Inserat

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Vorbemerkung: Hier finden Sie Briefe (Faxe) von Urs Beeler an Tierschützer Dr. Erwin Kessler, Präsident des Vereins gegen Tierfabriken, Schweiz:

Mythen-Post Verein gegen Tierfabriken
Dr. Erwin Kessler
Postfach 7 Im Buehl 2
6431 Schwyz 9546 Tuttwil
Tel./Fax 041 811 20 77 Fax: 052 378 23 62

Schwyz, den 24.2.95

Lieber Herr Kessler
Gerne komme ich zurück auf unser Telefongespräch vom 21.2.95.
Ihre Arbeit für den Tierschutz finde ich absolut grossartig! Und ich werde mich künftig nach besten Kräften für Sie und Ihre Arbeit engagieren.
In den Jahren 1985-90 widmete ich mich intensiv den Werken von Marx, Engels und vor allem Wilhelm Reich. Das Revolutionäre an diesen Männern bzw. an ihren Büchern begeisterte mich. Jahrelang glaubte ich, dass es lebende Revolutionäre gar nicht mehr gibt. Bis ich auf einen Zeitungsartikel stiess, der mich hellhörig machte. In einer Zuger Zeitung (wenn ich mich richtig erinnere) las ich durch Zufall einen Artikel, wo offenbar ein Tierschützer namens Erwin Kessler einem Beamten (oder Veterinär) tüchtig auf die Füsse getreten war. Der Betreffende wurde in diesem Beitrag [Anmerkung: Das ist in der Schweiz selbstverständlich, wo Behörden und Presse eine Personalunion eingehen.] in Schutz genommen. Die Aussage war in etwa: „Wehe, wenn dieser Tierschützer Kessler noch ein Wort zu diesem Mann sagt.“
Normalerweise vergisst man Zeitungsartikel, aber diesen habe ich nicht vergessen. „Irgend etwas muss da faul sein, sonst würden die nicht so reagieren.“
Später las ich wieder in der Zeitung von einem Tierschützer Kessler, der Missstände in der Tierhaltung aufdeckte. Das Kuriose dabei war, dass sämtliche Zeitungen tendenziell auf der Seite der Tierquäler standen. [Anmerkung: Das ist in der Praxis tatsächlich oft so!] Statt zu schreiben „Super! Tierschützer Kessler deckt Missstände im Schweinestall Immensee auf!“ schrieben die Zeitungen so, als ob sie froh wären, wenn es diesen Kessler gar nicht gäbe. Dieselbe Reaktion von den Behörden! Nicht „Kessler hat recht – so müsst ihr’s machen!“ – überall Abwehrhaltung!
Warum das? Ich weiss es nicht.
Sie sagen ja nur, wie’s ist. Und offenbar scheinen das gewisse Leute einfach nicht zu ertragen.
Als ich kürzlich Ihre Tierschutz-Nachrichten las und spürte, was sie alles durchmachten und welche Belastung Sie tagtäglich ausgesetzt sind, sagte ich mir: „Du kannst diesen Erwin Kessler in Tuttwil nicht alleine kämpfen lassen. Es ist wichtig, dass ihn Leute entlasten“. Dies habe ich nun vor. Jahrelang erfolgreich einen Kampf führen kann man nur, wenn man auch Unterstützung hat.
Ich muss Ihnen gestehen, dass ich anfänglich die Existenz solcher Tier-KZ’s in der Schweiz, wie Sie sie in den Tierschutz-Nachrichten aufdecken, nicht für möglich gehalten hielt. Rückblickend muss ich jedoch sagen, dass ich die Problematik wahrscheinlich verdrängt habe.
Als Kind wollte ich einmal Tierarzt werden. Mit 13 Jahren begleitete ich während den Schulferien und an freien Mittwochnachmittagen einen Schwyzer Tierarzt. Ich hatte mir den Beruf „Tierarzt“ immer sehr „idyllisch“ vorgestellt, wie man den Tieren hilft usw. Nun sah ich den Tierarztberuf in der Praxis: täglich Kastrationen, Einschläferungen, Fleischschau. In Vitznau kastrierte der betr. Tierarzt ohne Betäubung Ferkel. Ich war entsetzt! Die Tiere schrien herzzerreissend. Der Tierarzt: „Die spüren nichts; die haben dort keine Nerven. Wenn ich das nicht mache, kann man nachher das Fleisch nicht essen.“ Auf der Rückfahrt mit dem Land Rover in den Kanton Schwyz (schon kurios war der „Ausflug“ dieses Tierarztes in den benachbarten Kanton Luzern) bedrücktes Schweigen. Ein gutes Gewissen hatte der betr. Veterinär jedenfalls nicht.
Einmal hatte er mir davon erzählt, wie Bauern mit einem Traktor ein falsch liegendes Kalb bei der Geburt „herausgezogen“ hätten. Darüber war er selber empört – das sei Tierquälerei gewesen.
Nach all diesen Erfahrungen als junger Begleiter eines Tierarztes war für mich der Veterinärberuf gestorben.
Noch etwas zum betr. Tierarzt: Vor einigen Jahren brachte er sich mit einer Spritze in einem WC des Spitals xy um. Leute im Dorf hatten bereits vorher erzählt, er hätte „psychische Probleme“ gehabt. [Anmerkung: Eine Standarbegründung in Schwyz, die gar nichts heissen will.] Als 14jähriger erinnere ich mich an eine weitere „Schlüsselszene“. Während dem Unterricht blickten mein Banknachbar und ich aus dem Fenster. Wir sahen, wie ein Bauer seinen Hund zu Tode prügelte. Ich habe diese Szene bis heute nicht vergessen. Was da geschah, war so entsetzlich, dass mein Schulkamerad und ich wie gelähmt waren. Der Unterricht lief einfach weiter, ohne, dass irgend jemand dagegen eingeschritten wäre. Mein Banknachbar und ich gingen anschliessend auf den Polizeiposten und erstatteten Anzeige. Dann ein merkwürdiges Verhalten des betr. älteren Polizisten (auch er ist in der Zwischenzeit verstorben…). Es wurde uns quasi das Gefühl vermittelt, dass wir mit unserer Anzeige gegen den betr. Bauern etwas „Unrechtes“ tun. Verrückt!
