Inserat

Inserat

Vorbemerkung: Hier finden Sie Briefe (Faxe) von Urs Beeler an Tierschützer Dr. Erwin Kessler, Präsident des Vereins gegen Tierfabriken, Schweiz:

Mythen-Post Verein gegen Tierfabriken
Dr. Erwin Kessler
Postfach 7 Im Buehl 2
6431 Schwyz 9546 Tuttwil
Tel./Fax 041 811 20 77 Fax: 052 378 23 62

Schwyz, den 4.8.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Gleich zu Beginn möchte ich Ihnen wieder einmal ganz herzlich für Ihren Einsatz für den Tierschutz danken! Ich habe in den vergangenen Monaten oft an Sie gedacht, die Aktivitäten des VgT aufmerksam verfolgt.
Danken möchte ich Ihnen auch für die Pressemitteilungen, die Sie mir regelmässig faxen. Ich habe fast in jedem Heft ein Thema behandelt.
Dass Sie speziell einen Beitrag über die Tierhaltung im Kanton Schwyz bringen wollen, finde ich super! Die Schweinemäster fürchten Sie hier nämlich wie der Teufel das Weihwasser…
Von manchen Gewerblern werde ich gemieden, weil ich mit Ihnen sympathisiere, „ein Grüner“ sei und mich „zu extrem für den Tier- und Umweltschutz engagiere“. Die entsprechenden Boykotte gegen mich kosten Geld. Umgekehrt sage ich mir: Ich will lieber ehrlich Geld verdienen als „angepasst“ und mit Arschkriecherei. [Anmerkung: Ja, so ist halt der Beeler…] Ich werde versuchen, Sie auch in Zukunft nach besten Kräften zu unterstützen, weil ich ein grosser Fan von Ihnen bin! Ihre kompromisslose Art gefällt mir. Gäbe es doch nur mehr Menschen Ihres Formats!
Zu Ihrer Frage: 4-Farben-Druck ist möglich. Froh wäre ich, wenn Sie in einem solchen Fall die betr. Filme in Originalgrösse schicken könnten, weil mir die Druckerei pro Farbbild Fr. 150.- Litho-Kosten in Rechnung stellt. Sonst am liebsten Farb- oder SW-Fotos im Format 9×13. [Anmerkung: Die damaligen Litho-Preise waren überrissen!] Wie eine allfällige Pressekonferenz herauskommt, kann ich Ihnen nicht sagen. Fest steht, dass der Bauernverband wohl im Kanton Schwyz überall (ausser bei mir…) seine Hände im Spiel hat.
Lange Zeit war ich naiv und glaubte, die Zustände im Kanton Schwyz seien besser als anderswo. Sie, Herr Kessler, haben mir dann den Impuls gegeben, die Sache genauer unter die Lupe zu nehmen. Was ich festgestellt habe, ist dasselbe, was Sie immer und immer wieder (zurecht) sagen: Filz, Filz, Filz… [Anmerkung: Genauso ist es!] Auch im Kanton Schwyz gibt es eine Bauern-Mafia, Tierärzte, welche mit den Tierquälern unter einer Decke stecken, korrupte Behörden usw.
Die Abteilung Landwirtschaft innerhalb des Volkswirtschaftsdepartements des Kt. SZ wird von einem CVP-Funktionär gesteuert, welche seine Wahl nicht zuletzt [Anmerkung: Besser „wohl vor allem“] den Bauern verdankt. Die Schwyzer CVP ist eine totale Waschlappenpartei (mit ganz wenigen Ausnahmen). Punkto Tierschutz macht sie etwa gleich wenig wie die von Ihnen in anderen Kantonen immer wieder gescholtene SVP.
Die CVP ist im Kanton Schwyz überall tonangebend. Und die Mehrheit des Stimmvolks ist immer wieder so dumm und wählt ihre Kandidaten. [Anmerkung: Genauso läuft es. Es kann noch so viel Mist ablaufen und alles kann noch so korrupt sein – die CVP wird immer wieder mit grosser Zustimmung gewählt! Wohl, weil diese Partei mit all ihren Widersprüchlichkeiten, ihrer Rückgratlosigkeit und ihrer Heuchelei dem Wesen der hiesigen Leute entspricht.] Was mir allgemein auffällt: die heutigen Schwyzer sind feige Anpasser. Sich ja nicht für eine gute Sache engagieren. „Man könnte sich dabei ja exponieren und schaden“, lautet der Grundton. Da es keine vernünftige Opposition gibt, kann die Mafia kutschieren wie sie will.
Eine einzige kleine Ausnahme ist I.B. Sie ist seit vielen Jahren eine überzeugte Vegetarierin, kämpfte gegen AKW’s usw. Sie (…) unterstützte mit einer eigenen Liste bei den vergangenen Regierungsratswahlen einen Sprengkandidaten (der von der eigenen Partei fallengelassen wurde).
[Anmerkung: Solche idealistisch motivierten Leute gibt’s in Schwyz alle paar Jahre einmal. Statt sie zu unterstützen, werden sie in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht. – So funktioniert der Schwyzer Filz!]
Dass CVP-Bauer Thomas Schmid in Ibach Muttersauen in Kastenständen hält, machte I.B. total wütend. K.W. (pensionierter Chefredaktor des „Bote der Urschweiz“) habe zu ihr gesagt, so etwas sei skandalös und dagegen müsse etwas unternommen werden (er selber aber hatte bis heute nicht den Mut dazu!).
[Anmerkung: In Schwyz hört man ab und zu den Spruch, es müsste „etwas getan werden“. Aber niemand unternimmt etwas. Was früher höchstens zelebriert und vom Filz unterstützt wurde, waren irgendwelche heuchlerischen „kulturellen Anlässe“. Was echte Kultur ist, wissen die meisten ohnehin nicht!] (…)
I.B. ist vor allem auch gefürchtet als Leserbriefschreiberin. Wehe, wenn ein Leserbrief von ihr im „Bote der Urschweiz“ einmal nicht abgedruckt würde…
[Anmerkung: Die einzigen kritischen Beiträge, die im „Boten“ veröffentlicht werden, sind – mit Glück – Leserbriefe…] Apropos dem obengenannten Thomas Schmid: Sein Hof befindet sich in der Gerbi in Ibach. Ich weiss nicht, ob Frau B. in der Zwischenzeit (wie angekündigt) eine Aufnahme vom Kastenstand in besagtem Stall gemacht hat. (…) Ein solches Bild würde dem Image des CVP-Bauern Schmid mächtig schaden.
[Anmerkung: I.B. machte das nicht. Es ist meisten so, dass Leute grosse Versprechungen abgeben, die sie dann im nachhinein nicht halten. – Kessler machte später die Fotos.] Ein weiterer Bauernhof, den man ebenfalls unter die Lupe nehmen könnte, wäre der von CVP-Kantonsrat F.B. in R.. Anlässlich seiner 1.-August-Rede in Rickenbach solle er gesagt haben, dass die Bauern, welche 365 Tage mit dem Vieh zu tun hätten, besser Bescheid wüssten, was gut für die Tiere sei als die Tierschützer. (Eine „Argumentation“, die Sie sicher schon hundertmal gehört haben…)
Sein Bruder H. führt einen Bauernhof an der R. angrenzend zum F., in S. Früher sah man seine Kühe auf der Weide; nach dem Umbau seines „Gadenhauses“ habe ich fast den Eindruck, als ob das Vieh nur noch im Stall ist. Die ganze Nacht dröhnt ein hochtouriger Stall-Lüfter; ich kann mir nicht vorstellen, dass ob dem Lärm die Tiere gut schlafen können. (B. macht in der Öffentlichkeit jedoch nicht den Eindruck eines „typischen Tierquälers“, sondern hat den Ruf, ein „anständiger Bauer“ zu sein. – Ich selbst kann dies zu wenig beurteilen.)
Ziemlich sicher werden Sie mit einer Publikation über die Tierhaltung im Kanton Schwyz bei den hiesigen Lokal- und Regionalmedien grosse Mühe haben. [Anmerkung: Das war dann tatsächlich so.] Man wird versuchen, alles, was Sie ans Tageslicht bringen, unter den Tisch zu kehren. Damit Ihre Aktion Erfolg hat, ist es meiner Meinung nach unabdingbar, dass Sie Ihre Tierschutz-Nachrichten zusätzlich im Kanton Schwyz streuen (und so auch Mitglieder und Gönner gewinnen können). Gleichzeitig sollte in dieser Ausgabe alles integriert sein, was Sie Negatives betr. den Schwyzer Medien erlebt haben.
Mein Vorschlag: Zuerst mit der Mythen-Post einen Blitzangriff starten, dass die Agro-Lobby im „Boten“ etc. auf mich losgeht – und anschliessend mit den Tierschutz-Nachrichten überregional nachdoppeln. Es müsste so richtig krachen, damit auch nationale Medien wie der Tages-Anzeiger, die Basler-Zeitung usw. Notiz von der Tierhaltung im vermeintlich idyllischen Kanton Schwyz nehmen.
Wichtig ist, dass der VgT möglichst viel Informationen über die Tierschutz-Verhältnisse im Kanton Schwyz sammelt, damit man die anschliessenden Wochen oder gar Monate genügend „Munition“ hat, gegen die Schwyzer Schweinemäster etc. zu „schiessen“. Es ist sehr wichtig, immer und immer wieder nachzudoppeln, ansonsten es in der Bevölkerung schon bald heissen kann: „Ja, der Kessler und der Beeler waren nur auf Sensation aus. Die haben zwei, drei schlimme Fälle gebracht. Der Rest der Tierhalter ist i.O.“
Ich meine: man sollte ALLE Schweinemästereien im inneren Kantonsteil sorgfältig unter die Lupe nehmen:
Schweinemästerei Imlig auf der Bernerhöhe in Goldau (neben Carreisen Reichlin)
– Schweinemästerei Beeler in Rothenthurm
– Schweinemästerei Reichmuth in Kaltbach, Schwyz
– Schweinestall Molkerei Graf, Grundstrasse, Schwyz
– Schweinemästerei Annen, Frauholzstrasse, Steinen
– Schweinestall Fuchs, Ingenbohl-Brunnen
Ferner gibt es auch Schweineställe in Steinerberg usw.

