board mit integrierter Videokarte für den Macintosh IIsi, sagte mir ein Techniker von Apple Deutschland; dieselbe Auskunft bekam ich auch bei Apple Schweiz. An der eingebauten Videokarte könne es – mit allergrösster Wahrscheinlichkeit – nicht liegen. Vermutlich liegt es tatsächlich am Bildschirm (am unteren Rand leichter „Nebel“). [Anmerkung: Beeler ist ein absoluter Perfektionist und verschwendet in solchen Dingen Unmengen von Zeit…]

Wenn ich mir manche Monitore in anderen Büro anschaue, bin ich jedoch mit meinem Bildschirm schon wieder fast zufrieden. Vielleicht sind meine Ansprüche zu hoch. Aber dann kommen eben wieder meine Zweifel…

Die Anschaffung eines neuen Computers kostet Geld und die Geschäfte laufen momentan nicht besonders rosig. Soll ich versuchen, mir einen Zustupf an der Börse zu holen? Nachdem Digital bis auf 25$ gefallen waren, sind sie jetzt wieder auf rund 32$ gestiegen. In diesem Sommer soll – wenn ich mich nicht täusche – eine neue Alpha-Rechner-Generation auf den Markt kommen. Vielleicht werde ich mir am Montag einen Posten von 500 Digital-Aktien kaufen, und wenn sie steigen, nochmals 500. Innerhalb von einem Monat sollten Fr. 10’000.– Gewinn drin liegen. Oder sehe ich die Sache zu euphorisch?

Eine Alternative wären Intel. (…)

Das Gold ist zwar gestiegen, aber ob der leichte Aufwärtstrend anhält?

(…)

Leider habe ich das blonde Girl (wie fast schon üblich bei solchen Begebenheiten) nicht mehr gesehen. Ich weiss nicht einmal, wo suchen. Da hilft nur noch der Spruch Deiner Mutter: „Was soll’s…“ Und Dein Vater tröstet mich in meiner Phantasie: „Es gibt noch andere Mütter mit schönen Töchtern…“ (Das hat er mir übrigens tatsächlich einmal gesagt. Den Spruch finde ich gut!)

(…)

Mit Gruss
Urs

 

 

PS: Vergangene Woche war an einem Morgen herrliche Föhnstimmung. Ich dachte den sportlichen R 5 GT Turbo, den superbequemen R 14, den Lukmanier und all die anderen schönen Pässe, die wir gemeinsam überquerten. Ich hoffe, dass wir das alles miteinander irgendwann einmal nochmals erleben können. Zur Not mit einem Citroën Xantia mit Normalglas direkt aus Frankreich (in die Schweiz werden alle mit getönten Scheiben importiert.). Am liebsten aber wäre ich Millionär und würde mir in Frankreich von Grund auf (aus Ersatzteilen) einen roten R 5 GT Turbo (Jg. 85) und einen roten R 14 Spezial (Jg. 79) aufbauen lassen. (Ich hätte diese beiden tollen Autos niemals weggeben dürfen! – Gelobt seien die damaligen Renault-Konstrukteure!) [Anmerkung: Beeler ist betr. diesen Autos wirklich unglaublich sentimental.]

Die Dänemark-Reise würde ich mit Dir auch nochmals gerne machen, ebenso die abendlichen Bier-Ausflüge in die Kleinstadt nach Brunnen, wo’s das beste und herrlichste Bier ab Fass der Schweiz gibt! In meiner Phantasie gellt ein alles durchdringender Klageruf durch den Talkessel Schwyz.

 

Schwyz, den 1.8.97

 

Lieber Bert

Vielen Dank für die lieben Geburtstagsgrüsse! (Fax vom 7.6.97). Und entschuldige vielmals, dass ich mich erst jetzt melde. Ich schufte wie ein Wahnsinniger.

Natürlich habe ich meinen Geburtstag mit Arbeiten verbracht. Zum Feiern gibt’s hier ja (…) keine Leute…

Ein bisschen gefeiert haben wir aber doch. Kinski hat Super-Erdbeer-Stücke organisiert (so gute habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gegessen – und das will etwas heissen!) und Mutter hat ein sehr gutes Mittagessen gekocht. Es war ein friedlicher, netter Tag, so wie eigentlich jeder Tag sein sollte. (Mutter und Kinski gaben sich besonders Mühe).

