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Vorbemerkung: Hier finden Sie Briefe (Faxe) von Urs Beeler an Bert Engelbrecht, Neuseeland.

 

Mythen-Post Mr. Bert Engelbrecht
Postfach 7 3 Patchett Place
6431 Schwyz NZ-Christchurch 8002
Tel./Fax 041 811 20 77 Fax 00643 337 6113

 

Schwyz, den 24.4.99

 

Lieber Bert

Ganz herzliche Gratulation zu Deinem 37. Geburtstag! Und danke nochmals für den überraschenden Anruf zu Weihnachten. Das hatte mich sehr gefreut! Ich dachte heute schon den ganzen Tag an Dich, musste jedoch vorher noch eine „spezielle Sache“ erledigen.

Die Isolationslobby hat mich wegen meiner Kritik an KMF’s (künstlichen Mineralfasern) wegen „unlauterem Wettbewerb“ eingeklagt. (..) Strafantrag: 30 Tage Gefängnis bedingt auf 2 Jahre. Kein Witz!

KMF’s sind in Kalifornien verboten – hierzulande beherrschen sie den Isolationsmarkt. Mich fürchten die Typen offenbar wie der Teufel das Weihwasser. Das ist eine Story!

Mehr auf dem Magen liegt mir das Haus. Hier wird es wahrscheinlich nötig sein, dass der reiche Onkel Bert aus Neuseeland erscheint.(…)

Wenn es mir eines Tages nicht gelingt, das Haus zu halten, kann ich mir die Kugel geben.

(…)

Und dann die doofen Leute. Neuster Trend ist, dass alle nach irgend einem penetranten Parfüm oder Rasierwasser riechen. P. und auch S. stinken grauenvoll, dass ich (…)

Trotzdem: Du hast schon recht, dass ich hierher gehöre. Hier in der alten Brauerei (nach Rolf Eichhorn „eine Festung“…) ist mein Platz.

An das Alleinsein habe ich mich gut gewöhnt, surfe manchmal im Geist zu Dir nach Neuseeland.

Ich hoffe, es geht Dir gut und Du geniesst das Leben.

Hier will der Frühling noch nicht so recht. Der vergangene Winter war spektakulär. Eine Riesenmenge Schnee! (Fotos vorhanden) Mir gefiel das natürlich, weil es extrem war. Die Leute konnten den ganzen Tag Schnee schaufeln, was mich amüsierte. (Die Natur war für einmal stärker als die Zivilisation und Technik)

Autos interessieren mich kaum mehr, weil (…). W. (mit dem ich schon seit Monaten keinen Kontakt mehr habe) fährt einen wirklich schönen Citroën Xantia in Hellblau. (Kürzlich auf der Muotabrücke in Ibach gesehen)

In meiner Phantasie sehe ich Dich in Neuseeland vor einem gepflegten Landhaus mit super Rasen und einem nagelneuen Aston Martin. Wär‘ doch ‚was… (Und in der Garage ein schöner sportlicher Jaguar neben einem rassigen Maseratti).

All the best (wieder einmal gesprochen mit der herrlichen Stimme meines israelischen Kibbuz-Freundes Mr. Becker)…

Mit lieben Grüssen
Urs

 

Schwyz, den 15.7.99

 

Lieber Bert

Vielen herzlichen Dank für Deine netten Geburtstagsgrüsse vom 7.6.

Mutter und Kinski haben mich bereits die ganze Woche daran erinnert, am 15.7. unbedingt einen Fax nach Neuseeland zu senden, was ich hiermit auch tue. Sie lassen zum 70. Geburtstag Deiner Mutter ganz herzlich gratulieren und wünschen gute Gesundheit und viel Glück. Diesen Wünschen schliesse ich mich gerne an. Auch von mir „all the best“!

Wie gesagt: bereits die ganze Woche reden Mutter und Kinski von „Frau Engelbrecht“ und lobpreisen sie, wie ich es tue, wenn ich über Dich spreche.