Die Schweineställe kontrollieren, photografieren und mit einem kurzen Text beschreiben, ebenso die Geflügelhaltung (z.B. P. im Obdorf, Schwyz), die Braunviehhaltung usw.
Auch die Metzgereien (R. AG, F. etc.) gehören unter die Lupe. Die Innerschwyzer Bauern- und Metzgerlobby voll aus der Reserve locken!
Will man hier etwas bewegen, muss man brachial und hartnäckig vorgehen, mit Kriegslist arbeiten usw. Der Schwyzer Boden ist ein verdammt hartes Pflaster. Ich meine jedoch: es ist möglich, zu gewinnen!
Bezüglich der hiesigen Presse kann ich Ihnen nicht einmal gross helfen. Ich kenne die Zeitungen im Raum Küssnacht, Einsiedeln und Ausserschwyz zu wenig. Was jedoch mit ziemlicher Gewissheit feststeht: Die Schwyzer Presse zeichnet sich allgemein durch Arschkriecherei und Feigheit aus.
Der „Bote der Urschweiz“ (heute Tageszeitung) ist (…) das Sprachrohr des Schwyzer Politfilzes, [Anmerkung: Das hat Beeler schon früh erkannt!] immer auf der Seite des vermeintlich Stärkeren, auf Sensationen aus usw. Man nennt in nicht umsonst den „Innerschwyzer Blick“. Der „Bote“ versucht seit einiger Zeit mit aller Kraft, sich ein „eigenes Meinungsmonopol“ zu schaffen. Er schleicht sich überall ein, nimmt Einfluss. Es ist die tonangebende Zeitung, welche mit der Agro-Mafia, den Behörden, Polit-Lobby, gewissen Kreisen innerhalb der P. etc. Hand in Hand arbeitet. [Anmerkung: Tja, so läuft es in Schwyz tatsächlich!] „Bote“-Verleger Hugo Triner entstammt, so heisst es, der „Ringier“-Schule. (…) Wie diese Zeitung tierschutzpolitisch steht, zeigte u.a. die manipulierte Berichterstattung über die seinerzeit von Ihnen aufgedeckte miserable Schweinehaltung im Missionshaus Immensee.
Beim heutigen „Boten“ (früher – unter Chefredaktor K.W. – wäre das noch anders gewesen) [Anmerkung: Wunschdenken! W. hatte vielleicht eine „liberalere Auffassung“, aber nicht das Rückgrat, sich gegen angepasste Meinungen konsequent durchzusetzen.] werden Sie mit Ihren tierschutzpolitischen Anliegen kaum durchkommen. Der „Bote“ ist Sprachrohr der Bauern- und Metzgerlobby. Er macht redaktionell Werbung für Fleisch, bringt grosse Reklamen von Denner- und Migros-Billigfleisch.
Der „Bote“ versucht mich seit Jahren mit seinem Apparat kaputt zu machen, was ihm glücklicherweise bis heute nicht geglückt ist. Im Gegenteil: als Revanche für seine Diffamierungen schnappe ich ihm regelmässig Kunden weg, was seinen Zorn steigert…
An Ihrer Stelle würde ich den Tierschutz-Beitrag über den Kanton Schwyz eventuell gebietsmässig aufteilen. Für die Schwyzer ist Küssnacht nämlich schon „weit weg“ und die Ausserschwyz (Pfäffikon, Lachen usw.) bereits ein „anderer Kanton“. Mit der Mythen-Post decke ich lediglich den inneren Kantonsteil ab (Gersau, Muotathal, der gesamte Talkessel Schwyz, Lauerz, Steinerberg, Sattel, Rothenthurm). Etwa dieselbe Abdeckung hat der „Bote“, hinzu kommen bei ihm jedoch noch Goldau, Küssnacht und Unteriberg.
Die „Neue Schwyzer Zeitung“ ist das Kopfblatt der Neuen Luzerner Zeitung und hat eine Auflage um die 3’000 (?). (Früher gab es noch die Konkurrenz zwischen der „Schwyzer Zeitung“ und dem „Boten“; die konservative „SZ“ verlor in den vergangenen Jahren leider immer mehr Marktanteile an den „liberalen“ „Boten“.) [Anmerkung: Die Aufteilung in „konservativ“ und „liberal“ galt vor 20 Jahren. Heute ist die Neue Schwyzer Zeitung offener und informiert seriöser als der verfilzte „Bote“.] Neu in unserer Region gibt es die Gratiszeitung „S“, analog der „Z“. Ich möchte nicht gross lästern, aber für mich ist das eine billige journalistische Prostituierten-Zeitung.
Eine politisch (nicht, was das Geld angeht) unabhängige Zeitung in unserer Region ist noch der „I.“ (Auflage ca. 40’000) von xy. Der Beachtungsgrad seiner Zeitung ist nicht besonders hoch. Einsendungen von mir – auch heikle – hat er bis heute – so viel ich mich erinnern kann – immer abgedruckt. Xy hat sich mir gegenüber – soviel mir bekannt ist – immer fair verhalten (was ich sonst ,vor allem vom „Boten“, nicht behaupten kann).
[Anmerkung: Auch hier wieder das schöngefärbte Denken Beelers. Xy stellte seine Zeitung später der Agro-Lobby – gegen die Mythen-Post – als Sprachrohr zur Verfügung.] Allgemein gilt der Trend: „Welche Meinung bringt mir Geld ein?“ [Anmerkung: so funktioniert heutzutage tatsächlich die Presse!] Und: „Ja nicht Dinge veröffentlichen, die finanziell schaden könnten.“
