3,1 Mio. Franken für Sanierung mit Juck-Isolation, Kastenfenstern, planerische Fehlleistungen etc.
Am 3.10.01 muss ich meinen Kleinwagen beim „neu sanierten“, fast fertigen Verkehrsamt vorführen. Am 2.10.01 wird extra der Service gemacht: Ersatz von Luftfilter, Ölfilter, Öl, Kerzen etc. Auch neue Bremsklötze vorne werden montiert. Tags darauf gehe ich das Auto vorführen. Die Bremswerte stimmen. Doch der junge Experte kritisiert, die Bremsscheiben vorne hätten Rost angesetzt. Das haben wir beim Service auch gesehen. Aussen waren sie aber noch gut. Man hätte damit problemlos und sicher weiter fahren können. Und die Bremswerte haben es bestätigt.
Um Sicherheit besorgt
Er könne so das Auto nicht abnehmen, sagt der Experte Nr. 1. Also werden extra noch neue Bremsscheiben montiert und das Auto am 8.10.01 wieder vorgeführt. Neues Problem: Die Bremswerte, die vorher mit den alten Bremsscheiben stimmten, stimmen nun nicht mehr! „Sie müssen noch einmal kommen“, sagt der ältere 2. Experte. Sozusagen als Entgegenkommen gibt er die Spezialanweisung ab: „Sie können dann in 10 Tagen direkt zu mir kommen und das Auto zeigen, so müssen Sie nicht noch einmal Fr. 25.- zahlen“ – an diese Aussage kann oder will er sich dann aber später nicht mehr erinnern, sondern erklärt am 17.10.01, dass so nicht vorgegangen werden könne, sondern das Ganze den ordentlichen Dienstweg gehen müsse, was ja auch stimmt…
Ich muss also noch 10 Tage herumfahren, damit – vielleicht – die Werte für das Schwyzer Verkehrsamt stimmen…
„Während den nächsten Tagen werden die Werte streng genommen wohl auch noch nicht stimmen, aber das macht dann nichts…“ denke ich mir. Ich muss ja als Schwyzer Kantonsbürger froh sein, dass das Auto wegen diesem Mangel nicht gleich behördlich beschlagnahmt wurde… [Anmerkung: Diese Formulierung ist etwas übertrieben. Aber wohl aus der stressbehafteten Allgemeinsituation heraus verständlich.]
Was ist besser: alte oder neue Bremsen?
Eine von mir durchgeführte Bremsprobe auf der Steinerstrasse ergibt, dass der Wagen leicht nach rechts zieht. Das war vorher nicht so, das „verdanke“ ich der Motorfahrzeugkontrolle resp. den neuen Bremsscheiben. Man hätte halt die alten Scheiben drinlassen sollen, dann hätte es gar nie Probleme gegeben. [Anmerkung: Längerfristig betrachtet aber wohl keine richtige Lösung.]
Abgesehen vom „Missverständnis“ mit dem älteren Experten Nr. 2 (siehe oben) geht dann aber am 17.10.01 alles tipptopp. Experte Nr. 3 geht die Sache ruhig an und gibt auch sehr kompetent Auskunft über die Bremsen. Die Bremswerte stimmen zwar nicht perfekt überein wie beim ersten Test mit den alten Scheiben, liegen aber innerhalb der Toleranz. Positives ist hingegen von der Bremskraft zu verzeichnen: nie zuvor haben die vorderen Bremsen so kräftig zugepackt wie bei Test Nr. 3.
Happy End
Am Schalter dann eine gelöste Atmosphäre. Zufällig treffe ich dort meinen lieben, alten Renault-Garagisten Othmar Gwerder aus Ibach an, der zum Thema Bremsen auch noch einen Kommentar abgibt. Zum Schluss eine freundliche Bedienung durch den jungen Schalterbeamten, der nach erfolgter Barzahlung der Nachkontrolle den wohlverdienten Stempel in den Ausweis drückt. Happy End!
Verkehrsamt: Wenn man gegen andere so genau ist, wieso nicht gegen sich selbst?
Das Verkehrsamt Schwyz hat es bei meinem kleinen Auto sehr genau genommen. Wenn man doch bei der Sanierung des Verkehrsamtes Schwyz doch nur auch so genau vorgegangen wäre! Man verwendete das zweitschlimmste Isolationsmaterial (Steinwolle, Hersteller darf nicht genannt werden, ansonsten Busse oder gar Gefängnis droht), das auf dem Markt erhältlich ist.
Das Gebäude wurde (mit Metallfassaden) als Konservendose verpackt und erhielt berüchtigte Kastenfenster. Der ganze Mist kostet 3,1 Mio. Franken. Für die mit Juck-Isolation gefüllte Konserve kann der Steuerzahler blechen. Nach baubiologischen Gesichtspunkten resp. Kriterien, wie man vor 100 Jahren und zuvor richtig baute, fliegt dieses Gebäude in hohem Bogen durch! Viel schlimmer hätte man es gar nicht mehr machen können, höchstens, indem statt Steinwolle Glaswolle verwendet worden wäre. Der Unterschied: Obwohl von unzähligen Gewerbetreibenden zurecht beanstandet, bleibt dieser Sanierungsunsinn bestehen. Wo bleiben hier die Experten (siehe Beispiel Bremsen), dass das Gebäude so nicht abgenommen werden könne? Warum werden hier, bei dieser kantonalen Fehlkonstruktion, nicht die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen?
Der „Bote der Urschweiz“: Immer auf mehreren Hochzeiten tanzen… Auch beim Verkehrsamt Schwyz hat sich der typische Windfahnen-Journalismus des „Bote der Urschweiz“ einmal mehr bestätigt. „Nach der Sanierung heisse Luft“ titelte er noch in der Ausgabe vom 29. August 2001 und berichtete für „Bote“-Verhältnisse kritisch. Um dann aber am 19.10.01 wieder total regierungstreu zu verkünden, dass quasi „alles in Ordnung“ sei, obwohl sich in den zwei Monaten ja gar nichts geändert hat… Kommentar: Selbst ein Wackelpudding hat noch mehr Rückgrat als der „Bote der Urschweiz“! |