Strom und Wärme aus Grünabfällen
Durch Vergärung von Grünabfällen kann routinemässig und wirtschaftlich nicht nur Komposterde, sondern auch Strom und Wärme ohne Umweltbelastung erzeugt werden. Die erste Anlage, die das konnte, steht in Rümlang (ZH).
Diese Vergärungsanlage verarbeitet die festen organischen Abfälle aus privaten Haushalten und Gärten von Grossfirmen und Gewerbebetrieben in Zürich Nord, Rümlang, Glattbrugg und Kloten. Erbauer und Betreiber ist der Glattbrugger Unternehmer Walter Schmid.
Das Vergären ergibt einerseits Komposterde, die als Ersatz für einen Teil der Humusverluste schweizerischer Böden sowie der Torfimporte willkommen ist, und andererseits Biogas, das (ähnlich wie Erdgas) sowohl direkt zum Heizen als auch zum Antrieb von Blockheizkraftwerken dient, die gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen.
Schlagwort „Biogas“
Biogas besteht zu rund zwei Dritteln aus Methan. Es wird beim anaeroben Abbau organischer Stoffe, das heisst bei der Vergärung unter Ausschluss von Sauerstoff, durch bestimmte Bakterien gebildet. Schon seit einiger Zeit wird in der Landwirtschaft Biogas aus flüssigen organischen Abfällen (Jauche, Mist) gewonnen.
Die Kompogas-Anlage in Rümlang beansprucht nur 1’500 Quadratmeter Landfläche und kann jährlich 5’000 Tonnen Grünabfälle zu Komposterde und zu mehr Biogas verarbeiten, als zur Selbstversorgung des Betriebs mit Wärme und Strom nötig ist. Die Tagesproduktion (Stand: 1992) ist eindrücklich: rund 5 Kubikmeter Komposterde und 1’300 Kubikmeter Biogas, was etwa 840 Litern Heizöl oder einer Energiemenge von 7’800 Kilowattstunden (kWh) entspricht. Nach Deckung des Eigenverbrauchs stehen 3’600 kWh in Form von Wärme zur Verfügung, die im Winter benachbarte Gewerbewerkstätten heizen; weitere 1’500 kWh gehen ins Netz des Elektrizitätswerks Rümlang.
In 30 Tagen vom Abfall zum Kompost
Der ganze Vergärungsprozess dauert knapp ein Monat und spielt sich in einer technisch recht aufwendigen, automatisch überwachten und gesteuerten Kompaktanlage ab – Handarbeit ist allerdings noch beim Aussortieren nichtvergärbarer Fremdstoffe (Metalle, Glas usw.) nötig.
Herzstück der Anlage ist der zylindrische Fermenter-Tank, in dem bei rund 55 Grad Celsius die Vergärung der Biomasse stattfindet; nach der Entwässerung folgt noch eine mehrtägige aerobe Nachrotte.