Ein letzter Aufruf an die Freunde und Sympathisanten
Mythen-Post
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An:
Bert Engelbrecht (E-Mail: igu@xtra.co.nz), langjähriger Freund, Christchurch, Neuseeland
Peter Beeler (E-Mail: peter.beeler@uitikon.ch), Bruder, Uitikon
Dr. Erwin Kessler (E-Mail: kessler@vgt.ch), Präsident des Vereins gegen Tierfabriken Schweiz, langjähriger Freund und Kampfgefährte, Tuttwil
„Es gibt nichts Gutes: ausser, man tut es!“ Erich Kästner |
Schwyz, den 24./25.8.04
Lieber Bert
Lieber Peter
Lieber Erwin
Hans Kälin von der Kreditabteilung der Schwyzer Kantonalbank hat mir mitgeteilt, dass die Bank u.U. bereit wäre, die Zwangsversteigerung vom 2. September 2004 abzublasen, wenn die ausstehenden Hypothekarzinsschulden sowie die Zinsausstände [Anmerkung: nach 5 Jahren gerademal Fr. 30’000.–] gedeckt würden.
Was ist nun klüger: Die Zwangsversteigerung eintreten lassen und zusehen, wie die Liegenschaft zum Schnäppchenpreis weggeht oder versuchen, das Ruder noch herumzureissen und eine Vollvermietung (Berts Plan) vornehmen?
(Daniel Montandon von der Svito AG, Schwyz, betrachtet eine Vollvermietung im IST-Zustand als machbar.)
In beiden Fällen bin ich zum Auszug gezwungen. Die zweite Variante hat jedoch den Vorteil, dass Einnahmen resultieren (obwohl davon in den nächsten Jahren vor allem die Bank profitieren wird) und ich vielleicht irgendwann wieder einmal vom Exil ins die Heimat zurückkehren kann.
Einen Hausabwart hätte ich bereits gefunden. Damit Kontinuität in der Vermietung herrscht, müssten nach Möglichkeit 5- oder 10-Jahres-Verträge gemacht werden.
Die dritte Option ist Selbstmord. Damit wären meine aktuellen finanziellen und gesellschaftlichen Probleme gelöst. (Wobei Erwin da anderer Auffassung ist).
Oder Ihr besorgt mir noch vor Torschluss eine reiche Frau, die meine Probleme löst oder noch besser einen Mäzen, der sein Geld in der Alten Brauerei parkiert und mich bis zu meinem natürlichen Ableben unter identischen Bedingungen so wohnen und arbeiten lässt, wie ich es die vergangenen 5 Jahre mit Überzeugung getan habe. [Anmerkung der Mythen-Post: Das wäre für Urs Beeler der IDEALFALL!]
Mir ist grad noch der (abgeleitete, erfundene) Vikar Zimmermann Spruch in den Sinn gekommen: „Geiz ist die Frucht Eurer Leiber Jesi“. Aber vielleicht habt Ihr ja doch noch ein spendables Herz. (Selbstverständlich mit „Geld-zurück-Garantie“)
Bitte kontaktiert Hans Kälin, Prokurist von der Kreditabteilung der Schwyzer Kantonalbank, Tel. 041 819 47 33. Die Situation ist nicht aussichtslos, siehe das Lastenverzeichnis (https://mythen-post.ch/datei_archiv_2_8_04/lastenverzeichnis_2_8_04), Protokoll der Grundstücksteigerung (https://mythen-post.ch/datei_archiv_2_8_04/grundstuecksteigeigerung), Mietpreise im IST-Zustand (https://mythen-post.ch/pdfs/gb_845_doku_miete_8_1.pdf) Aber allein schaffe ich es nicht.
Herzliche Grüsse
Urs
PS: Bei einem Verkauf resp. Versteigerung müsste ich zudem eine horrend hohe Liegenschaftsgewinnsteuer zahlen.
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Reaktionen
Eine Mail von M.L. Hunziker, Mt.Soleil
Dienstag, 24. August 2004
Lieber Herr Beeler,
ich weiss, dass Ihnen NUR Mails nichts nützen. Könnte ich mehr, würde ich es sicher tun. Eben sind die Arbeiter da, um eine „Trockenmauer“ wie im Jura üblich neu zu machen. Sie hielt die Terrasse zusammen und kam ins Wanken. Kostenpunkt zischen Fr. 20’000-30’000.–. Da bin ich unter Null. (…). Selbstmord wegen Geld – nie im Leben. Was ist schon ein Gemäuer und Geld im Vergleich zum Leben?
Bitte seien Sie mir nicht böse, aber denken Sie bitte, bitte darüber nach.
Warum sind wir da??? Sicher nicht nur so. Sie haben schon so vieles in Gang gebracht.. Auch ohne Besitz kann man etwas erreichen. Vielleich was ganz anderes….Ich grüsse Sie recht lieb.
Marie-Louise Hunziker (E-Mail: marie-louise-h@bluewin.ch)
Mittwoch, 25. August 2004
Frau Hunziker
Wenn man nicht selber betroffen ist, kann man leicht so reden.
Gruss
Urs Beeler
PS: Sie haben Wesentliches nicht begriffen. Ohne stabiles Fundament wird der Kampf für mich sinnlos.
Die Leute kommen mit allen möglichen Ausreden, NICHT zu spenden. Was macht es also für einen Sinn, sich für solche Personen weiter einzusetzen? Da wird die ganze Arbeit hinfällig und ich kann mit Kesslers Spruch kommen: „Wenn die Leute sich vergiften wollen, dann sollen sie doch.“
Falls ich mein Leben nicht mehr so führen kann, wie ich es aus dem Innersten heraus will, ist es sinnlos geworden. Mit der Tatsache, dass diese Lebensphilosophie die meisten Leute nicht nachvollziehen können, muss ich leben.
