Nicht nur Worte, sondern positive Taten sind gefragt
Am 19.03.2003 reichte Nationalrätin Pascale Bruderer dem Bundesrat eine Interpellation ein.
Der Bundesrat wird gebeten, folgende Fragen zu beantworten:
– Ist ihm die Existenz dieser Umweltkrankheit bekannt?
– Teilt er die Ansicht, den Umweltaspekten sowie den Folgen der Krankheit MCS müsste vermehrt Beachtung geschenkt werden?
– Kann er sich vorstellen, MCS als organische Krankheit anzuerkennen? [Anmerkung: Diese Frage ist obsolet! Wenn eine Erkrankung von der WHO als höchster Gesundheitsorganisation im Jahre 1995 offiziell als organische Erkrankung unter dem Kürzel ICD-10 T78.4 anerkannt wurde, muss man sie nicht 8 Jahre später durch „Bern“ noch politisch absegnen lassen.] Wenn ja, wann und inwiefern? Wenn nein, weshalb nicht?
– Inwiefern ist er gewillt, umweltgerechte Wohnprojekte für Umweltkranke zu unterstützen?
– Könnte er sich aufgrund des tiefen MCS-Wissensstandes vorstellen, eine medizinisch wissenschaftliche Langzeitstudie zu veranlassen? [Anmerkung: Anstatt „neue Studien“ zu fordern, würde man gescheiter die bereits existierende über 10’000 Seiten umfassende medizinische Fachliteratur über MCS studieren.]
– Wäre er bereit, eine Infokampagne zu veranlassen, um die Schweizer Ärztinnen und Ärzte sowie die Bevölkerung in Bezug auf die Existenz und Konsequenzen dieser Krankheit aufzuklären?
– Sieht er eine Möglichkeit für die Schaffung einer (oben skizzierten) Umweltberatungsstelle?
Begründung
Immer mehr Menschen leiden in der Schweiz an schweren Chemikalienunverträglichkeiten, an der Krankheit Multiple Chemical Sensitivity (MCS). Alltägliche Chemikalien wie Pestizide, Duftstoffe, [Anmerkung: parfümierte] Waschmittel, Abgase, Desinfektionsmittel, PCP, Lösungsmittel und Wohngifte verursachen bei den Betroffenen nicht nur kleine Gesundheitsprobleme, sondern schwerste Krankheitssymptome, die gar zu Arbeitsunfähigkeit und Invalidität führen können.
MCS wird wegen der schwierigen Diagnose [Anmerkung: Die Diagnose ist für entsprechend ausgebildete Mediziner überhaupt nicht schwierig] in unserem Land oft auf psychisches Leiden reduziert und auch dementsprechend diagnostiziert, obwohl MCS in anderen, umweltmedizinisch fortschrittlicheren Staaten (wie z. B. den USA) weitgehend anerkannt ist als organische schadstoffverursachte Krankheit. In der Schweiz leben gemäss Schätzungen einige Tausend MCS-Betroffene, die Krankheit ist jedoch stark zunehmend. Internationale Studien sprechen von einem MCS-Betroffenen auf 1500 Einwohner.
Die Psychologisierung dieser Umweltkrankheit führt bei uns in der Schweiz in zahlreichen Fällen dazu, dass sich die Betroffenen in ihrer Erkrankung nicht ernst genommen fühlen und ihnen keine umweltgerechte Hilfe angeboten wird. MCS-Kranke leben zum Teil unter menschenunwürdigen Verhältnissen, weil sie beispielsweise keinen schadstofffreien Wohnraum finden, als Folge davon in Wohnwagen leben, im Auto oder gar im Freien schlafen.
Umweltgerechte Hilfe bedeutet, dass MCS von den Bundesbehörden, Ärzten, Krankenkassen und IV-Stellen als organische Krankheit anerkannt wird und man den Betroffenen hilft, sich möglichst schadstoffarmen Wohnraum zu beschaffen.
Die Stadt Zürich hat einen in diesem Sinne wichtigen Schritt unternommen, indem sie ein erstes Wohnprojekt für Umweltkranke ermöglicht hat.
Eine Umweltberatungsstelle könnte einerseits sowohl den Wissensstand der Ärztinnen und Ärzte als auch der breiten Öffentlichkeit verbessern und andererseits den Betroffenen helfen, anerkannter und menschenwürdiger zu leben.