„Frl. W.“ hat mir erzählt, dass Deine Mutter und Dein Vater im Mai in der Schweiz waren. Mutter und Kinski hätten sich über einen Besuch Deiner Mutter sicher sehr gefreut. Und Vater Engelbrecht und ich hätten mit dem Micra etwas herumfahren und z.B. Herrn Andermatt und Herrn Arnold vom Bankverein (jetzt UBS) besuchen können. Ende August ist übrigens wieder eine grosse Gewerbeausstellung im Zingel (Da kommt mir die erfrischende Szene „Schulterklopfen mit Herrn Gasser“, Heizung-Sanitär, in den Sinn…).

Ich darf solche Sprüche machen, denn in den nächsten Wochen und Monaten werde ich kaum mehr viel zu lachen haben. Doch darüber im Detail ein anderes Mal.

Nochmals die besten Grüsse und Wünsche an Deine Mutter.

Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

Schwyz, den 7.9.99

 

Lieber Bert

Vielen Dank für Deinen Fax vom 31.8.99. Ich hoffe, dass es Dir gesundheitlich wieder besser geht. So eine Speiseröhrenoperation (wie alle Operationen) muss eine unangenehme Sache ist. Glücklicherweise war Dein Spital-Aufenthalt nur kurz.

(…) Die Erbteilung lief vor knapp einer Woche über die Bühne. Mit einem schwindelerregenden Kredit von über 1,2 Mio. habe ich die „Hütte“ übernommen. Ansonsten wäre ich auf der Strasse gestanden. Ein Riesenmist!

Mir gefällt einfach die Wohnlage hier (angenehme Nachbarn, schöne Umgebung). Einmalig ist die Aussicht aus meinem Zimmer bzw. der Stube auf die Feldliwiese und die alten Schwyzer Herrenhäuser. Die wollte und kann ich nicht missen! Und auch die schöne Terrasse, das Büro, die Nähe zur Schwyzer Kirche (die architektonisch harmonisch und absolut perfekt ist) wollte ich nicht aufgeben. [Anmerkung: Ja, so ist Beeler!]

Die Story geht aber noch weiter: Mutter und Kinski sind ausgezogen; sie wohnen jetzt im Brüöl 8. Vorbei mit „gut essen“ für mich. Ich verpflege mich jetzt selbst – so gut es eben geht. So etwas mag für andere normal sein – für mich ist es (als Feinschmecker) eine Umstellung.

Das Haus ist jetzt – bis auf Elektro Lindauer, Heinz (Werkstatt) und Fräuli Betschart – leer. Aus Deiner Sicht wird das wahrscheinlich ein „Schock“ sein. Ich bin jedoch dankbar (trotz den finanziellen Einbussen), dass keine Mieter im Haus sind – ich habe mich im vergangenen Jahr diesbezüglich genug geärgert. (Den Kompromiss „Mieter“ werde und kann ich nicht mehr eingehen. Lieber lasse ich mich in einem Sarg aus dem Haus tragen…) [Anmerkung: Ja, Beeler meint es hier todernst!]

Täglich rege ich mich über K.s S. auf und all die Fehler, die er machte (falsche Isolation, falsche Handwerker berücksichtigt, bauliche Fehler etc.). (…). Mutter kann ich keinen Vorwurf machen, weil sie meinte, „das Beste“ und „Richtige“ zu tun. Sie war der Meinung, wenn man alles schön renoviere, werde das Haus später von der Erbengemeinschaft weitergeführt. Nun hat keiner – ausser mir – Interesse gehabt. Und mir hängt das Haus finanziell wie ein Stein um den Hals. Hinzu kommen Altlasten (I.-Isolation, die eines Tages aus dem Estrich entsorgt werden muss. Dafür muss extra das Dach geöffnet und via Gerüst oder Lift dieses juckende Scheissmaterial entsorgt werden. Neben Kosten auch noch Ärger. K. kann kann froh sein, dass er nicht mehr lebt…)

Auf „xy-K.“ (ich rede schon wie Dein Vater…) zu hören, war ein riesengrosser Fehler.

(…)

Die Tierschutz- und Konsumentenschutz-Arbeit der vergangenen Jahre hat ziemlich Kräfte geraubt. Umgekehrt ist die M.-P. für mich auch eine tägliche Aufgabe, sonst würde ich morgens wahrscheinlich nicht einmal mehr aufstehen.