Mehr und mehr entwickle ich mich zum Staatsfeind. In der Schweiz wird nur noch Mist produziert – auf allen Gebieten, sei es in der Landwirtschaft, im Verkehr, in den Schulen – überall. Ich habe Erwin Kessler’s Buch „Tierfabriken in der Schweiz – Fakten und Hintergründe eines Dramas“ gelesen. Dieses Buch zeigt klar auf, wie unser Staat in der Praxis funktioniert und wie korrupt und verlogen alles ist.

Mit den Digital habe ich „zugeschlagen“ und rund Fr. 2’000.– verdient. Anschliessend kaufte ich 100 Intel (jedoch zu teuer: Fr. 215.50). Ich dachte, dass sie innert kürzester Zeit 10% steigen würden. Das Gegenteil war jedoch der Fall: (…)

Am 13. Juli fand ein Split statt – und ich verkaufte am 14., was – nachträglich betrachtet – falsch war! Innerhalb von zwei Wochen hätte ich jetzt über Fr. 5’000.– (statt Fr. 500.-) verdienen können. Selber schuld. Doch glücklicherweise ja kein Verlust.

Ich hatte einfach nicht mehr die Nerven, länger zu warten. (Zu viel Stress!)

(…)

Ein „Bänkler“, der auf biedere Schweizer Aktien (Banken/Chemie) setzte, konnte ich den vergangenen beiden Jahren problemlos 40-50% Gewinn machen! (…)

Umgekehrt: ich habe in den vergangenen beiden Jahren sehr viel gelernt. Auch sollte ich mich nicht beklagen: denn immerhin gab es – zum Glück – keinen Verlust!

Wichtig ist das Timing und eine gute Nase. Zu viel berechnen bringt nichts; man vertrödelt nur Zeit. Man muss spontan (aber nicht leichtfertig) sein.

Du hast mir einmal gesagt, dass man mit einem Segelschiff auch bei Gegenwind vorwärts kommen kann. (…) [Anmerkung: Ja, aber wenn der Markt total zusammenbricht, kann man auch mit der Brechstange nichts ausrichten. Im Gegenteil. Man geht dabei drauf, was Beeler in den Crashjahren 2000/2001 erleben wird.]

Ich hoffe, dass Du Dir ein schönes weiteres Haus findest und es auch bekommst. (Die Immobilienpreise in der Schweiz sind immer noch viel zu hoch.) (…)

Sobald es Neuigkeiten betr. der Computer-Evaluation gibt, werde ich Dir diese mitteilen.

Erwin Kessler wurde in Zürich wegen seiner scharfen Schächt-Kritik zu zwei Monaten Gefängnis unbedingt verurteilt (Verstoss gegen das ARG). Ein Witz! Er hat natürlich bereits Berufung eingelegt. Die Sache wirbelte in der Schweiz viel Staub auf (Titelseite im Tages-Anzeiger, Bericht im Fernsehen, Radio etc.)

Mutter wird sich einer Augenoperation unterziehen müssen; sie sieht in einem Auge nur noch verschwommen. (…) Das ist wirklich hart, denn schon unter dem schweren Asthma und den Medikament-Nebenwirkungen (Schwindelgefühl) vom ehemaligen Spital-Schwyz-Aufenthalt hat sie zu leiden. Ich hoffe inständig, dass die Operation gut gelingen wird.

Beste Wünsche, dass es Dir gut geht und der Winter nicht allzu mühsam ist.

Geniesse das Leben in Neuseeland!

Mit vielen lieben Grüssen
Urs

 

PS: Heute ist noch nationaler Abfallverbrennungs- und Knalltag. Jedes Jahr derselbe Schwachsinn.

 

Schwyz, den 14.9.97

 

Lieber Bert

Vielen Dank Deinen Fax vom 20.8.97.

