Vorbemerkung: Hier finden Sie Briefe (Faxe) von Urs Beeler an Tierschützer Dr. Erwin Kessler, Präsident des Vereins gegen Tierfabriken, Schweiz:
Mythen-Post | Verein gegen Tierfabriken |
Dr. Erwin Kessler | |
Postfach 7 | Im Buehl 2 |
6431 Schwyz | 9546 Tuttwil |
Tel./Fax 041 811 20 77 | Fax: 052 378 23 62 |
Schwyz, den 4.4.00
Lieber Erwin
Vielen Dank für die Korrekturen! [Anmerkung: Es geht hier um die Geschichte „Kessler plant Geheimaktion im Nahen Osten“] Jetzt macht es einen guten, professionellen Eindruck im Internet. Wenn etwas nicht möglichst perfekt ist, bin ich einfach nicht zufrieden.
(Mir sind bei der erneuten Durchsicht noch ein paar kleine, fast nicht erwähnenswerte Fehler aufgefallen. Falls Du Zeit hast, diese bitte noch korrigieren. – Beim Schreiben dieser Zeilen bin ich mir soeben vorgekommen wie Hugo Bütler von der NZZ…)
Ich sehe uns schon bei Dreharbeiten bei unserem Film. Eine wichtige Aufgabe Deinerseits müsste sein, die VgT-AktivistInnen zu beruhigen. – „Also Erwin, dieser Beeler ist unmöglich. Jetzt musste ich diese Szene schon 52mal spielen. Der ist doch nicht normal…!“
Hans Palmers müsste Warteschleifen fliegen, weil wir die Szene vom Entrollen des Transparents noch nicht perfekt im Kasten hätten… (Auch ihm würde das Filmen zusetzen. Zuhause würde er Dir in seinem Ferienhaus in Engelberg unter vier Augen gestehen: „Nie mehr mit Beeler…!“)
Und der allgemeine Tenor wäre: „Dann tausendmal lieber Kessler…“
Schönen Abend! Und nochmals vielen Dank!
Gruss
Urs
Schwyz, den 5.4.00
Hallo Erwin
Danke für die Korrekturen!
Tatsächlich wäre es bequemer und einfacher gewesen, ich hätte Dir den Text per E-Mail geschickt.
Betr. E-Mail bin ich aber noch nicht 100%ig sicher. Jemandem aus Genf sagte ich, er solle mir betr. einer Sache eine E-Mail schicken. Nachträglich gab das einen totalen Salat. (Deshalb bin ich so zurückhaltend.) [Anmerkung: Beeler hatte auf der alten 7300er Maschine den Netscape 3.0. Das Problem war bei der gesendeten E-Mail aus Genf der Anhang.]
Ich möchte meine E-Mail erst offiziell bekanntgeben, wenn ich die Sache im Griff habe. [Anmerkung: Beeler ist in technischen Dingen immer sehr vorsichtig. Tatsächlich existierte auch noch ein Viren-Risiko, weil die Server des Providers damals keinen automatischen Virenschutz besassen.]
Vermutlich ist das aber mit dem 7300er nicht mehr möglich, weil ich ein „altes“ System drauf habe, das noch einen alten Browser (zwar die höchstmögliche Version, die’s für dieses System gibt) benötigt. [Anmerkung: Beeler macht auf dieser Maschine kein Update, da sonst die alten Programme nicht mehr gelaufen wären. Der Entschluss war aus diesem Blickwinkel richtig.] Zahlreiche Internet-Seiten kann ich z.B. gar nicht öffnen oder es gibt anschliessend System-Abstürze mit dem Bombensymbol und Hinweis „Fehler 11“.
Mit einem neuen System würde der Computer jedoch langsamer arbeiten und die alten Programme überhaupt nicht mehr. [Anmerkung: Wie oben bereits erwähnt.] So muss ich demnächst wohl zusätzlich einen neuen Computer anschaffen. (Ich kann mich einfach schwer von guten, alten Geräten trennen. Umgekehrt: wer heute nicht mit der Technik geht, ist weg vom Fenster.) [Anmerkung: Innovativ sein ist heutzutage das A und O! Beeler reagierte in den Jahren 2000-2002 optimal mit modernster Ausrüstung!]