Der „Bote“ druckt auch das Schwyzer Amtsblatt. Da zum Klientel des „Boten“ praktisch alle Metzger (Inserenten) und Bauern (Abonnenten) gehören, sieht er sich diesen Leuten gegenüber stark verpflichtet. „Umweltschutz, Tierschutz usw. rentieren nicht, bringen höchstens finanzielle Einbussen“, heisst die Devise. Wobei der „Bote“ seine Meinung innerhalb von Tagen um 180° drehen kann, wenn es die „politische Situation“ verlangt (so z.B. geschehen bei der seinerzeitigen Diskussion um den Waffenplatz Rothenthurm).
Das Problem ist, dass in der Innerschweiz immer noch viele Leute eine falsche Sympathie gegenüber den Bauern entwickeln (d.h. ein falsches, idealisiertes Bild haben). Geschürt wird diese Sympathie wiederum durch die Presse, welche die „Bauernsame“ (eine typisch von „Bote“-Journalist Ernst Immoos immer wieder gebrauchte Bezeichnung) mit Weihrauch umgibt. Die Schwyzer Bauern werden als urchige bärtige „Urgestalten“ mit Sennenchutteli, Brissago oder Pfeife dargestellt. Als Gratis-Zugabe gibt’s die entsprechende Folklore. Der „Bote“ ist Spezialist für Brauchtum und setzt sich permanent für die Erhaltung von Traditionen ein (selbst wenn’s z.T. der grösste Leerlauf ist!).
Typisch für die Verhältnisse hier: Der Schwyzer Bevölkerung wird seit Jahren eingetrichtert, dass „unsere Bauern“ ihr Vieh gut halten und es nur anderswo schlimm sei, z.B. im Flachland und in der EU.
Man hört immer wieder das Argument, man könne doch problemlos Fleisch essen, „weil die Tiere aus der Region stammen“.
Schweinemästereien verstehen es seit Jahren geschickt, anonym zu bleiben. Das Tierleid spielt sich hinter den Kulissen ab.
Ein Problem ist, dass viele Schwyzer nicht fähig sind, „die Streu vom Weizen zu trennen“. Tierquäler werden allzu schnell in Schutz genommen, allein aufgrund der Tatsache, dass sie „Bauern“ sind.
Thema Behörden: Ich habe früher die Schwyzer Behörden viel zu positiv eingeschätzt. Erst, wenn man mit ihnen selber zu tun hat, merkt man, wie sie wirklich sind. Vielerorts herrschen mafiose Verhältnisse. Eine Eigenschaft, die sie auszeichnet, ist ihr – wie Sie hundertprozentig treffend festgestellt haben – „Nichtstun“ (Das Amt für Umweltschutz des Kantons Schwyz macht z.B. seit Jahren „nichts“ bzw. Alibiübungen, und wird in seinem „Nichtstun“ vom „Boten“ journalistisch gedeckt. Heuchlerische Beiträge sind eine grosse Spezialität des „Boten der Urschweiz“!). [Anmerkung: Das stimmt!] Trotzdem glaube ich, dass die Verhältnisse im Kanton Schwyz tendenziell besser sind als z.B. im Kanton Luzern oder Zug. Bei uns ist alles noch kleiner und überschaubarer. [Anmerkung: Solche Aussagen nur machen, wenn entsprechende Beweise vorliegen.] Apropos Zug: Neu verfügt Schwyz über ein Regionalfernsehen mit dem Namen „Tell“ (Sendegebiet – wenn ich mich nicht täusche – Luzern, Zug und Schwyz). Zum Thema „Rinderwahnsinn“ gab es eine Sendung mit dem Zuger Kantonstierarzt Dr. K.! Was dieser Trottel zum Thema Tierhaltung und Rinderwahnsinn sagte, brauche ich nicht auszuführen. Anschliessend wurden Strasseninterviews gezeigt, wo diverse Leute sagten, sie würden trotz BSE-Gefahr weiterhin Rindfleisch essen. (Argument: „Heute ist doch alles vergiftet, es kommt nicht mehr darauf an, was man isst.“)
Im Gegensatz zum Fernsehen DRS war die Fleischwerbung von „Tell“-TV geradezu übertrieben auffällig. Ein Indiz dafür: in der gleichen Woche wurde diese „Informations-Sendung“ nochmals wiederholt.
Zum Schluss ein Tipp für eine allfällige Ausgabe der Tierschutz-Nachrichten speziell für den Kanton Schwyz: Schreiben Sie in anderen Beiträgen mit Volldampf gegen die Schwyzer Behörden und gegen die EU. Das kommt an! [Anmerkung: Gegen die EU vielleicht, aber betr. den Behörden herrscht eine ungeheure „Staatsgläubigkeit“!] Den Entwurf, den Sie mir am 3.8.96 faxten, finde ich sehr gut. Der Hinweis auf Tell ist sehr geschickt, weil sich die Innerschweiz ja bei jeder Gelegenheit gerne als „Geburtsstätte der Demokratie und Freiheit“ darstellt. Treffend die Bemerkung zu den übrigen Tierschutzorganisationen, die bloss Mitgliederbeiträge kassieren, aber nichts leisten.
Es ist wirklich entsetzlich, dass es solche katastrophalen Schweinemästereien in meinem Heimatkanton gibt. Sagen wir den Tierquälern und untätigen Behörden deshalb den Kampf an!
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler


Schwyz, den 7.8.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Vielen herzlichen Dank für Ihre Faxs vom 5. und 6.8.96!
Dass Tierschutz-Recherchen nicht ungefährlich sind, glaube ich Ihnen auf’s Wort. Ein Problem dürfte wohl sein, dass man sich wahrscheinlich nicht einmal gross wehren darf, wenn man angegriffen wird, weil es dann sofort in der Tagespresse heisst: „Militanter Tierschützer griff Bauer an“ – und die vertrottelte Lesermasse noch Partei für die Tierquäler ergreift.
Am liebsten würde ich bis zu den Zähnen bewaffnet Tier-KZ’s im GSG9-Stil stürmen, die armen Geschöpfe befreien, und die Schweinemäster eigenhändig in die Scheisse und in Kastenstände stecken, damit sie am eigenen Leib einmal erfahren, was sie tagtäglich ihren Tieren zumuten. [Anmerkung: Unrecht kann nicht mit Unrecht bekämpft werden!] Das Problem ist, dass in unserem Unrechtsstaat ein solches Vorgehen kaum lange funktionieren würde. [Anmerkung: Es darf auch nicht so sein. Es würde sonst alles im Faustrecht ausufern.] Und ebenso würde die Leutemasse „nicht schalten“, um was es eigentlich geht.
Wichtig ist eine Strategie, die langfristig Erfolg verspricht!
Als Termin für Ihren Beitrag „Grauenhafte Zustände in Schwyzer Schweinefabriken – und die Behörden tun nichts“ habe ich mir die M.P.-Ausgabe vom 31. Oktober vorgemerkt. Ich glaube, dass dieses Datum optimal wäre. Sie haben mit Ihrer Strategie sicher recht, dass es besser ist, wenn der Bericht gleichzeitig in der Mythen-Post und der konservativen Presse erscheint. Es geht ja darum, dass den Tieren bzw. der Sache bestmöglich geholfen wird. (Ich mache sonst immer alles gerne in möglichst spektakulären Alleingängen…) [Anmerkung: Wäre der Bericht exklusiv in der M.-P. erschienen, dann hätten ihn die anderen wohl kaum mehr gebracht. Das war wohl Kesslers Überlegung…!] Sollten Sie die Schwyzer Presse für unser Tierschutzanliegen gewinnen können (was mich zwar sehr verwundern würde), dann wäre das natürlich toll – und insgesamt gesehen viel einfacher. Umgekehrt würde es mir aber auch grossen Spass machen (diesbezüglich werde ich von einem Kollegen immer als „Obelix“ bezeichnet…), aus vollen Rohren gegen die untätigen Schwyzer Behörden, Schweinemäster und die Lokalpresse zu schiessen. Aber wahrscheinlich wird das ja sowieso nötig sein. („Der Beeler ist immer voll auf ‚Action‘ aus“, wird sich die Bundespolizei in Bern wahrscheinlich denken, sollte dieser Fax „zufällig“ von der PTT in zweifacher Ausführung – nach Tuttwil und Bern – verschickt werden…)
Wenn wir die Sache Ende Oktober/anfangs November in der Mythen-Post bringen, könnten Sie im Januar in einer Extra-Ausgabe der Tierschutz-Nachrichten, welche im Kanton Schwyz verteilt wird, berichten, wie die Schwyzer Behörden und die hiesigen Zeitungen reagiert haben.
In Ihrem Fax vom 5.8.96 schreiben Sie: „Das Wie des Vorgehens befriedigt mich noch nicht.“ Dazu meine ich: Wir müssen möglichst umfassend vorgehen, d.h. nicht nur die Medien miteinbeziehen, sondern auch die politischen Kräfte. Die CVP kann man vergessen; die LVP (FDP) auch. Von den Schwyzer Grünen (KFS = Kritisches Forum Schwyz) ist ebenfalls kaum etwas zu erwarten, weil diese Gruppierung aus lahmen Schlaffis besteht. Wo ich eigentlich einzig Chancen sehe, ist bei der xy des Kantons Schwyz. Der jetzige Schwyzer Landammann und Regierungsrat R.W. ist zwar kein Haudegen (sonst wäre er von den Bürgerlichen wohl kaum zum Landammann gewählt worden), aber (so habe ich ihn wenigstens bis heute erlebt) ein „flotter Typ“. Mich hat er einmal im Jahre 1991 in einer Umweltschutz-Angelegenheit wirkungsvoll unterstützt. W. ist von den 7 Schwyzer Regierungsräten sicher mit Abstand der beste. Von (…) ist hingegen kaum etwas Gutes zu erwarten. Ein Kollege von mir gab ihm vor Jahren den Übernamen „Heinrich Himmler“. Sein Vorgänger – B., LVP – war schon eine Flasche (fanatischer EWR-Befürworter, Abschaffer der direkten Demokratie etc.).
Ich meine, über die Schwyzer xy liesse sich politisch (via Kantonsparlament) am ehesten etwas ausrichten. Die xy verfügt über zwei (für Schwyzer Verhältnisse) gute Kantonsratsleute: O.K. und E.J. (beide Ausserschwyz). [Anmerkung: Nie Urteile fällen über Leute, die man nicht genauer kennt!] In O.K. sehe ich landwirtschaftspolitische Parallelen zu SP-Nationalrat Andrea Hämmerle, Graubünden. Bezüglich Landwirtschaftspolitik hat sich die xy des Kantons Schwyz in Zeitungsartikeln bisher weitaus am besten in Szene gesetzt.
Schweizerdemokrat S. Sch., aus B., hat sich in Leserbriefen im „Bote der Urschweiz“ öffentlich für einen besseren Tierschutz ausgesprochen.
Über Ihren Fax vom 6.8.96 habe ich mich besonders gefreut. Wenn die Fotos der Kastenstände von „CVP-Musterbauer“ Thomas Schmid an die Öffentlichkeit gelangen, wird das hierzulande für ein hübsches Erdbeben sorgen… Ob man CVP-Kantonsrat F.B.(als positives Beispiel) gegen Thomas Schmid ausspielen sollte? (Ich versuche schon seit längerer Zeit, die CVP zu spalten…) [Anmerkung: Beeler, der alte Ketzer…] Ich bin richtig glücklich über Ihre Recherchen und empfinde jetzt schon ein befreiendes Gefühl! Vielen herzlichen Dank für Ihre menschlich und tierschutzpolitisch hervorragende Arbeit, Herr Kessler!
Sollten Sie weitere Fragen haben oder Informationen benötigen – Fax genügt – oder rufen Sie mich einfach an. Ich bin immer für Sie da!
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

