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Stellungnahme zum Boykottaufruf der Schwyzer Bauernvereinigung gegen die Mythen-Post

Nach den Berichten über die Zustände in Schwyzer Schweinefabriken in der Mythen-Post 10/97, 11/97, 11/97 Sonderausgabe und 12/97 ging unsere Redaktion davon aus, dass das Thema endlich vom Tisch sei und zügig Verbesserungen realisiert würden. Was dann geschah, ist erstaunlich.

In einem Schreiben vom 29. Dezember 1997 an die Kunden der Mythen-Post ruft die Bauernvereinigung des Kantons Schwyz zum Inserate-Boykott gegenüber der Mythen-Post auf
Nicht eine Verbesserung der Tierhaltung soll erreicht werden, sondern, dass es aufgrund finanzieller Einbussen unserer Zeitschrift nicht mehr möglich ist, über die katastrophalen Zustände in Schwyzer Schweinefabriken zu berichten.
Dr. Josef Risi, Kantonstierarzt, sagte am 7. November 1997 gegenüber der Mythen-Post, dass die dokumentierten Zustände unhaltbar seien und er persönlich für Verbesserungen eintreten werde. Im Nachhinein soll derselbe Dr. J. Risi – laut Bauernvereinigung – diese Aussage nie gemacht haben. Seltsam.

Hochträchtige Muttersau im Kastenstand, Schweinezucht „Waldhof“ ob Steinerberg

Kommentar von Andreas Caduff, Bauernsekretär, zu den tierquälerischen Kastenständen: „Für bestehende Ställe hat der Gesetzgeber eine Übergangsfrist von 10 Jahren vorgesehen. Während dieser Frist dürfen Muttersauen weiterhin in Einzelboxen gehalten werden. (…) Damit haben diese Betriebe noch einige Jahre Zeit, die bestehenden Einrichtungen zu amortisieren. Damit wählte der Gesetzgeber das gleiche Vorgehen wie bei der Einführung des Katalysators beim Auto. Damals mussten auch nur Neuwagen mit einem Katalysator ausgestattet sein, obwohl es für die Luft besser gewesen wäre, wenn alle Autos sofort umgerüstet worden wären.“

Es interessiert heute niemanden mehr, wenn die Agroverbände immer wieder von Übergangsfristen reden, nach deren Ablauf dann angeblich bessere Zustände herrschen sollen
Mittlerweile ist bekannt, dass dies bloss immer wieder neue Hinhaltungen sind.
Rechnet man zu den 20 Jahren Nicht-Vollzug des Tierschutz-Gesetzes noch 10 Jahre „Übergangsfrist“ hinzu, kommt man auf 30 Jahre!

Warum reden nichts bringt
Die Bauernvereinigung macht der Mythen-Post den Vorwurf, Urs Beeler habe das Gespräch verweigert. Dazu folgendes: Konservative Tierschutzvereine „suchen seit Jahren das Gespräch“ mit berufsmässigen Tierquälern. Ihr Erfolg? Über 20 Jahre nach Inkrafttreten des Tierschutzgesetzes herrschen nach wie vor üble Zustände in Schwyzer Schweinefabriken.
Nicht Gespräche, sondern positive Taten sind gefragt!

Staatlich erlaubte Tierquälerei
In der Praxis kann heute (Stand Januar 1.98) die Agro-Lobby mit ihren Tieren mehr oder weniger tun und lassen, was sie will. Gesetzlich erlaubt sind u.a.:

  • das Kastrieren von Ferkeln ohne Betäubung (in der Schweiz werden jährlich rund 1,5 Mio. Ferkel mit dem Messer oder der Rasierklinge grausam kastriert)
  • die einstreulose Intensivhaltung von Mastschweinen
  • Kastenstände für Mutterschweine

„Berufsstand in den Dreck gezogen“
Andreas Caduff, Sekretär der Bauernvereinigung des Kantons Schwyz, wirft in seinem Schreiben vor, ein ganzer Berufsstand werde systematisch in den Dreck gezogen. Für ihr schlechtes Image sind die Schweinemäster nun wirklich selber verantwortlich! Wenn sie ihre Tiere anständig halten würden, gäbe es auch nichts zu enthüllen!
Kastenstände für Sauen, das Kastrieren von Ferkeln ohne Betäubung und andere „erlaubte“ Tierquälereien werden von verantwortungsbewussten Konsumentinnen und Konsumenten nicht länger hingenommen. Die Mythen-Post spricht das aus, was verantwortungsbewusste Konsumenten denken.