Später kam ein anderer Polizist in die Schule und sagte, der Fall sei „abgeschlossen“. Der Bauer habe erzählt, der Hund sei ihm vorher unter den Traktor gekommen und er habe das Tier von seinem Leiden „‚erlösen‘ müssen.“ – Wir hatten zuvor weder einen Traktor gesehen, noch einen verunfallten Hund. Was wir gesehen hatten, war ein Hund, der über eine Viertelstunde lang von einem Bauern zu Tode geprügelt wurde. Und wäre der Hund tatsächlich von einem Traktor schwer angefahren worden, dann hätte der Bauer das Tier ja mit einem Gewehr von seinem Leiden erlösen können.
Niemand reagierte auf diesen schlimmen Vorfall. Der anwesende Lehrer – ein gefühlskalter Mathematiker – tat ebensowenig etwas wie die übrigen MitschülerInnen.
(…) Ich hätte einfach aus dem Schulzimmer rennen müssen und den betreffenden Tierquäler stellen. Diese Zivilcourage fehlt mir damals als 14jähriger.
Wenn ich heute sehe, dass Tiere gequält werden, empfinde ich Schmerz (für die Tiere) und Wut (gegenüber den Menschen) zugleich. Als vor Weihnachten ein tiefst neurotisch-verkrüppeltes „Elternpaar“ in einer Zoohandlung in Zug ihren Kindern Meerschweinchen kaufen wollten, fing ich die Leute nach dem Ladenbesuch ab: „Sie sind doch charakterlich unfähig, Tiere recht zu halten. Sie wissen ja nicht einmal, wie man sie füttert.“ – Die Leute schauten mich verblüfft an (aber ich glaube, sie wussten, dass ich recht hatte).
Auch die betr. Verkäuferin im Zoogeschäft nahm ich mir vor. Ich fragte sie, ob sie eigentlich nie schaue, wem sie Tiere verkaufe. Sie war über diese Frage überrascht – und konnte keine Antwort geben.
In einer Zoohandlung in Baar sah ich, wie eine Verkäuferin – brutal und stümperhaft zugleich – einem Vogel den Schnabel stutzte. Der Vogel schrie entsetzlich. Ich knüpfte mir später die betr. Verkäuferin vor (…)
(…) Ich kann dieses Leid nicht ertragen – ich drehe durch. In einem solchen Augenblick könnte ich einen Tierquäler oder eine Tierquälerin ohne mit der Wimper zu zucken abknallen… (Da kommt mir jeweils mein alter Philosophielehrer Dr. Darms in den Sinn, der uns lehrte, Tyrannenmord sei legal…).
Da hartnäckige Arbeit für den VgT mehr bringt als ein kurzer Amoklauf, werde ich jetzt konkret:
Wichtig erscheint mir vor allem die Mitgliederwerbung. Der Raum Innerschwyz ist zwar ein harter Boden, aber ich glaube, dass in einem ersten Anlauf 200-300 neue VgT-Mitglieder aus dem Kanton Schwyz realistisch sind. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir in den nächsten Wochen zur Probe rund 100 VgT-Anmeldeformulare (A4 Blatt mit grünem EZ) zustellen könnten. Wenn ich auf Inserate-Akquisition gehe, kann ich die Kunden gleich noch dazu animieren, VgT-Mitglied zu werden. Parallel dazu schalte ich für Sie gratis in den nächsten Monaten 1/2- und 1/1-S.-VgT-Inserate zwecks Mitgliederwerbung.
Wichtig ist ebenso die Aufklärungsarbeit an der Schule. Zwischen 1984-1990 unterrichtete ich u.a. beim Bezirk Schwyz und Einsiedeln. […] Sobald Sie hier eine (…) Mitgliederzahl haben, könnte die Tierhaltung im Kanton Schwyz unter die Lupe genommen werden. Dabei kann die Mythen-Post problemlos Rückendeckung geben. Nach diversem Schlagabtausch in den vergangenen Jahren wird sich – so glaube ich – die hiesige Lokalpresse hüten, sich mit der kleinen Mythen-Post anzulegen. [Anmerkung: Schön wär’s…] Bezüglich den Behörden glaube ich, dass sie wahrscheinlich ähnlich funktionieren wie in anderen Kantonen. In Schwyz ist aber alles noch kleiner und überschaubarer – und hier kann ich als „Einheimischer“ immer irgendwo auf „Unterstützung“ zählen. [Anmerkung: Auch hier wieder Wunschdenken. Die Realität sieht nicht so rosig aus!] Und selbst, wenn’s hart auf hart geht: es gibt (…) durchaus noch menschliche Beamte, die Sympathien für mich haben (und umgekehrt). [Anmerkung: Später war dies kaum mehr der Fall.]
Als ich im Jahre 1988 zu 30 Tagen Gefängnis wegen ZS-Verweigerung verurteilt wurde, spürte ich Sympathie für meinen Standpunkt.
Die Bauern selbst kenne ich zu wenig. Einige, die ich kenne, sind recht nett; mit anderen redet man gescheiter nicht, […] Was wir generell bei den Bauern aufgefallen ist. Allein sind sie oft feige, nur als Gruppe fühlen sie sich stark.
Wichtig erscheint mir eine klare Trennungslinie zu den anderen Tierschutz-Organisationen (z.B. STS). Ein hartnäckiger Konfrontationskurs erscheint mir richtig. Besser wenige Mitglieder, dafür solche, auf die Verlass ist.
Bitte teilen Sie Ihre Kräfte ein. Mit ihnen steht und fällt der VgT.
Und jetzt entschuldigen Sie, dass ich so viel geschrieben habe. Es ergab sich so…
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