PS: Noch zu Ihrer Frage betr. Redaktionsschluss: Können Sie mir Ihren Artikel inkl. Fotos bis anfangs September zustellen? Zum voraus vielen Dank!
Publikation von ca. 15 Fotos finde ich gut. (Es ist wichtig, möglichst viele Bilder – farbig und sw – zu bringen.)

[Anmerkung: Was Du nicht kurz zu sagen vermagst, sage besser gar nicht!]


 

Schwyz, den 11.8.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Vielen Dank für Ihren heutigen Fax!
Zu Ihrer Frage: Der „Waldstätter“ ist keine eigenständige Zeitung, sondern eine Rubrik innerhalb des „Boten der Urschweiz“, welche sich mit Themen aus dem Gebiet Küssnacht/Immensee befasst.
Wie bereits erwähnt, ist der Kanton Schwyz zeitungsmässig fest eingeteilt. Es gibt einen Raum Innerschwyz, welcher durch den „Boten“, die „Neue Schwyzer Zeitung“, den „Innerschweizer Anzeiger“ sowie die Mythen-Post abgedeckt ist. Im Raum Arth-Goldau erscheint zusätzlich die „Rigi-Post“ (gehört seit einigen Jahren zum „Boten“).
Die Region Einsiedeln ist weniger innerschwyz-, dafür aber umso mehr ausserschwyz-orientiert. Was in Ausserschwyz läuft, erfährt man in Schwyz durch die hiesige Wochen- und Tages-Presse kaum (höchstens durch Radio Schwyz). Die Ausserschwyzer Presse kenne ich praktisch nicht; mir ist lediglich aus Gesprächen bekannt, dass sich dort in den vergangenen Jahren starke Veränderungen (neue Gratis-Anzeiger etc.) abgezeichnet haben sollen. Der Raum Küssnacht ist wieder ein Gebiet für sich. Für die meisten Schwyzer sind die Küssnachter bereits „Luzerner“ und die Ausserschwyzer „Zürcher“.
Nachfolgend faxe ich Ihnen den Verteilungsplan der Mythen-Post.
Falls ich weitere Informationen finde, die für Ihre Recherchen nützlich sein könnten, werde ich Ihnen diese ebenfalls gerne faxen.
Vielen lieben Dank zum voraus für Ihre menschlich hervorragende Arbeit!
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler


Schwyz, den 12.8.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Soeben habe ich Ihren Fax betr. der öffentlichen Gerichtsverhandlung vor dem Obergericht St. Gallen gelesen. Lassen Sie sich von dieser verdammten Mafia nicht unterkriegen!
Was Sie leisten, ist von historischer Bedeutung! Wenn die Fleisch- und Agro-Mafia zusammen mit dem Staat heute auch mit allen Mitteln versucht, den VgT unterzukriegen – es wird eine Zeit kommen, wo man Ihre historische Persönlichkeit erkennen und Sie in die Reihe der grossen Freiheitskämpfer stellen wird. Was Sie leisten, ist revolutionär!
Ich habe mich viel mit Geschichte befasst, und weiss nur zu gut, wie die Masse auf grosse Männer bzw. historische Persönlichkeiten (Jesus, Karl Marx, Wilhelm Reich usw.) reagiert. Seien Sie ein rabiater Jesus, der sich nicht ans Kreuz nageln lässt, sondern vielmehr den Tierquälern und untätigen Behörden noch viele, viele Jahre den Garaus macht!
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

PS: Wichtig erscheint mir eine intensive Mitgliederwerbung. Ich möchte in der Mythen-Post gerne einen Aufruf lancieren, VgT-Mitglied zu werden. Können Sie mir einen entsprechenden Text faxen?
Sie können selber sagen, wie gross das Inserat sein soll. Auch ganzseitig ist kein Problem. (…) Kosten für den VgT: natürlich keine. (…) [Anmerkung: Beeler ist nicht nur lieb, sondern auch ein grosszügiger Mensch.]


Schwyz, den 20.8.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Gestern habe ich mein Büro aufgeräumt und bin zufällig auf eine Fax-Nachricht von Ihnen vom 5.8.96 gestossen, in der Sie mich betr. den Adressen von Beeler (Rothenthurm) und Fuchs (Brunnen) fragen. Entschuldigen Sie, aber ich hatte diesen Fax übersehen. Auf demselben Papier kam nämlich eine Publicitas-Nachricht. Aus lauter Gewohnheit legte ich das Publicitas-Papier (auf dem auch Ihre Nachricht war) weg. Dieser Fax kam mir erst gestern wieder in die Hände!
Hätte ich gewusst, dass Sie am 5. August nach Schwyz fahren, hätte ich Sie gerne zu uns (…) eingeladen!
Zur VgT-Schifffahrt wäre ich „fast“ gekommen, um Sie selber persönlich kennenzulernen. Als Individualist und Einzelgänger sagte ich mir an diesem Sonntag jedoch: „Wahrscheinlich werden sonst schon viele Leute dort sein – und für die Stadt Luzern (den Kanton Luzern ganz allgemein) habe (…)“ So entschloss ich mich, den betr. Sonntagnachmittag mit unserem lieben Haustierchen Charly zu verbringen (er wäre sonst allein gewesen). [Anmerkung: Beeler war wirklich echt verliebt in Charly, seinen „beste Freund“.] Auf der anderen Seite hätte es mich schon gereizt, VgT-Leute kennenzulernen. Wenn die Menschen von ihrem Charakter her wie Sie sind, hätte ich mich bestimmt wohl gefühlt. [Anmerkung: Beelersches Wunschdenken. Im VgT ist Kessler interessant, sonst (fast) gar nichts!] Aber eben: Ich bin (seit jeher) ein Einzelgänger und verbringe meine Freizeit am liebsten allein, mit meinem guten Freund Bert Engelbrecht (der in der Zwischenzeit leider nach Neuseeland ausgewandert ist und dort lebt) oder einer hübschen, aufgeschlossenen jungen Frau, die ähnlich denkt und fühlt wie ich. [Anmerkung: Beeler ist auch ein grosser Frauenfan.]
Wir werden uns jedoch sicher bei irgend einer Gelegenheit einmal sehen. Ich freue mich darauf!
Mit herzlichen Grüssen
Urs Beeler

PS: Zu Ihrem Fax vom 19.8.: Dieser xy scheint offensichtlich krank zu sein.

 


Schwyz, den 22.8.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Vielen Dank für Ihren Text. Ich bin gespannt auf die Bilder.
Nachfolgende sende ich Ihnen einen kurzen Beitrag („GzD“) von Ihnen, den ich am 26. September veröffentlichen möchte. Frage: Kann man das Thema noch bringen oder ist es bis dahin bereits politisch gelaufen? Für eine kurze Nachricht danke ich Ihnen zum voraus bestens!
Mit herzlichen Grüssen
Urs Beeler

 

PS: Falls das Thema bereits gelaufen ist, würde ich einen anderen VgT-Text publizieren.

