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Abwanderung vom Industrie- in den Dienstleistungssektor

In der westeuropäischen Industrie ist eine Umwälzung von grosser Tragweite im Gange. Dieser Prozess ist vor allem in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie zu bemerken. Er wird sichtbar in Betriebsschliessungen, Firmenverlagerungen und im zunehmenden Personalabbau. Die Schrumpfung von Betriebs- und Beschäftigtenzahlen geht einher mit unerhörten Kapazitätssteigerungen. Allein die westdeutsche Stahlindustrie wäre zum Beispiel heute in der Lage, fast ganz Westeuropa mit Rohstahl zu versorgen.
Die Verluste an Arbeitsplätzen in der Industrie lassen sich nicht mehr nur mit konjunkturellen Schwierigkeiten erklären. Langfristige Strukturverschiebungen sind im Gang.

Asiatische Wachstumsmärkte
Vergleicht man heute die Märkte von Europa, Nordamerika und Asien miteinander, so zeigt sich, dass in Asien das grösste Wachstumspotential steckt. In Europa sind viele Märkte gesättigt und können mit knappen Margen nur noch über einen zeitlich und finanziell aufwendigen Verdrängungswettbewerb gewonnen werden. Im asiatischen Raum stehen die Volumenmärkte China und Indien im Vordergrund; in Indien verfügt ein noch relativ kleines Bevölkerungssegment bereits über die Kaufkraft des deutschen Mittelstandes. Einen eigentlichen Nachfragesog entwickeln südostasiatische Länder – Hongkong, Taiwan, Thailand, Malaysia und – neu – Vietnam.

Wovon hängt der industrielle Wandlungsprozess ab?
Es sind technische Entwicklungen, die den industriellen Wandlungsprozess bestimmen. Innerhalb weniger Jahre haben in vielen Industrien mittels Informatik, Robotik und Sensorik eigentliche Produktivitätssprünge stattgefunden; einer starken Ausstosserhöhung stehen Zeit-, Flächen- und Arbeitseinsparungen gegenüber.

Anforderungen an die Unternehmer
Von den Unternehmern verlangen diese Wandlungen Qualitäten im Ausrichten der Firma auf den Markt – auch durch interne Reorganisationen und im Fördern von Innovationen.
In der Schweiz dürfte sich das Einsatzverhältnis von Kapital und Arbeit nochmals massiv verschieben; der Anteil der im Sekundärsektor Beschäftigten, der seit 1970 fast 50% auf rund 30% aller Beschäftigten zurückgegangen ist, wird sich weiter reduzieren – in den USA liegt er bereits unter 15%. Im Gegenzug wird der Dienstleistungssektor weiter wachsen. Neben dem technologischen Schritthalten der Industrie wird das Thema Vollbeschäftigung in den nächsten Jahren weiter aktuell bleiben.

Bietet Osteuropa neue Märkte?
Der politische und wirtschaftliche Auf- bzw. Ausbau in Osteuropa hat bei den westeuropäischen Unternehmen nicht nur Befürchtungen hinsichtlich der entstehenden „Billigkonkurrenz in nächster Nähe“ hervorgerufen, sondern auch Hoffnungen auf neue Absatzmärkte und Investitionsmöglichkeiten.

Gewinner und Verlierer
Unter einem überdurchschnittlichen Konkurrenzdruck bei gleichzeitig unterdurchschnittlichen Exportchancen stehen die Branchen Textil, Bekleidung, Holz/Möbel, Papier sowie Metall. An dieser Situation dürfte sich auch mittelfristig nichts ändern. Lediglich die Bekleidungsindustrie wirkt dem Konkurrenzdruck mit der Erschliessung neuer Märkte in Osteuropa entgegen. Umgekehrt verhält es sich mit der Maschinen- und der chemischen Industrie. Diese zeichnen sich durch eine überdurchschnittliche Exportchance bei geringem Konkurrenzdruck aus. Eine Sonderstellung nehmen die Betriebe der Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie bei Druck und Graphik ein. Sie liegen sowohl hinsichtlich des Konkurrenzdruckes als auch der Exportmöglichkeiten deutlich unter dem Durchschnitt der für die Industrie ermittelten Werte. Insgesamt entsprechen diese Erkenntnisse der Tatsache, dass die Vorteile Osteuropas bei arbeits- und rohstoffintensiven Produkten liegen, während die Schweiz Spezialisierungsvorteile für humankapitalintensive Güter mit hohem Innovationsgehalt aufweist.

Investitionsabsichten
Als Motiv für Investitionsabsichten in Osteuropa sind vor allem die lokale Produktion für die osteuropäischen Märkte zu nennen. Neben der Markterschliessung an Ort und Stelle spielt aber auch die Nutzung der spezifischen Wettbewerbsvorteile Osteuropas, wie etwa die tieferen Lohnkosten, die vergleichsweise hochqualifizierten Arbeitskräfte oder die Verfügbarkeit von Rohstoffen zur Bearbeitung der Weltmärkte eine wesentliche Rolle.

Der Faktor „Arbeitskosten“
Gemäss einer in Deutschland durchgeführten Untersuchung kommt der Einsatz des Faktors „Arbeit“ in Westdeutschland weltweit am teuersten zu stehen; in der Schweiz und in Japan ist der Preis bereits spürbar niedriger.
Die Lohnnebenkosten spielen eine wichtige Rolle. Gerade sie haben der Standortqualität Deutschlands empfindlich zugesetzt, hat man hier doch dem Faktor Arbeit die weltweit höchsten Zusatzbelastungen aufgebürdet.
Anders verlief in dieser Hinsicht die Entwicklung in Schweden. Da der Wohlfahrtsstaat nicht mehr im beabsichtigten Ausmass finanzierbar war, hatte man die Kompensationen für Krankheit und Arbeitslosigkeit gekürzt; zudem wurden die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber reduziert.

 

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