Den Gerichtsprozess im Juli in Sachen I. ist aus meiner Sicht gut über die Bühne gegangen. Ich war (damals) in Topform. Selbstverständlich verzichtete ich auf einen Anwalt (schliesslich hatte ich die vergangenen Jahre den besten Lehrer: Erwin Kessler).

Jetzt im Spätsommer/Herbst denke ich gern an die Ausflüge mit Dir ins Bündnerland zurück. Es würde mir gut tun, wieder einmal so richtig auszuspannen. Doch ohne R5 GT Turbo oder R14 wär’s nicht mehr dasselbe. (Übrigens hatte ich kürzlich sogar einen Art Trost-Traum. Ich bekam darin einen nigelnagel-neuen roten R5 GT Turbo. Ich fühlte mich im siebten Himmel! Leider war es nur ein Traum…) [Anmerkung: Tja, R14 und R5 GT Turbo haben wirklich markanten Einfluss in Beelers Psyche.]

(…)

Gutmeinende haben mir gesagt, ich solle mehr für mich schauen; ich hätte in den vergangen Jahren genug für die Allgemeinheit getan (Umweltschutz etc.). Da ist vermutlich etwas dran. Doch welchen Weg soll ich gehen?

Selbstverständlich habe ich – als Alternative – auch nach einem Einfamilienhaus für mich in der Region umgeschaut. Doch alles viel zu teuer (Abriss!), schlechte Wohnlagen und doofe Nachbarn (Warum hat Gott bloss überall Herr S.’s erschaffen???). Hinzu kommen katastrophale Baufehler (Folge: Feuchtigkeit, Pilzbefall; I.-Isolation) etc.

Zu Mutter und Kinski sagte ich im Scherz, man könne bald ein Bild von mir vor der Brauerei machen (wie Anthony Perkins vor dem Haus seiner „Mutter“ in „Psycho“ von Alfred Hitchkock…). [Anmerkung: Beelers unvergleichlicher Humor…]

Auch Schwyz hat sich weiter verändert. In zehn Jahren wird es wie Zug aussehen. Das erweiterte MC ist jedenfalls eine gewaltige Katastrophe.

Ein Genuss ist nach wie vor die herrliche Landschaft. Wie ich doch trotz allem an diesem Talkessel, den Mythen, dem herrlichen Feldli, den alten Herrenhäusern, dem Vierwaldstättersee usw. hänge!

(…) P. hat ein Haus in Uitikon gekauft und will es renovieren lassen. Habe deswegen gestern – nach Jahren – extra mit K., Z., telefoniert und sie vor dem schlimmsten Fehlern bewahren wollen. Im Verlaufe des Gesprächs sind wir jedoch da angelangt, wo wir vor über 10 Jahren aufgehört haben… Diese angepasste Zwetschge wird (kann) sich nie ändern. Betr. I. meinte sie, wahrscheinlich gäbe es keine Alternative zu diesem Preis und sei ein besseres Material gar nicht in einem solchen Volumen erhältlich… [Anmerkung: So bescheuert wird argumentiert. Jedes Material ist besser als Glaswolle!!! Und es braucht diesen Mist gar nicht.] – Da danke ich Gott, allein zu sein!

Dass Du an Enya grosse Freude hast, finde ich schön. Ich habe mich an netten Kindern auch immer sehr gefreut – und freue mich noch.

Sei froh, dass die Neuseeland-Häuser nicht mit KMFs isoliert sind.

Du kannst den Frühling/Sommer in Neuseeland geniessen und im nächsten Jahr (Frühling 2000) in die Schweiz kommen. Platz hat es jetzt genug. Vier verschiedene leere Wohnungen stehen Dir im Haus zur Verfügung. Eine Waschküche inkl. gutes Waschmittel (OMO Sensitive, ohne Parfüm, optische Aufheller und Farbstoffe – das einzige, das ich vertrage) ist ebenfalls da.

Dann vergnügen wir uns mit Autoprobefahrten, Bootsfahrten auf dem Vierwaldstättersee, gutem Essen, feinem Bier (Kleinstadt) usw. Wie wär’s damit? [Anmerkung: Beelers Lebensart…]

Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

Schwyz, den 24.12.99

 

Lieber Bert

Vielen Dank für Dein Fax vom 13.9.

