Inserat

Inserat

Vorbemerkung: Hier finden Sie Briefe (Faxe) von Urs Beeler an Tierschützer Dr. Erwin Kessler, Präsident des Vereins gegen Tierfabriken, Schweiz:

Mythen-Post Verein gegen Tierfabriken
Dr. Erwin Kessler
Postfach 7 Im Buehl 2
6431 Schwyz 9546 Tuttwil
Tel./Fax 041 811 20 77 Fax: 052 378 23 62

Schwyz, den 1.1.98

Lieber Erwin
Die Schwyzer Bauernvereinigung ist für mich wie eine Art Medizin. [Anmerkung: Beeler ist in der Winterzeit traditionell depressiv. Daher betrachtet er den Boykott der Bauernvereinigung als Impuls, nicht depressiv sein zu können…] Meine Depression weicht und ich spüre allmählich wieder Lebensgeister…
Betreffend Steinen hat sich bis jetzt folgende Situation ergeben: Laut Michael Hetzler (ein flotter junger Typ und Mitarbeiter der Druckerei, aufgewachsen in Steinen), bildet sich rund um H.A. ein „Kuchen“. A. gehört ein kleines Einkaufszentrum („H.“) in Steinen. Vis-à-vis befindet sich sein Molkereibetrieb. Gerüchten zufolge sei A. mit xy Millionen Franken ein vermögender Mann. Es heisst, er verfüge über „Macht“ in Steinen.
Hetzler erzählte, wie eine Bekannte von ihm, die in einem Mehrfamilienhaus von A. gewohnt habe, aus Protest ausgezogen sei. A. habe sie beim Einkaufen im Mythen-Center in Ibach photografiert und ihr vorgeworfen, als Mieterin seines Hauses solle sie gefälligst nichts ins Center, sondern in seinem „H.-M.“ einkaufen… Das habe ihr gereicht.
Rund um A. besteht ein Knäuel „Gewerbe-Filz“: Bauunternehmung B. („graue Eminenz“; boykottiert die Mythen-Post seit Anfang an, weil sich Beeler angeblich zu extrem für den Umweltschutz engagiert), F.M. (Ingenieur, der ebenfalls noch nie in der M.P. inserierte), Sch. Holzbau (Frau Sch. ist total fürs Fleischfressen und betrachtet die katastrophalen Zustände in den Schweinefabriken in St. als in Ordnung! Die Mäster sollen gefälligst in Ruhe gelassen werden!) und H.K., Wohnbedarf. K. ist ein langjähriger Kunde der Mythen-Post, fühlt sich jedoch am Stammtisch von seinen „Partnern“ unter Druck gesetzt. Von H.A. habe er schon viele Aufträge erhalten. Er könne es sich vorläufig nicht leisten, in der M.P. zu inserieren, da A. sonst seine Aufträge anderen Innendekorateuren erteile. Das wolle er nicht riskieren. K. ist ein Luzerner Bauernsohn (vor vielen Jahren nach Steinen zugezügelt), war oder ist Präsident der CVP-Ortspartei, Quartiermeister etc. Er hat jeweils Inserate-Jahrsabschlüsse in der Grössenordnung 12 x 1/4 S. à Fr. 150.- netto = Fr. 1’800.– gemacht.
K. ist eine CVP-Windfahne, die sich beeinflussen lässt. Wenn die Situation ändert, inseriert er (vielleicht) wieder.
G.A., Schreinerei U. & A. Steinen, ist seit einiger Zeit Präsident des Gewerbevereins Steinen. A. erklärte, er werde bestimmt nie in der M.P. inserieren. Die M.P. sei „links“ und habe in Vergangenheit immer wieder die bürgerlichen Parteien kritisiert. Das gehe nicht. Was denn an der M.P. „links“ sei, konnte A. jedoch nicht konkret sagen…
Auch Bilder aus Mästereien zu bringen, finde er nicht in Ordnung. Mäster seien quasi Gewerbler, die ihren Verdienst haben müssten. Er könne das extreme Vorgehen der Mythen-Post nicht billigen.
Scharfer Gegner der Mythen-Post ist auch L.B., Architekt, Ecce Homo, Sattel. Die Art und Weise der Berichterstattung der Mythen-Post sei unerhört. So etwas habe es noch nie gegeben. Er unterstütze Boykotteur Gasser und werde seinerseits sicher nie in der M.P. inserieren. Die M.P. engagiere sich auch viel zu extrem für den Umweltschutz.
Total gegen Beeler und Kessler eingestellt ist A.G., Elektro, Rothenthurm. Er wisse schon, wie man mit Tieren umzugehen habe (Du hättest die Art hören sollen, wie er das sagte…). Beeler sei viel zu extrem in Sachen Umweltschutz. Grünabfallverbrennung finde er als Waldbesitzer (?) in Ordnung.
Zurück nach Steinen: Sch. Brennstoffe, Frauholz, inseriert nicht mehr, weil Kessler und Beeler „viel zu extrem“ seien (Frau Sch. war jedoch nicht imstande, konkret zu sagen, was Kessler oder Beeler falsch machen). Frau Sch. machte früher einmal einen 12er Inserate-Jahresabschluss mit der M.-P. und praktisch jedes Jahr den Geschäftseintrag für Fr. 150.-. Nun wird boykottiert. Ein Grund dürfte wahrscheinlich auch der sein, dass Sch. (…) den H. von A. mit Heizöl beliefert.
Die Drogerie I., langjähriger Kunde der M.-P. und Mieter im „H.-M.“ von H.A., inseriert auf 1998 plötzlich nicht mehr. I. (3 Filialen) inserierte sonst fast jedes Jahr für zwischen Fr. 2’400.– bis Fr. 3’600.–. [Anmerkung: Dass eine Drogerie nicht mehr inseriert, ist ehrlich gesagt doch ein Gewinn!] Auch die Garage B. an der Schwyzerstrasse inseriert nicht mehr.
B. A. d. M., Motorgeräte, F., St., will die „extreme“ Mythen-Post nicht mit Werbung unterstützen. (Quelle: H. K.)
Subaru-Garagier A.M. (ein flotter Typ und Tierfreund), Schwyzerstrasse xy, wurde von drei Mästern zu erpressen versucht (Er wurde konkret angegangen, weil er in der M.-P. inseriert. – „Wir geben Dir unsere Autos nicht mehr in den Service, wenn Du weiter bei Beeler inserierst.“), machte jedoch trotzdem wieder einen kleinen Inserate-Jahresabschluss.
Garagier E.M. im Frauholz sprach von sich aus Mäster an und meinte, sie sollten endlich vor ihrer eigenen Tür kehren statt Inserenten unter Druck zu setzen und die Mythen-Post damit zu bestrafen. Sie, die Mäster, seien im Fehler und nicht Beeler.
Fazit: Es gibt wahrscheinlich in Steinen keinen einzigen Gewerbler, der nicht schon irgendwie vom Filz unter Druck gesetzt wurde oder selber auf andere Druck ausübt. (…)
Allgemein: Diverse Landmaschinen-Werkstätten, die früher in der M.-P. inserierten, getrauen sich nicht mehr, weil sie Angst vor Repressionen durch die bäuerliche Kundschaft haben!
Die herrschende Situation ist schon bald filmreif.
Eine „schwarze Liste“ zu publizieren wäre nicht empfehlenswert, weil nicht eine Minderheit, sondern momentan die Mehrheit (!) boykottiert. [Anmerkung: Genau darin lag das Problem! Und diese Boykotte hörten die nachfolgenden Jahre nicht auf!] Wie diesen Virus bekämpfen?
„Selbst diejenigen, die noch möchten, getrauen sich momentan nicht in der M.-P. zu inserieren“, sagt mein ehemaliger (auf Provision arbeitender) Inserateverkäufer F.S., Seewen.
Die einzige Lösung besteht meiner Meinung nach darin, dass man die Sache an die grosse Glocke hängt und darüber im „Beobachter“, „Kassensturz“ etc. berichtet. (…) [Anmerkung: Damit durch die Berichterstattung die Meinung kippt. Nicht schlecht überlegt!] Die momentane Situation ist verworren, der Ausgang ungewiss. – Fest steht, dass ich kämpfen werde… [Anmerkung: Beeler wird von seinem Charakter her immer „bis zum Letzen“ kämpfen. Leider ist eine solche Mentalität auch gefährlich…] So, wie ich Dich kenne, hast Du sicher eine geniale Lösung, wie wir den Eisbrecher M.-P. wieder auf Kurs bringen.
Schönen Abend!
Mit herzlichen Grüssen
U.B.

 

PS: Bitte meinen Informanten Michael Hetzler unerwähnt lassen. Hetzler hat noch folgende Verwandtschaftsbeziehungen herausgebracht:
J.A. (Sennerei) ist der Vater von H. und I.A. Dieser J.A. senior ist der Bruder von F.A. (Schweinemast im Frauholz), W.A. (Schreinerei U. & A., Steinen) und W. A. (Bäckerei Lauerz/Brunnen). – Ein regelrechtes Wespennest!
Hetzler über die B‘.s an der Rossbergstrasse: „Bei denen brennt’s öfters schon mal, anschliessend werde neue Häuser und Ställe gebaut. Dafür sind die bekannt.“ Die B.’s hätten einen schlechten Ruf. „Von xy würde ich nicht einmal ein Velo kaufen; der würde einen mit Sicherheit noch bescheissen.“
Ein Sohn dieser B’s sei dafür bekannt, dass er sich am Stammtisch noch damit brüste, so und soviele Leute hereingelegt zu haben. – Soviel ich weiss, haben die Typen sogar noch dasselbe Familienwappen wie wir. Ich weiss, warum ich von Verwandtschaft nicht viel halte…
Schibig von der Schwyzer Kantonalbank ist wiederum der Schwager von Viehhändler und Schweinemäster Ott-Schibig, Küssnacht, Brüschhalde. „Ich will mein Inserat nicht in einer Tierschutz-Nummer“, erklärte der SKB-Marketing-Mann mir gegenüber. Vor Jahren buchte die Bank 4 halbseitige Inserate pro Jahr, jetzt noch 1!
Angeblich wegen gekürztem Budget hat die Basler Versicherung, Schwyz, auf Ende Jahr ihren Inserate-Jahresabschluss vorzeitig gekündigt.
Seltsames spielt sich zur Zeit ab.


