„In der Schweiz gibt es keine Zensur, aber sie funktioniert“, lautet ein bekanntes Tucholsky-Zitat.
Die grosse Frage: Was darf man schreiben und was nicht?
Weil die Mythen-Post seit den Jahren 1998/99 weiss, dass Hersteller in der Schweiz nicht namentlich kritisiert werden dürfen („unlauterer Wettbewerb“), formulierten wir unsere Kritik an Glas- und Steinwolle in den vergangenen Jahren ganz allgemein, im guten Glauben, dies sei erlaubt. Zusätzlich befragten wir unabhängig davon zwei Rechtsanwälte nach dem „erlaubten Rahmen“. Wir gingen davon aus, es richtig zu machen.
Mit problematischen KMF-Wärmedämm-Materialien werden heutzutage gigantische Sondermüll-Altlasten erzeugt. |
Was sagt der Mediziner (Chefpathologe) zum Thema Mineralwolle? Prof. Dr. Jan-Olaf Gebbers, Chefarzt am Kantonsspital Luzern: „Asbest herauszureissen und anschliessend mit Mineralwolle zu isolieren, bedeutet, den Teufel mit dem Beelzebub auszutauschen.“ (Zitat vom 8.1.02 anlässlich eines Gesprächs mit Urs Beeler) |
Nicht mit Klage gerechnet
Für uns deshalb völlig überraschend flogen Klagen der Firmen Isover, Flumroc und neu Sager ins Haus. Unglaublich, aber wahr: Die Mythen-Post begeht mittlerweile schon „unlauterer Wettbewerb“, wenn die Produzenten im Artikel nicht einmal namentlich genannt werden! Es werden dafür extra juristische Konstruktionen gebildet, aus denen dann die Mythen-Post im Endeffekt trotzdem wegen ihrer Kritik als „schuldig“ hervorgeht.
Der Anwalt der KMF-Hersteller hat in seiner langen Anklageschrift praktisch auf jeder Seite der Mythen-Post Homepage, die sich mit dem Thema Glas- und Steinwolle befasst, Stellen gefunden, die angeblich „unlauteren Wettbewerb“ bedeuten und diese mit gelbem Leuchtstift markiert. Auf etwa einen Viertel davon ist das Gericht eingegangen und hat sie ebenfalls als „unlauterer Wettbewerb“ taxiert.
KMF-Hersteller dürfen einseitig informieren
Die KMF-Hersteller dürfen ihre Kunden völlig einseitig informieren. Wenn die Nachteile von Glas- und Steinwolle Bauherren und Hauseigentümern verschwiegen werden, scheint das in Ordnung zu sein. Ob Handwerker die geltenden Sicherheitsvorschriften einhalten oder nicht, interessiert in der Praxis niemand. Im Gegensatz dazu verlangt der Gesetzgeber bzw. die Justiz von der Mythen-Post, dass sie auch die KMF-Hersteller zu Wort kommen lässt.
Urs Beeler argumentierte vor dem Untersuchungsrichter: „Wenn die KMF-Hersteller und Handwerker potentielle Bauherren und Hauseigentümer nicht über die gravierenden Nachteile von Glas- und Steinwolle informierten, dann sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Mythen-Post den Gegenstandpunkt einnehmen kann.“ Dann erst sei die Waage ausgewogen. Wenn man die Mythen-Post zur „journalistischen Ausgewogenheit“ verpflichte, so erwarte er auch, dass die KMF-Hersteller und Handwerker, welche diese Produkte verarbeiten, potentielle Bauherren und Hauseigentümer umfassend über die gravierenden Nachteile von KMFs informierten. – Auf dieses Argument wurde jedoch nicht eingegangen.
Das ist schon ulkig: Wenn Hersteller einseitige Informationen verbreiten, wird das toleriert. Wenn die Mythen-Post dazu den Gegenstandpunkt einnimmt, bedeutet dies „unlauterer Wettbewerb“.
Eines ist sicher: Früher oder später wird die Mythen-Post in der KMF-Frage Recht bekommen!