Es ist verrückt, wie schnell die Zeit vergeht. Jetzt kommt schon wieder der blöde Herbst. Einen eigentlichen Sommer hatten wir hier ja keinen. Sommer wurde es heuer bei uns erst im August.

Und schon bald kommt wieder der blöde Winter.

Momentan stecke ich in so viel Arbeit, dass ich nicht einmal Zeit habe, depressiv zu werden. Vielmehr stellt sich die Frage, woher ich die Energie für die bevorstehende Arbeit nehmen soll. Eigentlich hätte ich schon lange Ferien nötig. Aber da Du ja nicht hier bist – mit wem sollte ich in die Ferien gehen? Und allein könnte ich mich nicht entspannen und würde ohnehin nur immer an Arbeit denken (fast wie Dein Vater).

Glücklicherweise musste meine Mutter das Auge noch nicht operieren lassen. Oechslin (Augenarzt) sagte, er wolle noch 1 Jahr warten und schauen, wie sich die Sache entwickle. Gesundheitlich geht’s Mutter dennoch nicht besonders gut. Das Asthma macht ihr schwer zu schaffen. Ich kann nur hoffen, dass es nicht noch schlimmer wird.

Ich bin froh, dass es Erwin Kessler gibt – sonst würde ich mich wirklich geistig total einsam und verlassen fühlen. Erwin – er machte kürzlich im „Bacco“ mit mir „dutzis“ – ist ein interessanter Mensch. (…)

Ich kenne keinen (lebenden) revolutionäreren Menschen als ihn und bin überzeugt, dass er und seine kämpferische Arbeit eines Tages in die Geschichtsbücher kommen. [Anmerkung: Wobei nur die Kesslersche Tierschutzarbeit hervorragend ist. Persönlich ist Beeler von Kessler eher enttäuscht.] Was er gesellschaftlich (für die Tiere) leistet, ist gigantisch. Soviel Mut und Kompromisslosigkeit habe ich noch bei keinem Menschen erlebt. Er ist schlichtweg genial (das sagen auch andere).

Im August demonstrierte er einmal mehr mit VgT-AktivistInnen vor dem Kloster Einsiedeln (wegen der unchristlichen Tierhaltung im Kloster Fahr, welches dem Kloster Einsiedeln unterstellt ist). Mäster und Bauern griffen die Tierschützer an. Kessler und seine Leute setzen sich zur Wehr etc. – Soviel „Action“ gab’s auf dem Klosterplatz wohl noch selten…

Gemeinsam machten wir kürzlich zusammen mit zwei AktivistInnen Recherchen. Mit ihm zu arbeiten (…) ist interessant (…). Kessler besitzt auch herrlichen Humor.

Deinem Vater würde er gefallen, weil er unglaublich viel und effizient arbeitet. Unter den Mästern hat Kessler eine Menge Feinde, die ihn am liebsten umbringen würden. Dazu meinte er: „Die einen schauen sich Krimis an, ich mache meine Tierschutzarbeit…“ [Wobei: Beeler und Kessler könnten keinen Tag zusammenleben…]

(…) Ich kann von ihm unglaublich viel lernen [Anmerkung: vom Know How her sicher] und Positives tun.

Gratulation zu Deinem 2. Hauskauf! Ich freue mich, dass es Dir finanziell gut geht. Es ist richtig, solche Investitionen zu tätigen, denn ökonomische Unabhängigkeit ermöglicht persönliche Unabhängigkeit. Ich sehe schon in ein paar Jahren die Schlagzeile im „Boten“: „Rickenbächler wurde zum reichsten Neuseeländer“. Du mit weissem Hemd, Krawatte, darüber ein borderaux-roter leichter Pullover mit V-Ausschnitt… dieser schwerreiche (aber trotzdem natürlich-bescheiden gebliebene) Mann neben einem grünen, eleganten Jaguar-Sportwagen, perfekt gepflegter englischer Rasen, prächtiges stilvolles (aber nicht übertriebenes) Haus usw. – Was man nicht sieht: Ich hinter dem Haus in Deinem Garten neben dem Swimmingpool auf dem Liegestuhl, bekleidet mir kurzen weissen Hosen, zwei reizende blonde Miami-Girls, kühle Erfrischungsgetränke… Aaaahhhhh würde das gut tun.

