Lediglich betriebswirtschaftliche Gründe sprechen dafür – Umweltschutzgründe dagegen
Bis anfangs der Neunzigerjahre wurden die Schweizer Zementfabriken meist mit Kohle und Schweröl betrieben. Seit einiger Zeit werden auch alternative Brennstoffe wie Altöl, Gummigranulat, Trockenklärschlamm, Altpneus, Tierkadaver (BSE), Tierfett und andere Produktionsabfälle aus der Industrie eingesetzt.
Ziel der Zementindustrie ist es, den Anteil der alternativen Brennstoffe bis auf 75% zu steigern. Damit könnten, so wird argumentiert, 270’000 Tonnen nichterneuerbarer, fossiler Energieträger ersetzt werden.
Massgebend für die Zementindustrie sind aber weniger „grüne“, sondern betriebswirtschaftliche Gründe. Billige Alternativbrennstoffe substituieren die teuren fossilen Brennstoffe Kohle und Heizöl.
Skepsis bei der Bevölkerung
Die Behauptung der Zementindustrie, dass „massgebliche Verbesserungen der gesamtschweizerischen Energie- und Schadstoffbilanz“ erreicht würden, ist bei genauer Betrachtung unhaltbar. Wenn nämlich die von der Zementindustrie angestrebten alternativen Brennstoffe von öffentlichen KVAs abgezogen werden, dann werden von diesen gespeiste Wärme-Kraft-Anlagen, Fernheizungen usw. mehr Energie von aussen zuführen müssen. Die Energiebilanz wird nicht verändert. Was jedoch verschlechtert wird, ist die Schadstoffbilanz.
Von verschiedenen Seiten – etwa von den Betreibern des neuen Basler Sondermüllofens – ist bemängelt worden, dass für die Zementwerke laut Luftreinhalteverordnung zehnmal höhere Grenzwerte gelten als für KVAs, nämlich 800 mg/m3 statt 80 mg/m3 für Stickoxide (NOx) und 500 statt 50 mg/m3 für Schwefeloxid (SOx).
Technische Möglichkeiten, die NOx– und SOx-Emissionen von Zementwerken zu senken, sind heute in der Erprobung. Es liegt jetzt an der Industrie, dass diese möglichst bald auch in die Praxis umgesetzt werden.