Inserat

Inserat

Samstag, 31. Januar 2004

Hallo Frau B.
Mit Ihrer Feststellung, ich sei dominant und würde kontrollieren, haben Sie absolut recht. Bereits ist mir folgende Geschichte in den Sinn gekommen…

Montag, 2. Februar, 14.17 Uhr: Es klingelt an Ihrer Haustüre. Man hört, wie die Türe geöffnet wird. Ein älterer Herr mit schwarzer Hornbrille stellt sich Ihrer Mutter als „Bernd Schulze von der Telecom“ vor und zeigt ihr seinen Ausweis.
Von verschiedenen Anwohnern der Brahmsstrasse seien Störungsmeldungen eingegangen, weshalb es notwendig sei, die entsprechenden Leitungen zu kontrollieren.
Ihre Mutter telefonierte vorhin gerade mit Grossmutter Bangel, der Hörer liegt noch frisch neben dem Apparat. „Dann machen Sie mal…“ sagt sie kurz angebunden gegenüber dem älteren Mann und wendet sich wieder ihrer Schwiegermutter am Telefon zu, die Interessantes zu berichten hat.
Nach einer Viertelstunde meldet sich der nette, ältere Mann bei Ihrer Mutter zurück, die immer noch am Telefon ist. Er habe soeben sämtliche Anschlüsse kontrolliert, es sei „alles in Ordnung“. „Dann ist ja gut“, sagt Mutter Bangel. Der ältere Mann verabschiedet sich freundlich und geht.
Als Sie von der Schule nach Hause kommen, steht vis-à-vis der Brahmsstrasse 1 ein weisser Ford Transit. Auf dem Dach ist eine auffällige Satellitenschüssel montiert.
Vater Bangel ist an diesem Tag etwas früher nach Hause gekommen. „Du, irgend etwas stimmt mit dem Telefon nicht. Da hört man immer so merkwürdige Knackgeräusche.“ Mutter Bangel berichtet, dass ein Mann von der Telecom deswegen bereits da gewesen sei. „Aber wenn der sagte, es sei alles i.O., dann müsste es doch funktionieren…“, erwidert Bangel.
„Du, Jasmin, ist Dir etwas aufgefallen?“ fragt Vater Bangel weiter. „Neh“, vernimmt man kühl aus einem Zimmer. – „Dann ruf mal rasch bei der Telecom an, vielleicht können die etwas Genaueres sagen“.
Interessant: Bei diesem Anruf bei der Telecom scheint der Anschluss wieder perfekt zu funktionieren. „Telecom Störungsdienst – Guten Tag – Wie können wir Ihnen helfen?“ erklingt eine freundliche Stimme. „Mein Name ist Bangel. Ich wohne hier an der Brahmsstrasse 1 in Bargteheide. In unserem Quartier scheint es Störungen mit dem Telefonnetz zu geben. Am Nachmittag war bereits einer Ihrer Service-Leute bei uns…“ – „Bitte warten Sie kurz, ich überprüfe das gleich…“
Nach einer Weile meldet sich die nette Telecom-Stimme wieder: „Nein, es ist alles in Ordnung. Aus Bargteheide liegen uns keine Störungen vor.“
Ein Herr Bernd Schulze arbeite nicht in der Region Bad Oldesloe und Umgebung. Und: „Tut uns leid. Vermutlich ein Missverständnis.“
Die Deutsche Telecom Störungsdienst-Mitarbeiterin verabschiedet sich freundlich.
„Merkwürdig“, meint Vater Bangel…
„Essen ist fertig“, ruft Mutter Bangel aus der Küche. Vater Bangel: „Was gibt’s?“ – „Dein Lieblingsgericht“, kommt als Antwort.
„Mutti, das schmeckt wirklich vorzüglich!“ lobt sogar Tochter Jasmin.
Die Probleme mit dem Telefon sind damit „gegessen“ und ebenso interessiert sich an diesem Abend niemand mehr für den älteren Mann mit schwarzer Hornbrille im Telecom-Kombinaison…

Dienstag, 3. Februar 2004, 13.00 Uhr: Sie befinden Sie auf einem der vielen, schön gepflegten Sitzbänke in Bargteheide und geniessen die an diesem Tag überdurchschnittlich warme Wintersonne. „Hast Du von Beeler wieder mal was gehört?“ fragt Ihr Freund. „Nein“, lautet Ihre Antwort. Sie streichen Ihrem Freund, das Gefühl der Sicherheit und Zuneigung gebend, sanft mit Ihrer rechten Hand an seinem linken Oberschenkel hinunter. Auch Sie selbst fühlen sich erleichtert und richten Ihr Gesicht – Augen geschlossen – entspannt der Sonne entgegen. Mögen die wärmenden Strahlen der Wintersonne Ihrem hübschen und gepflegten Gesicht zu noch mehr Schönheit und noch schönerem Teint verhelfen.
Auf der Bank rechts sitzt ein gut gekleideter Mann in den mittleren Jahren. Vermutlich ein Geschäftsmann oder Rechtsanwalt. Er liest die FAZ. Was Ihnen nicht auffällt: In seinem rechten Ohr steckt ein kleiner Knopf und die Mappe, die links von ihm auf der Bank liegt, ist leicht geöffnet…

