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Angepasster Journalismus der SKS – mit Rücksicht auf Industrie und Konsumenten

Um die standardmässig unnötig parfümierten, allergieauslösenden Waschmittel (z.B. Total, Elan, M-Budget), Handabwaschmittel und weitere Hygieneprodukte der Migros macht man am besten einen Bogen, denn sie sind im Durchschnitt noch schlechter als die meisten Markenprodukte. – „Billig-Inhalt mit starker Parfümnote“, heisst heute das Motto der Hersteller. Und der naive Konsumentenschutz macht bei diesem Schwindel noch mit.

In einer Pressemitteilung vom 30. August 1999 teilt die Stiftung für Konsumentenschutz der Mythen-Post mit, dass sie über 50 Putzmittel auf Ökologie, Gesundheit, Preis und Dosierung getestet habe.

Als ein kritischer Test wirkt der entsprechende Beitrag im SKS-Ratgeber jedoch nicht, sondern eher als Kapitulation vor den Produzenten und Anbiederung bei den Konsumenten
Nach Meinung der SKS hätten Abwaschmittel nur eine geringe Umweltbelastung. Dabei wurden die einzelnen (von der Industrie unnötig verwendeten!) Farb- und Duftstoffe nicht einmal im Detail untersucht. Wie kann man dann überhaupt eine solche Aussage machen?

Problematische, allergieauslösende Duftstoffe in Abwaschmitteln
Tatsache ist, dass sämtliche Abwaschmittel, welche vom SKS mit „gut“ oder „mittel“ ausgezeichnet wurden, diese Bewertung gar nicht verdienen. Problematische Chemikalien, Farbstoffe und vor allem Duftstoffe – obwohl sie hundertprozentig überflüssig sind – werden heute den Handabwaschmitteln beigemengt. Diese Stoffe haften auf der Oberfläche und werden anschliessend mitgegessen oder mitgetrunken. Chemische Duftstoffe breiten sich in Räumen aus und werden eingeatmet. Der Chemikalienmix kann sich dann in verschiedenen körperlichen Symptomen (Kopfweh, Unwohlsein, Allergien etc.) äussern.
Die SKS tut hingegen so, als ob diese Problematik gar nicht existiere. Auch von der schlechten Abbaubarkeit von Parfümstoffen ist nichts zu lesen. Warum nicht? Weshalb ist man hier nicht objektiv?

Der Schwindel mit den Reinigungsmitteln
Die Firma Colgate-Palmolive wirbt mit „Ajax Frühlingsblumen“, „Ajax Blütenpracht“, „Ajax Blüten der Provence“ – man frägt sich, wie dieser Frühling und all die Blumen bloss in die Plastikflaschen kommen…
Procter & Gamble verspricht „Meister Proper mit Meeresfrische“. Die Realität sieht anders aus: Würde man Meister Proper in grossen Mengen ins Meer kippen, wäre es mit der echten Meeresfrische bald vorbei.
Die Werbelügen von Procter & Gamble gehen noch weiter: „Meister Proper bringt Ihnen die Frische der Natur ins Haus!“ (TV-Spot am 9.9.99 in SAT1).
„Die Konsumenten wollen das doch. Sonst würde es ja niemand kaufen“, argumentieren die Produzenten scheinheilig. Sie, die vorher mit hunderten von TV-Spots, Reklamen etc. den Konsumenten eine Gehirnwäsche verpasst haben.
Hat es also noch einen Sinn, Konsumentenschutz zu betrieben, wenn der überwiegende Teil der Leute sowieso erst aus der unmittelbaren (negativen) Erfahrung lernt?

SKS auf dem absteigenden Ast
Die Mythen-Post sprach am 1. September 1999 mit Redaktor Eric Send vom SKS und bezeichnete den Test betr. Putz- und Reinigungsmitteln als Schwindel. Mit Konsumentenschutz habe das nichts zu tun, sondern mit feiger journalistischer Anpassung bzw. einem Zugeständnis an die Produzenten, die seit Jahren den Konsumenten an der Nase herumführen würden.
Er, Send, teile prinzipiell Beelers Meinung. Man müsse aber sehen, dass heutzutage konsequenter Konsumentenschutz nicht durchzusetzen sei. Der heutige Durchschnittskonsument sei angepasst und gehe nun einmal den Weg des geringsten Widerstandes. Mit dem SKS-Beitrag wolle man sich bewusst an die Masse richten und ein „sanftes Umdenken“ bewirken.

Nicht nur angepasst, sondern auch noch falsche Tipps
Welche Blüten solcher Anpassungs-Journalismus beim SKS treibt, demonstriert Send im Ratgeber „Putzen – ohne Krampf, mit wenig Chemie“, auf S. 10. Zwar weiss auch er, dass z.B. WC-Steine absolut unnötig sind. Angepasst jedoch schreibt er: „Auf WC-Steine kann verzichtet werden. Gegen schlechten Geruch können ätherische Öle und Duftkräuter aufgestellt werden. Auch das Abbrennen eines Zündholzes hilft.“ Solch ein Unsinn in einem SKS-Ratgeber!
Durch ätherische Öle und dem Verbrennen von Streichhölzern wird die Luft noch stärker verschmutzt – gereinigt wird gar nichts. Lieber zusätzlicher Gestank durch ätherische Öle etc. als einmal das Fenster öffnen?
Wenn eine Konsumentenschutzorganisation so weit fortgeschritten ist, dass sie offenbar aus Furcht vor den Produzenten und aus Anpassung gegenüber den Lesern nicht mehr ungeschminkt die Wahrheit schreiben darf, hat sie sich selber überflüssig gemacht.

[Anmerkung: Dieser Beitrag wird auch 20 Jahre nach seiner Veröffentlichung noch toppaktuell sein!]

 

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