 


Schwyz, den 2.10.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Vielen Dank für Ihren Fax vom 1.10.96. Ich hoffe, dass wir mit Ihrem Artikel etwas Positives im Kanton Schwyz bewirken können.
Ich bin im Moment etwas geschwächt. Gestern in der Nacht mussten wir meine Mutter notfallmässig ins Spital Schwyz einliefern. Sie hat eine schwere Lungenentzündung und bekommt Sauerstoff. Ich hoffe inständig, dass sie – die sonst schon gesundheitlich angeschlagen ist – sich wieder regeneriert. Meine Mutter wollte nicht ins Spital – und ich wollte es auch nicht. Schliesslich aber hatten wir keine andere Wahl; sie wäre sonst erstickt.
Meine „gesellschaftlichen Aktivitäten“ setzen meiner Mutter gesundheitlich seit Jahren stark zu. Dennoch unterstützt sie mich (wenn manchmal auch etwas widerwillig…).
Beim Ihrem Text habe ich einige kleine Änderungen vorgenommen. (…) Wie ich im nachhinein feststellte, ist Thomas Schmid nicht mehr Kantonsrat. Sein Sohn Eugen (?) ist jedoch Schwyzer Gemeinderat. Ich habe einfach „Thomas Schmid“ geschrieben, weil dieser Name in unserer Region ein Begriff ist. Ob der Schweinestall mittlerweile an den Sohn übergeben wurde, ist mir nicht bekannt.
Sowohl den Namen der Molkerei G.(L.) in M. und der M.G. in Schwyz habe ich bewusst weggelassen. Erstens kennen die Einheimischen die betr. Namen, auch wenn man nur den Ort angibt. Und zweitens fürchte ich, dass eine ev. Namensnennung nur zu falscher „Solidarität“ führen könnte (Natürlich ist eine solche „Solidarität“ krank.). Drittens hat man die Möglichkeit, sie nachträglich immer noch mit Namen zu nennen. [Anmerkung: Beeler ist in solchen Details unmöglich kompliziert!] Für die Tierschutz-Nachrichten hätte ich zusätzlich eine gute Story. Das grosse Hotel Axenfels und der riesige Swiss Holiday Park (beide gehören dem Gersauer Generalunternehmer M.C.) werben für den Ferienort Morschach. Etwas ausserhalb von Morschach – an der Strasse, die in Richtung Schwyzerhöhe (Seilbahn auf den Stoos) führt – gibt es einen Schweinemastbetrieb. Ich habe das Objekt kürzlich von aussen fotografiert. Der Schweinestall macht einen (…) Eindruck: die Fenster sind mit Holzplatten zugenagelt, dahinter befindet sich zusätzlich ein Metallgitter (?) oder ein Metallnetz (?). Interessant: Vor dem Schweinestall ist eine Bushaltestelle der Auto AG! Aus dem Stall hört man nur gerade typische Grunzgeräusche. (Aufnahmen von der Strasse her durch das Fenster zu machen, ist nicht möglich.)
Ein Eindringen am Tag betrachte ich als zu risikoreich. Es fahren regelmässig Autos hinauf und hinunter; Bauernkinder, die von der Schule kommen, gehen bei diesem Stall vorbei.
(…) In „CIA-Manier“ habe ich das Objekt inkl. Leute photografiert, ohne dass dies jemandem aufgefallen wäre.
Wie mir R.S., „Landwirt und Musiker“, sagte, gehöre der Schweinestall seit 4 Jahren der M.C. (vorher E.), Morschach.
Auf der einen Seite das von den Medien gepriesene schöne, gemütliche Morschach – auf der anderen Seite diese Schweinefabrik; auf dieser Basis sollte ein Artikel entstehen.
Ich habe mir überlegt, ob man dabei nicht auch noch den Morschächler Pfarrer Aloys von Euw miteinbeziehen sollte. Von Euw gilt als „Original“, besitzt einen Esel und ist an Weihnachten immer mit demselben als „Samichlaus“ unterwegs. Ferner schreibt er Humorbücher und wird – so viel mir bekannt ist – auch gerne als „Pfarrer für Hochzeiten“ angefragt. Ich weiss nicht, ob man ihn (als Markenzeichen für Morschach) irgendwie medienwirksam (Beachtungsgrad des Artikels) in diesen Beitrag einbauen könnte. Was meinen Sie? [Anmerkung: Beeler schweift hier viel zu stark vom Thema ab. Es wird gedanklich irgendwo in der Luft herumgekreist.] (…)
Nach Möglichkeit werde ich mir noch weitere Objekte vornehmen: zwei Schweineställe in Steinerberg (Molkerei V.), einer in Steinen (A., Frauholz) und einer in Goldau (I., Bernerhöhe).
Die betr. Fotos werde ich Ihnen so bald wie möglich zustellen.
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

(Anmerkung: Beelers Devise müsste heissen: „Alles, was nicht wichtig oder negativ ist, weglassen!“)


 

Schwyz, den 24.10.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Nochmals vielen lieben Dank für den hervorragenden Beitrag über die Schwyzer Schweinefabriken! Die Mythen-Post wird anfangs nächster Woche verteilt.
Beiliegend sende ich Ihnen das längst versprochene Bildmaterial von weiteren Schwyzer Schweinemästereien in Goldau, Steinen und Steinerberg.
Gerne erwarte ich Ihre Instruktionen zur weiteren Vorgehensweise.
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler


