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Start am 25. August 1967

Man hat sich längst daran gewöhnt: das Fernsehen bringt uns die Welt bunt in die Stube. Aber erst 45 Jahre ist es her, seit in Europa erstmals farbige Bilder ausgestrahlt wurden.

Start in Berlin
Die grossgemusterte Krawatte des damaligen deutschen Aussenministers Willy Brandt hätte ein geeignetes Testbild abgegeben, als dieser am 25. August 1967, dem Eröffnungstag der 25. Grossen Deutschen Funkausstellung in Berlin, kurz vor 11 Uhr für das Farbfernsehen grünes Licht gab. Damit war der Start für das bundesdeutsche und europäische Farbfernseh-Zeitalter geglückt. Als erster Farbfilm ging „Cartouche“ über den Bildschirm; am Abend folgte „Der Goldene Schuss“ mit Vico Torriani.
Bis die Welt am Fernsehen bunt erschien, waren annähernd 37 Jahre vergangen Am Weihnachtstage des Jahres 1930 führte der Physiker Manfred von Ardenne der Fachwelt das erste vollelektronisch übertragene Bild vor. Ardenne entwickelte einen Lichtbildabtaster, der mit einer Elektronenstrahlröhre, der „Braunschen Röhre“, arbeitete. Hoffnungen blieben seit diesem Tag an das neue Medium geknüpft.

Als Propagandainstrument vorgesehen
In den folgenden Jahren war es insbesondere der Reichspropagandaminister Joseph Göbbels, der die grosse Chance des Fernsehens unter anderem für agitatorische Zwecke witterte. Zutreffend erklärte er: „Was die Presse für das neunzehnte, wird der Rundfunk für das zwanzigste Jahrhundert sein.“
Seit 1934 wurden Versuchsprogramme ausgestrahlt, und seit dem 1. August 1936, dem Eröffnungstag der Olympischen Spiele in Berlin, fanden erste Übertragungen statt. Im September 1937 konnten dann – das Fernsehkabel von Nürnberg nach Berlin machte es möglich – während sechs Stunden die braunen Kolonnen der am Reichsparteitag versammelten Nationalsozialisten über die öffentlichen Bildschirme paradieren, die ab April 1935 in Berlin und anderswo eingerichtet worden waren.

Farbfernsehen schon 1936
Die ersten Versuche der deutschen Ingenieure Walter Bruch und Otto von Bronk mit Farbfernsehen datieren aus dem Jahre 1936. Bruch entwickelte als Chef des Fernsehgrundlagenlabors von Telefunken das PAL-(Phase Alternation Line-)System.
Die Farbtöne, die sich aus den Grundfarben Rot, Grün und Blau zusammensetzen, und die Farbsättigung, ihre Farbstärke, werden in elektrische Signale umgewandelt. Drahtlos oder per Kabel gelangen sie an den Empfangsort, wo sie wieder ins sichtbare Bild zurückgewandelt werden.
Probleme bot dabei weniger die Aufnahmetechnik als die Übertragung, da dieser eine Zerlegung des Signals nach Lichtdichte (Luminanz), Farbart (Chrominanz) und Sättigung vorangehen bzw. dieser Prozess im Empfänger wieder rückgängig gemacht werden musste.

NTSC – qualitativ unbefriedigend
Ernsthaft dem Farbfernsehen zugewandt hat man sich in Europa Mitte der fünfziger Jahre, auf Amerika folgend. Dort hatte 1954 das National Television System Comittee die nach ihm benannte Norm, eben NTSC, etabliert. Dessen Verfahren vermag jedoch eine qualitativ zufriedenstellende Farbbildwiedergabe nicht zu garantieren, bis heute nicht, wie jeder USA-Reisende feststellen kann. Bei Phasenfehlern, wie sie zum Beispiel auf langen drahtlosen Übertragungsstrecken oder durch Reflexion des Sendersignals an Berghäusern, Bauten usw. auftreten können, bewirkt dies bei NTSC sofort eine augenfällige Verschiebung des Farbtons, eine Verfärbung. Man muss also dauernd die Farben korrigieren. Den Amerikanern schien das wenig auszumachen. Sie entschieden sich offenbar schon damals für individuelles Fernsehen und virtuelle Welten, wie sie bei uns erst heute kreiert werden, im Rahmen künstlerischen Experimentierens: Unbekümmert liessen sie so die Bäume rot und den Himmel grün sein.

Europäische Lösungen
Europa ging daher eigene Wege, vermochte sich indes – erwartungsgemäss – nicht auf eine einzige Lösung zu einigen. Frankreich, wo Henri de France das System SECAM – das Kürzel steht für Sequentiel à mémoire – als Verbesserung entwickelt hatte, versammelte hinter sich die Sowjetunion und damit den gesamten damaligen Ostblock, während die Bundesrepublik Deutschland und weitere Länder, darunter die Schweiz, PAL den Vorzug gaben; denn PAL konnte stabile Farben gewährleisten.


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