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Antwort auf einen Leserbrief im „Bote der Urschweiz“ vom 8.1.98

Zuerst war ich wirklich überrascht über Ihren Leserbrief „Jetzt reicht’s Herr Beeler“ im „Boten“ vom 8.1.98. Tags zuvor war ich noch in Ihrer Schreinerei und sprach mit Ihrer Frau. Sie sagte: „Wir haben viele Auträge von Schmidlin.“ Da wusste ich, was es geschlagen hatte.
Ich kenne Sie als umgänglichen, netten und (wie ich dachte) unabhängigen Gewerbler. Umso mehr erstaunte mich Ihre Reaktion in der Zeitung. Ist das der Armin Schuler, wie ich ihn kenne?
Jahrelang waren Sie ein treuer Kunde. Im vergangenen Jahr sagten Sie mir, Sie würden den Geschäftseintrag für 1998 machen und „nach Dreikönigen“ könnten wir ev. wieder über einen Inserate-Jahresabschluss reden.
Wenn man Ihren Leserbrief genau liest, erkennt man, dass Sie ja all das, was ich in Heft 12/97 schrieb, bestätigen. Deshalb möchte ich auf die einzelnen Punkte gar nicht eingehen.

Worum geht’s?
Um was es geht, ist der Boykott an sich und damit verbunden die Verhinderung der Meinungs- und Pressefreiheit. In Heft 12/97 habe ich geschrieben, dass die Publikation betr. dem Schadstoffausstoss von Holzfeuerungen zu Inserate-Boykotten führt. Und genau das ist passiert! Anders betrachtet heisst das: Es ist verboten, über den Schadstoffausstoss von Holzfeuerungen zu schreiben. Was die Holzlobby macht, ist nichts anderes als Zensur!
Das gleiche im Tierschutz: Fakten über die katastrophale Schweinehalung im Kanton Schwyz zu bringen, ist tabu.

Mutiger Journalismus ist selten geworden
Ich will Ihnen rasch die Situation der heutigen Presse zeigen: Praktisch kein Journalist getraut sich noch ehrlich und offen seine Meinung zu schreiben. Fragen Sie doch einmal den früheren Chefredaktor des „Boten“ Karl Wiget!
Wer z.B. über die gesundheitlichen Nebenwirkungen und Risiken von Kosmetika berichtet, läuft sofort in Gefahr, die Kosmetikindustrie, Drogerien, Parfümerien etc. gegen sich zu haben. Was machen heutzutage die meisten Zeitungen? Sie schweigen. Oder sie veröffentlichen vorgefertigte Pressetexte, die jeden Unsinn – Hauptsache es bringt Geld – noch auf’s Höchste loben. Wollen Sie das?

Die „Pauschalargumentierer“
Oder ich zeige Ihnen, wie gewisse Kreise in der Praxis verallgemeinern: Wer Kastenstände für Schweine kritisiert, ist gegen die Bauern; wer über die starken Geruchs- und Staubimmissionen von Holzfeuerungen berichtet, ist gegen alle Schreiner, Zimmerleute, Hafner usw.; wer das grelle, schädliche Xenon-Licht von Mercedes-, BMW- und Audi-Limousinen kritisiert, ist gegen die deutsche Automobilindustrie und die Garagisten; wer vor Gentech-Food warnt, ist gegen Novartis und gegen die ganze Schweizer Chemie-Industrie; wer sagt, dass hohe Schuhabsätze die Fussgelenke schädigen, ist gegen die Schuhindustrie und gegen alle kleinen Schuhgeschäfte, die ihren Profit vom Verkauf dieser Schuhe haben; wer vor Quecksilber-Amalgam warnt, ist gegen die Zahnärzte; wer vor Rinderwahnsinn warnt, ist gegen die Metzger; wer vor Gehörschäden warnt, ist gegen die GDG und die ganze Fasnacht… – so wird argumentiert!
Boykotte sind nichts anderes als der Versuch, die Meinungs- und Pressefreiheit sowie eigenes Denken und eigene Verantwortung zu verhindern.

Etwas Positives in Bewegung setzen
Es war ja gerade meine Absicht, mit dem Artikel in Heft 12/97 (Thema Holzfeuerungen) etwas in Bewegung zu setzen. Das ist vollumfänglich gelungen. Zetter und Mordio wurde von gewissen Kreisen gegen diesen Beitrag gerufen – widerlegt konnte er nicht werden.
Und: Ich bin Ihnen keineswegs böse, Herr Schuler, über Ihre Reaktion im „Boten“. Ich schätze Sie nach wie vor als flotten Gewerbler und würde mich freuen, Sie irgendwann wieder als Kunde in der Mythen-Post begrüssen zu können.
Urs Beeler

 

Anmerkung der Redaktion: Armin Schuler, Schreinerei, Steinen, gehörte zu den flottesten Kunden der Mythen-Post und Urs Beeler hat Herrn Schuler menschlich stets sehr geschätzt.

 

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