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Kastration, Enthornen, Schwanz- und Schnabelcoupieren: Abschneiden und Absägen, was das Zeug hält (ein Beitrag aus dem Jahr 2001)

„Den Ferkeln geht es jetzt ja gut! Die kleinen Eber dürfen gemäss neuer Tierschutzverordnung nur in den beiden ersten Lebenswochen unbetäubt kastriert werden, nachher ist das verboten. In diesem zarten Alter verspüren sie noch keine Schmerzen, und wenn sie dabei schreien und zappeln, ist das bloss der Schreck.“ Das wenigstens behaupten Produzenten, die sich mehrheitlich auf die Frühkastration eingerichtet haben. Im Bundesamt für Veterinärwesen scheint man ihre Meinung zu teilen und hat diese Praxis gesetzlich abgesegnet.

Erlaubte Tierquälerei:..

 

…Kastration ohne Narkose.

Eine wahnwitzige Behauptung, denn das Nervensystem neu geborener Säugetiere und auch von Vögeln ist wie dasjenige eines menschlichen Babys vollständig entwickelt und funktionsfähig. Selbst Föten sind ab einem bestimmten Entwicklungsstadium schon schmerzfähig. Bei Hühnerembryonen, die vielfach in der Forschung verwendet werden, rechnet man ab dem 12. Bruttag definitiv mit Schmerzreaktionen. Wer somit schmerzfrei experimentieren will, beispielsweise Gifttests am bebrüteten Hühnerei durchführen, muss dies vor dem 12. Bruttag tun.
Jungtiere sind schwächer und somit wehrloser als Ältere, man kann sie leicht handhaben, und das ist der wahre Grund, weshalb man sie unbetäubt verstümmeln darf. Erlaubt ist die Kastration ohne Betäubung bei männlichen Schafen, Schweinen, Ziegen, Kälbern und Kaninchen. Im weiteren ist erlaubt: das Kürzen des Schwanzes bei Ferkeln, die weniger als fünf Tage alt sind, und bei Lämmern, die zwischen drei und vierzehn Tage alt sind; das Entfernen des Hornansatzes bei Kälbern bis zum Alter von zwei Monaten, das Abklemmen der Zähne bei Ferkeln bis 5 Tage, das Kürzen der Schnäbel, Kämme, Flügel, Zehen oder Sporen bei Vögeln ohne Einschränkungen, das Absetzen der Afterkrallen bei Welpen bis fünf Tage und das Einsetzen von Nasenringen oder Rüsselklammern bei Stieren und Schweinen in jedem Lebensalter.

Das alles soll nicht weh tun?
Blicken wir einmal genauer hinter die Kulissen! Kastriert wird nicht nur blutig durch Schneiden oder Quetschen mit der Kastrierzange, sondern auch unblutig mit Gummiringen, die man anbringt, um die Hoden abzuschnüren. Auf die gleiche Weise werden bei Lämmern auch die Schwänze coupiert. Damit unterbindet man die Blutzufuhr, und der „überflüssige“ Körperteil stirbt ab. Eine grausame Prozedur, wie jeder weiss, der schon einmal Erfahrungen mit Blutstau gemacht hat, wenn beispielsweise beim Abbinden eines verletzten Armes zu stark zugezogen wurde. Auch den Jungtieren tut das höllisch weh, sie gehen gespreizt, schlagen aus mit den Beinen oder springen in die Luft (vor Schmerz, nicht vor Freude!). Den Vögeln, speziell den Hühnern, wird noch mehr zugemutet: Zehen, Kämme und Sporen dürfen einfach abgeschnitten werden. Ein solcher Eingriff müsste – wenn schon – unter Narkose durchgeführt werden.

Schnabel coupiert: etwas zuviel erwischt.

Geübte Personen schaffen mehrere hundert Küken pro Stunde. Was dabei herauskommt, sind oft schwerwiegende und schmerzhafte Verstümmelungen, Verletzungen der feinen Nervenbahnen im Schnabel, die nicht mehr regenerieren und die das betroffene Tier ein Leben lang beeinträchtigen. Die normale Nahrungsaufnahme wird behindert, zudem verliert ein Huhn mit coupiertem Schnabel ein hochsensibles Organ, das ihm eigentlich Informationen über Berührung, Temperatur, Geschmack und Schmerz vermitteln sollte. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Tiere auf Eingriffe jeglicher Art, also auch auf Temperaturerhöhungen (Abbrennen) empfindlich reagieren (Desserich, Fölsch, Ziswiler: „Das Schnabelcoupieren bei Hühnern“, Tierärztliche Praxis 12/1984).