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Antwort des Bundesrates vom 14.05.2003
„Es ist den Bundesbehörden bekannt, dass Umweltbelastungen auf vielfältige Weise die Gesundheit und das Wohlbefinden beeinträchtigen können. Neben klar definierbaren Umweltkrankheiten wie Allergien werden auch diffuse Krankheitsbilder wie die „vielfache Chemikalienunverträglichkeit“ (Multiple Chemical Sensitivity, MCS) mit Umweltbelastungen in Verbindung gebracht.
Gemäss Literaturangaben sollen die Patienten an einer Vielzahl von unspezifischen Beschwerden in unterschiedlichen Organsystemen leiden. Die Beschwerden können durch verschiedenste Schadstoffbelastungen im tiefen Dosisbereich ausgelöst werden. Es existieren verschiedene Arbeitsdefinitionen für MCS – objektive Diagnosekriterien sind bisher nicht erstellt worden.
Die Ursachen und die Entstehung von MCS sind nicht bekannt. [Anmerkung: Diese behördliche Ignoranz ist beeindruckend.] Mehr Forschung wäre nötig, um die Rolle von Schadstoffbelastungen bei MCS und verwandten Krankheitsbildern zu klären. [Anmerkung der Mythen-Post: Will das ein System, das auf reine Symptombekämpfung ausgelegt ist?] Zur Diagnose ist eine fachübergreifende, sorgfältige Abklärung der Patienten nötig, um mögliche zugrunde liegende somatische, aber auch psychische Erkrankungen auszuschliessen [Anmerkung: Und was bitte soll dann noch übrig bleiben, wenn somatische und psychische Erkrankungen ausgeschlossen sind?!?], mögliche Ursachen eruieren zu können und Ansatzpunkte für Massnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität zu gewinnen. [Anmerkung der Mythen-Post: Unkonkretes Blabla aus der Feder des Bundesamtes Krankheit. Was wurde in den vergangenen über 10 Jahren in der Praxis getan. Nahezu nichts!]
Für die Anerkennung als organische Krankheit sind weitere hinreichend belegte und reproduzierbare wissenschaftliche Studien unabdingbar. [Anmerkung: Diese Behauptung ist barer Nonsens!] Diese erst würden es erlauben, die MCS als organische Krankheit zu klassifizieren und in die International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (aktuelle Version: ICD-10) aufzunehmen. [Anmerkung: Es ist herrlich, an diesem Beispiel aufzuzeigen, wie sich auch eine Regierung resp. ein Bundesamt „irren“ kann, will oder muss. Denn MCS wurde im genannten WHO ICD-10 bereits schon im Jahre 1995 (!) als organische Erkrankung anerkannt und dort aufgenommen!]
Wohnprojekte für Umweltkranke könnten aufgrund des neuen Wohnraumförderungsgesetzes WFG durch den Bund unterstützt werden. Das Gesetz, welches das Parlament am 21. März 2003 verabschiedet hat, sollte im Herbst dieses Jahres in Kraft treten. Der genaue Zeitpunkt ist noch nicht festgelegt. Eine Unterstützung im Rahmen der verfügbaren Mittel würde gewährt, sofern die Projekte die an die Bundeshilfe geknüpften allgemeinen Anforderungen erfüllen.
Angesichts der Komplexität des Krankheitsbildes und der zahlreichen möglichen Einflussfaktoren wäre eine fundierte wissenschaftliche Langzeitstudie, die zu verwertbaren Ergebnissen führt, sehr aufwendig. Die finanzielle Situation des Bundes erlaubt es zurzeit nicht, ein eigenständiges Forschungsprogramm MCS zu lancieren. [Anmerkung der Mythen-Post: Das ist nicht einmal notwendig. – Man wirft lieber Geld mit der Subventionierung von Tabakanbau, sinnlosen Rüstungsvorhaben (1 Mrd. allein für den Rückbau von Hightech-Bunkern) etc. aus dem Fenster!] Der Bundesrat appelliert an die Eigeninitiative von Forschungsgruppen, Einzelpersonen und Betroffenen, mitzuhelfen, die Situation in diesem Bereich zu verbessern. [Anmerkung der Mythen-Post: Und wie soll das OHNE GELD geschehen? In der Praxis sabotiert der Staat positive Absichten, indem z.B. KMF-Sondermüllproduzenten, Hersteller allergie- und MCS-auslösender Produkte wie parfümierter Waschmittel, parfümierter Putz- und Reinigungsmittel, parfümierter Deos, parfümierter Cremen, Raumfluftsprays, Raumbeduftungen etc. geschützt werden!]