[Anmerkung: Beeler ist manchmal sehr langatmig.]


Schwyz, den 25.3.95

Sehr geehrter Herr Kessler
Gerne komme ich zurück auf unser Telefongespräch vom 21.2.95. Ihre tierschutzpolitische Arbeit finde ich echt grossartig!
Zum Thema Mitgliederwerbung: Der Raum Innerschwyz ist zwar ein harter Boden, aber ich glaube, dass in einem ersten Anlauf 200-300 neue VgT-Mitglieder aus dem Kanton Schwyz realistisch sind. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir zum Start ein paar VgT-Anmeldeformulare (A4 Blatt mit grünem EZ) und ev. einige Probenummern der Tierschutz-Nachrichten zustellen könnten. Wenn ich auf Inserate-Akquisition gehe, kann ich die Kunden gleich noch dazu animieren, VgT-Mitglied zu werden. Sobald Sie hier eine entsprechende Mitgliederzahl haben, könnte die Tierhaltung im Kanton Schwyz unter die Lupe genommen werden. Dabei kann die Mythen-Post problemlos Rückendeckung geben. [Anmerkung: Beeler wiederholt sich.] Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

PS: Nächste Woche erscheint der Beitrag „Ein Mann mit Zivilcourage“ in der Mythen-Post 3/95 vom 30. März. – Haben Sie die Filme von der Druckerei in der Zwischenzeit erhalten?