Schwyz, den 10.1.98

Lieber Erwin
Sorry, dass ich mich erst jetzt melde. Ich habe Deinen Fax gestern erst nach ca. 17.00 Uhr gesehen (Dir danach kurz auf Band gesprochen). Anschliessend fuhr ich zu einem Kunden (A.S. in Brunnen).
Du musst es cool nehmen, darfst Dich nicht überfordern. Wir müssen wie starke Wanderer einen guten, konstanten Rhythmus halten.
Es läuft einiges. Die Schwyzer haben sich vom Schock der Mythen-Post immer noch nicht erholt. Gestern Vormittag erlebt: F.W. Inhaber des SPAR am Sonnenplätzli in Schwyz, beschimpft mich beim Einkauf in seinem Laden aus heiterem Himmel! Ich käme ständig in den Zeitungen und er fände das völlig daneben. [Anmerkung: So reagiert der „kleine Mann“!!!] Die Mythen-Post solle doch endlich Ruhe geben etc. Ich verhielt mich cool (wie EK in solchen Situationen) und fragte ihn, was er denn konkret an mir auszusetzen haben, was ich seiner Meinung nach „falsch“ mache. Nicht ein einziges Argument brachte er… schliesslich verliess er (!) den Laden…
Gestern Mittag dachte ich an Diskussionssendungen mit Erwin Kessler im Fernsehen. Alle gegen Dich, die ganze Mafia. Aber am Schluss der Sendung weiss die Mehrheit des Publikums, wer im Recht ist.
„Jedes zweite Wort, das Du sagst, ist ‚Kessler'“, wurde ich gestern am Mittagstisch kritisiert. Als ich argumentierte, Du seist genial, pflichtete man mir bei: „Ja, das stimmt, Kessler ist genial.“
Ich kann unheimlich viel von Dir lernen, Erwin. Dafür kann ich Dir nicht genug danken! Für mich bist Du auch eine Art „geistiger Bruder“. Du denkst und fühlst ähnlich wie ich – das gibt mir Kraft!
„So, jetzt muss Du aber wieder etwas konkreter werden“, höre ich Dich sagen. Also zur Arbeit:
Dein Pressetext vom 9. Januar war Spitze! „Kantonstierarzt Risi auf der Seite der Agromafia“, „Eine fachliche Niete als Kantonstierarzt“ – (…) Herrlich!
Nun zu Deiner Frage betr. Inserate-Raum: Im Moment kann ich nicht einmal sagen, wieviel „leer“ bleibt, da ich mit der Arbeit immer noch im Verzug bin. Da es relativ wenig Inserate gibt, habe ich mehr Platz für Texte reserviert. (…). Momentan Zeit im Verkauf zu investieren, ist zwecklos. Entweder handelt es sich um Boykotteure oder Leute, die „Schiss“ haben. Daran lässt sich wohl kurzfristig nichts ändern. Sogar die, die inserieren, haben noch Angst… [Anmerkung: Das war tatsächlich so! Und wiederholte sich auch später. Vorgang: Die Mythen-Post schreibt etwas Kritisches und wird deswegen vom „Bote der Urschweiz“, dem Sprachrohr des Schwyzer Behörden- und Politfilzes, öffentlich „verurteilt“. Für viele Leserinnen und Leser ist dann nicht wichtig, was wahr und was falsch ist, sondern was der „Bote“ geschrieben hat… Irrational, aber eben Schwyz.] Mit der B., R., Sch. etc. werde ich in der Januar-Ausgabe selber abrechnen. Die Texte werde ich Dir noch faxen. „General Beeler“ möchte diesen taktischen Einsatz selbst leiten…
Im Februar wird – erstmals nach über 7 Jahren – keine Mythen-Post erscheinen (offiziell wird dies jedoch nicht bekannt gegeben). Anschliessend werde ich wahrscheinlich auf Doppel-Ausgaben umstellen. Lieber nur 6mal im Jahr herauskommen, dafür richtig! [Anmerkung: Direkte Folgen des Boykotts!] Dann wird der Laden reorganisiert und für die kommenden Auseinandersetzungen kampfstark gemacht.
Zu Deinen weiteren Fragen: (…) Werner Schibig, SKB-Marketing-Chef und Schwager von Josef Ott, Schibig, Küssnacht, Brüschhalde, sagte (…), dass er es sich überlegen müsse, ob die SKB noch in der M.-P. inserieren könne. Schliesslich gehörten zu den Kantonalbank-Kunden auch Schweinemäster…
Wichtig: Die Schwyzer Kantonalbank ist die einzige Bank, die in der Mythen-Post seit Jahren regelmässig inseriert. Das ist positiv!
Im Jahre 1993 hat sie 4 halbseitige Inserate inkl. Farbe Rot geschaltet. Später wurden es noch 2 pro Jahr, in diesem Jahr provisorisch 1 Inserat für März (mit einer Option für den Herbst, falls die Mythen-Post redaktionell wieder „neutraler“ werde…) [Anmerkung: So funktioniert es tatsächlich in der Praxis!]
Es fragt sich jedoch, ob – in Anbetracht des „Skandals“ um die Mythen-Post – Schibig sein Inserat für die März-Ausgabe nicht zurückzieht (kein schriftlicher Vertrag vorhanden). Es würde mich nicht wundern. Ich habe in den vergangenen Wochen diesbezüglich schon so viel erlebt. [Anmerkung: So läuft es: Alle wenden sich ab!!!] Total gegen mich eingestellt ist offensichtlich die Filiale des xy (Direktor H. A.) in Schwyz. Die boykottieren die Mythen-Post seit 7 Jahren! Kein Sponsorbeitrag, kein Abo-Beitrag, überhaupt nichts!
Noch nie inseriert hat auch die Credit Suisse!
Auch die Sparkasse Schwyz boykottiert „wegen dem zu kritischen Stil“ der Mythen-Post.
Analoges bei den Versicherungen: 7 Jahre Boykott durch Stefan Annen, Generalagent der Schweizerischen Mobiliar!
Noch zu Deiner Frage betr. der Direktion der Schwyzer Kantonalbank. Direktionspräsident ist „Chamäleon“ H.J. K. (dank ihm bekam ich jedoch anfangs der Neunzigerjahre überhaupt Inserate-Aufträge von der KB). K. ist in Steinen aufgewachsen und wohnt heute noch dort. Es würde mich jedoch nicht wundern, wenn plötzlich keine Aufträge mehr kämen… (Begründung: „Wir können es uns als neutrale Bank nicht länger leisten, in Ihrem ‚extremen Blatt‘ zu inserieren“.) [Anmerkung: Genauso läuft es. Belohnt wird derjenige, der brav ist und schweigt. Bestraft wird der „Böse“, der die Wahrheit sagt!] Am besten schreibe ich gleich einen „Schwyzer Boykottführer – wer warum die Mythen-Post boykottiert“… oder „Handbuch über den Schwyzer Filz“, englisch „Who ist who in Schwyzer Filz…“.
Schönen Abend!
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

PS: Folgende Schlagzeile ist mir heute in den Sinn gekommen: „Erwin Kessler macht aus K. R. und RR W.I. Risi-Bitzi….“ [Anmerkung: Beelers Beispiel wäre zu negativ gewesen. Aber Kessler übernimmt für seine Zwecke den neu geschaffenen Begriff „Risi-Bitzi“. ]


Schwyz, den 11.1.98

Lieber Erwin
Danke, Erwin! Dann kann ich dem (…) in der Region Schwyz mit direktem, ehrlichen Journalismus – wie ich es seit Jahren erträume – so richtig einheizen!
Wir werden den Typen (…) richtig Dampf machen.
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 


Der erste Streit mit Kessler!

 

Schwyz, den 13.1.98

Lieber Erwin
Irgendwie ist das heute ein komischer Tag. Viele Emotionen…
Ich schlage vor, dass wir die Sache zuerst genau überdenken und uns dann entschliessen, wie vorzugehen ist.
Es geht doch darum, den geschundenen Tieren in den Schweinemästereien zu helfen. Diese Arbeit darf nicht von irgendwelchen Stimmungslagen von Dir oder mir abhängig sein. Das ist meine Meinung.
Ein Rückzug des VgT aus dem Kanton Schwyz wäre kontraproduktiv. Jetzt haben wir soviel Zeit und Energie in die Sache investiert – nun sollten wir sie auch zu Ende bringen.
Du weisst haargenau, dass ich bereit bin, für die Sache der Tiere zu kämpfen!
Dein Satz „Zu Deinen Gunsten werde ich Deine Kapitulation und meinen Rückzug aus SZ bekanntgeben“ tut mir weh. Erstens, weil es nicht stimmt, dass ich kapituliere und zweitens weil ich nicht will, dass Du Dich hier zurückziehst. [Anmerkung: Das ist eben auch Kessler: Wer nicht so spurt, wie Kessler es will, wird „bestraft“. Kessler schaut nur für sich – nicht nach links und rechts. Beeler hat jedoch gelernt, mit dem zu leben und akzeptiert es auch.] Warum soll unsere jahrelange gute und freundschaftliche Zusammenarbeit plötzlich wegen einem einzigen Gespräch, wo wir – im Moment – unterschiedliche Auffassungen haben, enden? [Anmerkung: Beeler betrachtet Kessler als seinen Freund. Deshalb versucht er auch – Beeler untypisch – einen Konsens zu finden.] Bitte mach‘ jetzt nichts Unüberlegtes! Ein Rückzug aus dem Kanton Schwyz zum jetzigen Zeitpunkt wäre das Allerdümmste!
Wenn Du das Gefühl hast, ich würde im Moment einen fatalen Fehler begehen, dann zeig‘ mir ihn auf. Wenn ich ihn erkenne, werde ich ihn auch korrigieren.
Vielleicht habe ich Dich mit meinem Anruf enttäuscht. Mutter meinte, ich solle Dir heute nicht anrufen, sondern warten… Sie kennt mich (und wusste, wie es herauskommen würde. Scheisse!). Gib‘ mir Zeit und der ganzen Angelegenheit noch eine Chance!
Mit herzlichen Grüssen
Urs Beeler

 

PS: Vergessen wir doch einfach diesen Telefonanruf und machen wir unsere Arbeit weiter!


Schwyz, den 13.1.98

Lieber Erwin
Die geplante Umfrage ist sehr gut so. Ich werde Dir morgen eine Namenliste faxen.
Gute Nacht! (Vielleicht werde ich noch von Dir träumen – Du hast eine unglaublich starke Persönlichkeit. So richtig ist mir das erst heute bewusst geworden. Jetzt weiss ich, warum „Kessler“ so gefürchtet ist…) [Anmerkung: Kessler IST extrem: sehr sanft, aber auch knallhart.] Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 14.1.98

Lieber Erwin
Weil ich weiss, dass Deine Strategie im Tierschutz die beste und einzig richtige ist, habe ich mich für Dich auch voll engagiert. Ich werde auch in Zukunft für die Rechte der Tiere entschlossen kämpfen.
Du bist ein genialer Denker (…) Aber im Moment scheinst Du mich überhaupt nicht zu verstehen oder nicht verstehen zu wollen. Es ist wie eine Art Frequenzproblem beim Funken.
Ich hatte nie die Absicht, unter dem wirtschaftlichen Druck zu kapitulieren – und ich habe es auch nicht vor. Du schätzt die Situation und mich falsch ein. Ich bin wie Du kein „Normalmensch“…
Beiliegend faxe ich Dir die Texte für das Januar-Heft. [Anmerkung: Beeler machte selber mit der Tierschutz-Artikeln weiter.] Bitte schau‘ die Beiträge gut an, denn diese Ausgabe wird mit der Lupe gelesen werden!
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

PS: Alles Unnötige streichen und Wichtiges ergänzen.
Zu Deiner Anfrage zwecks Badeplausch: Kommen auch hübsche blonde „Miami-Girls“? [Anmerkung: Das ist typisch Beeler, der eine Schwäche für schöne Blondinen hat. Wie übrigens der Benno Berghammer…]


Schwyz, den 23.1.98

Lieber Erwin
Die Mythen-Post ist ziemlich ausgebombt. Gerade vorhin habe ich das Budget für M.P. 2/98 zusammengestellt. Ertrag aus Inseraten: magere Fr. 2’450.–. Kein Witz!
Druckkosten für 10’000 Ex. ca. Fr. 5’200.–. Kosten pro SW-Litho: Fr. 50.- (zu SK berechnet). PTT-Verteilung: ca. Fr. 1’500.–. Kosten total: mind. Fr. 6’700.–.
4-Farben-Druck würde die Sache um Fr. 720.- verteuern. Kosten pro Farb-Litho: Fr. 150.- + Fr. 45.- Montagekosten pro Bild. [Anmerkung: Das war bei der damaligen Druckerei zu teuer.] Der 1’000er Preis (Nachdruck) beträgt Fr. 260.- bei einer 32-Seiten-Ausgabe. Zusätzliche 12’000 Ex. (Grossauflage inkl. Einsiedeln/Küssnacht) kämen auf Fr. 3’120.–. Fahrtkosten Chauffeur: Fr. 300.-. PTT-Verteilung: nochmals ca. Fr. 1’500.–. Eine Grossauflage würde die Sache also um ca. Fr. 5’000.– verteuern.
Zusammengefasst: Eine Standardauflage M.P. 2/98 würde den VgT Fr. 5’000.– kosten (10 ganzseitige Inserate à Fr. 500.- netto = Fr. 5’000.– netto, exklusiv Litho-Kosten).
(Zur Information: Der Brutto-Preis für eine Seite beträgt Fr. 1’000.–. Wiederholungsrabatt: 3 x = 10%, 6 x = 20%, 9 x = 30% und 12 x = 40% Rabatt. VgT-Rabatt: 50%: 1 Inserat-Seite = Fr. 500.-, statt Fr. 1’000.–)
Eine Grossauflage (22’000 Ex.) würde den VgT Fr. 10’000.– kosten. (Seitenpreis bei einer Grossauflage: Fr. 1’000.–).
Von einer Grossauflage rate ich aus Kostengründen ab. Bogenoffset ist zu teuer! 4-Farben-Druck würde ich ebenfalls nicht machen: geschätzte Zusatzkosten ca. Fr. 2’000.–. [Anmerkung: Das damalige kleine Format der Mythen-Post war für Grosskampagnen nicht geeignet.] Nebenbei: Mit der M.P. 11/97 Sonderausgabe habe ich gerade zwischen Fr. 1’000.– bis 1’500.– verdient! Ebenfalls kein Witz! [Anmerkung: Beeler arbeitete tatsächlich praktisch gratis. – Wo blieb Kesslers Solidarität?] Für mich wichtig: falls Du tatsächlich eine Inserierung in der M.P. 2/98 willst, möchte ich Vorauszahlung. Zumindest von dieser Seite muss ich Sicherheit haben, ansonsten ich gezwungen bin, auf Doppel-Ausgaben umzustellen. Du hast mit Deiner Strategie schon recht, aber ich muss mit den Verhältnissen hier wirtschaften… [Anmerkung: Die Zeit für Beeler war damals noch nicht reif!!] Mit herzlichen Grüssen
Urs Beeler


Schwyz, den 23.1.98

Lieber Erwin
Sorry, dass ich mich erst jetzt melde. Ich musste gleich nach Erhalt von Deinem Fax nochmals in die Druckerei (wegen dem „Gut zum Druck“ für die M.P. 1/98).
Entschuldige: Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, von Dir „soviel Geld bekommen zu müssen“. Umgekehrt: wenn das wirklich Dein freier Entschluss ist, finde ich ihn gut und richtig. [Anmerkung: Tatsache ist jedoch, dass vom VgT nie Geld kam, ausser einmal Fr. 30.- für ein M.-P. Abo! That’s all!] Vielleicht komme ich irgendwann noch auf die „Blick“-Titelseite (Fototechnisch umgesetzt wie „Che“ oder Fidel Castro mit tagelang getragener, verschwitzter Uniform, Stoppelbart etc. ): „Kesslers Söldner…“.
Was mir die vergangenen Tage und Wochen wirklich zu schaffen gemacht hat, ist die Charakterlosigkeit der Gewerbler. Jeder denkt nur ans Geld und an seinen kurzfristigen „Vorteil“. Und was grauenhaft ist: die Erpressbarkeit. Wie in einem Mafia-Film…
Ich möchte immer alles möglichst gut und gerecht machen. (…)
Meine Texte zur M.P. 2/98 werde ich Dir faxen. Wenn Du schon soviel Geld investieren willst, dann soll das Heft auch in Deinem Sinne sein.
Deine Strategie scheint im Moment tatsächlich die einzig richtige und effektive. Gehen wir daran, sie umzusetzen.
Danke.
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

PS: Einzelheiten zum Druck folgen morgen.


