Duftstoffe in Kosmetika
Von Prof. Dr. Werner Aberer, Universitäts-Hautklinik, Graz
Das klinische Bild der Kontaktallergien unterliegt – ebenso wie das Spektrum der häufigsten Kontaktallergene – einem steten Wandel, der durch die veränderten Arbeits-, Freizeit- und Umweltbedingungen verursacht ist. Diese Entwicklung wird nicht nur wissenschaftlich beschrieben, sondern über weite Strecken auch emotional.
Außerdem versuchten in den vergangenen Jahren die Gesetzgeber verschiedener Länder durch Modeschmuckregelungen die häufige Nickelsensibilisierung junger Frauen zu verhindern. Gebracht hat dies noch nichts, weil die Altbestände groß und die Produkte dauerhaft sind. Außerdem ist es leicht, nickelhaltigen Modeschmuck während des Urlaubs im Ausland zu kaufen, wo diese gesetzlichen Regelungen nicht bestehen. Hinzu kommt die zunehmende Tendenz auch junger Männer, Modeschmuck zu tragen. Kein Wunder also daß von 11544 österreichischen Patienten mit Ekzemen 31% der Frauen und 8% der Männer eine Nickelsensibilisierung aufwiesen mit einem Gipfel von 34% Nickelsensibilisierungen bei den 21- bis 30jährigen.
Konservierungsstoffe in Kosmetika sind beim medizinischen Laien negativ beladen. Dies rührt daher, weil sie zum einen immer ein Sensibilisierungspotential aufweisen, zum anderen werden Chemikalien auf der Haut von vielen grundsätzlich als problematisch eingestuft. Den Sensibilisierungen begegnet die Industrie durch ständigen Wechsel der Substanzen, doch brachte dieser Wechsel von Parabene zu Formaldehyd, von MCI/MI bis zu Euxyl K400 lediglich eine Verschiebung, nicht aber eine Lösung des Allergisierungsproblems. Das Schlagwort «konservierungsmittelfrei» weckte Hoffnungen. Viele wissen aber nicht, daß die Freiheit von bestimmten Konservierungsmitteln durch die Zugabe von Duftstoffen erkauft wird, die konservieren und selbst ein beträchtliches Sensibilisierungspotential aufweisen.
In der gleichen Stichprobe österreichischer Patienten mit einem Ekzem fanden wir bei Frauen und Männern knapp ein Prozent Sensibilisierungen gegen Parabene und Formaldehyd. Auf MCI/MI stellten wir doppelt soviele Sensibilisierungen fest – Tendenz fallend – und auf Euxyl K400 mehr als doppelt soviel mit sogar steigender Tendenz.
Gegen Kosmetika-Duftstoffe waren 8% der Frauen und fast 7% der Männer empfindlich. (…)
Drängen müssen wir Allergologen auf eine bessere Einbindung in die Maßnahmen der Primärprävention, um Schaden erst gar nicht entstehen zu lassen.
Original-Text zu finden unter: http://www.alexanderhausklinik.de/kliztg/laien/395/duft [Anmerkung: Leider ist dieser Link nicht mehr abrufbar.]
[Anmerkung der Redaktion: Kein „Spitzenartikel“ eines Mediziners, aber zumindest ein Denkanstoss. Teile des Original-Textes sind mit Vorsicht zu geniessen. Zum Beispiel Aberers Verharmlosung der Themen Amalgam/Formaldehyd.]