Tierhalterschutz statt Tierschutz heisst auch weiterhin die Devise im Kanton Schwyz: „In keinem der erwähnten Betriebe war ein Mangel zu finden, der eine Anzeige, eine Einschränkung oder gar ein Verbot der Tierhaltung rechtfertigen würde“, schreibt die Bauernvereinigung des Kantons Schwyz. (Aufnahme aus einem Schweinestall in Steinen.) Und die Meinung von Kantonstierarzt Dr. Josef Risi: Es sei Ansichtssache, was in einem Maststall tierkonform sei und was nicht. (siehe „Bote der Urschweiz“ vom 7.1.98)

„Schaden für die Landwirtschaft“
Herr Caduff schreibt weiter, die Mythen-Post füge „mit einem völlig undifferenzierten und extremen Schreibstil“ den Bauernbetrieben und damit auch der Volkswirtschaft enormen Schaden zu.
Wenn dem Ansehen der Landwirtschaft geschadet wird, dann ist dafür nicht die Mythen-Post, sondern die Bauernvereinigung selbst verantwortlich, die Tierquäler deckt.
Die Mythen-Post ist für eine tier- und umweltfreundliche einheimische Landwirtschaft.

Die Konsumenten interessiert, ob die Tiere artgerecht gehalten werden, jedoch kaum, ob sie gesetzwidrig oder gesetzeskonform leiden. Das interessiert nur Bürokraten. (Aufnahme aus einem Schweinemastbetrieb in Goldau)


Warum wir weitermachen
Es ist entscheidend, dass der Konsument erfährt, welches Leid sich in den Tierfabriken im Kanton Schwyz im Stillen abspielt. Wenn schon die Behörden seit Jahren nichts oder nur wenig dagegen unternehmen, so betrachten wir es als unsere selbstverständliche journalistische Aufgabe, im Rahmen des Möglichen über diese skandalösen Machenschaften zu berichten, gleich welchem Druck und welchen Erpressungsversuchen wir dabei ausgesetzt sind.

Fakten zählen
Beschwichtigungen der Agro-Lobby wird normalerweise nur allzu gerne geglaubt. Seit Jahren wird im Kanton Schwyz diese Art Politik betrieben und die regierungstreuen Medien machen dabei brav mit.
Mittlerweile wurden im Raum Innerschwyz jedoch schon derart viele Missstände aufgedeckt, dass es für die kritisierten Tierhalter immer schwieriger wird, den Schein zu wahren. Die Bauernvereinigung musste zu einem massiven Mittel greifen: Inserate-Boykott gegen die Mythen-Post. Die gewaltigen Anstrengungen, mit denen gegen unsere Zeitschrift gearbeitet wird, bestätigt, dass wir redaktionell auf dem richtigen Weg sind.

Nicht alle Landwirte sind rückständig
Trotz Boykottaufruf gehören zu den Abonnenten der Mythen-Post weiterhin auch Landwirte. Denn es ist in der Praxis zum Glück nicht so, dass alle Bauern so rückständig und tierschutzfeindlich eingestellt sind wie die Schwyzer Bauernvereinigung.
Tierfreundliche Bauern erkennen klar, dass die Mythen-Post im Recht ist und dass wir uns für eine tier- und umweltfreundliche Schwyzer Landwirtschaft engagieren.
Warum boykottiert die Bauernvereinigung?
Offenbar will man nicht, dass die Konsumentinnen und Konsumenten erfahren, wie es hinter den Kulissen von Schwyzer Schweinemästereien seit Jahren aussieht.
Was geschieht, wenn die katastrophale Tierhaltung dokumentiert wird, zeigt der Boykottaufruf der Schwyzer Bauernvereinigung.
Sollte die Mythen-Post auch wie die meisten anderen Medien nur ans Geld denken und zu den Missständen schweigen?
Unsere Zeitschrift zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie sich dort engagiert, wo Unrecht passiert.
Leserbrief einer Neu-Abonnentin

Sehr geehrter Herr Beeler,
vielen, vielen Dank, dass Sie in der Mythen-Post immer wieder auf die Missstände in der Tierhaltung aufmerksam machen. Die meisten haben leider nicht den Mut dazu.
Als Dankeschön werde ich in den nächsten Tagen die Mythen-Post abonnieren.
J. I., Muotathal

 

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