Schwyz, den 24.1.98

Lieber Erwin
Die M.P. 2/98 wird teuer! Die Zahlen, die ich Dir gestern aus dem Kopf faxte, stimmen grundsätzlich. Bei den Farb-Lithos ist jedoch noch eine Korrektur anzubringen: Pro Farb-Litho (Normalgrösse) verrechnete ich den Kunden jeweils Fr. 150.- plus Montagekosten (zu SK berechnet). Die Druckerei Kürzi unterscheidet jedoch nach Grösse: 1/4 S. = Fr. 110.-, 1/2 Seite = Fr. 170 und 1/1 Seite = Fr. 230.-.
Im allgemeinen sind die Litho-Kosten in den vergangenen Jahren gesunken (günstigere Scanner). Grundsätzlich zahle ich für 1 SW-Litho der Druckerei Fr. 50.- und berechne das dem Kunden zu Selbstkosten. Zwei, vier, sechs oder acht kleine SW-Fotos pro Seite macht mir Kürzi jedoch zum günstigen Sammelpreis von ebenfalls Fr. 50.- (diese Praxis wurde noch von der ehemaligen Druckerei Anderrüthi, Brunnen, übernommen).
Kürzi hat sich in der Zwischenzeit einen noch besseren Scanner als der Agfa Horizon angeschafft. Praktisch wäre, wenn du mir mitteilen könntest, wieviele (und wie grosse) SW-Bilder und Farb-Bilder Du wo plazieren willst, dann kann ich die Kosten exakt berechnen lassen. Bei mehreren Bildern bekämen wir sicher einen Sonderpreis. Bis jetzt konnte ich mit den Leuten immer gut reden und fair verhandeln. Hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt.
Das Einstecken ist nicht billig. Gemäss einer Auftragsbestätigung der Druckerei von 7.12.94 kostet das Einstecken von 1’000 Einzahlungsscheinen Fr. 75.-. Das macht auf 22’000 Ex. stolze Fr. 1’650.–! (Die EZ können nicht mit der Maschine, sondern müssen von Hand eingesteckt werden). Separates Einstecken wäre auf Wunsch sicher möglich.
Ein weiteres „Problem“ stellt die Post dar. Erfahrungsgemäss wiegt eine 32seitige Mythen-Post exakt zwischen 49 und 50 g. Mit dem EZ werden es 51 oder 52 g sein – und damit steigt man in die nächst höhere Tarifklasse (Schon zig Male erlebt. Die Postämter kennen – mit gelegentlichen „humanen Ausnahmen“ – kein Pardon). Ein Grund mehr, später auf anderes (leichteres) Papier umzusteigen. Vom Biber Allegro sind jedoch momentan wohl noch 30’000-40’000 Bogen am Lager, die es aufzubrauchen gilt. [Anmerkung: Beeler ist kaufmännisch „viel zu lieb“. Er hätte eine günstigere kaufmännische Lösung finden müssen, bei der selbstverständlich auch der menschliche Faktor stimmt! Und die Reste des Biber-Katastrophenpapiers hätte man retour geben können!] 11’000 bedruckte eigene Einzahlungsscheine kosten mich inkl. Einstecken Fr. 1’330.–, 17’000 Ex. 1’870.– und 25’000 Ex. Fr. 2’650.–. (gemäss Offerte vom 7.12.94). Mit Glück hole ich jeweils gerade die Kosten für die EZ heraus (manchmal auch nicht…). Der Kanton Schwyz ist ein steiniger Boden… [Anmerkung: Das ist wohl war! Nicht nur für Beeler, auch für Kessler!] SCHWARZ/ROT plus 4-FARBIG sind: S. 1, 4, 5, 8, 9, 12, 13, 16, 17, 20, 21, 24, 25, 28, 29, 32. Der Rest ist schwarz.
Auf der Titelseite (S. 1) und S. 5f (4-FARBIG) möchte ich einen Gewerbler, damit die M.P. einen „normalen“, biederen Eindruck macht (so mache ich es immer…). Erst im Heftinnern soll die Post abgehen… Vor allem geht es mir auch darum, dass die Mythen-Post von der Schrift bzw. dem Layout her wie gewohnt aussieht.
Wie Du den VgT-Text im Innern plazieren möchtest – mach‘ am besten einen Vorschlag, z.B. 12, 13, 16, 17, 22, 23, 24, 25, 26, 27 – ich schaue dann, ob’s geht.
Ich möchte bis anfangs Februar (also möglichst rasch) die M.P. 2/98 fertig machen und mich nachher administrativen Dingen, der Akquisition, der schrittweisen Inbetriebnahme der neuen Computer-Anlage, der M.P. 3/98 etc. zuwenden. (Die Z e i t ist mein Problem…!)
Als Einzelgänger und -denker bin ich nicht gewohnt „zusammenzuarbeiten“. Wenn ich zu kompliziert werde, sag’s bitte…
Wichtig ist: es dürfen keine Fehler passieren! Die erstmalige Übernahme von Text ist immer eine Gefahrenquelle (Konvertierung!). Dein Vorteil: die Druckerei K. macht praktisch alles mit X-Press und verfügt über viel Erfahrung im Satz. Liefere bitte mit der Diskette unbedingt einen fertigen Layout-Ausdruck, damit man alles kontrollieren kann. Die Druckerei kann Dir in einer Rolle separat eine Blaupause nach Tuttwil schicken. [Anmerkung: Die Datenübernahme war damals noch ein Problem, weil auch die Druckerei nicht auf dem allerneusten Stand war. Später änderte sich das.] Betr. der Kosten: Für Deine Vorauszahlung werde ich Dir überschlagsmässig eine Rechnung machen. Wenn’s dann günstiger herauskommt, kann ich Dir den Differenzbetrag zurückerstatten. Kopie der Rechnung/Offerte bzw. ein Verteilungsplan werde ich Dir ebenfalls nach Erhalt schicken oder faxen. Ich will, dass volle Transparenz herrscht.
Ich werde noch versuchen, zusätzlich ein paar Inserate zu verkaufen. Heute ist mir schon wieder ein Kunde „temporär abgesprungen“: „Grossauflage im Februar mit VgT? Muss ich da auch kommen…?“
Die gewünschten 170 EZ werde ich Dir nächste Woche schicken. Auch gute Bilder von Sch. und G. habe ich Dir zugesagt. (…)
Weitere News: Maler M. (ein sonst recht flotter Typ), Stb, wurde offenbar von Mästern unter Druck gesetzt. Er sagte, er halte sich exakt an den Vertrag und würde mir das Geld zahlen, wäre aber sehr dankbar, wenn seine gebuchten Inserate nicht mehr erscheinen würden. Die Entscheidung jedoch überlasse er mir. Ich forderte ihn auf „durchzuhalten“ – und bringe seine Inserate weiter.
Der Inhaber einer Heizungsfirma (C.) aus Gersau versprach mir – wie abgemacht – den Geschäftseintrag von Fr. 150.- für das Jahr 1998 zu zahlen, der Eintrag dürfe jedoch nicht erscheinen. Ein Privatkunde habe ihm gedroht, falls dieser Eintrag trotzdem weiter erscheine, sei er den Auftrag „im Wert mehrerer tausend Franken“ los. C. sagte mir, er fände die Mythen-Post gut und lese sie gerne, aber er sei auf diesen Kunden-Auftrag dringend angewiesen.
Interessante Meldung aus Steinen: Garagier E.M. wird offenbar von Mästern unter Druck gesetzt, weil er sich (gemäss M.P. 12/97: …ein Garagier im Frauholz…) kritisch äusserte. Ruf‘ ihn mal an! „P.M.“ ist ein recht origineller Typ (ehemaliger Präsident der LVP St., früher oder noch (?) – wenn ich mich nicht täusche – im Vorstand des Autogewerbeverbandes). Er kann Dir sicher einiges erzählen…
Bitte betr. dieser Kunden Diskretion!
Noch zu Deiner Anfrage betr. der Druckerei-Adresse:
Druckerei Marcel Kürzi AG
Werner Kälin Str. 11
8840 Einsiedeln
Tel. xy

Ausrüsterei (Einzahlungsscheine): Herr Reichmuth
Setzerei: Herr Walter Kälin
Fragen betr. Produktion und Preis: Herr Setz [Anmerkung: Als Kessler den guten Herr Setz anrief, war dieser entsetzt…] Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

PS: Wenn das so weitergeht, entwickelt sich der „Schwyzer Schweinekrieg“ bis zur Mai/Juni-VN zu einer Wahnsinns-Story!


Schwyz, den 24.1.98

Lieber Erwin
10 Seiten nacheinander zu belegen, dürfte schwierig werden. S. 18/19 habe ich immer die Geschäftseinträge.
Die Einsteckpreise kann ich abklären. Ein Einstecken mittels AktivistInnen könnte machbar sein, nur muss das während der Woche passieren. Vom Sammelhefter weg wird automatisch das Abpacken vorgenommen. Das muss speditiv gehen.
Erwin, wenn ich etwas nicht vertrage, dann ist es Pfusch! 7 mm vom Rand wegzuschneiden wäre eine Todsünde! Dann lieber auf die ganze Aktion verzichten! Das meine ich im Ernst! Entweder man macht für’s Geld etwas Anständiges, oder man lässt es bleiben.
Sonst übernehme ich lieber noch zusätzlich die erhöhten Posttaxen. Aber bitte kein Chnorz! Sonst erlebst Du einmal, wie ich aufbrausend sein kann…!
Auch die Idee mit dem leichteren Papier lehne ich ab. [Anmerkung: Mit dem leichteren Papier hatte Kessler recht.] 1. will ich das Biber Allegro endlich forthaben und 2. „Kontinuität“ zeigen. Ein dünneres Papier kommt kaum billiger. Was den „teuren“ Preis ausmacht, ist das Druckverfahren (Bogenoffset) und das aufwendige Ausrüsten. Selbst eine Grossdruckerei wie Ringier ist im Bogenoffset nicht billiger.
Ist es klug, Sch. und G. nochmals in der M.P. aufzuwärmen? Ich meine, sie wären in der VN besser untergebracht.
Zusammengefasst: Eine Grossauflage M.P. 2/98 würde den VgT rund Fr. 13’650.– kosten (Druck: Fr. 10’000.–: Farbe und Lithos: ca. Fr. 2’000.– und das Einstecken ev. Fr. 1’650.–). Ohne Einstecken ca. Fr. 12’000.–.
Das sind die Rahmenbedingungen. Ich bin gegen „Experimente“. Der Entscheid liegt bei Dir. Ich offeriere Dir die Sache zum Selbstkostenpreis. Sobald ich das Geld für die Normal- oder die Grossauflage bekomme, kann die Sache losgehen.
Im Moment habe ich jedoch ein ungutes Gefühl, was Deine Argumentation betrifft. Wir können M.P. 2/98 auch abblasen. Besser nichts als eine Halbheit. Dann mache ich auf meine Art weiter. Ist – bei Zweifeln – vielleicht sogar besser.
Du bist ein starker Einzelkämpfer und ich bin ebenfalls gewohnt, alleine zu kämpfen.
Wichtig ist für mich auch zu wissen, welche Strategie Du verfolgst. Was willst Du auf den 10 Seiten bringen?
Für einen „Krieg der verbrannten Erde“ will ich die M.-P. nicht opfern. Wenn Du jedoch eine Offensiv-Strategie vor hast, die den Tieren, dem VgT und der M.-P. nützt, dann wäre das in meinem Sinne. Für die Investition, die wir machen, müssten wir nachher umso stärker dastehen.
Mein Wildschwein-Instinkt wittert einfach noch Ungereimtes. Vielleicht kannst Du das in der Luft liegende „Unausgesprochene“ klären.
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

PS: Mit meinem Freund, dem Tierschützer Kessler komme ich klar, aber mit dem Geschäftsmann Kessler nicht. Woran liegt’s? [Anmerkung: Beeler, der Idealist, denkt zu wenig kaufmännisch.]