Die Mythen-Post weiss hundertprozentig, dass sie mit ihrer Argumentation recht hat. Aber es ist in der heutigen Gesellschaft absolut unmöglich, dieses Recht auch in die Praxis umzusetzen. Es funktioniert ähnlich wie im Mittelalter, wo behauptet wurde, die Welt sei eine Scheibe. Wer etwas dagegen sagte… – das Vorgehen ist bekannt. Und heute läuft es analog: Der Bund erlässt grosszügige Vorschriften betr. KMFs, das Ganze wird vom Bundesamt für Gesundheit und der SUVA noch abgesegnet. Die KMF-Hersteller stellen also nur das her, was gesetzlich erlaubt ist. Das war schon beim Asbest so und ist es bis heute beim Amalgam! Wer die offizielle (falsche!) Lehrmeinung kritisiert, dem drohen in der Schweiz Busse oder gar Gefängnis!
Busse oder gar Gefängnis für positive Gesinnung?
Im Rahmen des Möglichen hat die Mythen-Post alles unternommen, um Licht in diese Sache zu bringen. „Ich habe das getan, was ich als journalistische Pflicht betrachte“, sagte Urs Beeler gegenüber dem Untersuchungsrichter. Es gehe ihm um die Gesundheit der Menschen und den Umweltschutz. Ausserdem wehre er sich dagegen, dass gutgläubige Hauseigentümer und Bauherren von irgendwelchen Produzenten „verarscht“ würden. „Tagtäglich werden neue Isolations-Sondermüllaltlasten errichtet – das ist legal. Illegal soll handeln, wer sich gegen solchen Unsinn bzw. bodenlose Verantwortungslosigkeit gegenüber Mensch und Umwelt wehrt?“ kritisiert Beeler.
KMF-Produzenten wollen Kritik zum Schweigen bringen
Mit der neuen Klage geht es offenbar darum, die Mythen-Post zum Schweigen zu bringen. Es sollen weiter ungeniert Sondermüll-Altlasten produziert werden können. Das ist zwar völlig absurd – aber die Isolationsindustrie und das angeschlossene Gewerbe sowie der Staat wollen es so.
Klagen und Boykotte
Auf der einen Seite drohen die Hersteller mit Klagen, auf der anderen Seite boykottieren die Mythen-Post Zimmerleute, Dachdecker, Baufirmen usw., die mit Glas- und Steinwolle isolieren. Eine absurde Situation! Warum wird eigentlich hier nicht wegen „unlauterem Wettbewerb“ ermittelt?
Profitgier, Verantwortungslosigkeit und Ignoranz beherrschen den Isolationsmarkt. Früher oder später wird der Schwindel auffliegen. Im Jahre 2022 können sich dann Leute erinnern: „Das hat die Mythen-Post ja schon vor über 20 Jahren geschrieben.“
Erfreulich ist, dass die Meinung, welche unsere Zeitschrift seit Jahren betr. Glas- und Steinwolle vertritt, von namhaften Wissenschaftern, Architekten, Ingenieuren und Ärzten bestätigt wird. Lesen Sie die interessanten Fakten in dieser Ausgabe!
Beiträge in der Mythen-Post 4/02:
– Ein deutscher Ingenieur warnt
– Glas- und Steinwolle sowie Styropor im Vergleich
– Eine kritische Stimme zum Thema KMF aus den USA
– Schadenersatz-Klagen in den USA
– Neue Qualitätsnormen der EU erlauben es, sogar Asbest als „frei von Krebsverdacht“ zu deklarieren
– Die Schweizer Presse schweigt bis heute zum Thema Dämmen
– Gegendarstellung (Der Standpunkt der KMF-Hersteller)
– „FIBER GLASS: A CARZINOGEN THAT’S EVERYWEHERE“ (Aus Rachel’s Environment & Health Weekly)
– Prof. Dr.-Ing. habil. Claus Meier: „Nur die rigorose Abkehr vom Dämmungswahn mit Polystyrol und Mineralwolle kann die Gebäude noch retten.“
Ergänzende Quellen:
– http://www.naturkost.de/aktuell/970825b [Anmerkung: Link nicht mehr abrufbar]
– http://www.naturkost.de/aktuell/sk970902 [Anmerkung: Link nicht mehr abrufbar]
– http://www.naturkost.de/aktuell/971219c [Anmerkung: Link nicht mehr abrufbar]