Die Bekassine kurz vor dem Aussterben
1992 machte es da und dort den Anschein, dass sich Gemeinde-, ja sogar Kantonsbehörden mit negativen Qualifikationen für den Entwurf des Inventars der Moorlandschaften hätten überbieten wollen. Eine Analyse der Bestandesentwicklung einiger moorbewohnender Vogelarten durch den Schweizer Vogelschutz zeigte jedoch, dass mit den bisherigen Massnahmen die Sicherung der Gebiete nicht erreicht werden konnte und dass zusätzliche Massnahmen nötig sind,
Grundtenor vieler Gemeinden ist, dass über die bestehenden Vorschriften hinaus keine weiteren Schutzmassnahmen notwendig seien. Die Tatsachen zeigen ein anderes Bild: Auch die noch bestehenden Feuchtgebiete in der Schweiz sind längst nicht gesichert. Vögel als Bioindikatoren zeigen dies deutlich: Der Wachtelkönig verschwand schon 1979, beim Grossbrachvogel hatten bis 1993 gerade noch drei bis vier Paare überlebt, und anfangs der Neunzigerjahre wurde auch die Bekassine aus ihren letzten Brutgebieten verdrängt.
Es reicht nicht, einige Hektaren Kerngebiete unter Schutz zu stellen und, wenn’s gut geht, fachgerecht zu unterhalten. Wenn das Moor vor dem so überaus schädlichen Nährstoffeintrag geschützt werden soll, sind Pufferzonen von einigen Dutzend Metern – auch sie fehlen heute meistens – nötig.
Es braucht Landschaft um das Moor
Entscheidend ist auch, was in der weiteren Umgebung geschieht. Während noch in den Siebzigerjahren die meisten Feuchtgebiete abseits von Siedlungen und grossen Erschliessungen lagen und über mageres Landwirtschaftsland allmählich in Kulturland übergingen, liegen sie heute mitten in Intensivkulturland und oft am Rande von Agglomerationen. Doch viele Tiere brauchen mehr naturnahe Landschaft und ungestörte Bereiche. Braunkehlchen, Baumpieper und Dorngrasmücke, Bewohner dieser Übergangszonen, sind aus den meisten Mittellandmooren verschwunden. Für riedbewohnende Vogelarten sind zudem offene und weite Räume ohne hohe Strukturen und Gebäude von besonderer Bedeutung. Wenn das Ziel der Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen, wie es in verschiedenen Gesetzen und bezüglich der Moore auch in der Verfassung verankert ist, ernst genommen wird, müssen Landschaften ganzheitlich erhalten werden.
(Anmerkung: Rückständigkeit zeigt sich in Teilen des Rothenthurmer Gewerbes, wo man über den Moorschutz wettert. Es sind Leute, bei denen nur das Geld zählt und der Begriff Verantwortung ein Fremdwort ist. Seit Jahren boykottieren diese Gewerbetreibenden die Mythen-Post, weil sich unser Heft ihrer Meinung nach zu stark für den Naturschutz, Tierschutz und Umweltschutz engagiere.)