Schwyz, den 25.1.98

Lieber Erwin
Vielen Dank für Deine klärenden Worte. Ich bin manchmal in „kritischen Situationen“ sehr direkt (ich kann nicht anders). Vor allem die Menschen, die nahe zu mir stehen, bekommen dies zu spüren.
Betr. M.-P.-Format habe ich jahrelang herumgedoktort – so ergab sich ein „relatives Optimum“. Davon möchte ich nicht abweichen. Ich übernehme lieber die höheren Posttaxen (und versuche noch einige Inserate zu verkaufen. Die Grossauflage ist ein Argument!)
Sobald das Biber Allegro aufgebraucht und meine neue Computer-Anlage in Betrieb ist, können wir über ein neues Papier und ev. ein geändertes Format reden. Dann bin ich grundsätzlich allem Neuen gegenüber offen. Ich hoffe, dass das ca. im April oder Mai der Fall sein wird. [Anmerkung: Hier verrechnete sich Beeler tüchtig. Bis dies Maschine wirklich einsatzbereit war, vergingen noch weitere Monate…] Betr. dem Abpacken hast Du recht.
Die Fr. 75.-/1’000 Ex. einstecken habe ich Schwarz auf Weiss (ich kann Dir eine Kopie faxen). Betr. einem günstigeren Preis für diese Grossauflage werde ich mich erkundigen. Ebenfalls kläre ich ab, ob ein Einstecken durch VgT-AktivistInnen an einem Samstag möglich ist.
Betr. Sch. und G. siehst Du die Sache bezüglich VN richtig. Nur: Wenn man die Typen noch mit Bild in der M.-P. bringt, gibt’s wahrscheinlich wieder eine grosse „Solidaritätswelle“ unter den „Gewerblern“ (die, welche sich dafür halten), ähnlich der „Solidarität“ von Bauern mit den Schweinemästern. (…)
Informative VgT-Texte (im Stile einer Konsumenteninformation) wären sicher sehr gut. Die verbliebenen Inserenten haben Horror! Sie glauben, Kessler würde eine „redaktionelle Atombombe“ in die M.-P. einbauen (Troyanisches Pferd), die gewaltige Verwüstung anrichtet und viele Unschuldige umbringt… Auch wird der Vorwurf kommen: „Immer ’nur‘ Tierschutz…“ Auf diese Einwände muss man gefasst sein. Oder auch auf den Vorwurf, die M.-P. sei eine reine Tierschutz-Zeitschrift.
Die Sache ist – so hoffe ich – zu meistern. – Der arme Clinton hat im Moment mit viel grösseren Problemen zu kämpfen. (Ich kapiere nicht, wieso man wegen ein paar Abenteuern einen solchen Aufstand machen kann. Die Amis sollten doch stolz sein auf ihren sexuell aktiven Präsidenten. Wahrscheinlich sind viele einfach neidisch…) [Anmerkung: Beelers Humor…] Die Seiten-Nummern zu Deinen Textblöcken werde ich Dir kommende Woche faxen.
(…)
Betr. den Schrift-Typen werde ich mit Walter Kälin von der Druckerei sprechen.
Schönen Sonntag!
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 26.1.98

Lieber Erwin
Laut Walter Kälin von der Druckerei dürfte die Übernahme von XPress kein Problem sein. Über die Schriften FrGoth und FrGothHeavy verfügt die Setzerei. Noch nie etwas gehört hat man jedoch von „Minor“ und „Minor Black“. Laut Kälin könnte es sich um typische „PC-Schriften“ handeln, die jedoch auf Macintosh nicht installierbar seien. Vermutlich gäbe es auf dem Mac eine praktisch analoge Schrift, die jedoch unter einer anderen Bezeichnung laufe. Wichtig sei für ihn die Lieferung eines Text-Ausdrucks.
Kälin gibt sich sehr viel Mühe und macht seine Arbeit tipptopp. Sollte es Probleme geben, schlage ich vor, dass er Deinen XPress-Text neu umbricht. Das geht schnell und sieht nachher profimässig aus. Sollte nämlich die Text-Konvertierung nicht hundertprozentig genau funktionieren, kann z.B. der Stand nicht stimmen (der „Laie“ sieht das zwar nicht, aber mich stören solche Ungenauigkeiten). Wenn wir schon auf einem SK3-Papier farbig drucken, dann muss es exakt werden! In diesem Punkt bin ich wie ein konservativer, bünzliger NZZler. [Anmerkung: Wobei hier Beeler zum voraus Probleme ortet, die gar nicht eintreten müssen. – Nicht überall Probleme sehen, wo (noch?) gar keine sind!] Betr. dem Einstecken der EZ habe ich nachgefragt. Während der Woche sei es unmöglich. Ob am Samstag machbar, klärt Herr Setz ab (ruft zurück). Er muss zuerst jemand von der Druckerei finden, der am betr. Samstag da ist. (In meiner Phantasie habe ich mir schon vorgestellt, wie Kessler eines Tages mit dem VgT die Druckerei besetzt und in Eigenregie druckt und ausliefert…)

___

Soeben hat Herr Setz telefoniert. Gemäss Rücksprache mit dem Chef ist ein Einstecken durch „Fremdpersonen“ in der Druckerei nicht möglich. Als Alternative hat Herr Setz die BSZ (Behindertenwerkstatt) vorgeschlagen. Die arbeite günstig und zuverlässig. Ein Transport dorthin und zurück würde die Druckerei gratis übernehmen. Gemäss Auskunft von Herrn Dettling von der BSZ Einsiedeln (Tel. 055 412 77 53) betrage das Einstecken Fr. 31.-/1’000 Ex. Das Einstecken der 22’000 EZ würde also Fr. 682.- kosten. Wie er sagte, habe die BSZ wenig Arbeit und würde den Auftrag gerne entgegennehmen.
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 26.1.98

Lieber Erwin
Ich schlage folgende Seitenbelegung vor: S. 14, 15, 16, 17 und 22, 23, 24, 25, 26, 27. (Fettgedruckt = M.P.-ROT plus 4-FARBEN).
Wenn Du mehr Farbseiten benötigst, kannst Du auch 22, 23 weglassen und dafür noch 28, 29 nehmen.
Ich hab noch Bilder von G., Sch. und (versteckt aufgenommen) von I. Soll ich Dir die schicken?

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Vor dem Abendessen ist ein Fax von Herrn Setz eingetroffen. Ich rief ihn an. Dein Telefonanruf in die Druckerei muss dort wie eine Bombe eingeschlagen haben. [Anmerkung: …übliche Reaktionen, wenn Kessler in einer Schweizer Druckerei anruft…] Herr Setz fragte mich, „was Herr Kessler wolle“. Der VgT habe zehn Inserate für die Februar-Ausgabe der M.P. gebucht. Du hättest Dich betr. der Schriften bei Herrn Kälin erkundigt. „Dann müssen wir von diesem Druck-Auftrag absehen“, war Setz’s spontane Reaktion. Als Argumente kamen politische Gründe: Kloster, Herr Kürzi (ehemaliger Vorsteher des Justizdepartements des Kanton Schwyz), „Kesslers Polemik“ usw.
Ich machte darauf den Vorschlag, dass zuerst die zehn Seiten begutachtet würden und dann entschieden werde. Herr Setz war damit einverstanden. (Ich komme mit ihm seit Jahren gut aus.)
Du musst die Situation der Druckerei verstehen. Im selben Haus wird u.a. auch der „S.J.“ gedruckt, Aufträge für den Kanton (z.B. Abstimmungsbroschüren) usw. Das Verhalten ist völlig „normal“, ich kenne es von meinen Kunden.
Wenn die Leute den Namen „Kessler“ hören, werden sie plötzlich ganz nervös. Ich werde dem Gesundheitsmagazin „Puls“ folgenden medizinischen Test vorschlagen: An freiwilligen Patienten werden Elektroden angebracht. Plötzlich sagt der behandelnde Arzt : „Kessler“ – und auf dem Diagramm wird ein starker Ausschlag verzeichnet. Nach 20 Sekunden wieder… (Kleiner Scherz)
Ich nehme die Situation cool, weil sie „Standard“ ist (VN-Druckerei-Suche, SBB-Plakate etc.). Überall, wo der Name Kessler oder VgT fällt, geraten die Leute in Panik.
Jetzt kommt mir wieder eine lustige Idee in den Sinn: Schwyzer Viehausstellung. Ich kidnappe den Mann, der die Rangverkündigungen am Lautsprecher macht. Knacken, ein greller Pfeifton – und dann hören die irritierten Bauern eine fest entschlossene Stimme, die ihnen durch Mark und Bein fährt: „Hier spricht Tierschützer Erwin Kessler…“
(Ich glaube, es gibt nichts, was die hiesigen Landwirte mehr erschüttern könnte.)
Zurück zur Realität: – wie erwähnt: Herr Setz möchte, dass Du die 10 Seiten VgT-Inserate der Druckerei faxt (Fax 055 418 43 44). Anschliessend soll dann entschieden werden, ob die Februar-Grossauflage der Mythen-Post gedruckt wird oder nicht. Kein Witz! Bitte nicht aufregen! [Anmerkung: Das musste Beeler sagen, weil Kessler sonst toben würden…] Ich an Deiner Stelle würde ganz cool bleiben und mich morgen genauer darüber informieren. So, wie ich Dich kenne, wirst Du schon wissen, was zu tun ist. Du wirst daraus eine geniale Story machen.
Dass Aufträge nicht gedruckt werden – das passiert nicht nur Dir. Als ich im Jahre 1989 bei Gleissner in Ibach ein Flugblatt für mein Taschenbuch „Gegen Militär- und ZS-Zwang“ drucken lassen wollte, wurde der Auftrag abgelehnt. – Bei einem Vortrag im Schulhaus Lücken vor vielen Jahren bekam ich Saalverbot (wurde vom damaligen Schwyzer CVP-Gemeindepräsidenten persönlich „nach draussen begleitet“), weil ich den bürgerlichen Heuchlern mit Wilhelm Reich kam. Ich verliess den Saal laut protestierend und rief in die Menge: „Ihr kommt mir vor wie die Leute im Mittelalter, die glaubten, die Erde sei eine Scheibe…“ Die Situation war so heiss – 95% der Anwesenden hätten mich wohl am liebsten auf einem brennenden Scheiterhaufen gesehen. [Anmerkung: Die Scheiterhaufen-Szene brachte der „Bote“ sogar einmal an einer Fasnacht.] Ich bin gespannt, was jetzt läuft. Merkwürdig ist es ja schon: Fleisch- und Tabakwerbung, Gentechnik-Werbung, Inserate für Waffen und Munition etc. – alles ist erlaubt, nur VgT-Inserate nicht…
Schönen Abend!
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 26.1.98

Lieber Erwin
Bitte kein Schnellschuss! Die Situation, wie sie jetzt passiert ist, war (irgendwann) zu erwarten. So oder anders wird heutzutage überall zensuriert. Flucht finde ich falsch.
Dass von einem genialen Menschen verlangt wird, er müsse einer Druckerei (!) seine Texte vorlegen, sehe ich nicht als „Demütigung“, sondern mit Humor. Bei Marx und Engels waren solche Storys (betr. Zensur) an der Tagesordnung. Nimm’s locker…
Marx überlegte sich in einer wirtschaftlich schwierigen Situation – wenn ich mich nicht täusche – sogar als Schaffner oder so ähnlich zu arbeiten. So weit kam es aber – zum Glück – nicht.
(…)
Umgekehrt: Wenn Kürzi den Druck verweigert, hast Du doch etwas in der Hand. „Seht, Leute, diese Texte wurden von der Druckerei Kürzi in Einsiedeln zensuriert!“
Die Druckerei zu wechseln, wäre im Moment, wie wenn ein Mann, dessen Ehefrau ihm aus einer Laune heraus vorübergehend den Beischlaf verweigert, gleich zur Nachbarin rennt. (Welch Satzkonstruktion…)
Mit solchen „Widerständen“ muss man fertig werden.
Ich kann sowohl Deine kompromisslose Haltung in Sachen Meinungs- und Pressefreiheit wie auch die Situation der Druckerei verstehen.
An Deiner Stelle würde ich die 10 Seiten machen (der Druckerei geht’s sicher nicht um „Demütigung“, sondern um „Vorsicht“).
Was Du siehst, ist: die Druckerei ist „gegen Kessler“. Diese Mentalität aber findest Du überall. Deshalb finde ich einen Rückzug falsch. (…)
Gute Nacht.
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 26.1.98

Lieber Erwin
Du siehst die Sache aus Deiner Sicht, mit Deiner kompromisslosen Logik. Ich weiss, dass Schwyz ein hartes Pflaster ist. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, „als Prediger in der Wüste“ hier her zu gehören. Das Element „Kessler“ hat die seit Jahren anhaltende „Schwyzer Situation“ einfach klarer gemacht. Der Filz reagiert nicht mehr versteckt, sondern offen.
Vielleicht bin ich im Moment tatsächlich etwas kampfesmüde, eingeschüchtert und verunsichert. Aber kennst Du diese Situation nicht auch aus eigener Erfahrung? [Anmerkung: Es ist vor allem immer auch eine Frage der zur Verfügung stehenden Ressourcen!!] Du bist vielleicht davon ausgegangen, dass alles im Kanton Schwyz nach „Kesslers Plan“ abläuft. Nun sind gewisse Komponenten anders als erwartet. Deswegen resignieren?
Ich kenne mittlerweile Deine kompromisslose Art zu denken und zu handeln. Die stimmt in sich. Wenn Du sie auf „Schwyz“ anwendest – Du siehst die Reaktionen…
Aufgeben kann man, wenn der letzte Blutstropfen draussen ist. Vorher nicht. [Anmerkung: Das ist Beelers Kämpfernatur!] Eine andere Tätigkeit? „Systemzwängen“ bist Du überall ausgeliefert. Die einzige Freiheit ist die Privatisierung.
Kapitulieren gegenüber dem Filz werde ich sicher nicht. Dann lieber tot sein.
Wenn Du Dich jetzt wegen einem vorübergehenden „taktischen Problem“ aus dem Kanton Schwyz zurückziehst, betrachte ich das als Fehler. Du bist ein genialer Denker – und wirst, so hoffe ich, schon das Richtige tun.
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 28.1.98