Schwyz, den 27.10.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Natürlich bin ich etwas enttäuscht, dass xy bereits gestern – in der Samstag-Ausgabe – über die Schwyzer Schweinemästereien berichtete. Ich hätte die Sache gerne zuerst in der Mythen-Post gebracht. Umgekehrt hat man so natürlich gesehen, wie die Sache von der konservativen Presse abgehandelt wird – mit Verharmlosung und In-Frage-stellen. [Anmerkung: Kessler hat dies wohl absichtlich so gemacht. Denn wäre die Mythen-Post mit der Story zuerst gekommen, hätte xy wohl kaum noch etwas darüber gebracht.] Der gestrige Beitrag des „Boten“ ist (…) charakteristisch für die Mentalität dieser Zeitung. Es geht ihr nie um die Wahrheit und um die Gerechtigkeit – im Vordergrund steht immer die Konformität und „Regierungstreue“. [Anmerkung: Das stimmt durchaus!] Es werden noch viele, sehr viele Aktionen nötig sein, um den nötigen Erfolg im Tierschutz erzielen zu können. [Anmerkung: Beeler, der Idealist!] Wichtig erscheint mir kompromisslose Hartnäckigkeit. Man muss den Leuten, die für diese schlimmen Zustände verantwortlich sind, immer und immer wieder an den Karren fahren. Falls Sie einen Angriff gegen den Schwyzer „Landwirtschaftsminister“ Regierungsrat I. starten wollen, bin ich gerne dabei. Auch der „Bote“, dieses spiessige Heuchlerblatt, hat schon lange eine journalistische Abreibung verdient…
Kurz etwas zur allgemeinen Situation hier: So, wie im Augenblick, war die Schwyzer Fleisch- und Agro-Mafia noch nie in Bedrängnis. Bisher hatten die Bauern in unserem Kanton immer eine Sonderstellung. Zu Kritik kam es nicht – und wenn es dazu kam, wurde sie sofort abgeklemmt.
Es gilt, die Gunst der Stunde mit weiteren Aktionen zu nutzen.
Haben Sie die Schweinemästerei der M.C. in Morschach schon inspiziert?
Bei der Molkerei G., G., S., könnte man erwähnen, dass der alte G.(SZ xy) früher immer mit den neusten Amerikaner-Wagen (auch Cadillac!) herumfuhr. [Anmerkung: …im Gegensatz zu den Schweinen ohne Stroh.] Die Molkerei/Schweinemästerei A. betreibt – wenn ich mich recht erinnere – den „xy“ (Mini-Einkaufscenter) in St.. Auch hier hat man also ein gutes Druckmittel.
Soviel ich von der Molkerei V. in St.b. weiss, produziert sie eigenen („Bio“)Käse. Sollte die angegliederte Schweinemästerei nicht i.O. sein, wäre das ebenfalls eine Story wert. [Anmerkung: Diese Objekte hatte Kessler dann auch recherchiert.] Wie mir eine Mitarbeiterin der Druckerei sagte, sei die Hühnerfarm P. im O. in S. „mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht sauber“. P. wäre ein Objekt, das man unbedingt in den „VgT-Nachrichten“ bringen sollte!
Auch die Kaninchenhaltung (in kleinen Kästen) im inneren Kantonsteil gehört thematisiert. [Anmerkung: Auch dieses Thema wurde später gebracht!] Dieser Kampf wird die nächsten Jahre dauern. Aber ich glaube, dass er zu gewinnen ist. Jedenfalls sehen die Chancen nicht schlecht aus.
Betr. der Mythen-Post 10/96: ich werde Ihnen (voraussichtlich morgen) 50 Belegexemplare zustellen.
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler


Schwyz, den 29.10.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Ich bin heute in emotionsgeladener, militanter Stimmung.
Gestern habe ich mir den Schweinestall G. an der G. in S. selber angeschaut. Mir tun die armen Geschöpfe dort leid.
Als ich den Fotoapparat herausnahm, rannten ein paar neugierige Tiere sofort in meine Richtung. Es sind sehr liebenswürdige Tiere!
Schweine sind – wie Sie schreiben – hochsensible, intelligente Tiere, vergleichbar mit Hunden. Dass sie in derartig miesen Verhältnissen dahinvegetieren müssen, macht mich unglaublich zornig.
Emotionsgeladen bereitete ich am Morgen einen Leserbrief für die VgT-Nachrichten vor. Der Inhalt: ein Faustschlag gegen den „Bote der Urschweiz“ und „Landwirtschaftsminister“ W.I. (…)
In mir brodelt es. Ich empfinde einen unglaublich Hass gegen diese Schweinemäster und die Schwyzer Behörden, die untätig sind. Am liebsten würde ich (…).
(…)
Der Schweinestall der Molkerei Annen befindet sich im Frauholz in Steinen. Nach dem Bahnhof Steinen gibt es eine Unterführung Richtung Frauholz. Sie fahren dort einfach hinunter und biegen links ab in Richtung „Garage Moll“ bzw. „Paul Auf der Maur Transporte“. Ein Schweinestall befindet sich vor, der andere nach der Autobahn N4 (der zweite ist parallel zur Autobahn).
In der Mythen-Post 1/97 vom 30. Januar könnte ich dann Teil 2 mit neuen Beispielen von Schwyzer Schweinefabriken bringen – und dass die Behörden (was zu erwarten ist) nach wie vor untätig geblieben sind.
Zu den Kaninchenställen: Zwei Objekte, die mir bekannt sind: Kaninchenkasten in Ibach vor der Muotabrücke vis-à-vis einer Arztpraxis. Ein anderer Kaninchenstall befindet sich vis-à-vis vom Hallenbad in Brunnen.
Zu Ihrem Fax vom 29. Oktober: Wenn Sie der Meinung sind, dass eine Foto-Berichtigung [Anmerkung: Das muss man Kessler lassen: betr. der Dokumentation nimmt er es sehr genau!] in der nächsten Ausgabe nötig ist, kann ich das vorsorglich machen.
Betr. der „vielen Inserate“: es liesse sich noch viel mehr machen! Aber gewisse Kreise des Schwyzer Gewerbes (Spiesser) boykottieren mich seit Jahren (wegen des „sehr direkten Stils „, meinem Engagement für den Umweltschutz sowie den Angriffen gegen den Schwyzer Politfilz etc.). Für viele Leute bin ich ein rotes Tuch, (…) aber das ist mir völlig egal. Was für mich zählt, ist die Wahrheit und der Kampf für das Gute.
Die nächste Mythen-Post erscheint am 28. November. Ich möchte das Heft bis Ende dieser Woche fertig zusammenstellen. Redaktionsschluss wäre demnach der 2. November.
Wie sieht Ihre weitere Strategie aus? Ich finde, wir müssen die nächsten Monate das Thema immer und immer bringen. Nur, wenn wir hartnäckig sind, bewirken wir etwas zum Guten.
Sie haben in der tierschutzpolitischen Arbeit mehr Erfahrung. Bestimmen Sie!
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

 

PS: Für die Weihnachtsausgabe vom 28. November wäre auch ein kleiner Beitrag zum Thema Pelz angebracht. Können Sie einen passenden Beitrag faxen?

[Anmerkung: Jeweils nur das bringen, was hieb- und stichfest ist. Unwichtiges und Schwammiges weglassen!]