Ich hoffe, dass Du wohlauf bist, mein lieber Freund.

Geniesse das Leben in Neuseeland!

Mit vielen lieben Grüssen
Urs

 

Schwyz, den 31.12.97

 

Lieber Bert

Vielen Dank für Deinen Fax vom 13. Oktober. Über Deinen kürzlichen Telefonanruf (vom 20. Dezember) habe ich mich riesig gefreut. Das war wirklich eine gelungene Überraschung! Auch Mutter freute sich sehr.

Entschuldige, dass ich solange nichts mehr von mir hören liess. Ich vergrub mich total in Arbeit – nachträglich betrachtet war dies ungesund… Auf Weihnachten hin packte mich ein übler Infekt. Mein Immunsystem hat sich bis heute noch nicht richtig erholt. Ich fühle mich angeschlagen.

Mutter hatte im November einen schweren Infekt und musste wieder für einige Zeit ins „Ad.-„. Ich lenkte mich durch „gesellschaftlichen Kampf“ ab (Bericht über Schwyzer Schweinefabriken in der M.P. usw.).

Die Atmosphäre in Schwyz vor Weihnachten war schlecht: alle mit den Nerven auf dem „letzten Zacken“. Am liebsten hätte ich den „roten Knopf“ gedrückt…

Mittlerweile ist meine Aggressivität einer Vor-Neujahrs-Depression gewichen. Betreffend 1998 mache ich mir keine allzu grossen Hoffnungen, sondern frage mich eher: wie alles am besten bewältigen?

Schwyz wird mehr und mehr verschandelt: MythenForum, Hofmatt, neues AHV-Gebäude, Center-Erweiterung, verschissene Natriumdampf-Strassenbeleuchtung, unzählige neue nüchterne Norm-Neubauten – es ist zum Kotzen!

In den Siebzigerjahren war Schwyz noch schöner – was die vergangenen Jahre abläuft, ist eine Katastrophe! Eine gewaltige Fehlentwicklung findet statt. Ich wünschte, ich könnte all den Mist der vergangenen Jahre korrigieren! Mit mächtigen Caterpillar-Bulldozern…

Ich bin nicht gegen das Bauen an sich. Aber wenn gebaut wird, sollte schön gebaut werden. Aber das bringen manche [Anmerkung: Die meisten?!] Schwyzer Beton- und Hohlköpfe ja nicht fertig!

Praktisch auf allen Ebenen finden zur Zeit Fehlentwicklung statt, z.B. betr. Gentechnologie, industrieller Tierhaltung usw. Man kann zwar dagegen immer und immer wieder ankämpfen – doch um welchen Preis?

Je mehr man sich für das Richtige engagiert, desto weniger rentiert’s (geschäftliche Einbussen). [Anmerkung: Wie wahr!]

Betr. M.-P. muss ich mich neu orientieren. Mein kritischer Journalismus verträgt sich mit dem Markt nur schlecht. Ich habe zwei Möglichkeiten: Entweder mache ich den Wahnsinn mit oder stelle mich quer und nehme dabei finanzielle Einbussen in Kauf. Ich habe mich für letzteres entschieden und hoffe, ich werd’s überstehen…

Finanziell sieht’s momentan schlecht aus. Ich kann froh sein, wenn ich verlustfrei über die Runden komme. Wahrscheinlich muss ich die Auflage reduzieren bzw. auf Doppel-Nummern umsteigen. [Anmerkung: Dies wird später tatsächlich der Fall sein.]

Im Rahmen meiner Möglichkeiten habe ich in den vergangenen zwei Jahren das Beste gemacht. Mit dem alten Konzept komme ich aber nicht weiter – eine Renovation ist (über)fällig.

Da sind wir beim nächsten Problem (das jedoch lösbar ist): Ich muss das technische Manko der vergangenen Jahre aufholen. Bis die neue Anlage einsatzbereit, wird jedoch einige Zeit verstreichen.