Bis und mit 13.9. hatten wir hier herrliches Spätsommerwetter mit hohen Temperaturen. Mir gefiel die Stimmung und ich erinnerte mich gerne an Schulreisen bei ähnlichem Wetter ins Tessin.

Mit der „Einsamkeit“ komme ich gut zurecht – fühle mich sogar sehr wohl. Das Schlimmste wäre für mich, mit irgendwelchen Idioten im selben Haus zusammenwohnen zu müssen. [Anmerkung: Das stimmt hundertprozentig!]

Das einzige Problem ist momentan wirklich „nur“ das Geld. Ich war – vom Finanziellen abgesehen… – noch nie in meinem Leben so frei wie heute. Herrlich! [Anmerkung: Wie wahr!]

Natürlich werde ich von Aussenstehenden wohl als „verrückt“ angeschaut. „Wohnungen in einem so grossen Haus muss man doch vermieten“, wirst auch Du Dir sagen. Dazu folgendes: Wir hatten die vergangenen Jahren Mieter – nie wieder!

M.R. war über all die Jahre in Ordnung. Aber selbst nicht einmal mit ihm möchte ich heute im selben Haus wohnen. P.I. war i.O., ausser, dass sie parfümierte Waschmittel benutzte und mit überflüssigem (die Haut und das Abwasser belastendem) Weichspüler wusch.

Aber wenn ich zurück denke: C. – sie „schletzte“ immer die Türe und war auch sonst zickig. L.I. (später Frau von W.B.) – nein danke! Dann zwei verschiedene S. – die eine auf den Mars und die andere auf den Saturn… Ein ganz verlogenes Weibsbild war Baumeler, die mit U.S. zusammen in der ehemaligen Pinter-Wohnung hausierte: Als sie beim Zügeln die Treppenhaus-Beleuchtung herunterschlugen (ich war zur selben Zeit oben bei der Bürotüre), behaupteten die beiden verlogenen Weibsbilder im nachhinein, die Lampe sei „von selbst“ hinuntergefallen!! Der beigezogene Gemeindevertreter in Mieterfragen von Euw (ebenfalls ein A.) machte den Vorschlag, die Kosten zu teilen!! So bekamen S./Baumeler 50% recht (obwohl sie hundertprozentig unrecht hatten) und wir, die hundertprozentig im Recht waren, 50% unrecht. Sowohl S., Baumeler als auch diesem von Euw-Trottel hielt ich eine Standpauke (sicher nicht zahmer als Vater Engelbrecht…), Kinski und Mutter meinten jedoch, man müsse die Sache „friedlich“ regeln.

Mieter kann man heutzutage schlichtweg vergessen. Da liege ich lieber tot im Friedhof! Hundertprozentig! [Anmerkung: Wie wahr!

F. – der kleine alte Mann – war „harmlos“, wurde von seiner Tochter ins Altersheim abgeschoben – und starb prompt einige Wochen später (ihn hatte der Lebenswille verlassen). Ich sprach ihm noch Mut zu und sagte, er solle seinen eigenen Weg gehen (in der Wohnung bleiben) und nicht auf die Jungen hören.

Umgekehrt: Wenn F. seine Bettwäsche auf der Terrasse sonnte, drehte es mir fast den Magen. Alles so braun-gelb – igitt… Und die hässlichen Topf-Pflanzen auf der Terrasse und sein zwanghaftes Schneeschaufeln störten mich ebenfalls! (Ich freute mich am Schnee und der schneebedeckten Terrasse!)

Mit L., die vorher in meinem Büro wohnte, hatte ich keine Probleme. Sie handorgelte (leise) am Abend, was jedoch nicht störte. Komisch war, dass sie öfters die grösste Mühe hatte, ihren weissen Ford Escort vorwärts (!) zu parkieren. (Lag meistens weit daneben. Wieso, ist mir heute noch ein Rätsel.)

Eine sportlich-rassige junge Frau war A.S. (sie nahm seinerzeit die M.R.-Wohnung). Blonde, kurze Haare und eine sportliche Figur. Auffällig bei ihr war, dass sie immer ihre Brust selbstbewusst nach vorne schob, wenn sie mit einem sprach. Diese Eigenart erwähnte unabhängig von mir auch A.S. (der mit dem grossen, eckigen Kopf, Ballyweg, Brunnen). Mit S. konnte man gut reden (sie war immer recht aufgestellt). Mühsam war jedoch ihr Parfümtick. Wenn sie die unterste Wohnung verliess, konnte man das nachher in der ganzen Eingangshalle wahrnehmen.