Lieber Erwin
Mein Vorschlag: Die M.-P. erscheint im Januar, März, Mai usw. In den Monaten dazwischen jeweils eine Schwyzer VN. Du hast so freie Hand – und das ganze kommt von der Produktion her erst noch günstiger (Zeitungsformat). Das ist auch besser als eine „Zwitter-Lösung“ mit Inseraten.
Die M.-P. kämpft zäh als Infanterie im Gebirge. Kessler bombardiert feindliche Stellungen massiv mit der VN-Luftwaffe. [Anmerkung: Beeler ist ein Humanist. Die militante Sprache darf man hier nicht wörtlich nehmen.] 1 VN (Auflage 22’000 Ex.) im Februar, 1 VN (Auflage 22’000 Ex.) im April – und dann der Hammer im Juni (150’000 Ex.). Ein besseres Vorgehen im „Schwyzer Schweinekrieg“ sehe ich im Moment nicht. [Anmerkung: Kessler geht von seinem Charakter her auf „externen Vorschläge“ kaum ein. Das wusste Beeler damals noch nicht!] Das Trojanische Pferd funktioniert nicht und eine „Druckerei-Odyssee mit Kessler“ (bitte sei mir wegen dieser spitzen Formulierung nicht böse) hat nun wirklich keinen Sinn. [Anmerkung: Da hatte Beeler zu dem Zeitpunkt durchaus recht! Wobei: Flexibilität ist schon auch wichtig!] Wenn jeder für sich („getrennte Wege“, aber dasselbe Ziel) mit seiner Taktik und mit seinen Mitteln kämpft, bewirken wir – so meine ich – mehr. – „Der Starke ist am mächtigsten allein.“ (Schiller in seinem „Wilhelm Tell“) [Anmerkung: Hier ist Beeler Realist und sieht es richtig.] Bert Engelbrecht, seit über 15 Jahren mein treuer Freund, hat einmal auf die Frage, ob er mit mir zusammen arbeiten möchte, spontan gesagt: „Nein.“ So blitzschnell und konsequent hatte ich Bert noch nie erlebt. Seine Entscheidung aber war ehrlich und richtig. Wir blieben und sind die besten Freunde.
Ein Rückzug aus dem Schwyzer Schweinekrieg? Ich glaube, so etwas macht Erwin Kessler nicht. – „Jetzt, wo’s spannend wird, hört der Kessler auf!“ – soll es das heissen? – RisiBitzi, Caduff [Anmerkung: Der damalige Bauernsekretär] F. (Hausmatt), Annen, Styger, B. usw. – alle wartend auf der Bühne, aber der Regisseur und Hauptdarsteller hat abgesagt?
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 


Schwyz, den 29.1.98

Lieber Erwin
Dein Rundschreiben an die Boykotteure hat wie eine Bombe eingeschlagen (heute auf der Rückseite des „Boten“). Der „Bote“-Text ist i.O., die Schleimer haben jedoch zur Illustration ein Bild von Freilandschweinen publiziert, was mich ärgert, weil es dem Gegenteil der Realität im Kanton Schwyz entspricht.
Gestern hat mir Herr I. vom Hotel, T., M., angerufen. Der Mann war total bestürzt: „Ich habe doch nichts gegen den Tierschutz“. Dann zitierte er Deinen Brief mit der 150’000er VN-Auflage und die mögliche Publikation im Internet. (I. kam auf die „Schwarzen Liste“ als Umweltschutz-Boykotteur, weil er etwas gegen die Veröffentlichung von Bildern stupider Luftverschmutzer hat – und deswegen nicht mehr in der M.-P. inseriert.)
Interessant ist wiederum festzustellen, wie der Name „Kessler“ wirkt. Die Leute geraten total in Panik. Diverse Anrufe sind auf dem Sekretariat des Kantonalen Gewerbeverbandes eingegangen. Herrlich!
Der Schwyzer Gewerbesekretär heisst übrigens auch Kessler. Alois Kessler, Anwalt (u.a. vom Mythen-Center, vgl. Anti-Pelz Demo), CVP, Präsident des FC Brunnen (immer noch?), Oberst, im Verwaltungsrat der grossen Baufirma Käppeli usw. etc. wäre noch eine interessante „Auskunftsperson“ für ein Telefon-Interview von M. (welche sich z.B. als Journalistin vom „Tages-Anzeiger“ ausgibt). [Anmerkung: Etwas über die Arbeitsweise militanter Tierschützer…] Ohnehin schlage ich vor, dass der VgT die boykottierenden Gewerbler „aushorcht“. Das gäbe eine Super-Story für die VN!!! – „Enthüllungen über den Schwyzer Filz“ – lesen Sie die VN! Ich glaube, das wäre das Spektakulärste, was sich in Schwyz überhaupt machen lässt: (…) Bleib‘ dran!
Die Sache ist unglaublich spannend. Mach‘ weiter Erwin! Du musst auf mich absolut keine Rücksicht nehmen. Während Du flächenmässig bombardierst, [Anmerkung: Beeler ist ein Humanist. Die Ausdrucksweise „bombardieren“ darf man nicht wörtlich nehmen.] bin ich im Bunker – und schlage anschliessend als Infanterie zu. Egal, wie der Schwyzer Filz reagiert, ob sie mich auf einem Scheiterhaufen auf dem Hauptplatz verbrennen wollen – mach‘ weiter!
Mit herzlichen Grüssen
Urs

[Anmerkung: Beeler ist gern auf „Action“ aus.]


Schwyz, den 30.1.98

Lieber Erwin
Da aufgrund der Empfehlung von A.K., G., das VgT-Rundschreiben einfach zu ignorieren, wenige Reaktionen bei Dir eintreffen dürften, schlage ich vor, telefonisch nachzufassen (ev. Gespräche aufzuzeichnen).
Die Situation ist optimal – man sollte sie nutzen.
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 1.2.98

Lieber Erwin
Interessant könnte auch noch Frau S. senior von J.S. & Co., Holzbau, M., Tel. xy, sein. Hier findest Du eine Art „Glauben“ wie bei den rechtsextremen, orthodoxen Juden. Der Herrgott habe gesagt, man müsse sich die Welt zu Untertan machen, den Tieren gehe es gut genug usw. – Du musst die Frau unbedingt auf Tonband aufnehmen. Allein ihre Stimme lässt schon Assoziationen an die Hl. Inquisition, brennende Scheiterhaufen, Kinderopfer etc. aufkommen – alles im Zeichen des Kreuzes…
Die Familie S. wird als „streng religiös“ eingestuft (wahrscheinlich überall Kreuze, Rosenkränze, kitschige Jesusbilder und Gebetbücher in der Wohnung) – was die Frau S. senior jedoch unter „Glauben“ versteht, ist das absolute Gegenteil von Christentum. Nur einmal diese Frau am Telefon gehört zu haben, ist ein unvergessliches Erlebnis…
Ein Telefoninterview würde ich unbedingt auch mit Frau Sch., Holzbau, St. machen. „Chrampferin“, hoher Blutdruck, fanatische Fleischfresserin (vielleicht sogar noch roh und blutig…), Raucherstimme… Es würde mich nicht wundern, wenn die am Telefon sagen würde, das Kastrieren von Ferkeln ohne Betäubung sei völlig in Ordnung. Das habe man schon immer so gemacht und die einheimischen Mäster müssten wegen dem Ausland auf die „Wirtschaftlichkeit“ schauen. Oder auch Gänsestopfleber sei in Ordnung, die Tiere würden ja nicht alt. – Ich glaube, mit dieser Charakterisierung liege ich (leider) nicht weit daneben.
Interessant wäre auch ein Interview mit A.d.M. (Schreinerei, H. 37, S.), Präsident des Kantonalen Gewerbeverbandes, S.. Er hat noch nie in der M.-P. inseriert, „weil er das Heu nicht auf derselben Bühne“ habe. Den VgT kritisierte er wegen der Demo in Einsiedeln; das gehöre sich einfach nicht vor einem Kloster. A.d.M. ist im Denken ein Konservativer (der jedoch – wenn’s um’s Geld geht – wohl jeden Mist mitzumachen bereit ist, vgl. MythenForum).
Mich kritisieren die Boykotteure wegen dem Umweltschutz; dieselben Kreise sind gegen den „zu extremen“ VgT. Man sei ja schon für den Umweltschutz und Tierschutz, aber nicht in der extremen Form. [Anmerkung: Die üblichen Sprüche. Wenn doch „alle“ für Umweltschutz und Tierschutz eingestellt sind, wieso gibt es dann in beiden Bereichen Missstände im Kanton Schwyz?] Ich bin gespannt, was Deine Recherchen ergeben. „Who is who in Schwyzer Filz“ – eine Publikation in der VN würde ein riesiges Echo im ganzen Kanton Schwyz (und darüber hinaus) auslösen. [Anmerkung: Hier hatte Kessler betr. einer Publikation vermutlich Befürchtungen wegen „unlauterem Wettbewerb“… Er kniff.] Kürzlich sagte mir ein Herr M., der seit einiger Zeit in Schwyz wohnt, einen solchen Filz wie in Schwyz habe er noch nie erlebt. Das sei einzigartig. (Deswegen gibt es auch Schwyzer, die von hier wegziehen.)
Schönen Sonntag!
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

PS: Interessante Interview-Personen wären auch noch Linus Betschart, Architekturbüro, Ecce Homo, Sattel; Frau Schilter, Schilter Brennstoffe, Frauholz, Steinen.


Schwyz, den 4.2.98

Lieber Erwin
„Im Zweifelsfalle für den Angeklagten“ – würde ich hier sagen. Ich habe gestern mit Herrn Markus Küttel telefoniert und ihn einer „Gewissensprüfung“ unterzogen. Er beteuerte mir, „nichts gegen die M.-P. oder den VgT zu haben“. Tatsächlich habe ich von ihm persönlich noch nichts Negatives gegen uns gehört. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich mit seiner Frau einmal ein Telefongespräch. Sie sagte, ihre Firma würde nicht inserieren (Meistens ist das bei Zimmereibetrieben wegen dem Nicht-Goutieren der M.-P.-Umweltschutzaktivitäten).
Ich würde Küttel (aufgrund fehlender „Beweise“) von der Liste streichen. Denn tatsächlich inseriert er als Gersauer praktisch nie und nirgends! Und es stimmt auch, dass er vorwiegend lediglich in Gersau und Vitznau tätig ist, also es aus seiner Sicht absolut keinen Sinn macht, im Talkessel Schwyz (und darüber hinaus) zu inserieren. Als Gersauer gehört Küttel auch automatisch nicht zum Schwyzer Filz (die betrachten sich seit jeher als etwas „Separates“. Das ist so.).
Dein Schreiben an potentielle Boykotteure ist gerade deshalb wichtig, damit die Wahrheit an den Tag kommt. Es soll niemand zu Unrecht verurteilt werden!
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 4.2.98

Lieber Erwin
Heute kam mir wieder die Story vor dem Zürcher Obergericht in den Sinn. Ein Reporter von Radio 24 frägt Dich: „Hier hat es sehr viele Leute von Ihnen. Sind Sie für die so etwas wie eine Art Guru?“ Deine spontane Antwort: „Ja, die Leute sind mir alle hörig.“ Tatsächlich ist da etwas dran: Im Witz liegt die Wahrheit (Sigmund Freud).
Du hast eine natürliche Autorität (basierend auf Deinem enormen Wissen und Deinem starken Willen).
Ich bin gespannt, welchen genialen Plan Du demnächst in die Tat umsetzst…
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 5.2.98

Lieber Erwin
Der Text (aus dem Innerschwyzer Anzeiger), den ich Dir am Morgen faxte, bekam ich von der Schreinerei B. (nicht verwandt), Erstfeld. A. Caduff räumt scheinbar das Feld („Die Bauernvereinigung des Kantons Schwyz wird sich in Zukunft nicht mehr zu diesem Thema äussern“).
Wie siehst Du das weitere taktische Vorgehen? Ein Aufruf zum Essverzicht betr. Schwyzer Schweinefleisch (weil die Tierhalter und Behörden auch in Zukunft nichts zum Besseren tun)?
Die Typen spekulieren offenbar darauf, dass möglichst bald alles vergessen ist und Gras darüber wächst.
Wenn man immer und immer wieder Bilder bringt, gewöhnen sich die Leute daran (vgl. „Holocaust“). So ist den Tieren nicht gedient. RisiBitzi, Caduff etc. journalistisch ins Visier nehmen? Welche Taktik ist jetzt angebracht? (Ich möchte nicht, dass es von Deiner Seite heisst, ich sei kampfesmüde, angepasst, zur Kapitulation bereit etc., und Du würdest das verstehen und noch gutheissen.)
Im Februar erscheint keine M.-P. Ich meine, eine radikale VN sollte in die Bresche schlagen. Aber das weisst Du selber am besten!
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

[Anmerkung: Als die Mythen-Post damals enorme finanzielle Verluste wegen Inserate-Boykotten in Kauf nehmen musste, kümmerte dies Kessler nicht gross. Er sah es nicht als „sein“ Problem. Das ist eben auch Kessler: Er schaut nur für sich. Natürlich auch wiederum verständlich, weil er sich selbst Enormes auflud/aufgeladen hat.]