Schwyz, den 31.10.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Wenn ich Ungerechtigkeiten sehe, macht mich das rasend vor Wut. Aber Sie haben sicher recht: man muss es cooler nehmen.
Meine Stärke ist das „Mauerbrechen“, der gezielte, hochkonzentrierte Schlag. Das „danach“ ist immer das Problem. Äussere Feinde fürchte ich nicht. Der stärkste Feind bin ich mir selbst. [Anmerkung: Das stimmt!] Ihr hervorragender Artikel „Grauenhafte Schwyzer Schweinefabriken“ ist hier von der Bevölkerung sehr gut aufgenommen worden. „Endlich hat jemand den Mut über solle schrecklichen Zustände zu berichten“, hörte ich oft. Ich habe das Gefühl, dass Sie jetzt bei weiten Teilen der Bevölkerung sehr viel Sympathie haben.
Der „Bote“ hat Ihren Leserbrief zum Thema „IP“ (um den letzten Abschnitt gekürzt) gestern gebracht. Gut so.
(…)
Tatsächlich ist es besser, eine mittel- bis langfristige Strategie umzusetzen.
Die Schwyzer Fleisch- und Agro-Mafia verhält sich im Moment ruhig – aber das kann sich rasch ändern.
Wichtig erscheint mir, neue Fakten, Reaktionen etc. zu sammeln, um zu einem späteren Zeitpunkt erneut zuschlagen zu können.
Nachträglich mache ich mir den Vorwurf, dass ich die Mythen-Post nicht in einer Grossauflage inkl. Raum Immensee-Küssnacht sowie Einsiedeln streuen liess. [Anmerkung: Kostenpunkt! Bogenoffset wäre damals viel zu teuer und ineffizient gewesen!!] Damit hätte man noch mehr Publikum erreicht. Aber das können wir ja immer noch mit neuen Bildern und Fakten nachholen. Ich möchte Ihnen nochmals ganz herzlich für Ihr grosses Engagement danken!
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

(…)

 


Schwyz, den 16.11.96

Sehr geehrter Herr Kessler
Entschuldigen Sie, dass ich mich wegen den Einzahlungsscheinen noch nicht meldete. Diese Woche war eine traurige Woche. Mein Haustierchen Charly ist heute morgen gestorben. Vor einer Woche war das Tierchen – ein bildschöner, zahmer exotischer kleiner Vogel – noch recht munter. Vor drei Tagen brach die schlimme Krankheit (oder war es einfach Altersschwäche?) aus. Charly hatte plötzlich Probleme mit dem Stuhlgang. Ferner litt er unter Gleichgewichtsstörungen; er fiel sogar gelegentlich (aus unerklärbaren Gründen) vom Stengel auf den Boden (glücklicherweise ohne sich zu verletzen).
Heute morgen war Charly dermassen körperlich schwach, dass er nicht einmal mehr stehen konnte. Ich nahm ihn, legte ihn sanft auf meine Handfläche und streichelte ihn. Sein kleiner Körper war glühend heiss. Er schaute mich todunglücklich an; er wusste, dass er sterben würde. Mir tat das arme Geschöpflein so leid! Auf Drängen meiner Mutter und meiner Gotte legte ich Charly dann ganz sorgfältig zurück in seine Behausung auf den Boden. Die Füsschen des Tierchens waren eng an seinem Körper. Charly überkamen kurz noch unkontrollierte Zuckungen, die ihn halb auf den Rücken warfen. Dann war er tot. (Das treue, liebe Lebewesen hatte trotz Schmerzen bis am Morgen durchgehalten, um sich – wie es scheint – von mir zu verabschieden.)
[Anmerkung: Charly war wirklich Beelers absolut bester Freund!]

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Charly war völlig zahm und kam gerne zu mir, um gestreichelt zu werden. Ich wusste genau, was jeder Pfiff von ihm zu bedeuten hatte, ob er sich über den Staubsaugerlärm ärgerte (und deshalb in einen anderen Raum gebracht werden wollte) oder mich zum Mittag- oder Abendessen begrüsste. Das Verhältnis war wie das zu einem sehr guten Menschen. Für mich hatte Charly „menschliche Züge“. Besucher wunderten sich immer über die „unglaubliche Beziehung“ und waren erstaunt, dass ein so kleines Tierchen „so intelligent wie ein Mensch“ sein kann.
Dass mein kleiner Freund jetzt nicht mehr lebt, hat mich stark berührt. Ein Trost habe ich, dass wir zu diesem Lebewesen die ganzen 12 Jahre, die es lebte, sehr gut geschaut haben (jeden Tag sauber gemacht, frisches Wasser und Futter, ein „vollwertiges Familienmitglied“). [Anmerkung: Das war tatsächlich so!] 1984 bekamen wir Charly und Dasy als Pärchen. Ich sagte mir „Wenn diese Tiere schon nicht in Freiheit geboren worden sind, so sollen sie es wenigstens in der ‚Gefangenschaft‘ möglichst schön haben.“ Als Dasy 1990 starb, war Charly dermassen traurig, dass er selbst fast ebenfalls gestorben wäre. Ich habe mich dann mit ihm so intensiv abgegeben, dass er wieder Lebensmut fand. All die Jahre habe ich durch den engen Kontakt mit ihm sehr viel gelernt.
Wir hatten viel Spass mit diesem intelligenten, lustigen Vogel, der mich jeden Tag zum übermütigen Spiel aufforderte und fein gestreichelt werden wollte.

„Es ist ja nur ein Tierchen…“, sagen die „Normalmenschen“. Ich sage: Erst, wenn der Mensch in vollkommener Harmonie mit den Tieren und der Natur lebt, wird es Frieden und Glück auf dieser Welt geben.
[Anmerkung: Ein Beelersches Zitat.]
Was mir am Leben von Charly aufgefallen ist: dieses Tierchen hat nie (wie es bei Menschen „normal“ ist) schlecht gehandelt. Als sich einmal eine Mücke in sein Käfig verirrte, vertrieb Charly sie mit lustigen Schnabelbewegungen (er hätte sie locker schnappen können, tat es jedoch nicht). Charly starb heute so unschuldig wie ein Baby. Dass das im Körper dieses Vogels personifizierte Gute so einfach aus der Welt verschwunden ist, macht mich zutiefst traurig.
[Anmerkung: So war es auch. Beeler trauerte wie um einen guten Menschen.] Wir haben Charly heute morgen neben einem Rosenstock in unserem Garten begraben.

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Bitte senden Sie 11’000 VgT-Einzahlungsscheine bis am nächsten Mittwoch, den 20. November 96, an folgende Adresse:

Druckerei M.K. AG
Ausrüsterei
z.H. Herrn Reichmuth
Werner Kälin-Str. 11
8840 Einsiedeln
Tel. 055 418 43 43

Die Einzahlungsscheine können dann der Mythen-Post 11/96 vom 28. November beigelegt werden. Ich würde dieselben EZ verwenden wie beim Versand an die VgT-Mitglieder, d.h. unter „Mitteilungen“:
– Spende
– Mitgliederbeitrag
– Buch
– ankreuzen, wenn Verdankung der Spende gewünscht
[Anmerkung: So etwas muss man Kessler nur wirklich nicht „lehren“!] Eine separate Auflage, verteilt in die Region Küssnacht und Einsiedeln, scheint frühestens auf März ’97 [Anmerkung: Erschien dann im November als Sonderausgabe 11/97] möglich. Die Inserate-Akquisition ist aufgrund der momentan (…) wirtschaftlichen Stimmung schwierig. Es herrscht eine allgemeine Unsicherheit. [Anmerkung: Das ist in Schwyz seit Jahren so. Praktisch eine „Dauermentalität“.] (…) Negatives Denken bringt jedoch nichts. Irgendwann scheint (…) auch wieder die Sonne und kehrt der Optimismus zurück.
Mit freundlichen Grüssen
Urs Beeler

 

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