Enthornte Kuh.

Das Enthornen von Kühen ist in letzter Zeit stark in Mode gekommen, es wird besonders bei Tieren praktiziert, die in Laufställen gehalten werden. Es gibt mittlerweile aber eine stattliche Anzahl von Laufstall-Betrieben, die aufzeigen, dass es auch mit Hörnern gut geht. Das wird auch durch neuere wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt.

Im Gegensatz dazu eine intakte, natürliche Kuh.

 

Laufstall mit behornten Kühen.

Ruhiges oder aggressives Verhalten von Kühen in einer Herde wird von andern Faktoren, wie beispielsweise Behandlung durch den Tierhalter, weit mehr beeinflusst (Menke, Waiblinger: „Behornte Kühe im Laufstall“, LBL Lindau, 1999). Die Enthornung ist auf jeden Fall ein schmerzhafter Eingriff, denn das Horn ist ein lebendiges, durchblutetes, mit Nervenfasern durchzogenes Organ. Bei unsachgemässer Enthornung besteht ein erhebliches Infektionsrisiko in der Stirnhöhle, zudem können Nerven nachhaltig geschädigt werden. Übliche Enthornungsmethoden bei Kälbern sind Verätzung mit Lauge oder Abbrennen mit einem Brennstab. In der Regel wird der Eingriff bei 10- bis 14-tägigen Tieren durchgeführt, teils ohne Narkose.
Aus tierschützerischer Sicht ist es schlicht ein Skandal, dass solche Verstümmelungen ohne Betäubung erlaubt sind. (Text aus „Mensch und Tier“)

Die Würde der Kuh
Mit der anthroposophischen Methode der Kristallisations- und Steigbilder lassen sich Qualitätsunterschiede in der Milch von behornten und enthornten Kühen feststellen. Dies ist beschrieben in der Broschüre „Die Kuh und ihre Hörner“ des Arbeitskreises „Hörner tragende Kühe“ des Bio-Rings Allgäu. Aus dieser Broschüre entnehmen wir im weiteren folgendes:
Früher erkannte man in schönen Hörnern ein Zeichen für gute Gesundheit und Leistungsfähigkeit einer Kuh. Deshalb gehörten harmonisch ausgebildete Hörner zum Zuchtziel der Bauern. Eine Kuh mit Hörner passt nicht in den Laufstall; Hörner sind auch gefährlich, also müssen sie weg. Eine einfache Logik. Eine Kuh muss auch viel Milch geben; also füttern wir sie mit möglichst viel Kraftfutter wie ein Schwein. So zeigen die Kühe immer mehr Rippen und Knochen, an dem unten ein riesiges Euter und oben ein hornloser Grind hervorlugt. Und weil diese Milchmaschinen sowieso niemand sehen will, stellen wir diese ganzjährig in den Stall. So wie unseren Kühen geht es auch unseren Wiesen, den Äckern, noch schlimmer den Schweinen, den Hühnern – den Bauern. Wie schön war doch unser Braunvieh mit dem harmonischen Körper, dem straff sitzenden Euter und den schwungvollen Hörnern.

Die Kuh – was für ein Tier!

Es muss als wesentlich erkannt werden, dass Kühe Hörner haben und nicht nur Euter. Dass die Kuh als eine Milchmaschine betrachtet wird, ist der Hauptgrund für viele Fehlentwicklungen.
Im Rahmen eines Schweizer Forschungsprojektes haben Waiblinger/Menke/Fölsch 35 Betriebe in Deutschland und der Schweiz erforscht, wo Kühe mit Hörner in Laufställen gehalten werden. Diese Untersuchungen lassen keinen Zweifel darüber zu, dass das Verhältnis der Menschen zu den Tieren von entscheidender Bedeutung ist. Wenn der Landwirt eine gute Beziehung zu seinen Tieren pflegt und die Anforderungen an einen tiergerechten Stallbau einhält, können Kühe auch mit Hörnern nahezu problemlos in Laufställen gehalten werden.

 

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