Leserbrief
Kaum hatten wir den neuen Nationalrat gewählt, in der Hoffnung übrigens, er bringe Konzepte für die Zukunft, schon hatten wir uns seiner in aller Form zu schämen. Descartes hat im 17. Jahrhundert das Tier zur Sache erklärt, als seelenlosen, mechanischen Apparat. Dem cartesischen Diktum leben heute die Viehtransporteure vieler Länder, neuerdings die kanadischen Robbenjäger, die japanischen und norwegischen Wal- und Delphin-Jäger, sogar „wissenschaftlich“-skrupellos nach. Die Leiden der Tiere schreien längst zum Himmel, und da kommen schweizerische Nationalräte und murksen eine minime Verbesserung der Situation ohne Wimpernzucken ab, noch immer verpflichtet dem Denken des römischen Rechts, also der Antike, sowie dem Zeitalter Descartes‘. In ihrem Fortschritts- und Machbarkeitswahn haben sie noch immer nicht realisiert, was wirklich auf dem Spiel steht: die Freundschaft der Tiere zu uns, die der Mensch undankbar nur für seinen Profit ausnützt.
Der Nationalrat hat versagt und kein Zeichen gesetzt für eine ganz andere, neue und bahnbrechende, gefühlvolle Einstellung zur Tierwelt.
Guido Bucher, Luzern