In Sachen EDV bist Du viel innovativer und besser ausgerüstet. Wie kann man z.B. einzelne Fax oder E-Mails per Computer an verschiedene Zeitungen verschicken? [Anmerkung: Mit dem neuen Computer/Browser erübrigte sich diese Frage.] Für innovative Vorschläge – nur falls Du einmal „vorigi Ziit“ hast – bin ich dankbar! [Anmerkung: Kessler war hier als Ingenieur immer besser am Ball. Doch Beeler holte – wie oben beschrieben – auf.]
Nochmals vielen Dank für die Korrekturen!
Gruss Urs
Schwyz, den 1.5.00
Hoi Erwin
Ich habe eine Idee für einen VgT-Werbefilm.
Ich nehme an, dass Du die Szenen in der Gemeinde Latterbach im Simmental in „10 vor 10“ gesehen hast. Wahrscheinlich sind die gewalttätigen B’s von der gleichnamigen illegalen Mülldeponie mit Fam. F. genetisch verwandt.
Mit Sicherheit wird es einen Bruder oder Cousin von Adolf B. geben, der eine Schweinemast in Latterbach betreibt. Der VgT kündigt nun öffentlich an, diesen Mastbetrieb „demnächst genauer unter die Lupe nehmen zu wollen.“
„Dieser Kessler soll nur kommen“, denken sich die B’s in Latterbach, „wir sind gerüstet…“ Der ganze Clan hält Nacht für Nacht Wache.
Doch dann die Überraschung. Kessler kommt nicht – wie zu erwarten wäre – in der Nacht, sondern am heiterhellichten Tag!
Die B’s hören einen Hubschrauber, wie er ihrem Grundstück immer näher kommt. „Das wird wahrscheinlich das Militär sein…“, sagt die alte Frau B. noch zu ihrem Mann Adolf. – Denkste…
Es ist Hans Palmers (das Publikum kennt ihn bereits unter dem Code-Namen „Scheich Hassan Al Palm“), der mit einem Hubschrauber und einem bekannten amerikanischen Action-Kameramann an Bord sich dem Zielgebiet nähert. Palmers gibt via Funk durch: „The eagle has landed…“
Als sich der Hubschrauber genau in der vorher festgelegten Position befindet, sieht man aus einem kleinen Waldstück einen Mowag Piranha mit grüner Tarnfarbe herausfahren. Mit hoher Geschwindigkeit nähert sich der Radpanzer B’s Mästerei. (Die B’s haben noch gar nicht realisiert, was sich in den kommenden Augenblicken abspielen wird…)
Schon hält der VgT-Piranha vor der Mästerei an. Mit schwerem Material (kugelsichere Westen, Helmen mit Sprechfunk, Arm- und Beinschutz, Grenadierstiefeln, stoss- und trittsicheren Kameras und Fotoapparaten) ausgerüstete VgT-Aktivistinnen und -Aktivisten verlassen den Radpanzer und stürmen die B.-Mästerei. Das ganze geschieht so schnell und zielsicher, dass der zusammengetrommelte B.-Clan null Chance hat und hilflos zusehen muss, wie Kessler und seine Crew die ganze Mästerei bis ins letzte Detail filmisch und photografisch festhalten.
Die Familie B., die gewohnt ist, Fernseh-Teams mit Gewalt in die Flucht zu schlagen, bekommt es jetzt selber mit der Angst zu tun. „Mutter, ruf‘ die Polizei an… Der Kessler will uns fertig machen…“, schreit rennend zum benachbarten Wohnhaus ein 15jähriger langgewachsener Bursche. Es ist Paul B., der jüngste Sohn der Familie.
Ein wenig später sieht man vom Hubschrauber aus zwei Opel Omega Caravans der Berner Kantonspolizei, die sich mit Blaulicht und hoher Geschwindigkeit der Ortschaft Latterbach nähern.
Via Funk verständigt Hans Palmers sofort Erwin Kessler, der vor Ort die Aktion leitet. Blitzschnell verlassen die Tierschützer die Mästerei und steigen in den Mowag-Schützenpanzer, der mit derselben hohen Geschwindigkeit, mit der er gekommen ist, den Schauplatz verlässt.
Zum Schluss des Film sieht man, wie Hans Palmers cool mit seiner rechten Hand das V-Zeichen für „Victory“ (Sieg) macht, mit seiner linken Hand den Steuerknüppel lässig zieht, elegant eine ästhetisch perfekte 180°-Kurve fliegt und das Simmental in Richtung Kt. Luzern verlässt.
Herzliche Grüsse
Urs
[Anmerkung: Beeler sieht Kesslers Aktivitäten damals voller Idealismus. Und deswegen malt er sich auch mit Humor aus.]