Unnötige Gesundheitsgefährdung durch das Rauchen
Fachleute wissen bereits seit längerem, dass Zigarettenrauch zu 92 Prozent aus einem Dutzend tödlicher Gase besteht. Drei von ihnen sind besonders gefährlich: Kohlenmonoxid, Blausäure und Stickstoffoxide. Dieses giftige Trio gilt zusammen mit Nikotin als verantwortlich für Herz- und Kreislauferkrankungen, Emphysem und chronische Bronchitis. Lungenkrebs, hervorgerufen durch Teer, ist eine bekannte und anerkannte Gefahr. Selbst Zigaretten mit niedrigen Nikotin- und Kondensatwerten können wegen der entstehenden Gase höchst gefährlich sein. Den meisten Raucherinnen und Rauchern jedoch ist das – selbst nach breitangelegten Aufklärungskampagnen – auch heute noch zu wenig bewusst.
Nikotin und Kohlenmonoxid
Sowohl Nikotin als auch Kohlenmonoxid tragen zur deutlichen Zunahme von Herzanfällen und plötzlichem Tod durch Herzkranzgefässerkrankungen bei Zigarettenrauchern bei. Kohlenmonoxid ist der auslösende Wirkstoff für die erhöhte Häufigkeit von Arteriosklerose (Cholesterinablagerungen in den Arterien) bei Zigarettenrauchern.
Wissenschaftler können schon lange nachweisen, dass Lungenkrebs, chronische Bronchitis und Emphysem durch Rauchen verursacht werden. Man muss dazu wissen, dass die Lungen über zwei Hauptreinigungsmechanismen verfügen. Das sind zum einen die Flimmerhärchen – mikroskopisch kleine, haarartige Gebilde, die in den Luftwegen sitzen und ständig in Bewegung sind. Sie sind von einer Schleimschicht bedeckt, in der sich Fremdkörper und Mikroben fangen, um dann von den Flimmerhärchen unerbittlich aus der Lunge herausgeschafft zu werden.
Flimmerhärchen am Ende
Praktische Versuche haben gezeigt, das Zigarettenrauch die Bewegung der Flimmerhärchen verlangsamt und schliesslich zum Stillstand bringt. Somit kann der vom Raucher eingeatmete Teer seine zerstörerischen Chemikalien auf dem zarten Lungengewebe und in den Bronchien ablagern, statt ausgetrieben zu werden. Dies ist nach Ansicht der Wissenschaftler der Anfang von chronischer Bronchitis, Emphysem und Lungenkrebs. Und hauptverantwortlich für den Stillstand der Flimmerhärchen sind Blausäure und andere Gase im Zigarettenrauch..
„Staubsauger“ in Aktion
Den zweiten Hauptreinigungsmechanismus der Lunge bildet ihr Heer von Makrophagen. Diese grossen weissen Zellen, die wie Staubsauger arbeiten, befinden sich in der Flüssigkeit, die das Lungengewebe von innen überzieht. Die Makrophagen greifen die beim Einatmen eingedrungenen Fremdkörper an, verdauen sie oder transportieren sie zu den Bronchiolen – den Endzweigen des Bronchienbaumes. Dort steigen sie in den Schleimaufzug oder schwimmen ins Lymphsystem und werden so mit ihrer giftigen Last aus der Lunge gespült. In einem Experiment sank in einer Lunge unter dem Einfluss einer hohen Konzentration von Stickstoffdioxid die Zahl der von den Makrophagen verspeisten Mikroben; zudem liess die Fähigkeit dieser Abwehrzellen zum Töten der Mikroben nach.
Stickstoffoxide sind auch starke Reizstoffe. Wenn sie Zug um Zug mit dem durchsichtigen Lungengewebe in Berührung kommen, können sie ein Emphysem hervorrufen, indem sie die Wände der Luftbläschen und den sie umgebenden feinen Film angreifen.
CO – ein gefährliches Gas
Wie wirkt Kohlenmonoxid auf den menschlichen Organismus? CO ist ein farbloses, geruchloses Gas, das etwa vier Prozent des Rauchs einer durchschnittlichen Zigarette ausmacht. Durch seine ausgesprochen starke Affinität zu den roten Blutkörperchen (deren Hämoglobin den Sauerstoff in unser Gewebe transportiert), verdrängt eingeatmetes CO rasch den Sauerstoff aus unserem Blut und bildet Carboxyhämoglobin (COHb). Wir können CO auch durch Autoabgase oder sonstwie verunreinigte Luft in uns aufnehmen. Ein Nichtraucher hat gewöhnlich zwischen 0,5 und 2,0 Prozent COHb im Blut. Bei einem Raucher sind es je nach Marke und Zahl der täglich gerauchten Zigaretten zwischen 4 und 15 Prozent oder noch mehr.
Wie eine hohe COHb-Konzentration auf das Herz wirkt, kann man unter anderem feststellen, indem man untersucht, wie sie auf Herzen wirkt, die bereits unter Sauerstoffmangel leiden: bei Menschen mit Angina pectoris, Brustschmerzen infolge körperlicher Anstrengung.
CO schädigt auch den Blutkreislauf, indem es die Arterienwände durchlässiger macht und so die Bildung von Ödemen (abnomalen Flüssigkeitsansammlungen) und die Ablagerung von Cholesterin fördert. Solche Ablagerungen nennt man Arteriosklerose, eine Blutgefässkrankheit, die als das erste Stadium vieler gefährlicher Leiden gilt. Einer Studie zufolge haben Raucher mit 5 Prozent COHb 21mal soviel Arteriosklerose wie Raucher mit 3 Prozent COHb und weniger.
Suchtbildendes Nikotin
Nikotin, ein alkalisches Gift, gilt gemeinhin als das sucht- oder gewohnheitsbildende Element im Tabak. Es wirkt auf die Nebennierendrüsen und bestimmte Herzgewebe ein, sodass sie „Katecholamine“ freisetzen – starke Anregungsmittel. Diese erhöhen den Blutdruck und beschleunigen den Herzschlag, wodurch das Herz stärker arbeiten und mehr Sauerstoff zugeführt bekommen muss. Doch während der Raucher seinen Nikotin-„Schuss“ inhaliert, nimmt er auch eine starke Ladung CO auf, das den Sauerstoff aus seinem Blut verdrängt. Sowohl Nikotin als auch Kohlenmonoxid beeinflussen zudem die Klebrigkeit der Blutplättchen, des Hauptgerinnungsfaktors im Blut, und begünstigen so die Bildung von Blutpfropfen. All dies mag erklären, warum Raucher eher einen Herzinfarkt bekommen und häufiger an Erkrankungen des Herzkranzgefässes sterben.
Nur „aussteigen“ bringt etwas!
„Also steige ich doch auf eine ‚mildere Sorte‘ um“, wird sich an dieser Stelle der eine oder andere Raucher sagen. – Ein Umsteigen bringt nicht unbedingt mehr Sicherheit. Versuche haben nämlich gezeigt, dass manche Raucher tiefer und öfter inhalieren, wenn sie auf nikotinärmere Marken umsteigen – vielleicht um doch noch ihren Nikotin-„Schuss“ zu bekommen. Auf diese Weise nehmen sie sogar noch mehr Gase und Teer auf.
Abschliessende Frage: Gibt es eine sichere Zigarette? Die einzig sichere Zigarette ist die, die nicht geraucht wird.