Inserat

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Ein Beispiel aus dem Korrespondenz-Alltag der Mythen-Post

Schwyz, den 30.6.99

Sehr geehrte Frau Mühlemann

Nachfolgend faxe ich Ihnen das GzD für Ihr Inserat.
Bei dieser Gelegenheit komme ich auch zurück auf unser Gespräch vom 7.6.99.
In der Schweiz gilt offiziell die Meinungs- und Pressefreiheit. Diese Tradition will ich in der Mythen-Post hochhalten.
Wenn jemandem irgend eine Meinung nicht passt, kann er gerne einen Leserbrief schreiben. Ich bin für Kritik und Anregungen immer dankbar. Erpressungs- bzw. Zensurversuche jedoch sind nutzlos.
Ich kann mich noch gut an die GDG-Geschichte erinnern. Ein paar manipulierte Zeilen im „Boten“ genügten, Sie in Aufruhr zu versetzen. Wenn Sie Informationen aus irgend einer Quelle haben, reicht das für Sie jeweils, einen andern im Schnellverfahren zu verurteilen.
Wenn im „Boten“ auf der Rückseite stünde, ich sei zu 30 Tagen Gefängnis verurteilt worden, würden Sie das sofort glauben. Sie würden mir wahrscheinlich noch am selben Tag einen Fax schreiben, Ihre Bestürzung zum Ausdruck bringen und mir „kündigen“. Wie erwähnt: Sie sind jeweils unglaublich schnell „informiert“ und bilden sich noch schneller ein (Vor-)Urteil. In einem historischen Jesus-Film wären Sie die Schauspielerin, die laut rufen müsste: „Kreuzigt ihn!“ – Und in einem Film über das Mittelalter spielten Sie massgeschneidert die Rolle einer Frau, die die hl. Inquisition herbeirufen würde… [Was mir nicht klar ist, ob Sie Ihr (Fehl-)Urteil im Nachhinein jeweils bereuen oder einfach „vergessen“.] Um sich ein objektives Urteil über etwas bilden zu können, muss man immer beide Seiten (und vor allem auch die Hintergründe!) kennen. Für Sie jedoch genügt eine Seite – so bekommen Sie richtig den „Kick“ und können ausrufen… (Ist es nicht so?)
Wenn ich mich mit einer Sache auseinandersetze, dann überlege ich mir vorher das Ganze sehr genau und wäge ab. Ich weiss schon, welche Dosierung nötig ist und welche nicht.
„Kommunikation durch Konfrontation“, lautet eine Devise der M.-P. Konfrontation ist nicht das Ziel, sondern der Weg. Nur, wenn die Leute betroffen sind, fangen sie an, nachzudenken. Es geht mir dabei um einen positiven Lerneffekt. Beeler meint es immer gut, wenn man es manchmal auch nicht auf den ersten Blick sieht…
Seit Jahren laufen gegen meinen unabhängigen, direkten Journalismus Kampagnen – erfolglos. Ich habe mich in Vergangenheit nicht erpressen lassen und werde mich auch in Zukunft wehren. Sollte ich tatsächlich eines Tages nur noch Boykotteure gegen mich haben, höre ich auf. Dann kann ich sagen: „Ich habe aus der Situation heraus immer versucht, mein Bestes zu geben. Ihr habt Euch gegen mich entschieden. Ich akzeptiere das.“
Ob Sie am 7.6.99 einen schlechten Tag erwischt haben, der Druck auf Sie in diesem Moment zu stark war oder Sie einfach nicht mehr inserieren wollen (und vielleicht eine „passende Begründung“ suchen), das müssen Sie selber herausfinden.
Ich bin immer für klare, ehrliche Verhältnisse. Denn nur solche sind tragfähig für die Zukunft.
„Mühlemann“ gehört in die Mythen-Post, wenn Sie vielleicht auch nicht immer mit allem einverstanden sind. Wenn bereits heute alle Leute „begriffen“ hätten, müsste ich ja gar keine Mythen-Post mehr machen.
Mit herzlichen Grüssen
Urs Beeler

PS: Ich habe mir extra die Mühe genommen, zu schreiben. Bin ich nicht diplomatisch?

 


 

Fortsetzung der Korrespondenz
Frau Mühlemann kritisiert „persönliche Witze“ in der Mythen-Post

Schwyz, den 31.7.99

Sehr geehrte Frau Mühlemann

Zu Ihrem Fax vom 29. Juli: Das „Gut zum Druck“ für Ihr Inserat, das ich Ihnen jeweils sende, hat die Masse 15,0 cm x 7,3 cm. Ihr Ausdruck hat jedoch nur die Masse 10,3 cm x 5,0 cm. Das Inserat wird folglich auf ca. 68% verkleinert. Läuft Ihr Fax über einen PC? Dann könnte das die Erklärung dafür sein. Bis heute hat sonst niemand wegen „zu kleinem Ausdruck/Unleserlichkeit“ reklamiert.
Ein GzD macht natürlich nur Sinn, wenn es lesbar ist und auch angeschaut wird.
Nun zu Ihrem Satz „Anstatt andere zu kritisieren, sollte man vor der eigenen Türe wischen – es hätte genug!“ Das ist ein klassischer Frau-Mühlemann-Satz, der zu analysieren sich lohnt.
Nehmen wir an, jemand bestelle bei Ihnen Vorhänge im Betrag von Fr. 2’000.–. Als Sie nach der dritten Mahnung immer noch kein Geld bekommen, reklamieren Sie mündlich. Darauf antwortet Ihnen der Schuldner: „Wischen Sie gefälligst vor Ihrer eigenen Türe!“
Merken Sie das Problem? Dieser Spruch dient zur Ablenkung. Wenn keine Gegenargumente vorhanden sind, wird einfach abgelenkt.
Wenn ich mich nicht täusche, stammt von Sigmund Freud der Spruch „Im Witz liegt die Wahrheit“. Sicher liegt nicht in jedem Witz die Wahrheit, aber in vielen. Meiner Meinung nach sollten Witze nicht verletzen oder bösartig sein. Wenn ein Witz jedoch ein Stück Wahrheit enthält – weshalb sollte man ihn nicht bringen dürfen?
„Jeder soll für sich schauen“ – auf eine Weise ist dieser Spruch schon in Ordnung. Was aber, wenn diese Freiheit missbraucht wird? Nichts bringen über schlechte Baumaterialien? Keine Kritik an perversen spanischen Stierkämpfen? Keine Schächtkritik? Keine Kritik an Gentechnologie?
Mit Ihrem Spruch „Anstatt andere zu kritisieren, sollte man vor der eigenen Türe wischen“ können Sie sich billig jeder gesellschaftlicher Verantwortung entziehen. Ist das richtig?
Und soll jemand, der sich nicht korrekt verhält, für sein falsches Verhalten durch unpassendes Schweigen und Zurückhaltung anderer noch belohnt werden? Ist das gerecht gegenüber all denjenigen, die sich anständig und fair verhalten?
Indirekt unterstellen Sie mir, dass es vor meiner Türe auch noch genug zu wischen gäbe. Dann bitte: Bringen Sie doch Beispiele!
Mit herzlichen Grüssen
Urs Beeler

Anmerkung: Frau Mühlemann war lange Zeit Kundin der Mythen-Post. Mit den beiden Briefen sollte eine Meinungsdifferenz bereinigt werden.

 

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