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Dossier

Über private Kopien wurde von Ruedi Keller im Schulhaus Rubiswil genauestens Buch geführt.

 

Urs Beeler: „Hans Betschart schien mir anfänglich – trotz einer ihm eigentümlichen ‚Strenge‘ – gut gesinnt zu sein. Das änderte sich jedoch im Laufe der Zeit irgendwie. Weshalb, ist mir bis heute nicht klar. Lag’s an meinen späteren Buchveröffentlichungen, mit deren Inhalt er sich nicht einverstanden erklären konnte oder an meiner freiheitlichen Art? Ich weiss es bis heute nicht.“

 

Beeler: „Das war – wenn ich mich recht erinnere und ich sie nicht mit der Sommer-Stellvertretung von Kurt Nüssli verwechsle – eine verdammt harte Zeit, die ich lediglich im Stile eines GSG-9-Mayors überstehen konnte. Harte Turnstunden mit dem jungen Breu aus Rickenbach und anderen aufmüpfigen Schülerkollegen. Keine leichte Aufgabe. Auch der Zeichenunterricht mit der damaligen 3. Sek., in der Silvio Schuler u.a. waren, hatte irgendwie etwas Bizarres. Es waren drei äusserst lange Schulwochen!“ [Anmerkung der Mythen-Post: Hier liegt jedoch möglicherweise eine Verwechslung mit der Stellvertreter-Anstellung von 13.-25. Juni 1987 (Kurt Nüssli), siehe weiter unten, vor.] – Mit der Oberstufen-Atmosphäre im Schulhaus Lücken konnte Beeler nie warm werden. – Ausserdem war es im „Lücken“ üblich, dass der sonst nette Abwart Gartenabfälle unter grossem Gestank direkt angrenzend zum Südteil des Schulhauses verbrannte. Übrigens wie damals auch Sekundarlehrer Alfons Camiu mit einer Schulklasse!! Zu der Zeit ein Puzzle-Stück im von vielen Verantwortungslosen praktizierten Nicht-Umweltschutz im Talkessel Schwyz. Positiv in diesem Januar 1988: Ein phänomenal warmer Föhneinbruch, wo man glaubte, der Frühling stehe schon vor der Tür.
Beeler: „Zu jener Klasse gehörte ein türkisches Mädchen namens Martha, das gut rechnen konnte und Martin Schmid, der in den Neunzigerjahren ein eigenes kleines Malergeschäft eröffnete. Ich gab mir bei dieser Klasse wirklich alle Mühe, u.a. mit intensivem Einzelunterricht. Aber meine Arbeit wurde trotz allem gut gemeinten Einsatz irgendwie nicht richtig goutiert. Vor allem von einem jungen Pfyl aus dem Obdorf (Hühnerfarm) nicht. Bei dem wirkte meine Güte gegenteilig – er wurde hinterhältig. [Anmerkung der Mythen-Post: Vermutlich war er es vorher schon, aber Beeler hatte es nicht gemerkt.] Warum, ist mir psychologisch bis heute ein Rätsel. Für Beeler zu der (sensiblen) Zeit eine besondere Belastung, weil bei seinem Vater eine unheilbare Leukämie diagnostiziert worden war.
Beeler: „Soviel ich mich erinnern kann, hatten wir damals bereits die Werkschule von Seewen ins Rubiswil nach Ibach gezügelt. Mir widerstrebte – als „ewiger Föderalist“ – der Umzug. Die modernen Klassenzimmer waren jedoch schöner als in Seewen, die Atmosphäre aber lang nicht mehr so familiär. Wenn ich mich weiter nicht täusche, lautete für die Jungs der Klasse zu der Zeit im Werken der Auftrag, ein flugtaugliches Leichtholz-Segelflugzeug zu konstruieren. Ich selbst wäre nicht imstande gewesen, ein solches zu bauen, konnte den Werkschülern jedoch die Sache offenbar theoretisch so gut erklären, dass es in der Praxis sogar funktionierte… Ich kann mich ferner an einen irgendwie lustigen, aufgeweckten, aber auch etwas auffälligen Schüler erinnern mit recht kurzem Haarschnitt und verhältnismässig starker Brille. Dieser Typ hatte immer ein ziemlich grosses Maul und schwärmte total für ’seine‘ Lieblingssängerin Tina Turner. Unvergesslich aus dieser Zeit auch ein ‚technisches Problem‘ – wenn ich mich recht erinnere: mit einer Schublade (?) – betr. Passgenauigkeit. Der Werkschüler meinte, da müsse man bloss Seife nehmen, dann funktioniere das tipptopp. Ich musste schmunzeln und mir kam mein verstorbener, flotter Grossvater Peter Beeler, Jg. 1894, Schreiner, in den Sinn. Denn auch er hätte in einem solchen Fall wohl auf Seife gesetzt… Werken war jedoch nie mein Ding, weil ich schon damals den anfallenden Holzstaub absolut nicht vertrug. Damit die Werkräume nach den Lektionen wieder sauber wurden, musste immer viel Autorität aufgewendet werden. Hauptproblem jedoch war, dass mich ‚Werken‘ im Grunde nie interessierte. Zum Glück gab’s teilweise jedoch recht motivierte Schüler, die das mit ihrem Arbeitseifer etwas wettmachen konnten.“

 

Beeler: „Wenn ich mich recht erinnere, war das die Klasse u.a. mit Ursula Dettling (Tochter des späteren Nationalrats bzw. Ständerats Toni Dettling). In dieser Klasse waren ausserdem die Kinder der ‚Schwyzer Aristokratie‘ und ‚Neureichen‘ auf einem Haufen zusammengefasst. Ich fühlte mich da von der Atmosphäre her überhaupt nicht wohl und auch nicht am richtigen Platz. Humor und Lebensfreude kamen viel zu kurz. Wenn ich mich nicht täusche, kam zum Pensum auch noch eine Realschulklasse im Turnunterricht dazu. Weil es darunter etliche Maulhelden gab und vor allem der Haufen disziplinär schwer zu bändigen war, jagte ich die ganze Burschen-Klasse im brutalen Laufschritt (wie im Militär) auf die Schwyzerhöhe, wo sie total erschöpft ankamen. Ihr Klassenlehrer Eugen Landolt machte mir später im Rubiswil-Lehrerzimmer massive Vorwürfe. Ich sei ja wahnsinnig gewesen, seine Burschen so drangenommen zu haben. – Die Gegenwahrheit: Wären sie so nett und anständig wie die Schüler in Einsiedeln gewesen, wär’s kaum je soweit gekommen!“ [Anmerkung der Mythen-Post: Kann sein, dass sich Landolt darüber aufregte, weil es um seine Klasse ging.] – Beeler passte seine Unterrichtsgestaltung immer sehr individuell den Klassen an. Waren es anständige, nette und selbstregulierende Jugendliche, hatten sie beinahe „den Himmel auf Erden“: wenig oder gar keine Aufgaben, viel Freiheit, genossen individuelle Hilfe und masslose Geduld, Humor, Filme usw. – Böse Mäuler, Querulanten (im negativen Sinn) und „Terroristen“ wurden jedoch gezielt ausgeschaltet, damit die Mehrheit der Normalen und Gutgesinnten einer Schulklasse resp. der Unterricht selbst nicht unter ihnen leiden musste. Ziel: eine gute, freie und unabhängige Atmosphäre (wie in einer grossen und guten Familie), wo jeder Schüler und jede Schülerin gern und mit Freude zum Unterricht kommt und lernt ohne es zu merken. Denn: Lernzwang ist Gift für die Seele!

 

Urs Beeler

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