Kessler in einer unvergesslichen „Kassensturz Spezial“-Sendung auf „Schweiz 4“

Schwyz, den 9.7.95

Sehr geehrter Herr Kessler
Mit Interesse habe ich die kürzliche Sendung „Kassensturz Spezial“ auf „Schweiz 4“ gesehen. Als Sie Dagmar Elke sagten, entweder werde man Ihnen endlich Gelegenheit geben, zu den gemachten Vorwürfen Stellung zu nehmen oder Sie würden den Saal unverzüglich verlassen, hatte ich meine helle Freude. [Anmerkung: Ja, herrlich! Das ist typisch Kessler!] An Ihrer Stelle hätte ich nämlich genauso gehandelt…
Es ist für mich eine richtige seelische Wohltat, Sie in solchen Sendungen sprechen zu hören. Sie sind hochintelligent, ehrlich, unkonventionell und geradeaus. Und dann haben Sie auch noch einen tollen, feinen Humor!
Dass man revolutionäre, aussergewöhnliche Menschen wie Sie versucht öffentlich zu verunglimpfen, diese Vorgehensweise ist nicht neu. Wichtig ist, dass man dabei nicht das Opfer spielt, sondern zum Gegenangriff übergeht. Ihre Strategie, den Leuten jeweils „den Prozess zu machen“, ist die einzig richtige.
Wenn Sie Zeit haben, empfehle ich Ihnen unbedingt, die Werke des Psychoanalytikers Wilhelm Reich (1897-1957) zu studieren. Reich hat u.a. den Begriff der „emotionalen Pest“ (per Definition = das destruktive Wirken des neurotischen Charakters auf dem sozialen Schauplatz) eingeführt. In seinen Büchern „Rede an den kleinen Mann“ (Fischer TB) und „Christusmord“ (Werk vergriffen; Ausgabe vom Walter Verlag in der Kantonsbibliothek Schwyz erhältlich) geht er auf diese Thematik näher ein. (Ich versprach Ihnen seinerzeit am Telefon, ein paar Bücher von W.R. zu schicken. Weil ich im nachhinein aber nicht sicher war, ob Sie die Materie wirklich interessiert, unterliess ich es bisher.) [Anmerkung: Kessler bekam später die „Rede an den kleinen Mann“.] Da ich nicht annehme, dass Sie in Ihrem Sabbatjahr „nichts tun“, sondern irgend eine Arbeit im Stillen vorbereiten, wünsche ich Ihnen schon jetzt gutes Gelingen!
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

PS: Seit April ’95 erscheint auf der Rückseite jeder Mythen-Post gratis ein VgT-Inserat. Haben sich in der Zwischenzeit aus der Region Schwyz Leute bei Ihnen gemeldet?


Schwyz, den 12.7.95

Sehr geehrter Herr Kessler
Vielen lieben Dank für Ihre Einladung! Aus zeitlichen Gründen ist es mir leider nicht möglich, an diesem Treffen teilzunehmen. Ich würde mich jedoch sehr freuen, Sie bei anderer Gelegenheit persönlich kennenzulernen.
Nochmals vielen herzlichen Dank! Schönes Wetter und eine lebendige Garten-Party am kommenden Sonntag wünscht Ihnen
mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

[Anmerkung: Ja, das ist eben Beelers Einsiedlerische Haltung, dass er nie unter die Leute geht.]