Der absolute Hammer in Sachen Parfüm aber kommt noch: Dr. M. (Sohn des millionenschweren Bauunternehmers M. L.). Selbst, wenn die M.’s vor zwei Stunden das Haus verlassen hatten, stank es noch im ganzen Treppenhaus. Ein absoluter Wahnsinn!

Kannst Du Dich noch an die Frau in Gersau erinnern (wir machten einen abendlichen Ausflug), die so stark nach Parfüm stank, dass man sie in dreissig Meter Entfernung (über die Strasse) noch riechen konnte? Dann hast Du grob in etwa eine Ahnung, was Dich bei den M.’s erwartet.

Bei den M.’s stank einfach alles nach Parfüm: Schuhe, Kleider, Möbel – alles. Der Cadillac (Auto der alten M.’s) stank so fürchterlich, dass man es sogar noch aussen (bei geschlossenen Fenstern und Türen!) roch. Gnade dem Automechaniker, der an diesem Wagen den Service machen musste… [Anmerkung: Trotz allem Wahnsinn noch eine Prise Beelerschen Humor…]

Als es mich eines Tages „verjagte“, schrie ich laut „Arschloch“ das Treppenhaus hinunter. M. hatte dies dermassen getroffen, dass er schliesslich auszog. Ich danke heute noch Gott dafür!!! Diese M.’s waren geruchsmässig der absolute Alptraum!

Die nächste Katastrophe wohnte nebenan: K.W.. Klein, blond (gefärbt?) und raffiniert. Die Mittwanzigerin (so schätze ich) hatte ebenfalls einen unglaublichen Parfüm-Tick. Hinzu kamen noch ätherische Öle, eine übel riechende Handcrème (die sich auf alle Türfallen festsetzte) etc. Auch W. kündigte schliesslich – Gottlob!

Sei froh, wenn in Neuseeland die Leute noch richtig nach Schweiss riechen. Tausendmal lieber als dieser katastrophale künstliche Parfüm-Gestank, den heute Männer und Frauen (als Marionetten der Kosmetikindustrie) „tragen“. Die geistige Anpassung der Leute zeigt sich auch noch darin, dass alle nach demselben (übel riechenden) Rasiermesser, Deo, Parfüm etc. stinken.

Wobei ich – gottlob – nicht der einzige bin, der diese moderne Zeiterscheinung erkennt. R.M., Brunnen, der an der Gersauerstrasse ein Mehrfamilienhaus besitzt, teilt und bestätigt meine Erfahrungen. Sein Kommentar: „Am liebsten hätte ich, wenn die Mieter zelten gingen.“

Zum Glück hast Du auch eine sehr feine Nase – so weisst Du, wovon ich rede.

Mieter sind heutzutage ein absolutes Schreckgespenst.

Eine amüsante Story zum Thema Mieter zum Schluss: Bewarb sich ein Schreiner (arbeitet bei Perform, Rothenthurm) seinerzeit um die „mitste“ Wohnung. Die Wohnung gefiel ihm sehr. Er nahm sie jedoch nicht, weil er seinen Grill nicht auf dem Balkon aufstellen konnte…

In den vergangenen Jahren sind die Leute einfach noch viel blöder geworden. In Glaswolle-belasteten Mietskasernen mit anderen schusseligen zusammenleben, macht ihnen nichts aus, solange noch ein Plätzchen für ihr Grill da ist… (In den Schiller-Blocks in Brunnen grillieren sie übrigens sogar auf den kleinen Terrassen.) [Anmerkung: Tja, das ist der normale Wahnsinn…]

Jetzt sind wir genau da angelangt, weshalb ich das Haus behalten will: Die alte Brauerei ist so eine Art Festung „im Lande des Wahnsinns“. Hier kann ich für mich leben – tun und lassen, was ich will.

Andere reisen in der Welt umher – das alles kann ich mir im TV oder Internet anschauen – ohne Stress.