Schwyz, den 6.2.98

Lieber Erwin
Danke für Deine Nachricht. Ich kann Dich gut verstehen. Schwyz ist ein verdammt aufwendiges Pflaster. Und in einem Monat ist schon wieder Rassismus-Verhandlung (was für die Publizität natürlich gut ist).
Ich glaube, dass wir im Moment in Schwyz einfach nicht mehr machen können (das sage ich nicht aus „Resignation“, sondern als Realist). Der Kampf aber wird weiter gehen.
Noch etwas zum Schreiben von Stefan A., GA der Mobiliar Versicherung. Dieser Typ ist arrogant und ein Puzzle-Teil im Schwyzer Filz. Jedes Jahr kassiert er mehrere tausend Franken Prämie für eine Gebäudeversicherung (langjähriger Vertrag). Die M.-P. ist das einzige Blatt, in dem er noch nie inseriert hat! Wenn das kein Boykott sein soll…
Einmal hatte ich ihn fast reif für einen Inserate-Abschluss, doch dann bekam er Angst, man könne ihn deswegen in Schwyz „in seinen Kreisen“ anprangern. (Und er sei halt selber von der M.-P. nicht recht überzeugt, was aus seiner Sicht durchaus zutreffen mag.)
Vorhin rief mich noch Herr Caprez vom „Beobachter“ an. Er wird 30 Zeilen über den Inserate-Boykott bringen.
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 8.2.98

Lieber Erwin
Andreas Lüönd von der Bäckerei Xaver Lüönd AG gehört der Güdelzyschtigsgesellschaft an. Diese Schwyzer Fasnachtsgesellschaft ist ein Sammelbecken des Schwyzer Filzes. Sämtliche Mitglieder der Güdelzyschtigsgesellschaft (darunter zahlreiche Gewerbler) boykottieren die M.-P. (Der Fall ist in Heft 1/97 beschrieben.)

Zu Deinen Faxs:
O.I., Hotel T., M., war früher ein guter Kunde. Er goutiert jedoch nicht, dass die M.-P. Bilder von Luftverschmutzern bringt.
Die Bauunternehmung J.L. Brusa, Steinen, inseriert nicht, weil sich die M.-P. „zu stark für den Umweltschutz (saubere Luft) engagiert“. Das ist der wahre Grund. B. gilt als „fachlich guter Bauunternehmer“ und „Lokalmatador in Sachen Bau“ in Steinen (Lokal-Filz mit Schmidlin und H. Kaufmann, heisst es).
Théraulaz, Musikhaus, ist – wenn ich mich nicht täusche – EU-Befürworter. Tatsächlich halte ich nichts von „Tradition“. Wenn er deswegen nicht inserieren will, dann ist das i.O.
Dass Schindler, Goldau, zugemacht hat, wusste ich nicht.
Nietlisbach, Holzbau, war früher auch ein Kunde. Wenigstens getraut der sich offen und direkt seine Meinung zu sagen. Das spricht für ihn. Als CVPler „checkt“ er es jedoch nicht. Weltanschaulich leben wir auf zwei verschiedenen Planeten…
Ofen- und Cheminéebau Gasser hat – soviel ich weiss – noch nie in der M.-P. inseriert (höchstens vielleicht früher einmal den Geschäftseintrag gemacht, ganz sicher bin ich mir nicht). Für ihn dürfte die M.P. sicher „zu grün“ sein.
Auto V. (Bert gab ihm den Namen Ghadaffi) hat tatsächlich noch nie in der M.-P. inseriert. Er dürfte den direkten Stil nicht mögen. Wenn ich mich nicht täusche, hat er jedoch einmal in der Schwyzer Woche (Gratisanzeiger) inseriert. Er ist ein komische Typ, mir nicht sympathisch.

Zu Deinem Artikel und die Boykotteur-Liste:
„Heiss“ ist die Sache mit der Schwyzer Kantonalbank. (Du bist der Erfahrenere und weisst, was zu tun bzw. zu unterlassen ist – und hast wohl alles genau überlegt.)
Bei „3. Die Boykotteure“ ein Flüchtigkeitsfehler: „Nur wenige haben davon Gebrauch gemacht…“

Korrekturen:
Ev. Präzisierungen bei Brunnen: Norbert Micheletto, Fuchs Mode.
Ibach: Mario Bianchi streichen! (bin in Neuverhandlungen!). Gasser Elektro-Unternehmung AG (Josef Gasser ist CVP-Gemeinderat in Schwyz) hast Du vergessen!!!
Garage Jürg Kessler würde ich noch abklären (Kessler betrachtet Dich als viel zu extrem!); er hat seit den VgT-Berichten nicht mehr inseriert.
Illgau: Entweder Balthasar oder Balz Bürger (beide sind identisch).
Lauerz: Hotel Rössli hat noch nie inseriert (Hübscher ist Jäger); er könnte ein Boykotteur sein.
M.: Hotel T.(I.) würde ich nochmals persönlich anfragen. (…)
Schwyz: Wiget Papeterie.

Auffällig noch nie in der M.P. inseriert haben:
Schwyz: Gasser AG streichen, dafür ev. Gasser Ofenbau GmbH, Hans Trütsch.

Die Sache muss sattelfest sein: ich würde bei Unsicherheiten nochmals nachfragen. Wichtig ist, dass wir die Schwarze Liste im Internet flexibel halten.
Die meisten sind langjährige Boykotteure. [Anmerkung: Ja, sie boykottierten Beeler von Anfang an!!] Neu werden zusätzlich diverse Kunden erpresst; diese getrauen sich dann nicht mehr zu inserieren. (Die Sache wird kompliziert.) Hatte ich z.B. in der M.P. 9/95 noch 125 Inserenten, sind es jetzt noch ca. 25!
Interessant ist, dass Du die Boykott-Geschichte total anders abhandelst als ich das tun würde. Aber Du machst das (erfahrungsgemäss) schon richtig. Mir fehlt wahrscheinlich im Moment die Distanz. [Anmerkung: …und bei Kessler das Interesse?!] Wahrscheinlich stufst Du die Situation der M.-P. als „aussichtslos“ ein. [Anmerkung: Kessler glaubte tatsächlich, die Mythen-Post würde nicht überleben.] Tatsächlich ist die Luft sehr dünn geworden. Ich buche alles unter das Konto „Lebenserfahrungen“… [Anmerkung: Beeler ist ein Meister der Verdrängung!
Vermutlich wäre es besser gewesen, die Mythen-Post hätte 1998 aufgegeben. Aber dies wollte Beeler offensichtlich nicht.]
Wenn das so weiter geht, kannst Du mich als „Berufsrevolutionär“ engagieren. Gestern beim Waschen kam mir eine lustige Idee: 15.00-Uhr-Nachrichten: „Putsch in Bern. Erwin Kessler und Urs Beeler haben mit einem VgT-Kommando das Bundeshaus besetzt und die Schweizer Regierung gestürzt…“ [Anmerkung: Beelers revolutionärer Humor…] Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

PS: Ich bin gespannt, ob die M.-P. überlebt oder ob ich zum Märtyrertod bestimmt bin. [Anmerkung: Das ist tatsächlich bei Beeler ein Problem, weil er nicht weiss, wann man loslassen muss.]


Schwyz, den 8.2.98

Lieber Erwin
Würde ich auf VgT-Inserate eingehen, hiesse es, ich wäre „gekauft“ und von Kessler abhängig. Selbst die treusten Kunden würden abspringen. Ich gehe diesbezüglich von der Realität aus.
Deine knallharte Logik und Deine Kompromisslosigkeit sind für die VN perfekt geeignet. Aber nach demselben oder einem ähnlichen System kannst Du keine M.-P. machen. Das ist so. Ich habe die Sache abgeklärt. Wenn Du meiner Argumentation nicht glaubst, kannst Du M. fragen.
Du bist ein genialer Denker, aber diesbezüglich kann und darf ich mich Dir nicht „anvertrauen“. Das wäre Selbstmord. Plötzlich wäre die M.-P. eine Mini-VN – hätte die als „Schwyzer Lokal- und Regionalblatt“ eine Zukunft?
Es geht um ein grundlegendes Mentalitätsproblem: Auf der einen Seite rückständige, verchnorzte, konservative Schwyzer Gewerbler – auf der anderen Seite ich: unkonventionell, „radikal“, Reichianer, unangepasst usw. Die Frage stellt sich, ob ich als Typ a) durchhalte und b) meine Gedanken und Visionen Unterstützung finden. Eine Mythen-Post ohne Basis künstlich am Leben zu erhalten, machte mittel- bis langfristig keinen Sinn.
Deine Strategie heisst „Stärke zeigen“, „mit Macht dahinter“ – das kannst Du mit Geld machen. Wenn die Inserenten jedoch Angst haben?
Oder willst Du mich ruinieren und anschliessend als Redaktor für die VN übernehmen? Das wäre wie eine Ehe mit vorausgegangener Vergewaltigung.
Wir erreichen am meisten, wenn Du unabhängig weiterhin im Kanton Schwyz aktiv bist und ich meine Suppe koche. Wenn Du mir einen Gefallen machen willst, kannst Du einen Aufruf für potentielle Kunden in der VN machen. Inserate z.B. für CALIDA-Pyjamas, Naturaplan-Produkte von COOP usw. nehme ich gerne entgegen. [Anmerkung: Dafür hatte sich Kessler nicht eingesetzt.] So könnte ich in gewohntem Rahmen weitermachen. Das würde auch viele Verängstigte als Inserenten wieder anlocken, „wenn doch die Grossen schon mitziehen“. VgT-Inserate würden nur Panik auslösen – glaub‘ mir das!
[Anmerkung: Und Beeler wollte tatsächlich unabhängig bleiben!] Bis wann brauchst Du das O.K. für die Boykott-Liste?
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

PS: Folgendes Bild: Sirenenalarm bei den Schweinemästern, der Schwyzer Bauernvereinigung und RisiBitzi. Kessler greift mit B-52-Bombern den Kanton Schwyz an (VN in jedem Briefkasten!). [Anmerkung: Ein makaberer Vergleich, wenn man die schrecklichen Bilder aus dem Vietnamkrieg mit brennenden Kindern vor Augen hat. Aber Beeler meint es hier nicht so. Er bezieht es hier rein auf die Angriffswucht.
Vietnam war wirklich ein amerikanisches Verbrechen sondergleichen. Terror gegen die Zivilbevölkerung und gegen die Natur. Wie ist ein solcher Wahnsinn bloss möglich?!]


Schwyz, den 9.2.98

Lieber Erwin
Die Idee der eigenen Internet-Adresse wäre an sich gut. Nur bin ich dagegen, dass der VgT oder dieser M.C. plötzlich „Eigentümer“ von „mythen-post.ch“ ist.
Welche Bezeichnung soll ich wählen, wenn ich eines Tages selber mit einer M.-P.-Homepage auf’s Internet will? Ich möchte, dass dieser Eintrag rückgängig gemacht wird bzw. auf meinen Namen lautet. Sonst könnte ja z.B. Delamuraz unter „blocher.ch“ eine eigene Homepage führen.
Du kannst von mir aus mit der Boykott-Liste starten. Wir müssen jedoch flexibel sein mit „Ein- und Ausbuchungen“.
Tatsächlich ist die Zahl der Boykotteure und jener, welche sich unter Druck setzen lassen, viel grösser. Besonders Schwyz selbst ist schlimm! Aber „alle“ zu bringen, wäre kontraproduktiv.
Ich bin gespannt auf die Reaktionen – vor allem auf die von Alois Kessler, Gewerbesekretär…
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 9.2.98

Lieber Erwin
Einen weiteren Boykotteur habe ich noch vergessen: Muotathal: Rudolf Betschart Holzbau, Markstrasse, 6436 Muotathal (Zitat aus einem Brief vom 21.11.94: „Wünsche kein Kontakt mehr mit Ihnen, Sie sind mir zu ‚grün‘.“
Walter Imhof von der Imhof AG, Muotathal: „Nachdem in einer der letzten Auflagen der Mythen-Post solch ein ‚Humpuck‘ und Unwahrheiten über Holzschnitzelfeuerungen geschrieben wurde, kündigen wir alle Inserate und Rubriken. Auf eine weitere Zustellung Ihres Blattes verzichten wir.“ (Fax vom 23.11.95)
Auf welch‘ steinigem Boden ich hier lebe, zeigt auch die heutige Mitteilung des „Boten“, wo über die Aktivitäten eines Fleischclubs (kein Witz!) berichtet wird. Ziel dieses Vereins: möglichst viel Fleisch zu essen (Kampf dem Fleischberg).
Obelix würde sagen: „Die Schwyzer, die spinnen!“
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 11.2.98

Lieber Erwin
Soeben bin ich ins Büro gekommen und habe Deinen Fax gesehen. Die Boykott-Liste im Internet gefällt mir sehr – sie ist genau nach meinem Geschmack. Bin gespannt, wie die Emotionen sein werden… (gestern sind bereits schon viele Mythen-Post Hefte zurückgeschickt worden. Offenbar drehen gewisse Leute bereits durch…)

Bitte folgende Rechtschreibefehler korrigieren:
Seewen statt Seven. (bei der Einleitung)
Mythen-Post nicht Mythenpost. (bei „1. Die Hintergründe“)
Robert nicht Rober Schmidlin. (ebenda)
„…und wohl auch in die Gerichte…“ (Mehrzahl, ebenda)
Gebrauch gemacht, nicht Gebraucht gemacht. (2. Die Boykotteure)
– H.U. Fischer
– Kürschner, nicht Kürschnr
– nach Termoservice AG kein Komma (,)
– nach Brigitte Camenzind Rathuseggä kein Komma (,)
– bei Ibach: Gasser Elektro-Unternehmung AG
– bei Illgau: Betschart Franz & Söhne AG, das Komma (,) weglassen
– Muotathal: Imhof AG auf neue Linie
– neuer Boykotteur bei Muotathal: Rudolf Betschart
– Gebr. Grab („Wir haben nichts übrig für Grüne.“) – 2 x mit Punkt (.)
– Steinen: „bzw.“ mit Punkt (.)
– Gasser Elektro-Unternehmung AG gehört unter „Ibach“
– Schweiz. Mobiliar Versicherungsgesellschaft und Stefan Annen gehören auf eine Linie
– Gebr. Achermann mit Punkt (.)
– nach Auto Vonarburg kein Komma (,) sondern ein Punkt (.)
– nach Gasser Ofenbau ein Punkt (.)
– nach Eugen Gwerder kein Komma (,), sondern ein Punkt (.)
– nach Schuler Bau AG kein Komma (,), sondern ein Punkt (.)
– nach „wie man sieht“, kein Komma (,), sondern ein Punkt (.)
– Achtung: Trütsch ist 2 x aufgeführt, einmal als „Hans Trütsch“ und dann als „Trütsch“. [Anmerkung: Kessler hatte tatsächlich die Tendenz, bei Eigenproduktionen sehr präzise zu sein, aber beim Fremden eher nachlässig.]
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

PS: Hoffentlich kommt auch etwas im Fernsehen. Die Sache ist spektakulär!

