Sepp Trütsch – ein Schwyzer Volksmusikfreund
Jedes Kind kennt Sepp Trütsch, entweder vom Fernsehen oder dann aus Zeitungen und Zeitschriften. Was machte Sepp Trütsch, bevor er beim Fernsehen war? Was sind seine Stärken? Stimmt eigentlich all das, was über ihn in den Medien zu lesen ist? Was macht Sepp Trütsch in seiner Freizeit? Diese und andere Fragen beantwortete der Schwyzer TV-Moderator anlässlich eines Interviews.
Man sieht Sepp Trütsch im Fernsehen, weiss, dass er volkstümliche Sendungen macht und in Schwyz wohnt. Wir wollten etwas mehr über den Innerschwyzer TV-Moderator wissen und machten im Januar 1994 ein Interview mit ihm.
Herr Trütsch, Sie sind in Schwyz aufgewachsen. Wo genau?
Im Loo, 20 m vom heutigen Ort entfernt.
Behielten Sie Ihren Wohnsitz immer hier?
Immer.
Dadurch ist anzunehmen, dass Sie eine sehr starke Bindung zu Schwyz haben…
Das ist richtig. Ich bin – so könnte man sagen – „Mythen-süchtig“.
Sie gehören dem 49er Jahrgang an, einem legendären Jahrgang…
Sepp Trütsch (lachend): Ja, das kann man wohl sagen. Die 49er sind ja ein ganz besonderer Verein mit Namen wie Hugo Triner, Benno Annen, Haschi Annen, Kuno Weibel, Pius Weber, Karl-Andreas Schuler, Adolf Kündig, Godi Betschart und vielen anderen Legenden.
Sind die 49er ein so besonderer Jahrgang geworden, weil sie auch aussergewöhnliche Lehrer hatten?
Tatsächlich war damals die Schule ganz anders im Vergleich zu heute. Unsere damalige Klasse zählte 57 Schüler – alles Buben. So etwas kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Und dann hatten wir auch besondere Lehrer. Ich denke da an den legendären Lehrer Franz Tschümperlin, der uns das 1×1 „hindersi und fürsi“ lehrte, seinen Sohn, den späteren Brigadier Paul Tschümperlin, und natürlich den unvergesslichen Lehrer Ernst Trütsch.
Erzählen Sie uns doch etwas von Lehrer Trütsch…
„Ernst“ war ein ganz besonderer Lehrer. Mir schlug er einmal das Heft auf den Kopf, weil ich zwei Fehler im Diktat gemacht hatte. Trütsch meinte es sicher nicht böse, er war einfach ehrgeizig. Seine Klasse musste die Beste sein. Er wollte aus jedem das Optimum herausholen. Da wurde natürlich auch viel gedrillt, z.B. Kopfrechnen. Und wenn die Resultate nicht in der gewünschten Geschwindigkeit kamen oder falsch waren, pflegte Trütsch mit Kopfnüssen nachzuhelfen. Und wer während dem Lesen schwatzte, kniete alsbald neben der Tafel.
Trütsch war ein „Zuchtmeister“, aber ein gerechter. Wenn er von einem Schüler wusste, dass er es trotz aller Mühe einfach nicht konnte, war er sehr nachsichtig. Er wusste auch immer ganz genau, was er von einem Schüler fordern konnte. Faulheit jedoch duldete er nicht. Und schon gar nicht Lügen.
Damals war es auch noch Mode, dass die Kinder Gedichte auswendig lernen mussten. Eine äusserst mühsame Angelegenheit…
Für mich nicht. Das Auswendiglernen von Texten bereitete mir nie Mühe. Diese Fähigkeit kommt mir heute als Fernsehmoderator natürlich sehr zugute. Wenn mir jemand 1 Stunde vor der Sendung einen Text gibt, sitzt der nachher hundertprozentig.
Was folgte nach der legendären Primarschulzeit im Schulhaus Herrengasse?
Das Kollegi. Und auch dort hatten wir wieder einen besonderen Pädagogen: Schulinspektor (für uns „Professor“) Steinegger.
Nach der Sekundarschule machte ich eine 4jährige Drogistenlehre in Goldau.
Warum in Goldau und nicht in Schwyz?
Weil damals in Goldau gerade eine Drogisten-Lehrstelle frei war.
Was folgte nach der Drogisten-Lehre?
Ich trat eine Stelle in einer Apotheke in Emmenthal an, der Ort heisst Hassle-Rüegsau.
Blieben Sie lange dort?
Nein. Ich wurde von einem Pharmabetrieb angefragt und trat später in den Ärzte-Beratungsdienst.
Gefiel Ihnen der Beruf Ärzteberater?
Sehr. Wenn später nicht nach und nach die Medienarbeit gekommen wäre, würde ich diesen Beruf mit Sicherheit heute noch ausüben.
Sie erwähnten das Wort „Medienarbeit“. Wie kamen Sie eigentlich zu den Medien?
Das geschah mehr oder weniger durch Zufall. Ich hatte mich schon immer für Fest und Brauchtum in der Schweiz, Volksmusik, alte Lieder usw. interessiert. In meiner Freizeit verschlang ich eine Unmenge von Büchern zu diesem Thema, kurz: alles, was ich in die Hände bekam. Parallel dazu besuchte ich Feste und Bräuche in der ganzen Schweiz.
Weil vor 25 Jahren eigentlich fast niemand etwas zu diesem Thema verfasste, fing ich damit an. Ich schrieb für verschiedene Zeitungen, wurde freier Mitarbeiter des Radio Bern (damals unter der Leitung des legendären Rudolf Marbach) und kam später – eigentlich durch Zufall – zum Fernsehen.
