Schweizer Pionier der Dämmtechnik bestätigt
Von Paul Bossert“
Vorbei sind die Zeiten, wo Baumeister unabhängig von Baustil und Baumode Gebäude mit langer Haltbarkeit konstruierten, die mit geringem Unterhalt und wenig Heizenergie ihren Zweck erfüllten. Der Umbruch geschah in den Jahren 1910 bis 1930. Damals verzweigte sich das Bauwesen in Architektur-Design und industrielles Bauen. Der Architekt als Baumeister hatte ausgedient. Eine sich weltweit elitär gebärdende Architektensekte gibt seitdem den Kurs an. Der Geburtsort dieser Bewegung war Dessau, und das umjubelte Kind hiess Bauhaus.
Wie die bautechnische Kompetenz zusehends verluderte
Die Kehrseite dieser Baurevolution wird jedoch bis heute verkannt. Während die Architekten dem freien Grundriss huldigten, sich vom Ornament befreiten und die flächige Auflösung des Raums kaprizierten, verluderte die bautechnische Kompetenz zusehends. Das neue Bauen bescherte uns energieverschwendende Häuser mit Bauschäden und Schimmelpilz wie Beton-Grossstaffelbauten.
Alte Häuser mit dicken, schweren Wänden benötigen weniger Energie als moderne „supergedämmte Gebäude“
Jedermann kann feststellen, dass gute Altbauten bis Jahrgang 1925/30 heute nur zwischen zwei und drei Liter Heizöl pro Kubikmeter beheiztem Gebäudevolumen und Jahr benötigen. Gebäude der Jahrgänge bis 1965/70 verbrauchen dagegen fünf bis acht Liter. Noch grotesker ist der Verbrauch „superwärmegedämmter Gebäude“ aus den Jahren 1975/1980: Sie verbrauchen oft zehn bis 15 Liter pro Kubikmeter und Jahr.
Wie ist diese Entwicklung zu erklären?
Altbauten, die keine Wärmedämmung im heutigen Sinne aufweisen, haben schwere Wände von 40 bis 80 Zentimeter Dicke mit hoher Wärmespeicherung. Grosse Wandstärken verzögern auch überproportional den Wärmeabfluss von innen nach aussen. Ob konventionell verputzt oder mit Naturstein verkleidet, ihre Materialschichtungen wirken als Sorptionskette. Dieser „Sorptionsmotor“ garantiert eine anteilsmässige Entfeuchtung der Wohnräume. Neue Gebäude jedoch haben leichtere und dünnere Wände mit feuchtesperrenden Super-Wärmedämmungen. In der effektiven Wärmebilanz sind sie massiven Altbauwänden weit unterlegen – ganz abgesehen davon, dass „moderne“ Gebäudehüllen vielfach schon nach zehn bis 15 Jahren restlos versagen. Altbaufassaden funktionieren aber meistens noch nach 100 Jahren einwandfrei.
Die Bauhaus-Ästhetik hat hohen Anteil an dieser Fehlentwicklung. Zeilen- und Punktbauweise, falsch konstruierte Flachdächer und glatte Fassaden entlarven sich als immense Energieverschleuderer. Auch das ästhetisch geforderte, doch strahlungsreflektierende Weiss der Fassaden ist aus energetischer Sicht nicht nachvollziehbar.
Wenn das Alte besser ist…
Demgegenüber erweist sich die Plastizität von Gründerzeitfassaden als äußerst vorteilhaft für den Energiehaushalt. Tief strukturierte Fensternischen ergeben energetisch wirksame Luftstaupolster vor Abkühlflächen aus Glas. Gesimse funktionieren nicht nur als Wind- und Schallbrecher, sondern sie dienen auch als Fassadenentwässerungen und vermindern ein Auskühlen der Wand durch abfliessendes Regenwasser über mehrere Geschosse. An- und Vorbauten, Erker und Balkone verändern im aerodynamischen Bereich laminare Luftströmungen in turbulente, was den Energieverbrauch eines Gebäudes zusätzlich reduziert.
Aus alldem ergibt sich: Wir haben ein Bauproblem und kein Energieproblem am Bau. Deshalb sind die auf falsche Berechnungsgrundlagen gestützten und k-Wert-orientierten Wärmeschutzverordnungen ein Irrweg. Zwischen den gesetzlich vorgeschriebenen „k-Werten“ und dem realen Energieverbrauch eines Gebäudes sind keine signifikanten Korrelatione beobachtbar.
Ingenieur-Berechnungen
Der k-Wert beschreibt die Energiemenge in Watt pro Quadratmeter und Grad Temperaturdifferenz (W/m2k), die durch eine Baukonstruktion unter Laborbedingungen zur Kaltseite abfliesst. Baufachleute warnen seit Jahrzehnten vor einer Favorisierung dieses Wertes. Nur in Ausnahmefällen ist eine Übereinstimmung zwischen k-Wert-bezogenen Energiebedarfswerten und dem tatsächlichen Energieverbrauch eines Gebäudes festzustellen. Dennoch wird an diesem unbewiesenen k-Wert-Modell dogmatisch festgehalten. (…)
[Anmerkung der Mythen-Post: Ob die Leute heutzutage mit der U-Wert-Rechnerei betrogen werden, interessiert in der Branche niemand. Hauptsache, es wird mit dem Schwindel Geld verdient!]
In der Konsequenz führte und führt die heutige Dämmhysterie zu dem Paradox, dass Gebäude in traditioneller Mauertechnik nicht mehr errichtet werden dürfen, weil sie den theoretisch geforderten k-Werten nicht genügen. Doch es ist umgekehrt: Die Baufachleute vor dem Beton-, Blech- und Glasfassadenzeitalter und selbst die alten Römer haben gescheiter und qualitativ besser gebaut – auch ohne Wärmeschutzverordnung.
*Dipl.-Ing./Arch., Präsident des Verwaltungsrat der UNIVERSE Architecture and Engineering Ltd. Dietikon
Anmerkung der Mythen-Post:
Obige Fakten wollen heutzutage im Baugewerbe leider viel zu wenige hören. Es geht gar nichts ums Energiesparen und um Umweltschutz, sondern um den Verkauf von möglichst viel Dämmstoff.
Von den Boykotteuren kommt der übliche Spruch, die Mythen-Post sei „wirtschafts- und gewerbefeindlich“. Sondermüll und Altlasten produzieren wird in dieser Logik als „wirtschafts- und gewerbefreundlich“ angesehen…
„Erfolgreiche Gewerbepolitik“ bedeutet nach Auffassung besagter Kreise: nicht nachdenken und Verantwortung wahrnehmen, sondern jeden Mist mitmachen – Hauptsache, es bringt Geld!
Und es ist schon komisch: All die Herren Zimmerleute und Baumeister, die seit Jahren der Mythen-Post den Vorwurf machen, sie setze sich zu stark für den Umweltschutz ein, sind begeisterte Anhänger des Wärmedämmens und des MINERGIE-Standards! Warum wohl?