Die gesundheitliche Bedeutung von Umweltbelastungen wird im Rahmen laufender Aktivitäten, insbesondere über den Aktionsplan Umwelt und Gesundheit vermehrt thematisiert und kommuniziert. Es werden auch bereits Anstrengungen unternommen, Ärzteschaft und betroffene Fachstellen besser über umweltbezogene Gesundheitsstörungen zu informieren. MCS und verwandte Krankheitsbilder werden beispielsweise in einer vom Bundesamt für Gesundheit fachlich und finanziell unterstützten Broschüre der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz zum Thema Innenraumbelastungen (Titel: „Wohnen und Gesundheit“) vorgestellt und diskutiert. Alle Mitglieder der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz haben diese Broschüre erhalten. Auch die Medien greifen die Thematik MCS vermehrt auf. Vor diesem Hintergrund erscheint es dem Bundesrat als nicht prioritär, eine breite Informationskampagne zu MCS zu veranlassen.[Anmerkung der Mythen-Post: Weil in der Pharma-Schweiz gilt: Zuerst krank werden und dann chemisch „heilen“…]
Eine Umweltberatungsstelle erfordert die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen. In einem vom Bundesamt für Gesundheit unterstützten und kürzlich abgeschlossenen Pilotprojekt in Basel wurde erstmals in der Schweiz untersucht, wie auf der Basis der vorhandenen Strukturen eine umweltmedizinische Abklärung und Beratung angeboten werden könnte. [Anmerkung der Mythen-Post: Alles Theorien ohne praktische Effizient.] Aus den gesammelten Erfahrungen werden Empfehlungen für ein Modell einer Umweltberatungsstelle erarbeitet. [Anmerkung der Mythen-Post: Mit braven „Beratungsstellen“ ist es nicht getan – der Kampf gegen die Verursacher muss geführt werden!] Der Bundesrat lädt die Ärzteschaft und die betroffenen öffentlichen und privaten Fachstellen ein mitzuhelfen, den Bedarf für eine fachkompetente umweltmedizinische Beratung besser abzudecken.“
Kommentar dazu von Urs Beeler:
Schwyz, den 13. Juni 2004 Sehr geehrter Herr Bundespräsident Auf der einen Seite reden Sie von Gesundheitsprophylaxe. Auf der anderen Seite erlauben Sie die Produktion von gesundheitsschädigenden Isolationsprodukten. – Wie soll das zusammengehen? Ein Beispiel: Dass die Zahl der Allergieerkrankungen und MCS-Erkrankungen rapide angestiegen ist, können sogar die Medizinalbürokraten des Bundesamtes für Gesundheit nicht verleugnen. Warum das so ist, will man jedoch nicht erkennen! Die Schweizer Medizin will die Ursachen nicht erkennen, weil sie dann nicht mehr chemisch oder alternativmedizinisch „heilen“ und „therapieren“ könnte. So funktioniert eben ein heuchlerisches und unehrliches System! Wer sind die konkreten Verursacher? Die wirkungsvollste Verbesserung der Situation besteht in der Gesundheitsprophylaxe! Klartext Forschung und Umweltmedizin |
Anmerkung:
Der Bundesrat würde bei der Allergie- und MCS-Prävention einen grossen Schritt tun, wenn er parfümierte Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, Deos, Cremen usw. in der Schweiz verbieten würde. Eine Parfümierung ist absolut unnötig, aber gesundheitsschädlich sowie gewässer- und luftbelastend. Mit einem Verbot, das gar keine Nachteile brächte (!), würde ein wichtiger Beitrag zur Gesundheitsprävention geleistet.
Ebenso ist die Produktion und der Import von Glas- und Steinwolleprodukten in der Schweiz zu verbieten, da damit lediglich unnötiger, potentiell gesundheitsschädigender Sondermüll produziert wird.