Vorher muss ich noch den administrativen Haufen abbauen. Noch immer viel zu viel Ballast der vergangenen Jahre! Ich habe – Zwangsneurose – viel zu viel Material archiviert. 95% davon kann ich wegschmeissen. Die heutige Zeit ist dermassen kurzlebig, dass sich tiefschürfende Analysen gar nicht auszahlen.

Vermutlich nehme ich momentan alles ein bisschen zu schwer, weil ich gesundheitlich angeschlagen bin. Zwei Ärzte haben mir geraten, die Amalgamfüllungen herausnehmen zu lassen. Wenn ich meine Symptome anschaue, könnten die Mediziner recht haben: Nervosität, manchmal ein leichtes Schwindelgefühl, Gelenkschmerzen, geschwächtes Immunsystem, Depressionen etc. Innerlich komme ich mir wie „vergiftet“ vor. Als mögliche Quelle sehe auch ich das Quecksilber-Amalgam (Blut-Test bei Dr. H., K.., ergab als Resultat: Quecksilber-Amalgam-Allergie). Was sollte es sonst sein? Bewegungsmangel? Falsche Ernährung? Elektrosmog? Umwelt? Sicher spielt das alles auch eine Rolle. [Anmerkung: Krankmachend ist die sich im Estrich undicht abgedeckte GLASWOLLE!]

Dr. B. in Bern macht einen Weisheitszahn (der angeblich auf einen Hauptnerv drückt) für meine angeschlagene Gesundheit verantwortlich. [Anmerkung: Die Theorie von Dr. B. ist Unsinn!] Bis heute habe ich jedoch niemanden gefunden, der diese Theorie stützt. B. macht meinen Weisheitszahn (links unten) auch für meine Flugangst verantwortlich. [Anmerkung: Dieser Dr. B. führt jede Krankheit auf Weisheitszähne zurück. So muss man an der Umweltsituation nichts ändern…]

Um eine Krankheit zu heilen, müssten die Ärzte zuerst einmal die Gesundheit verstehen. Ein wirklich ganzheitliches medizinisches Verständnis aber fehlt heutzutage.

An echter Gesundheit der Menschen scheint die heutige Pharmaindustrie gar kein Interesse zu haben. Medizinische Nebenwirkungen können wieder mit neuen Präparaten behandelt werden. – Was zählt, ist „Shareholder-Value“.

Gentech-Nahrung wird neue negative Auswirkungen (durch den Anbau) für die Umwelt und die menschliche Gesundheit (Immunsystem) haben. Die Agro- und Chemie-Multis werden davon profitieren!

Der vermehrte Einsatz von synthetischen Parfüms in Waschmitteln, Weichspülern, Shampoos, Crèmen usw. wird die Zahl der Allergiker weiter ansteigen lassen. Wieviele Jahrzehnte wird es dauern bis das korrigiert wird?

Sorry, wenn ich heute „viel Negatives“ schreibe, aber es sind Dinge, die mir momentan zu schaffen machen. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswüchse, die ablaufen, lassen mich nun ‚mal nicht kalt.

Ist es anderswo besser? Franz Müller (Berufsbekleidung, Seewen) meinte gestern, dass es heutzutage „überall gleich“ sei.

(…)

Tatsächlich hat man nur die Möglichkeit, das persönliche Glück im kleinen Rahmen zu finden.

Nach diesen eher drückenden philosophischen Überlegungen zur Zeit noch etwas Positives: Wir hatten hier einen wundervollen Herbst. Oft und gern dachte ich an unsere hübschen Ausflüge ins Bündnerland.

Wollen wir im kommenden Mai/Juni einmal eine ausgedehnte Europa-Reise unternehmen? Wir sollten jetzt unser Leben geniessen!

Ich danke, dass Eure Familie damals nicht nach Glarus, sondern nach Schwyz zog, sonst hätten wir uns nie kennengelernt. So weiss ich heute wenigstens, dass es einen guten. vernünftigen Menschen in Neuseeland gibt!

I wish you all the best for 1998!

Geniesse das Leben in Neuseeland!

Mit vielen lieben Grüssen
Urs

 

 

PS: Grüsse auch an Vater, Mutter und Jörg.

 

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