Ein Interview aus dem Jahre 1992
Der Sattler Julius Schuler ist ein vehementer EWR/EU-Gegner. Als Bauernsohn liegt ihm vor allem das Schicksal der einheimischen Landwirtschaftsbetriebe am Herzen. Das nachfolgende Interview stammt vom Oktober 1992.
Sie haben Ihre ablehnende Haltung gegenüber dem EWR und der EG nie verborgen. Sie haben auch den Mut, Ihre Meinung öffentlich zu vertreten. Was gibt Ihnen die Kraft dazu?
Man darf das Schicksal unseres Landes nicht einfach ein paar Politikern überlassen. Die meisten Politiker machen immer grosse Versprechungen vor den Wahlen und nachher richten sie sich wie Fahnen nach dem Wind. Ich glaube, dass es vermehrt nötig ist, dass der Bürger selber die Initiative ergreift.
Wenn man sich für eine gute, gerechte Sache einsetzt, hat man dafür automatisch die Kraft.
Viele Leute haben Angst dies zu tun…
Das ist auch verständlich. Die meisten Menschen stehen in irgend einem Abhängigkeitsverhältnis, z.B. am Arbeitsplatz, in der Familie usw.
Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit und Angst, die eigene Meinung in der Öffentlichkeit zu vertreten, spielen aber sicher auch eine Rolle.
Warum sind Sie nicht in einer Partei?
Gegenfrage: Wozu? Es ist doch wichtig, dass der Bürger selber weiss, was er will.
Punkto EWR/EU wollen Sie erreichen, dass möglichst viele Schwyzerinnen und Schwyzer ein Nein in die Urnen legen werden. Wie packen Sie das an?
Das mache ich z.B. bei einer Diskussion am Stammtisch. Ich versuche meine Gesprächspartner nicht zu überreden, sondern zu überzeugen. Dass ein EWR/EU-Beitritt für unser Land schlecht ist, muss jeder selber erkennen.
Und bezüglich EWR/EG haben Sie ja genügend Argumente…
Ja. Eigentlich staune ich, dass eine Diskussion zum Thema EWR/EU überhaupt nötig ist. Überzeugende Gründe, die für einen EWR/EU-Beitritt unseres Landes sprechen, gibt es ja keine!
Was bereitet Ihnen in diesem Zusammenhang am meisten Sorgen?
Dass es Leute gibt, die sagen: „Ja, wir können doch nicht alleine dastehen, wir müssen uns doch anpassen.“
Wenn man die betreffenden Menschen fragt, warum denn „Anpassung“ für sie bzw. unser Land so wichtig sei, können sie darauf keine Antwort geben.
Was tun Sie, um diese Leute umzustimmen?
Ich sage ihnen einfach, was ein EWR/EU-Beitritt für verheerende Folgen hätte. Der einheimischen Landwirtschaft z.B. würde die Existenzgrundlage entzogen. Ebenso bergab in unserem Land ginge es mit Landmaschinenproduzenten, -verkäufern und -mechanikern.
Überall in der Industrie werden heutzutage Leute entlassen und jetzt will die Regierung auch noch mit dem EWR bzw. der EU unsere Landwirtschaft liquidieren. Gleichzeitig öffnet man Tür und Tor für ausländische Personen. Soziale Unruhen würden so geradezu vorprogrammiert.
Haben Sie etwas gegen Ausländer?
Nein, gar nicht. Ich habe früher in Basel z.B. viel mit Italienern zusammengearbeitet und schätze sie sehr. Für mich sind die Italiener, die in der Schweiz leben, auch keine „Ausländer“.
Ein EWR- oder EG-Beitritt unseres Landes würde dieses Problem noch verstärken…
Genau. Die Ausländer müssen lernen, die Probleme in ihrer Heimat selber zu lösen. Die Schweiz kann doch nicht zur Notunterkunft für die halbe Welt werden. Sonst stehen wir eines Tages vor der eigenen Türe.
Vor allem viele Grossindustrielle sprechen sich für den EWR bzw. die EU aus. Warum?
Sie glauben, so an billigere ausländische Arbeitskräfte heranzukommen. Was mit unserer einheimischen Arbeitnehmerschaft geschieht, ist diesen Herren offenbar egal. Hauptsache, ihr Profit stimmt!
Für unsere Landwirtschaft und unsere Arbeitnehmerschaft wäre also ein EWR/EU-Beitritt schlecht. Für wen noch?
Ich denke hier nicht zuletzt an die Mieter. Durch das höhere Zinsniveau der EU-Länder würden auch die Zinsen in unserem Land ansteigen. Höhere Hypothekarzinsen führten automatisch zu höheren Mietpreisen.
Durch den Zuzug ausländischer Personen würde sich das Problem Wohnungsknappheit noch verstärken. Ein noch geringeres Angebot ergäbe noch höhere Preise!
Nicht zu vergessen sind auch die kleinen und mittleren Gewerbebetriebe, die in den vergangenen Jahren investiert haben. Auch ihre Existenz wäre gefährdet. Denn höhere Zinsen bedeuten sinkende Wettbewerbsfähigkeit. Düstere Prognosen ebenso für alle Einfamilienhausbesitzer, deren Fremdkapitalanteil hoch ist.
Aus all diesen vielen Überlegungen heraus sind Sie ganz klar gegen einen EWR/EG-Beitritt unseres Landes…
Genau. Und ich hoffe, dass möglichst viele Innerschwyzerinnen und Innerschwyzer die Falle „EWR/EU“ erkennen und nicht auf sie hereinfallen!
Haben Sie einen speziellen Wunsch für die kommende EWR-Abstimmung?
Ja, dass die Stimmbeteiligung möglichst hoch ist und dem Bundesrat ein dicker Strich durch seine EWR/EU-Politik gemacht wird!
Vielen Dank für das Gespräch!
Persönlich Name: Schuler Vorname: Julius Geburtsdatum: 22.12.27 Sternzeichen: Steinbock Hobbys: Baumpflege, Schwimmen, Wandern Farbe: Blau Lieblingstier: Kuh Essen: Älplerrösti Getränk: Kaffee Créme Musik: Ländler |