Schwyz, den 19.7.95

Sehr geehrter Herr Kessler
Ich habe mich heute – an diesem herrlichen Sommertag – wieder einmal intensiv mit Ihrer tierschutzpolitischen Arbeit (Artikel in den Tierschutz-Nachrichten usw.) beschäftigt. Sie glauben nicht, wie gut mir das tat! Ihr Engagement finde ich absolut grossartig! Ich hoffe, dass ich auch noch meinen tatkräftigen Beitrag für einen konsequenten Tierschutz leisten kann.
Nachfolgend habe ich aus Ihren Artikeln in den Tierschutz-Nachrichten für die Mythen-Post einen Beitrag zusammengestellt. – Sind Sie mit einer Veröffentlichung einverstanden?
Logisch wäre, bewaffnet gegen Tierquäler und untätige Behörden vorzugehen. Denn das Tierelend ist so himmelschreiend! [Anmerkung: Nicht den Bibel-Spruch vergessen: „Wer zum Schwert greift, kommt durch das Schwert um.“] Das Verrückte ist, dass sich in einem solchen Fall die Mehrheit der Leute (immer noch) auf die Seite der Tierquäler stellt. [Anmerkung: Das ist in der Praxis tatsächlich so!] So bleibt als Strategie nur der langwierige, zähe, tierschutzpolitische und juristische Kampf (ergänzt durch gewaltfreie Aktionen).
Falls der VgT einmal Schweinemästereien im Kanton Schwyz unter die Lupe nimmt und Missstände feststellt, bin ich gerne bereit, die betreffenden Tierhalter mit Foto und Namen in der Mythen-Post zu veröffentlichen. [Anmerkung: Das hat Beeler später auch gemacht.] Tierquäler muss man rigoros und öffentlich an den Pranger stellen!

——

Was mir besonders gefällt, ist Ihr kompromissloser Kampf für die Gerechtigkeit und das Gute – einfach Ihre ganze Art.
Mögen all Ihre weiteren Pläne gelingen! Ich wünsche Ihnen alles Glück dieser Welt! [Anmerkung: Beelers macht die darauffolgenden Jahre die Hochs und Tiefs mit Kessler mit.]
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

 


Schwyz, den 1.8.95

Sehr geehrter Herr Kessler
Bei den kommenden eidg. Wahlen vom 22. Oktober 1995 spiele ich mit dem Gedanken, ev. als Parteiloser (…) zu kandidieren. [Anmerkung: Das war tatsächlich so und wurde mit Unterschriften aus der Schwyzer Bevölkerung auch unterstützt.]

Warum eine Kandidatur?
Betrachtet man die vergangenen 4 Jahre, stellt man fest, dass die grossen Parteien am Volk vorbeipolitisiert haben. [Anmerkung: Mit „grossen Parteien“ meint Beeler wohl die CVP des Kantons Schwyz, mit der er noch nie viel am Hut hatte.] Ich habe mich umgeschaut, ob es irgend eine vernünftige Opposition gegen diese Art Politik gibt. Ich fand sie nirgends. So kam die Idee, selber zu kandidieren.
Mir ist klar, dass eine allfällige Kandidatur „David gegen Goliath“ entspricht. Aber ich finde, dass dieser Kanton Unabhängige braucht. [Anmerkung: Beeler sieht als Zweiundreissigjähriger noch viel zu wenig, wie korrupt die Politik und die Behörden sind! Er hat noch Illusionen.] Im folgenden habe ich die Grundsätze der Unabhängigen Bürger Schwyz formuliert. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie die einzelnen Punkte unter die Lupe nehmen könnten. Teilen Sie mir allfällige Überlegungsfehler/Mängel mit. Ihre Meinung interessiert mich sehr. Gerne nehme ich Verbesserungsvorschläge, Korrekturen und Ergänzungen entgegen.
Betr. einer allfälligen Kandidatur habe ich ein zwiespältiges Gefühl. [Anmerkung: Beeler, der alte Zauderer, ist diesbezüglich immer sehr ehrlich.] Einerseits „gurkt“ es mich an, als „Politiker“ auftreten zu müssen, andererseits aber finde ich, darf man das Feld nicht kampflos den Anpasserfiguren der FDP und CVP überlassen…
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

[Anmerkung: Beeler, der Idealist, hat noch Illusionen und glaubt an positive Veränderungen „über das System“.]


Schwyz, den 30.7.95

Sehr geehrter Herr Kessler
Vielen herzlichen Dank für Ihren heutigen Fax. Offenbar haben sich unsere Gedanken gekreuzt. Ich wollte Sie nämlich am kommenden 1. August betr. einem Beitrag über die Tierhaltungsbedingungen im Kanton Schwyz anfragen.
Ihre diversen Fragen werde ich gerne und so schnell wie möglich beantworten. Mit meiner Unterstützung können Sie heute schon voll rechnen!
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

 

 

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