Irgendwie habe ich in meinem Leben immer das getan, was ich wollte (jedoch nicht – sicher nicht bewusst – auf Kosten anderer). Und jetzt sitze ich – so wollte es offenbar mein Schicksal – in der alten Brauerei.

Ich finde die Lage hier (mitten im Dorf) ideal. Gegen oben hinaus ist alles schön grün (Feldli ist eidgenössisch geschützt). Was ich ebenfalls schätze, ist der oberste Stock. (In der Mitte oder unten zu wohnen, bedrückt mich immer.) Hier wohne ich bzw. erlebe ich noch irgendwie das alte Schwyz, das – ich drücke es jetzt poetisch aus – meinem Herzen nah ist.

Mit modernen Norm-Bauten etc. hab‘ ich nichts am Hut. Die moderne Brauerei gibt mir ebenso auf den Wecker wie die modernen Norm-Autos.

Wobei: Im Grunde genommen schätze ich am Haus nur die oberste Wohnung (abgesehen vom von K./v. R. falsch isolierten Estrich), mein Büro, die grosse Terrasse und die Waschküche. Super finde ich auch noch die grosse Eingangshalle.

Das Lädeli ist in Ordnung (bis auf den Staub). Mühsam ist das Magazin. Kinski hatte dort noch Glas- und Steinwolle etc. gelagert. Winzige KMF-Partikel und Spanplatten-Holzstaub schweben dort seit Monaten in der Luft!

Die restlichen Wohnungen interessieren mich nicht.

Ich ärgere mich tagtäglich, wenn ich daran denke, dass zehntausende von Franken zum Fenster hinausgeworfen wurden. Alle haben es ja „gut gemeint“ – und ich kann jetzt den Mist bezahlen… [Anmerkung: Beeler verliert später fast Fr. 100’000.– an der Börse, was nicht klüger war/ist…]

Umgekehrt weiss ich auch, dass es anderswo gleich oder ähnlich läuft. Das bewährte Alte kommt fort und wird durch neuen Billig-Mist ersetzt: Halb Schwyz ist bereits so verschandelt. Und was man noch nicht verschandelt hat, kommt in den nächsten Jahren dran. (…)

Was da als „Fortschritt“ zelebriert wird, ist barer Unsinn: Mehr Stress, mehr Wegwerfmüll, mehr Verkehr, mehr „Konsum“ (unnötiger Mode-Mist, Kosmetik etc.).

Warum ich heute so denke? Ich habe mich in den vergangenen Jahren soviel mit „Wirtschaft “ beschäftigt, dass ich weiss, wie das System funktioniert. (…)

Ich freue mich an guten Autos, Computern, einfacher, und guter Kleidung – aber der unnötiger Ramsch widert mich total an.

Ich ziehe mich hier zurück und mache das, was mir Spass macht. Andere Leute vertrösten sich immer auf die Zukunft, die Ferien, die Pension etc. Ich lebe hier und jetzt! [Anmerkung: Ja, das hat Beeler getan!]

Doch die wirkliche Freiheit habe ich im Moment immer noch nicht. K. war vorhin gekommen, „die leeren Wohnungen kontrollieren“ (Lüften etc.). Ich hab ihr dann gesagt, dass ich das Haus übernommen hätte und mir die Wohnungen egal seien. Wenn etwas zu tun sei, würde ich das selber machen. [Anmerkung: …dann macht Beeler gar nichts. Das muss man auch wissen!] Und wenn ich Hilfe bräuchte (z.B. Heizung), würde ich Bescheid geben. War vielleicht nicht so nett von mir. Aber sie wollten ausziehen, also sollen sie selber für sich schauen und mich in Ruhe lassen. Ich brauche keine Kontrolleure. [Anmerkung: Wobei es Beeler die 3 1/2 Jahre ohne K. nie geschafft hätte und ihr unendlich dankbar sein muss und auch ist!]

Ein Haus, Geld, Wasser, Strom, Heizung und einen guten COOP-Lebensmittelladen – mehr braucht man nicht.