 


Schwyz, den 12.2.98

Lieber Erwin
„Warum fehlt Gasser Elektro bei den Boykotteuren?“ – Das frage ich mich auch. Der Typ gehört doch unbedingt auf die Liste (Gasser hat den Inserate-Jahresabschluss-Vertrag gebrochen, vgl. M.P. 11/97! Er wurde offenbar von Mästern unter Druck gesetzt. Gasser hat eine Elektro-Filiale in Steinen.)
Betr. „T.“ hast Du ein Durcheinander. Hans T. ist weder ein Ibächler noch ein Muotathaler. Es muss heissen: Hans T., Schwyz.
Gestern hat mir Frau Enz (Bäckerei Enz, Ibach) am Telefon gesagt, Sie wolle nicht mehr in der M.-P. inserieren. Ihr Geschäft befindet sich neben dem Elektro-Markt von Gasser in Ibach…
Im „Bote“ ist heute nichts betr. der Boykott-Liste gekommen. Schlafen die Typen?
Heute wäre ich in Stimmung, den blöden Schwyzer B., G. usw. so richtig Dampf zu machen. Wahrscheinlich spüre ich schon den Frühling…
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 13.2.98

Lieber Erwin
SWITCH hat mir geschrieben. Kannst Du die Sache betr. Herrn Ch. in die Hand nehmen? Zum voraus besten Dank!
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

PS: Wie wär’s mit einer Homepage „F., Hausmatt – Ort des Grauens“? Motto: „Mit diesem Mausklick lernen Sie das Schaudern…“ (harmlos im Internet unter: www.fuchs-hausmatt.ch)


Schwyz, den 16.2.98

Lieber Erwin
Hast Du M. Ch. betr. SWITCH informiert? Es ist mir wirklich wichtig, dass der Name Mythen-Post nur über mich läuft. [Anmerkung: Hier musste Beeler mehrmals nachdoppeln. – Kessler „interessiert es nicht“ oder zumindest ist das Interesse gedämpft, wenn es nicht um ihn selber bzw. seine Arbeit geht.] Die neue VN ist sehr gut aufgebaut. Du wirst immer besser! Die Texte sind knapp gehalten und psychologisch hervorragend abgefasst. Meine Mutter fand die Blick-Schlagzeile „Herr von Goethe war der radikalere Erwin Kessler“ köstlich. (Sie ist in solchen Dingen sonst stets sehr zurückhaltend…).
Ich bin gespannt auf die Schwyzer VN – die wird besonders revolutionär! Betr. SKB hast Du schon recht. Vollgas…
Schönen Tag!
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 


Schwyz, den 18.2.98

Lieber Erwin
Du hast mir seinerzeit vorgeworfen, ich sei „kampfesmüde“. Heute entnehme ich Deiner Pressemitteilung, dass der VgT von weiteren Kampagnen gegen die Klöster Fahr und Einsiedeln absieht. – Ich erinnere Dich an M.P. 2/97 S. 17: „Die Protestaktionen des VgT werden solange weitergehen – und wenn es Jahre dauert – bis im Kloster Fahr die Kastenstände für Schweine abgeschafft, die Schweine ein Strohbett zum Liegen erhalten und der elektrische Kuhtrainer entfernt ist.“
Neue Boykotteure:
Markus Bürgler, Bedachungen, Lindenmatt 4, 6434 Illgau.
Fahrschule Thomas Suter, 6417 Sattel [Anmerkung: starke Mythen-Post Gegner] Fahrschule H.-R. von Euw, 6438 Ibach [Anmerkung: starke Mythen-Post Gegner]
Fahrschule M. Balli, 6423 Seewen

Noch nie inseriert haben (mit Rundschreiben abklären):
Betschart Franz & Söhne AG, Steil- und Flachbedachungen/Spenglerei, 6434 Illgau [Anmerkung: extreme Mythen-Post Gegner. Die Betschart Franz & Söhne AG, Illgau, wendete sich wegen einem Artikel über Glaswolle an die Isover SA, welche darauffolgend gemeinsam mit der Flumroc AG (beides Mitglieder der SWISSISOL) eine Klage wegen „unlauterem Wettbewerb“ gegen die Mythen-Post einreichte.
Die Betschart Franz & Söhne AG, Illgau, ist gegen die Umweltschutz-Aktivitäten der Mythen-Post eingestellt.
Liegt dem Heft ein Einzahlungsschein bei, überweist diese Bedachungsfirma jeweils (bereits zweimal vorgekommen) 70 Rappen und kreuzt an „Verdankung der Spende gewünscht“. Gar nicht lustig sind im Gegensatz dazu die Glaswolle-Altlasten, welche die Firma seit Jahren verarbeitet.]

H.-P. Bürgler, Fahrschule, 6430 Schwyz
Fahrschule Waldvogel, 6423 Seewen
Fahrschule Toni Langenegger, Parkstrasse 15, 6440 Brunnen
Das wär’s für heute.
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 19.2.98

Lieber Erwin
Betschart Franz & Söhne AG, Steil- und Flachbedachungen/Spenglerei, 6434 Illgau hat sich – gemäss Tel. vom 18.2.98 – als Umweltschutz-Boykotteur herausgestellt.

Malergeschäft F., M., inseriert nicht mehr, weil Frau F. fürchtet, von GU Robert Schmidlin, Steinen, keine Aufträge mehr zu erhalten. [Anmerkung: Inseriert im Jahre 2000 trotzdem wieder!]

Laut Armin Schelbert, Velos/Mofas, Brunnen soll die Bauernvereinigung ein Schreiben verschickt haben, worin steht, dass die Landwirte bei ihren Einkäufen und Aufträgen Inserenten der Mythen-Post nicht mehr berücksichtigen sollen. Schelbert wartet ab, ob Auswirkungen zu verzeichnen sind. [Anmerkung: Zuerst wird an sich selbst gedacht! Typisch „Gewerbe“!] Gefallen hat mir Robert Marty, Brunnen: Bei ihm sollen die B. nur kommen; mit denen würde er „hantli“ abfahren…
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 15.3.98

Lieber Erwin
„Kessler arbeitet nur auf seine eigene Lira“, hörte ich diverse Leute sagen. Und: „Die Mythen-Post interessiert den nur, solange er seine Artikel dort plazieren kann“. – Ich weiss, dass Du solches nicht gern hörst. Trotzdem. [Anmerkung: Das ist tatsächlich viel dran. Kessler ist kaufmännisch völlig auf sich fixiert. Von ihm Geld zu bekommen, kann man vergessen. Es sei ihm nicht möglich, finanziell zu helfen, sagte Kessler am 12.3.03 zu Urs Beeler, der wegen einem gekündigten Hypothekarkredit am finanziellen Abgrund steht bzw. der Ruin droht (inkl. Verlust seines Erbteils).
1 Mio. Franken für die VN (Schächtausgabe) kann Kessler aufbringen – wieso nicht auch das Geld für einen überlebenswichtigen Überbrückungskredit?
Doch DAS alles interessiert Kessler NICHT, wenigstens nicht so, dass er Beeler helfen würde.]
Deine Pressemitteilung betr. „Kapitulation“ finde ich nach wie vor falsch, weil sie nicht den Tatsachen entspricht. Diverse Leute meinten, es sei auch unfair mir gegenüber. Ich habe dann geantwortet: „Kessler hat in den vergangenen Jahren soviel Positives geleistet, dass ich ihm das ‚verzeihe‘. Wenn er hier irrt und menschliche Schwäche zeigt – sein Problem. Niemand ist unfehlbar.“
[Anmerkung: Kesslers Stärke ist der Tierschutz. Im persönlichen Kontakt (von Angesicht zu Angesicht) harmonieren Kessler und Beeler überhaupt nicht, höchstens im schriftlichen Kontakt. Beeler vermisst bei Kessler den Idealismus und die Lebensfreude.
Beeler bringt es am 12.3.03 nicht einmal fertig, eine Viertelstunde am gleichen Tisch wie Kessler zu sitzen. Er ist von Kessler enttäuscht und frägt sich, wieso er sich jahrelang so für diesen Mann einsetzte. „Ich hätte gescheiter für mich geschaut“, sagt der Mythen-Post Herausgeber im nachhinein. Beeler ist vom Menschen Kessler enttäuscht.]
Ich habe Verständnis: Du kämpfst an vielen Fronten und immer am Limit. [Anmerkung: Damals war das noch so, heute nicht mehr.] Betr. Fahr und Einsiedeln: Ch. und ihr Freund scheinen abgesprungen zu sein. Verständlich, dass es deshalb eine „Änderung“ gab. Dann sag‘ das doch auch! [Anmerkung: Der introvertierte Kessler vertraut nur sich selber.] Warum Du die Boykott-Liste herausnimmst, ist mir nicht klar. Man sollte nicht etwas ankündigen, was dann ausfällt. Ich meine: die Boykott-Liste würde für Transparenz sorgen (Die Öffentlichkeit interessiert das!). Du warst derjenige, der von der Liste immer überzeugt war. Warum willst Du sie jetzt plötzlich nicht mehr bringen? Nur, weil Du die M.-P. nicht „übernehmen“ kannst? [Anmerkung: Um Übernahme ging es Kessler nicht, sondern darum, sie für seine Interessen auszunutzen – und wenn man sie nicht mehr braucht: fallenzulassen.] Ich werde weiter für die Sache der Tiere kämpfen – aber ich werde es in der unabhängigen Art und Weise tun, wie die vergangenen Jahre.
Wenn Dir am Schwyzer Schweinekrieg wirklich etwas liegt, würde ich an Deiner Stelle die Präsenz mit sporadischen VN-Sonderausgaben (Auflage 40’000 Ex.) verstärken. Ich könnte Dich dann auch mit interessanten „Hintergrundinformationen“ ausrüsten. Von einer solchen Doppel-Strategie verspreche ich mir mehr.
Dein Büchlein zum Schächt-Prozess ist sehr gut.
Schönen Sonntag!
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

PS: Mach‘ doch die Schwyzer VN so, dass es ein Skandal gibt (redaktionelle Wirkung einer H-Bombe. Eine riesige Druckwelle reisst alles um…) [Anmerkung: Beeler ist strikte gegen ABC-Waffen. Er meint es hier nicht böse, sondern will nur „die Wucht“ beschreiben.]