Sie planten weder eine Medienkarriere noch kamen Sie mit Vitamin B zum Fernsehen…
Das ist richtig. Weder fürs Radio noch fürs Fernsehen hatte ich mich jemals beworben. Ich hatte immer das Glück, von anderen angefragt zu werden.
Sie üben heute einen Beruf aus, den Sie in keiner Schule gelernt haben. Wie kamen Sie zum nötigen Wissen?
Meine Überzeugung ist, dass man dasjenige am besten lernt, was einen aus dem Innersten heraus interessiert. Die beste Schule ist die Schule des Lebens.
Was machen Sie neben Ihrer Arbeit bei SF DRS?
Ich mache zum Beispiel noch Sendungen für das ORF. Dann organisiere ich Grossanlässe, übernehme PR-Aufgaben usw. Meine Verpflichtungen sind sehr vielfältig.
Einen Punkt haben wir bis jetzt noch nicht erwähnt: Ihr Talent zum Singen. Viele Leute kommen ins Schwärmen, wenn sie davon sprechen, wie Sepp Trütsch gut jodeln kann. Bekamen Sie Ihr Talent zum Singen vererbt oder hatten Sie einen guten Lehrer? Gab es jemand, der Sie speziell förderte?
Mit dem Begriff Vererbung muss man etwas vorsichtig sein. Es stimmt zwar, dass auch mein Vater aktiv im Jodlerklub „Echo Mythen Schwyz“ jodelt. Wichtig aber erscheint mir die Übung. Es heisst nicht umsonst: Übung macht den Meister. Ich besuchte Kurse an vielen Orten, u.a. auch am Konservatorium in Bern.
Verschiedene Personen haben mich gefördert. Ein Mann, den ich hier speziell erwähnen möchte, ist Professor Veres.
Sie arbeiten in Zürich und sind auch sonst viel unterwegs. Trotzdem behielten Sie Ihren Wohnsitz in Schwyz. Warum?
Weil es mir hier zuhause am besten gefällt.
In Schwyz können Sie auch ungestört leben…
Das ist richtig. Hier hat man seine Ruhe – und das schätze ich sehr.
Glauben Sie, dass auch Popstar Michael Jackson, Salman Rushdie oder PLO-Chef Yassir Arafat hier ihre Ruhe hätten?
Ganz bestimmt. Kein Mensch würde sich um sie kümmern.
In den Zeitungen und Zeitschriften wird viel über Sie geschrieben. Wenn man so mit Ihnen spricht, bekommt man jedoch einen ganz anderen Eindruck. Warum das?
Bei vielen Medien ist weniger der Inhalt als vielmehr die Sensation gefragt. Man kann Journalisten seriöse Antworten geben und nachher steht trotzdem etwas anderes in der Zeitung. Ich habe sogar schon erlebt, dass Interviews mit mir erschienen sind, die ich gar nicht gegeben habe.
Und wie haben Sie darauf reagiert?
Sepp Trütsch (lachend): Gar nicht. Mir ist völlig egal, was Zeitungen und Zeitschriften über mich schreiben.
Dann ist es Ihnen auch völlig egal, wenn es in Leserbriefen heisst, Sepp Trütsch habe in dieser oder jener Sendung zu viele Österreicher Interpreten eingeladen oder sein Dialekt sei „Kauderwelsch“, nicht das eines echten Schwyzers…
Mich stört das nicht im geringsten. Ich staune jeweils, über was für Dinge sich die Gemüter erhitzen können.
Aber es wird doch sicher etwas geben, was Sie in diesem Zusammenhang verärgert…
Es ärgert mich höchstens, wenn ich in Zusammenhang mit fachlichen Fragen, z.B. in Bezug auf das Thema Volksmusik, falsch zitiert werde.
Sie haben erwähnt, dass Schwyz Ihr Lieblingsort sei. Wo halten Sie sich sonst noch gern auf?
Mein zweitliebster Aufenthaltsort ist das Tessin. Auch hier hat man seine Ruhe. Es kümmert sich niemand darum, wer oder was man ist.
Wer sich länger mit Ihnen unterhält, spürt, dass Sie ein Medien-Allrounder sind. Dieser Eindruck wird durch Ihre vielseitigen Aktivitäten bestätigt. Wie informiert sich der „Informationsmensch“ Sepp Trütsch?
Ich lese sehr viel. Jeden Tag stehen 4 Tageszeitungen auf dem Programm. Wobei ich natürlich nicht die Zeit habe, alles zu lesen, sondern mich auf das Wesentliche beschränken muss.
Interessieren Sie sich auch für Politik?
Sehr.
Aber von Sepp Trütsch hat man noch nie eine politische Stellungnahme gehört…
Das wird man auch nie. Es ist mein Beruf, Unterhaltungssendungen zu machen.
Was würden Sie als Ihre persönliche Stärke bezeichnen?
Meinen „Schtierägrind“.
Und was ist Ihre persönliche Schwäche?
Ebenso dieser „Schtierägrind“.
Ihr Beruf beansprucht Sie voll. Was machen Sie als Ausgleich in Ihrer Freizeit?
Skifahren, Reisen und Wandern.
Besten Dank für das Gespräch!
Persönlich Name: Trütsch Vorname: Sepp Geburtsdatum: 23.5.49 Sternzeichen: Zwilling Hobbys: Skifahren, Reisen Farbe: Rot Tier: Gepard Essen: Alles, was dick macht Getränk: Wein, Mineral Musik: Alle gute Musik Sänger: Harry Belafonte Sängerin: Barbara Streisand Schauspieler: Louis de Funès Schauspielerin: Sophia Loren |