An:
Migros
Coop
Denner u.a.
Schwyz, im März 2001
Wissen die Grossverteiler überhaupt, was sie verkaufen?
Sehr geehrte Damen und Herren
Alles spricht heutzutage von Rinderwahnsinn. Dabei wird völlig vergessen, was für ein „Wahnsinn“ Teile der Industrie produzieren. Als Beispiel die Wasch-, Hygienemittel- und Kosmetikindustrie.
Schein und Wirklichkeit
Noch immer glauben viele Konsumenten, dass das, was sie in Ihren Läden kaufen, gesundheitlich unbedenklich sei.
Nehmen wir doch einmal den Bereich „Lufterfrischer“ unter die Lupe
Dazu gehören Duftgele, Kerzen, Elektroverdunster und Raumsprays. Marktführer in diesem Segment sind Johnson Wax mit der Marke Brise, gefolgt von Reckit & Colman mit Airfresh. In diesen Produkten stecken gesundheitsschädigende künstliche Duftstoffe. Diese reichern sich im menschlichen Fettgewebe an und können in der Muttermilch nachgewiesen werden. Einige erwiesen sich im Tierversuch als krebserzeugend oder verursachten Leberschäden.
Oder als Beispiel ein anderes Überfluss-Produkt, das zum Himmel stinkt:
WC-Steine: Darin befindet sich u.a. Para-Dichlorbenzol. Das ist ein chlorierter Kohlenwasserstoff. Bei akuter Vergiftung kann diese Substanz rote Blutkörperchen auflösen und zu einer Sauerstoffunterversorgung der Körperzellen führen. Abmagerung, Kopfschmerzen und Nierenschäden sind gemäss medizinischer Fachliteratur mögliche Folgen.
Warum verkaufen die Grossverteiler trotz diesem Wissen WC-Steine?
Wohl die meisten von Ihnen, meine Damen und Herren, haben sich bis heute lediglich darüber Gedanken gemacht, mit welchen Methoden von Produkt x oder y am meisten abgesetzt werden kann. Die Produkte selbst zu hinterfragen auf Verträglichkeit, Nützlichkeit, Ökologie etc. zu prüfen, wird Ihnen kaum in den Sinn gekommen sein.
Marketing hat heutzutage da und dort bereits schizophrene Züge angenommen
So werden tonnenweise Duftmacher, ätherische Öle etc. angeboten. Teppiche, Vorhänge, ja ganze Wohnungen nehmen einen üblen Geruch an. Im Gegenzug verkauft die Industrie Produkte, welche die Stoffe, die in die Textilien eingedrungen sind, „neutralisieren“ sollen. Die Industrie schafft künstlich ein Problem und bietet gleichzeitig auch noch dafür Abhilfe. Auf diese Weise kann gleich doppelt verdient werden.
Das Problem der völlig unnötigen Produkte-Zwangsparfümierung zieht sich heute nahezu durch sämtliche Produktegruppen: Waschmittel, Weichspüler, Abwaschmittel, Shampoos, Handcrèmen, Seifen, „Lufterfrischer“, feuchtes Toilettenpapier etc.
„Diese Substanzen sind ja nicht verboten“
Wird die Industrie mit harten Fakten konfrontiert, heisst es als Standardausrede: „Diese chemischen Verbindungen sind ja nicht verboten.“ Und wenn dann der Druck von der Konsumentenseite zunimmt, wird neu verkündet: „Wir ändern die Formulierung.“ Bisherige problematische Substanzen werden einfach durch neue ersetzt. Und das Spiel geht von vorne los.
Warum ist das Thema von Bedeutung?
Allergien können jeden erwischen. Das Risiko steigt, wenn jemand mit Stoffen, die Allergien auslösen können, oft, lange und in hohen Konzentrationen in Berührung kommt. Wenn heute Schlagzeilen erscheinen „Immer mehr Kinder erkranken an Allergien“, so ist das ein alarmierendes Zeichen. Diese Zunahme von Erkrankungen des Immunsystems kommt nicht „von irgendwoher“, sondern sie ist hausgemacht!
Eine Studie an der Universitäts-Frauenklinik in Heidelberg legt den Verdacht nahe, dass Hormonstörungen und Unfruchtbarkeit mit der Anreicherung von Parfümstoffen im Blut zusammenhängen
Es gibt ausserdem Hinweise aus Tierversuchen, dass einige polyzyklische Moschus-Verbindungen das Wachstum von Lebertumoren fördern. Die Giftigkeit dieser Duftstoffe ist längst noch nicht ausreichend geklärt.
Kritiker bezeichnen es als schizophren, wenn Colgate-Palmolive, Henkel, Lever, Procter&Gamble etc. – trotz diesem Wissen – mit ihren Produkten die Konsumenten sozusagen zwangsparfümieren, dadurch die Zahl der Allergieerkrankungen in der Schweiz rapide ansteigt, ja der künstliche Duftstoff-Wahn soweit getrieben wird, dass die Norweger bereits parfümierten Fisch essen können (siehe dazu den Beitrag „Moschus-Duftstoff in norwegischem Fisch“ in der NZZ vom 28.12.99).
Analogien zur Zigarettenindustrie
Die Wasch- und Kosmetikindustrie mit ihren polyzyklischen Moschusverbindungen verhält sich analog der Zigarettenindustrie, die mit Zusatzstoffen Raucher versucht, abhängig zu machen. Und selbst die Argumentation im nachhinein ist dieselbe: „Wir stellen ja nur Produkte her, die der Verbraucher will.“ (Zuerst macht man ihn süchtig und dann sagt man, nicht die Industrie, sondern er sei selber daran schuld.)
Man lernt immer erst, wenn es zu spät ist
Betrachtet man die Vergangenheit, wäre es wohl eine Illusion zu glauben, es würde bei der Industrie oder den Grossverteilern in absehrbarer Zeit gesunder Menschenverstand einkehren. Zuerst müssen Bäche und Flüsse vergiftet sein, bis das Problem „wissenschaftlich erkannt“ wird. Warnungen werden nie ernst genommen, schon gar nicht von der Industrie. Tschernobyl, BSE etc. lassen grüssen!
Was soll der Konsument tun?
Weichspüler-, Waschmittel-Hersteller etc. lügen weiter, dass es die Balken biegt. Lügen ist in dieser Branche institutionalisiert. Weder Verwaltung noch Gerichte kümmern sich darum.
Die wirkungsvolle Waffe gegen die permanenten Konsumententäuschungen durch die Industrie und Grossverteiler ist die Konsumverweigerung, dass die problematischen Produkte, die heutzutage massenhaft produziert werden, nicht mehr gekauft werden.
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler, Mythen-Post |