Ich ziehe mich zurück, weil ich mit anderen Leuten nicht leben kann. Ich kenne das ganze Theater: Heuchelei, Neid, Anpassungsgeschwafel, beschränkter Horizont, keine Phantasie, keine oder nur eine „beschränkte“ Liebe für die Natur und die Tiere — ich will mit diesen Leuten gar nichts mehr zu tun haben. [Anmerkung: Beelers Entschluss stand schon vor Jahren fest!]

Liebe [Anmerkung: unparfümierte] Leute sind mir natürlich immer willkommen.

Ich bin in den vergangenen Jahren sicher noch (in den Augen der anderen) „extremer“ geworden. Warum? Weil ich heute weiss, wie in etwa der Karren läuft. Solange man das nicht weiss, schwimmt man irgendwie mit dem Strom mit. Jetzt bin ich aus dem Bassin gestiegen…

(..)

Weisst, Du, ich habe einfach einen ganz anderen Bezug zum Leben. Leben bedeutet für mich: Spass haben, das tun können, wozu man Lust hat und das positiv ist. Wenn ich eines Tages an meiner Arbeit keinen Spass mehr habe, höre ich auf. Ich würde mich nie in einem Büro etc. versklaven lassen – heute schon gar nicht mehr!

Ich lebe lieber nur noch 1 Jahr als mich bis 65ig irgendwo „anpassen“ zu müssen. Ich meine das todernst. Insofern haben Mutter und die Geschwister mir mit dem Haus ein grosses Geschenk (wenn auch mit hoher Hypothek…) gemacht.

Irgendwie dominiert das ganz Leben der Zwang: Schulzwang, Ausbildungszwang, Berufszwang… – ab heute ist Schluss damit!

Wenn das Schicksal es gut mit einem meint, findet man immer wieder den Rank und öffnet sich eine Tür. Wenn nicht, war’s eben so bestimmt.

Auch das Streben nach materiellen Dingen ist so eine Sache. Wenn mir jemand 1,2 Mio. Franken schenken würde, könnte ich damit das Haus bezahlen. Aus der Sicht der anderen wäre ich damit reich (ein eigenes Haus). Für mich bedeutet das Haus jedoch etwas ganz anderes: die Möglichkeit, frei und schön leben zu können. (Ob das Haus 1 Franken oder 10 Mio. Franken wert hat, interessiert mich nicht). Was zählt ist, mein eigener Herr zu sein, hier und jetzt.

Wenn ich jetzt tot umfalle, dann weiss ich wenigstens, dass ich aus jeder Situation in meinem Leben irgendwie versuchte, das Beste zu machen, das tat, was für mich jeweils „stimmte“. Ob ich nun 1, 10 oder 100 Mio. Franken habe – das nützt mir nichts. Ich müsste alles dalassen. Alles Materielle ist nur geliehen.

Ein gutes Gewissen, Freiheit, ein gutes Lebensgefühl, keine Angst und dazu noch einigermassen gesund sein – das ist viel.

Erwin Kessler hat einmal gesagt, ich hätte hohe Ansprüche. Und die sind in den vergangenen Jahren gestiegen und haben mich kompromissloser gemacht.

Ich bin heute froh, nicht verheiratet zu sein (ich wüsste nicht, wer meinen Ansprüchen genügen sollte). Früher litt ich darunter, heute habe ich mittels Einsicht/Erfahrung gelernt. Sollte sich Liebesglück noch einstellen, nehme ich es dankbar an. Wenn nicht, war’s eben so bestimmt – und ich kann damit leben.

Weisst Du noch, wie toll die blonde Sandra I. mit ihrer roten Jacke und dem roten Touring-Velo mit 13/14 Jahren aussah? In solche Wallungen kann nur ein Jüngling versetzt werden!

Vor ein paar Jahren sah ich S. bei der Migros-Tankstelle; sie schlotete und machte einen „abgelebten Eindruck“. (Nichts verpasst…!)

Top-Model Heidi Klum (kürzlich im Fernsehen gesehen) sieht super aus – aber wenn sie zu reden anfängt, hört die Begeisterung auf.

So, jetzt hab‘ ich viel erzählt. Zum Schluss noch eine Werbe-Idee für den Sportster: Herr Becker sen. fährt non-stop quer durch Australien (mit einem Anhänger Batterien und einem grossen Sonnenkollektor…).

Schöne Weihnachten und ein gutes neues Jahr

Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

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