Im Verhältnis zur Ewigkeit ist die Zeit, die wir auf Erden verbringen, sowieso vernachlässigbar. Also, was soll’s?
Natürlich haben Sie Recht mit der Auffassung, dass das Leben ein Geschenk ist. Aber man sollte es geniessen und positiv wirken können. Wenn das von aussen zerstört wird, ist es besser, man verabschiedet sich als frustriert weiterzuleben.
Wieviel meine Existenz und meine Arbeit ja wert sind, lässt sich an den bescheidenen Spenden und Nicht-Spenden ablesen. Was bin ich dieser Gesellschaft und ihren Vertretern also schuldig? Nichts.
Erwin Kessler macht mir mit seiner Reinkarnationstheorie keine Angst. Tod bedeutet für mich Erlösung. Besser jedenfalls, als ein unfreies und unbefriedigendes Leben.
Mir geht es um Lebensqualität und Erfüllung meiner hohen Ansprüche. Ich weiss, wie das „Normalleben“ aussieht – nichts für mich! Ebensowenig habe ich vor, meine Ansprüche zu reduzieren – im Gegenteil!
Würde Goethe wieder einmal die Frage stellen: „Was hält die Welt im Innersten zusammen“, würde ich ihm zur Antwort geben: „Die Liebe“. Die Antwort unserer Gesellschaft jedoch lautet: „Geld!“
Ich finde es absolut tragisch, wenn auf unserer sozial-ökonomischen Entwicklungsstufe der wichtigste Orientierungsfaktor das Geld ist. Und zwar bei 99% der Leute (auch bei „Freunden“, vgl. z.B. Martin Gwerder etc.), wenn nicht mehr! Dem wird alles untergeordnet. Resultat: psychisch gestörte Menschen, Vernichtung von Idealen (guter Gesinnung, Menschlichkeit) Umweltzerstörung etc.
Es gibt nur ganz wenige, die bis heute Wilhelm Reich kapiert haben
Ich schätze, dass ich einer dieser ganz wenigen bin. Heute widerfährt mir dieselbe Unverstandenheit. Falls Bruchstücke begriffen werden, muss man schon fast zufrieden sein.
Nochmals: Wenn ich ein selbstbestimmtes, unabhängiges und freies Leben führen kann, ist mir wohl. Aber sobald ich mit Aussenstehenden [Anmerkung der Mythen-Post: die Beeler nicht passen] irgendwelche Kuhhändel (Vermietung etc.) bewerkstelligen müsste, löscht es mir ab. Es passt mir nicht. Es widerstrebt mir total. KEINE KOMRPOMISSE.
Es ist wie der erste Schultag, wo Kinder gezwungen werden, in die Schule zu gehen. Der Rest des Lebens besteht dann noch aus Modifizierungen davon.
Zum Schluss erkennt man die absolute Sinnlosigkeit, dass das Leben (in dieser Gesellschaft) – abgesehen von ein paar schönen und warmen Sommertagen, schönen Filmen, Gesprächen, erfüllter Arbeit etc. – ein Riesenfrust ist.
Würde der Bank, Freunden, Internet-Lesern etc. meine Existenz etwas bedeuten, würde eine Rettung der Alten Brauerei und meiner Basis problemlos möglich sein.
Es sind eben nicht nur Wände und Gemäuer. Dieses Objekt ist einzigartig in der Schweiz. Und es gibt keine zweite solche Lage in Schwyz. Aber wie sagte doch schon Jesus vor zweitausend Jahren: Sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nicht. Und ihre Herzen sind verschlossen.
Mir geht es auch nicht – wie Sie meinen – um „Besitz“, sondern um Freiheit, Unabhängigkeit, Lebensqualität. Mitnehmen kann ich sowieso nichts.
Ich habe mich in den vergangene 16 Jahren mit Wort und Tat für Lebensglück im Diesseits engagiert und einiges erreichen können. Doch zurück kommt [Anmerkung der Mythen-Post: FAST.] nichts. DAS ist der Punkt. Sich für diese Leute anderswo engagieren? Wozu?
Der Tod ist durchaus eine Alternative. Jedenfalls besser als ein Leben zu führen, das durch aussen verursachte Umstände nicht mehr lebenswert ist.
Mittwoch, 25. August 2004
Lieber Herr Beeler,
ich habe heute den ganzen Tag über Ihr Mail nachgedacht. Ich weiss, dass es Ihnen nichts nützt, dass ich traurig bin. Ich akzeptiere Ihre Meinung, ich kann Ihre Verzweiflung nachvollziehen. Ich möchte Ihnen aber doch sagen, dass ich mein Erbe und mein Erspartes armen Ausländerkindern und hier ausgesetzten Tieren gegeben habe. Es ist keine Ausrede, es sind Tatsachen. [Anmerkung der Mythen-Post: Ist o.k.] Ich bin froh, auf meinem Weg etwas nach meinen Möglichkeiten getan zu haben, und noch tue. Was ich monatlich bekomme, geht gleich für meine Tiere weg. Und ich muss ganz toll sparen, damit es jeweils reicht.
Ich erwarte auch nichts, sondern bin froh, es tun zu können. (…)
Marie-Louise Hunziker (E-Mail: marie-louise-h@bluewin.ch)