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Gespräch mit Bauer Kündig, Sagenmatt, Schwyz

Die lokale Produktion ist sehr positiv. So fallen lange Transportwege weg und die Produkte sind frisch.

Am 2.8.01, gegen Abend, ergibt sich spontan ein Gespräch zwischen Bauer Kündig, Sagenmatt, Schwyz und der Mythen-Post. Beeler frägt Kündig, wieso er keine Bio-Zertifizierung (Knospe) machen lasse. Erste Spontan-Reaktion: „Huerä Seich…!“ Kündig argumentiert, er würde das produzieren, was der Markt verlange.

Ein interessantes Gespräch entwickelt sich
Gerade seine Schwyzer Kunden wären Idealisten und würden ihn bei diesem Vorhaben gerne unterstützen, meint die Mythen-Post. Er müsse grosse Mengen produzieren, damit es rentiere, ist Kündigs Antwort. Coop Naturaplan verzeichne einen Boom, wurde entgegnet.
Bio-Erdbeeren seien fade. Ohne Chemie, so argumentierte Kündig, befürchte er Ernteeinbussen. Wer bezahle ihm das?
Er sei zwar überzeugt davon, dass Beeler sofort bereit sei, für biologisch produzierte Produkte einen höheren Preis zu zahlen. (Anmerkung: Diese Bemerkung von Bauer Kündig trifft auch zu) Beeler sei jedoch eine Ausnahme; die Masse der Konsumenten denke anders. Für sie sei der Preis allein ausschlaggebend.

Darf man in die Chemie Vertrauen haben?
Auf das Thema Chemie angesprochen, meint Bauer Kündig, er habe Vertrauen in die Chemie. Ausserdem bestünden ja Vorschriften. Nun: Vorschriften sind trügerisch. Vor 30 Jahren wurde PCB in Mauerwerken eingesetzt. Was war damals mit Vorschriften? Oder denken wir an DDT.
Heutzutage müssten am Laufmeter Fehler von früher ausgebügelt werden. Sei das sinnvoll? Solle in 20 Jahren wieder eine neue Generation das ausbügeln, was heute schief laufe?
Kündig meinte, die Produkte, die er einsetze, seien harmlos. Eines z.B. beinhalte „nur Kupfer“. Die Mythen-Post argumentierte, dass sich Schwermetalle im Körper anreichern würden. Man müsse naturgerecht produzieren. Das sei eben in der Praxis nicht so einfach, meinte Kündig.

Positiv: Der Verkaufsstand vis-à-vis der Schreinerei Schelbert-Inderbitzin in Schwyz (Anmerkung der Redaktion: Später leider durch einen Automat ersetzt). Hausfrauen und -männer kaufen gerne Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Blaubeeren, Tomaten, Kartoffeln usw. beim Bauern vor Ort ein.

Die Vorteile der Bio-Produktion
Es gäbe heute zahlreiche Bauern, die umgestellt hätten und mit ihren hervorragenden Produkten zeigten, dass es funktioniere, argumentiert die Mythen-Post. Es sei doch für den Bauer auch schöner, ein natürliches Produkt herzustellen, hinter dem er mit gutem Gewissen stehen könne.
Die Natur habe sich in Jahrmillionen ohne künstliche Chemiezusätze entwickelt. Sei es da nicht seltsam, wenn heutzutage manche Landwirte argumentierten, dass es ohne Chemie nicht gehe? Sollten nicht Bauern noch einen Bezug zur Natur haben? Wenn sie nicht, wer dann?
Kündig argumentierte, die Mythen-Post vertrete einen Minderheitsstandpunkt. Die meisten Leute würden eben nicht so denken.
Es komme darauf an, das zu tun, was richtig und vernünftig sei, argumentierte die Mythen-Post. Würde man den Chemieeinsatz auf die nächsten Jahrzehnte oder Jahrhunderte hochrechnen – wo solle das hinführen? Solle sich die Menschheit vergiften? Auch Gentech sei ein Irrweg.

Die bekannte Grünabfall-Diskussion
Er lese die Mythen-Post nicht. Da würden „extreme Ansichten“ vertreten. „Was für welche?“ wurde Kündig gefragt. Ihn störten die Bilder von Grünabfallverbrennern, meinte Kündig. Die Mythen-Post antwortete darauf, dass es gar keinen Grund gebe, Grünabfall zu verbrennen. Das Kompostieren sei ein jahrtausendealtes, bewährtes Verfahren. Aus 300 kg Grünabfall könne umgerechnet 80 kg erstklassiger Humus gewonnen werden.

