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Töpfereibetrieb an der Gersauerstrasse 20 in Brunnen

Anita Furrer in ihrem Atelier.

Seit Oktober 1990 betreibt Anita Furrer ihre Töpferei an der Gersauerstrasse 20 in Brunnen.

Wir besuchten die Kunsthandwerkerin und stellte ihr ein paar Fragen.

Frau Furrer, wie kamen Sie zur Töpferei?
Ich kam durch’s Hintertürchen zur Töpferei. 1977 wusste ich noch nicht, dass das Töpfern ein richtiger Beruf ist. Ich war damals 25 Jahre alt und kam durch die Vermittlung einer Freundin nach Lausanne, wo ich 1 Jahr in einer Töpferei arbeitete. Es packte mich und das darauffolgende Jahr verbrachte ich in Bern, im Atelier der Keramikmalerei R. Nobs.
1979 ging ich nach Zofingen, wo ich in einem gemütlichen Altstadthaus mein kleines Atelier eröffnete. Dort blieb ich 8 Jahre bis zum Verkauf und Umbau des Hauses. In dieser Zeit absolvierte ich die 4jährige Lehre als Keramikerin, d.h. ich hatte Berufskunde, Zeichnen und Fachrechnen an der Schule für Gestaltung in Bern, die Praxis in meiner eigenen Werkstatt.

Was bewog Sie, Töpferin zu werden? Was gefällt Ihnen an diesem Beruf?
Ich wollte einen handwerklichen, kreativen Beruf, der mit Farben und Formen zu tun hat. Vor allem aber wollte ich selbständig sein. Das alles gefällt mir an meinem Beruf.

Wie kamen Sie nach Brunnen?
Nach Zofingen benutzte ich die Zeit und Gelegenheit, um in andere Werkstätten zu schauen, um Tipps zu holen und Erfahrungen zu sammeln. Ich arbeitete in Deutschland, Dänemark, Norwegen, Australien und Neuseeland. Zwischendurch suchte ich immer wieder nach einem eigenen Atelier in der Schweiz. Bis mich endlich der Zufall nach Brunnen holte. Das überlegte ich mir nicht zweimal, denn ich stamme aus Altdorf und die Innerschweiz liegt mir sehr am Herzen.

Was gehört zur Ausrüstung einer Töpferei? Woher beziehen Sie Ihren Grundwerkstoff, den Ton?
Das Zentrale ist der Ton. Pro Jahr setze ich ca. 2 Tonnen Ton um. Es ist Steinzeugton, ein hochwertiges Verwitterungsprodukt aus Feldspat, Quarz und Glimmer, der in Deutschland und Frankreich abgebaut wird. Dann die Drehscheibe, auf der die Gegenstände geformt werden und der Brennofen.

Welche kunsthandwerklichen Arbeiten besorgen Sie?
Bevor ich an die Drehscheibe kann, muss ich den Ton vorbereiten, d.h. kneten, Portionen abwiegen und zu Ballen formen, z.B. für eine Tasse braucht es 300 g, für einen Dessertteller 1 kg, Essteller 1,8 kg… Der Tonballen wird auf der Scheibe zentriert und mit Wasser zur bestimmten Form gedreht. Es bedarf viel Geschick und Ruhe, um dem Ton die richtige Form zu geben.
An einem Drehtag verarbeite ich bis zu 50 kg Ton. Am nächsten Tag werden die gedrehten Stücke durch Abdrehen in die endgültige Form gebracht, Henkel und Knöpfe montiert oder Löcher gestochen. Das braucht 1 1/2 mal soviel Zeit wie das Drehen. Nach dem Lufttrocknen kommen die Stücke in den Brennofen und werden innerhalb von 10 Stunden auf 900 °C vorgebrannt. Nun kommt eine ganz heikle Arbeit: das Glasieren. Die ganze vorherige Arbeit ist für die Katze, wenn beim Glasieren nicht sorgfältig gearbeitet wird. Die Glasuren stelle ich selber zusammen, sie bestehen aus Feldspat, Kreide, Quarz, Kaolin, Asche, Metalloxide und Wasser. Sie enthalten kein Blei und sind nach dem Brennen absolut ungefährlich für den Nahrungsmittelgebrauch.
Der Glasurbrand dauert 12 Stunden und die Endtemperatur beträgt 1260 °C. Nur 5 Minuten längere oder kürzere Brenndauer hat fatale Folgen – die Glasur kann runterlaufen und auf den Einsetzplatten festkleben, der Ton kann Blasen werfen oder die Farbnuancen der Glasuren weichen von vorherigen Bränden ab, was bei Bestellungen sehr schlecht ist. Sie sehen also, bis der Gegenstand fertig im Laden steht, wird er sicher 10 Mal in die Hände genommen.
Das ist aber nur ein Teil meiner Arbeit, der kreative. Der andere ist die Administration wie Verkauf, Werbung, Buchhaltung, Putzen, Aufräumen…

Der Ausstellungsraum an der Gersauerstrasse 20 in Brunnen.

Woher stammt Ihre Kundschaft? Wie gross ist das Einzugsgebiet Ihres Geschäfts?
Ich habe aus der ganzen Schweiz Leute, die bei mir einkaufen. Der Kundenkreis stammt aus der 8jährigen Zofingerzeit, aber auch durch Ausstellungen und vergrössert sich noch immer laufend durch Mund-zu-Mund-Werbung.

Geschirr, Blumentöpfe usw. – Massenware – gibt’s in Haushaltgeschäften und Warenhäusern zu kaufen. Ist es nicht sehr schwierig, individuelle Töpferei-Artikel in der heutigen Zeit zu verkaufen?
Die, die Massenware bevorzugen, werden es weiterhin tun, andere werden sich etwas Individuelles leisten, um ihr Heim zu schmücken. Und auf die Kostenfrage angespielt: Was werden für Unmengen Geld für Kleider, Mode ausgegeben. Dort spielt der Preis keine Rolle, aber bei handgefertigten Einzelstücken wird schnell mal mit dem Warenhaus verglichen.

Wie sieht die Ausbildung einer künftigen Töpferin aus?
Die Töpferlehre umfasst 3 Jahre. Der Lehrling lernt das Freidrehen auf der Scheibe, das Abdrehen, plastisches Dekorieren, Henkeln, Garnieren, Aufbauen, Modellieren, Aufbereiten von keramischen Massen, Engobieren, Glasieren und Brennen.
Wem das alles fremd klingt, soll doch mal vorbeikommen und zuschauen wie es in einer Töpferei zu- und hergeht.
Überhaupt fände ich es toll, wenn die Leute die Schwellenangst ein wenig abbauen würden und ungeniert vorbeikämen.

Besten Dank für das Gespräch!

Für weitere Informationen:
Töpferei Anita Furrer
Gersauerstr. 20
6440 Brunnen
Tel. 041 820 47 19
E-Mail: info@keramik-furrer.ch
Firmenhomepage: www.keramik-furrer.ch

 

 

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