Mittwochmorgen, 4 Februar 2004: Wieder begegnet Ihnen auf dem Weg zur Schule dieselbe Frau mit Kinderwagen wie bereits tagszuvor. Was Sie nicht wissen: Im Kinderwagen befindet sich kein Säugling, sondern bloss eine Puppe…

Donnerstagmorgen, 5. Februar 2004: Ein silbriger 7er BMW der neusten Baureihe steht in der Nähe der Anne-Frank-Schule. Darin zwei Typen mit dunklen Sonnenbrillen. „Waren die nicht schon am Dienstag oder gestern da?“

Freitag, 6. Februar 2004: Ihnen fällt auf, dass der weisse Ford Transit mit der auffälligen Satellitenschüssel auf dem Dach „vom Montag“ immer noch vis-à-vis der Brahmsstrasse 1 steht…

 

Sorry, liebe Jasmin…
Ja, ich bin dominant und ein Kontrollfreak!
Ausserdem habe ich Ihnen Dinge geschrieben, die ich vielleicht besser nicht so formuliert hätte. Aber wie ich Ihnen bereits am Telefon schon sagte: Auch ich bin – leider – nicht vollkommen.
P’s. „ungeheuerlicher“ Spruch „Alle Frauen sind…“ müssen Sie (aus der Situation heraus) verstehen. Der Spruch stammt nicht von mir. Zweitens stimmt er nicht, weil er viel zu pauschal ist. Drittens werden solche Sätze von Männern gesagt, wenn sie sich gekränkt fühlen. Daran sind Sie nicht ganz unschuldig!
Möglicherweise habe ich Ihnen auch etwas weh getan, ohne, dass ich es wollte.
Der sensible Kessler z.B. kann ungeheuer beleidigend sein, wenn er sich verletzt fühlt.
Nach etwas Distanz habe ich mir überlegt: WIESO sind Sie mir in den vergangen Wochen immer wichtiger geworden sind. Der Grund. Sie haben mir Bestätigung und irgendwie auch Power gegeben. Klar, dass man dann von diesem „Mittel“ (oder Droge?) immer mehr zu bekommen versucht.
Irgend etwas „Spezielles“ müssen Sie an sich haben, sonst hätten Sie mich nicht auf Touren gebracht! Was ist es? Weibliche Raffinesse? Letzteres werden Sie vermutlich nicht gerne hören. Aber Prof. Ulrich Clement, Paartherapeut, weiss so einiges über Frauen zu berichten…
Es ist mir ein alter Fehler passiert: Wenn mich eine Frau anzieht, entwickle ich jeweils so etwas wie einen „Turbo-Schub“ (beim Auto) oder Nachbrenner (beim Jagdflugzeug), klappe den Hebel voll nach vorne. Wenn dann plötzlich der Treibstoff abgeklemmt wird – Sie wissen, was passiert…
Bossert hat recht, wenn er sagt, ich müsse auf mich selber bauen – und mich (Meine Meinung: nicht in der Isolationssache, sondern „in Sachen Bangel“) „am Riemen reissen“. Jedoch: Ich habe immer das Gefühl, mit der „richtigen Frau“ an meiner Seite hätte ich die DOPPELTE oder DREIFACHE ENERGIE. (Eine immense Versuchung!!!) Gleichzeitig werde ich dadurch aber abhängig, was mich dominant und zum Kontrollfreak (siehe oben) macht. Denn ich habe bei einem anderen Menschen ja nie absolute Gewissheit – und möchte (muss für den „Kick“) die Treibstoffzufuhr sicherstellen. Mit allen Mitteln!
Was halten Sie von dieser Theorie?
Aber am besten legen wir unsere Beziehung – zum Abkühlen – wohl etwas auf Eis. Oder sollen wir tatsächlich einen Paartherapeuten, wie z.B. Prof. Ulrich Clement (siehe http://www.ulclement.de/), der gestern auf SWF 3 kam, konsultieren? Er ist ein Profi, der wirklich „drauskommt“.
Oder wir machen im Frühling ’04 zusammen mit Herrn Bossert und seiner Frau einmal Ferien in Südfrankreich. Goldener Mai, strahlend blauer Himmel, duftende Blumen, schönes romantisches Hotel, wunderbare Zimmer, traumhafter Ausblick von den Hotelzimmern aus auf die Gegend, phantastische Küche, erkunden in Ausflügen die herrliche Umgebung, studieren die Architektur, erfreuen uns an alten Bauten. Bossert erzählt uns Wissenswertes über die Baukunst der alten Römer. – Eine traumhafte Ferien- und Bildungsreise.
Was meinen Sie, Jasmin?
Mit herzlichen Grüssen
Urs Beeler

Gespräch unter Männern:
Urs Beeler: „Glauben Sie, dass die Beziehung Beeler/Bangel überhaupt je eine Chance haben kann?“
Dipl.-Ing. und Paartherapeut Paul Bossert: „Nur, wenn Sie sich streng am Riemen reissen!“

 

Amüsantes

Inserat

Inserat