Tierschutz und „Kessler“
Weiter gelangte das Gespräch zum Thema Tierschutz. Kessler sei noch schlimmer als Beeler, meinte Kündig. Die Mythen-Post entgegnete, dass hier offensichtlich Vorurteile im Spiel seien. Es gäbe keinen einzigen vernünftigen Grund, gegen Tierschutz eingestellt zu sein. Kündig nahm die Kastenstände für Mutterschweine in Schutz. Die seien nötig, weil sonst die Jungen erdrückt würden. (Ein Argument, das immer wieder auftaucht).
Das Erdrücken von Ferkeln sei durch die Intensivhaltung (wenig Platz) bedingt. Ausserdem gebe es tierfreundliche Abferkelsysteme aus Holz, z.B. die sogenannten Schmid-Buchten. Und in der Natur kämen Kastenstände ja auch nicht vor… (so wenig übrigens wie elektrische Kuhtrainer).
Kündig kritisierte weiter, dass von Tierschützern auch immer ein „Geschiss“ gemacht werde wegen den Ferkelkastrationen. Ein Bekannter von ihm, Schweinezüchter Reichmuth, kastriere die Ferkel nach dem dritten Tag. Die kastrierten Tiere gingen angeblich sofort wieder zu ihrer Mutter zurück, so, als ob nichts wäre.
Die Mythen-Post brachte hier das Argument von Kessler, diese Brutalität würde bei Säuglingen ausgeführt, weil diese sich nicht wehren könnten. Wenn das Kastrieren ohne Narkose angeblich ein so harmloser Eingriff sei, wieso dann für Haustiere (Katzen, Hunde) nicht dasselbe gelte. Die Antwort blieb der Bauer schuldig. (Für das Kastrieren von Ferkeln ohne Narkose werden von der Agro-Lobby regelmässig „Kostengründe“ angeführt. In Wirklichkeit würde sich das auf den Schweinefleischpreis unbedeutend auswirken.)

Sind die geltenden Tierschutzvorschriften genügend?
Kündig behauptet weiter, die geltenden Tierschutzvorschriften seien genügend. Das trifft jedoch leider nicht zu. Die geltenden Tierschutzvorschriften sind Minimalvorschriften. Und selbst diese Minimalvorschriften werden – vor allem in der Schweinehaltung – oft nicht einmal eingehalten. Sogar die konservative, stark auf Wirtschaftlichkeit ausgelegte Neue Zürcher Zeitung betrachtet die Tierschutzvorschriften in der Schweinehaltung als ungenügend. Ausserdem: Wären die Tierschutzvorschriften bereits gut, müssten sie nicht ständig angepasst werden.
Für Kastenstände hat der Bund z.B. eine Übergangsfrist bis zum Jahre 2007 erlassen. Bis dahin müssen Mutterschweine weiter in diesen Folterkäfigen leiden. Die Mythen-Post nenne das Tierhalterschutz, nicht Tierschutz.

„Bauern haben ihre Tiere gern“ – wieso dann eine distanzierte Haltung gegenüber der Mythen-Post?
Kündig behauptet, die Bauern hätten ihre Tiere gern und würden schon von sich aus dafür besorgt sein, dass es ihnen gut gehe. Wieso kommt er dann mit rückständigen Argumenten, nimmt Kastenstände und die Kastration von Ferkeln ohne Narkose in Schutz?
Obwohl ein interessantes, offenes Gespräch mit Kündig entstand, war da noch immer eine tendenziell ablehnende Haltung gegenüber der Mythen-Post zu spüren. Wieso eigentlich? Darauf angesprochen, wusste Kündig auch keine Antwort.
Kein vernünftiger Mensch kann etwas gegen gute Bauern haben und ebenso kann kein verantwortungsbewusster Bauer etwas gegen die Mythen-Post haben!
Die Mythen-Post hat sich seit jeher für das einheimische Gewerbe und für die einheimischen Bauern eingesetzt. Wir sind stets dafür eingetreten, dass die Bauern, die umwelt- und tierfreundlich arbeiten, gut entlöhnt werden.
Zwischen Kündig und der Mythen-Post entwickelte sich auch ein Gespräch zum Thema Ethik. Die Mythen-Post vertrat Darwins Standpunkt, dass sich alle Lebewesen evolutionär entwickelt hätten. Man könne sich die Entwicklung des Lebens wie ein Baum vorstellen, der in verschiedene Äste auslaufe. Der Mensch sei biologisch gesehen ein Säugetier. Vom „Tier“ unterscheide ihn sein Intellekt. Gerade, weil der Mensch über einen Verstand verfüge, sei er verpflichtet, gegenüber anderen Lebewesen Verantwortung zu übernehmen.

Gut beobachtet, Herr Kündig!
Kündig erzählte, wie er am 1. August das Feuerwerk in Brunnen besucht habe. Viele Zuschauer hätten zu dem Spektakel auch Hunde mitgenommen. Er betrachte dies als Tierquälerei. Hunde besässen ein x-fach besseres Gehör als Menschen.
Richtig argumentiert. Und ein Lob für diese Feststellung von der Mythen-Post!
Die Mythen-Post hat dann bei Kündig drei Schalen Erdbeeren (leider nur konventionelle Produktion), 1 Schale Brombeeren und 1 Schale Blaubeeren gekauft und den Betrag sogar noch aufgerundet, dies mit dem Wunsch, sich zu überlegen, ob er nicht zumindest einen Teil auf Bio umstelle. Damit sei vielleicht etwas mehr Arbeit (und Umdenken) verknüpft, „seine“ Schwyzer Konsumentinnen und Konsumenten würden es gerne unterstützen.

 

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