Von Urs Beeler
Weihnachtsspendensammlung des „Boten der Urschweiz“ 2019: Von Januar bis November journalistisch mithelfen, das Armutsproblem im Kanton Schwyz zu verschärfen – und im Weihnachtsmonat Dezember eine Spendensammlung durchführen „für Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen“. Die „Bote“-Redaktion sollte sich einmal Gedanken darüber machen, WER heutzutage politisch für die „Schattenseite“ sorgt.
Bei einem ehrlich, gut und menschlich funktionierenden Schweizer bzw. Schwyzer Sozial- und Sozialversicherungssystem wären solche heuchlerischen Weihnachtsspenden-Alibiübungen nämlich überflüssig.
Im Kt. Schwyz gibt es mehr als 6x soviele Vermögensmillionäre wie Sozialhilfeempfänger. Der Kt. Schwyz ist ein Paradies für Steuerflüchtlinge. Millionäre und Milliarde leben in diesem Kanton (Ausserschwyz) zu steuerlichen Discountpreisen.

Thematischer Schwerpunkt für die „Bote“-Redaktion ist jedoch nicht die immer grösser werdende Schere zwischen Arm und Reich, sondern „Sozialhilfemissbrauch“ und angeblich „aus dem Ruder laufende Sozialausgaben der Gemeinden“. [So funktioniert ABLENKUNG.] Dass die offizielle „Missbrauchsquote“ 0,3% beträgt, erfuhren/erfahren die „Bote“-Leser nicht (das würde das Manipulations- bzw. „Empörungspotential“ zerstören!). Auch nicht, dass der Kt. Schwyz z.B. über 8x mehr Geld für den Nationalen Finanzausgleich (NFA) zahlt als die gesamte Sozialhilfe des Kantons kostet. Allein der Ausserschwyzer Martin Ebner (BZ Bank) könnte die Sozialhilfeausgaben des gesamten Kt. Schwyz mit seinem Vermögen theoretisch 100 Jahre (hundert!) lang „gratis“, d.h. allein stemmen – und wäre immer noch Multimillionär. Ebner besitzt gemäss der Zeitschrift „Bilanz“ ein Vermögen von 2,75 Milliarden (Stand November 2018). Aber solche „gefährliche Gedanken“ stellt eine „Bote“-Redaktion natürlich nicht an…
Und wer denkt, Ebner sei ein „finanzieller Einzelfall“, wird zahlenmässig des Besseren belehrt. Stephan Schmidheiny, Hurden/SZ, besitzt gemäss „Bilanz“ ein Vermögen von 3,750 Mrd. Franken. Was bedeutet das? Er könnte die gesamte Sozialhilfe des Kt. Schwyz sogar noch um Jahrzehnte länger finanzieren als Martin Ebner.
Thematisiert wurde im „Boten“ (weil im Schwyzer Kantonsrat debattiert) vor nicht allzu langer Zeit eine Kürzung der Sozialhilfe um 10% (wohlgemerkt: bei mehr als 6x soviel Vermögensmillionären!), dies unter dem Schlagwort „ein Zeichen zu setzen“.
Ende Jahr kommt dann dieses heuchlerische Blatt mit: „Über die Gemeinden, Sozialämter, Fürsorgebehörde oder soziale Institutionen (Pro Juventute, Spitex etc…) können Privatpersonen gemeldet werden, die dringend Hilfe nötig haben.“ (Homepage vom xy.11.19)
Das Beispiel zeigt auf, was für eine „hervorragende Sozialpolitik“ der Kt. Schwyz betreibt: Auf der einen Seite Millionäre und Milliardäre – auf der anderen Seite Armut, die rein politisch verursacht ist (konkret z.B. durch rückgrat- und verantwortungslose Schwyzer Kantonsrätinnen und Kantonsräte, vor allem aus SVP, CVP und FDP).
Ein Teil des Geldes, das im Sozial- und Sozialversicherungsbereich des Kt. Schwyz übers Jahr eingespart wurde, fliesst zu Weihnachten über den „Boten der Urschweiz“ via Almosen von Dritten eventuell an Notleidende zurück. „Eventuell“, weil es dafür selbstverständlich keinen Rechtsanspruch gibt. Die betr. begünstigten Institutionen entscheiden nach „freiem Ermessen“ (frei übersetzt: nach Willkür).
Anstatt heuchlerische Weihnachtsspendensammlungen durchzuführen, würde es mehr nützen, wenn die „Bote“-Redaktion sich für eine gerechte Besteuerung der Superreichen (vor allem in Ausserschwyz) und für ein gutes, ehrliches und menschlicheres Schwyzer Sozialsystem einsetzte. Dann würde nämlich bei den gesellschaftlich Schwächsten (Bedürftige, Alte, Kranke, Behinderte usw.) gar keine finanzielle Not herrschen. Aber dies zu erkennen, dafür fehlt es offenbar nicht nur an Rückgrat, sondern vor allem an Charakter und nicht zuletzt auch an Intelligenz.