Schwyz, den 15.3.98

Lieber Erwin
Nochmals zum Thema „Kapitulation“. Hier hast Du einfach ein Fehler gemacht. Es wäre dasselbe, wie wenn ich in einer Pressemitteilung geschrieben hätte: „Erwin Kessler kapituliert vor den Klöstern Einsiedeln und Fahr“. – Würde das den Tatsachen entsprechen? Wie würdest Du reagieren? [Anmerkung: Kessler verrät hier seinen Mitstreiter Urs Beeler. Und Beelers G. beschreibt Kesslers Verhalten zurecht als „schäbig“.] Oder wenn Du eines Tages 80ig bist und ich 61. Dämliche Typen werden vielleicht am Stammtisch sagen: „Ja, der Kessler, das ist doch schon lange kein Revolutionär mehr, sondern ein alter Opa.“ Würden Sie Dir gerecht werden? [Anmerkung: Beeler ist ein unverbesserlicher Idealist und Humanist, der glaubt, alle Menschen seien so wie er.
Beeler sagt später, er hätte sich gescheiter für seine Familie engagiert als soviel Zeit für Kessler zu investieren. Denn seine Lieben hätten es verdient. Stattdessen habe er sie nicht nur vernachlässigt, sondern sie hätten unter ihm sein Leben lang gelitten. Was er sicher nie wollte.
Tragisch, dass gerade diejenigen Menschen, die einem am meisten bedeuten und am meisten getan haben (seine Mutter und Gotte) im Verhältnis viel zu wenig von Beeler bekamen. Urs Beeler macht sich hier die schwersten Vorwürfe.]
Auch wenn Du vielleicht eines Tages mit 96 Jahren im Fernsehen als Greis kommst, werde ich mit 77 Jahren wissen, was Du für ein Kämpfer warst. „Schaut seine Schriften an“, würde ich sagen, „von diesem Mann könnt ihr viel lernen!“
Du hast Deine Strategie und bist ein hervorragender Denker. Irgendwie wirst Du es letztlich schon richtig machen und werden wir uns – als verwandte Seelen – immer wieder finden. [Anmerkung: Genauso ist es! Aber wie gesagt: Von Angesicht zu Angesicht passen Kessler und Beeler überhaupt nicht zusammen.] Im Moment haben wir scheinbar einfach ein Kommunikationsproblem.
Wenn ich die VN oder Dein Buch lese, bist Du mir immer ganz nah. Ich spüre eine sehr starke Identifikation, empfinde Dich als Lehrer („Guru“…) und geistigen Bruder. [Anmerkung: Aber nur, wenn man Kessler nicht direkt gegenübersteht. Dann ist die Situation ganz anders – und Beeler sehnt sich nach seinem lieben, treuen Freund Bert Engelbrecht.]£
Ich sehe mich schon in „Vis-à-vis“ mit einem hoch sensibilisierten Frank A. Meyer: „Herr Beeler, dieser Kessler aber ist doch ein ganz extremer Kerl, wie…“ (Kürzlich sah ich Frank A. Meyer im Gespräch mit der Musikern Anne-Sophie Mutter. Die Kommunikation war sehr libidinös. Diese Frau – eine grandiose Geigerin – würde mir auch noch gefallen. (Sie besitzt etwas Besonderes und ist intelligent. Wie sie im Kern ist – da müsste ich sie schon persönlich näher kennen).
Schönen Abend!
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 


Schwyz, den 16.3.98

Lieber Erwin
Nochmals zum Thema „Kapitulation“. Hier hast Du einfach ein Fehler gemacht.(…)
Du hast mir seinerzeit offeriert, den durch den Boykott entstandenen freien Inserate-Raum zu übernehmen. Diese Idee stiess bei der Mehrheit der Mythen-Post Kunden auf Ablehnung und hätte die Zeitschrift einseitig finanziell abhängig gemacht (die meisten wären abgesprungen!). Das wollte ich nicht. Seit jeher ist es mein Ziel, die Mythen-Post finanziell möglichst breit abzustützen – und unabhängig zu bleiben.
Du warst erzürnt und warfst mir „Kapitulation“ vor (was nun wirklich nicht zutrifft!). Schliesslich einigten wir uns auf eine „befristete Übergangslösung“ (2-3 Ausgaben), mit der Du, die Inserenten und auch ich hätten leben können. [Anmerkung: Das hätte in der Praxis NIE funktioniert!] Geplant wurde eine einmalige Grossauflage mit VgT-Inseraten für den Monat Februar. Die Druckerei weigerte sich zuerst, eine Mythen-Post Grossauflage mit VgT-Inseraten zu drucken. Schliesslich handelte ich aus, man solle vorgängig die VgT-Texte lesen und dann entscheiden. Damit war die Druckerei einverstanden. Du wolltest jedoch von dieser „Zensur“ nichts wissen und fordertest, dass ich eine andere Druckerei suche… Das lehnte ich ab. [Anmerkung: Wenn Beeler mit einer Firma zufrieden ist, bleibt er ihr treu.] Die Sache verhält sich also etwas differenzierter, als wie sie Du in Deiner Pressemitteilung vom 27. Februar 1998 darstellst.
Wenn Du mich in eine finanzielle Abhängigkeit bringen willst, hilfst Du weder mir noch unserer Tierschutzarbeit!
Jetzt wirst Du einwenden, ich sei schon „abhängig“. Nun ist es aber ein Unterschied, ob die M.P. von 50 Inserenten (Gewerbetreibenden) finanziert wird oder vom VgT.
Deine Feldherrenmentalität [Anmerkung: Oder besser Egomanie?!] ist für die VN perfekt geeignet. Eine M.-P. erfolgreich zu machen, ist aber ein Unterschied! (Dass Du das nicht begreifen willst?!)
Wenn Du „taktische Änderungen“ vornimmst, ist das immer O.K. und „Teil der Strategie“. Bin ich aus der Situation heraus gezwungen, taktische Korrekturen vorzunehmen, ist es sofort „Kapitulation“, „Abweichung von der radikalen Strategie“ etc. (Stil: „Er tanzt nicht nach meiner Pfeife, weg mit ihm!“ Oder: „Der Kanton Schwyz ist nicht mehr interessant.“ Oder: „Die Mythen-Post geht mich ja sonst nichts an.“ Undsoweiter.) [Anmerkung: Genauso ist es!!! Das IST Kessler!!!] Nur, weil es im Moment nicht stur nach Deinem Kopf geht. [Anmerkung: Ja, hier bringt es Beeler auf den Punkt!!] Ich kritisierte Deine Sturheit nicht pauschal – sie ist wertvoll. Wärst Du nicht hochintelligent und ein entschlossener Kämpfer, wärst Du nie soweit gekommen, hättest Du nie soviel bewirkt und würdest Du in Zukunft nicht weiter so viel bewirken. Aber Du musst unterscheiden zwischen einem Regierungsrat I., Kantonstierarzt R., Bauernsekretär A.C. und mir. [Anmerkung: Hier zu differenzieren, da hatte Kessler tatsächlich grosse Mühe.] Die Agromafia muss man unter Druck setzen – das ist richtig! Aber einen Freund unter Druck zu setzen, finde ich falsch. Vor allem ist es unpassend, weil ich ja praktisch gleich denke wie Du und dieselben Ziele verfolge!
(…)
Doch Deine Sprüche wie „Mythen-Post kapituliert vor den Boykotteuren“ und „aus wirtschaftlicher Existenzangst heraus…“ – finde ich ziemlich daneben. [Anmerkung: Tatsächlich ist dies fies von Kessler. So behandelt man nicht einen angeblichen Freund.] Ich möchte nicht weiter in dieser Sache mit Dir streiten. Ziehen wir einen Strich darunter. Selbst in der besten Ehe gibt es Differenzen… [Anmerkung: Dass Beeler Kesslers Fehlverhalten akzeptiert, das würde er heute nicht mehr tun!] Ob sich die Wege getrennt haben? Ich glaube nicht. Es hat keinen Sinn, alles hinzuwerfen, nur weil man sich in einem Punkt nicht einig ist.
Ich verstehe Deine kompromisslose Art. Sie gefällt mir und spricht mich an. Aber ich muss meine Probleme auf meine Weise lösen. Soviel Verständnis solltest Du haben!
Im Vordergrund muss die Tierschutzarbeit stehen. Wenn wir miteinander betr. Taktik streiten, bringt das nichts.
Du bist ein toller, aussergewöhnlicher Mensch, Erwin. [Anmerkung: Damals erkennt Beeler das wahre Gesicht Kesslers nicht.] Ich hätte nie soviel Zeit und Energie investiert, wenn ich nicht an Dich und Deine Strategie glauben würde, mein lieber Freund. [Anmerkung: Beeler idealisierte und verlor mit der Zeit den Boden zur Realität. Mehr: Er wollte die Realität nicht wahrhaben.] Zum Schluss noch eine Beelersche Phantasie: Du sitzt im Gefängnis Deine Strafe ab – und ich komme Dich nach 14 Tagen befreien. Alle sind auf mich sauer: der Staat, die Bauernvereinigung, alle Mäster und sogar vielleicht auch noch Du, weil es nicht nach Deinem Plan war… [Anmerkung: Genauso wäre es!!! Wobei Beeler nach Kessler Hypothekarkredit-NEIN und damit Todesurteil Kessler auch nicht mehr aus dem Gefängnis befreien würde.] Schönen Abend!
Mit herzlichen Grüssen
Urs Beeler


Schwyz, den 6.4.98

Lieber Erwin
Die Sache wird immer grotesker: Soeben hat mir Franz Stam, Architekt, Brunnen telefoniert und mitgeteilt, dass er ab sofort keine redaktionellen Beiträge mehr in der Mythen-Post publizieren dürfe. Man habe auf ihn Druck ausgeübt… (vermutlich die Schwyzer Baumafia. Frag‘ ihn, vielleicht gibt er Dir Auskunft: Tel. 041 820 33 83)
Ein weiterer neuer Boykotteur: Tschümperlin Schuhe Schwyz (Marketingchef Giovanni Albisser will bei der Vergabe von Inserate-Aufträgen die Mythen-Post nicht mehr berücksichtigen, weil diese über die Vetternwirtschaft in der Gemeinde Schwyz berichtete…).

Zur Boykott-Liste vom 3.4.98:
Brunnen: Toni Langenegger, Fahrschule (Ehefrau ist – wenn ich mich nicht
täusche – CVP-Gemeinderätin)
Gersau: Markus Küttel streichen
Ibach: von Euw H.R. statt nur „von Euw“
Lauerz: Hotel Rigiblick (Toni Schmidig ist CVP-Kantonsrat)
Ried-Muotathal: Matthias Gwerder, Landmaschinen (wurde von Bauern unter Druck gesetzt)
Schwyz: Gasser Elektro AG streichen (da bereits unter Ibach aufgeführt)
Elektro Horat gehört zu Seewen, nicht zu Schwyz!
Achtung: Elektro Horat hast Du fälschlicherweise auch unter der Rubrik „Auffällig noch nie in der Mythen-Post inseriert haben“ aufgeführt.
Steinen: Ulrich Ofenbau und Plattenbeläge wird von der Schwyzer Güdelzyschtigsgesellschaft unter Druck gesetzt “ und kann deswegen nicht inserieren“.
A.S., Schreinerei, St. (ehemaliger Kunde) wird von Robert Schmidlin unter Druck gesetzt. Dasselbe gilt für Hans Kaufmann, Innendekorateur (auch ein ehemaliger Kunde).
Die Situation ist ziemlich haarsträubend. – Ich werde bis zum Letzten kämpfen. (Je näher man der Wahrheit kommt, desto stärker wird man bekämpft. Ich nehm‘ das in Kauf.)
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 30.7.98

Lieber Erwin
„Aber jetzt volle Pulle…“, gesprochen mit der Stimme von Harry Hasler – wahrscheinlich bleibt mir tatsächlich nur dieser eine Weg.
Bin momentan tüchtig am Aufräumen und Abspecken des Büros. [Anmerkung: Hätte Beeler doch schon Jahre früher mit dieser Arbeit begonnen! Vieles des späteren Desasters wäre ihm erspart geblieben!!!] Beiliegend die seit langem versprochenen Unterlagen/Fotos.
Mit herzlichen Grüssen
Urs


Schwyz, den 23.9.98

Lieber Erwin
Die Boykott-Liste wird immer länger…

Neu dazugekommen sind:
Muotathal (Boykotteure)
R.B. (Boykotteur, Firma unter „auffällig noch nie inseriert haben“ streichen)
R. Betschart Holzbau AG (Inh. Rudolf Betschart. Findet die Mythen-Post „zu grün“.)
David’s Mode
A. Gwerder & Söhne (Inh. Peter Gwerder. Ist gegen die Umweltschutz-Beiträge in der Mythen-Post eingestellt. Prahlt anlässlich eines Telefongesprächs vom 23.9.98 damit, Abfall in einer Mulde verbrannt zu haben.) [Anmerkung: Hat früher jedoch in der Mythen-Post inseriert und ist sonst ein urchiger Kerl!]
E.G. (Boykotteur, Firma unter „auffällig noch nie inseriert haben“ streichen)
L.G.
H. Küchen (E. Heinzer)
R. Kopp (Ist total gegen die Mythen-Post eingestellt, jedoch nicht in der Lage, die Tier- und Umweltschutzbeiträge zu widerlegen.)
F.S.’s Söhne AG

Steinen (Boykotteure)
Ulrich & Annen (verwandt mit Schweinemäster Franz Annen); ACHTUNG Fehler: Ulrich & Annen wird nicht von der Güdelzyschtigsgesellschaft unter Druck gesetzt!
Richard Ulrich, Ofenbau und Plattenbeläge (wird von der Güdelzyschtigsgesellschaft unter Druck gesetzt, nicht in der Mythen-Post zu inserieren). – Richard Ulrich hat deshalb auch noch nie inseriert!

Zusatz unter „Auffällig noch nie inseriert haben…“

Brunnen
Architekturbüro und Generalunternehmung Stüssi AG
Alois Arnold, Baggerbetrieb
Axen-Drogerie AG
Dettling Holzbau AG
Blumen Nideröst
S. AG, Heizung-Sanitär

Danke für Deine Bemühungen!
Die Dunkelziffer ist hoch. Ich habe nicht nur die Agromafia gegen mich, sondern auch noch die Gewerbe- und Baumafia…
Wobei ich nichts „bereue“: Klarheit um jeden Preis! Was ich im Moment erlebe, zeigt mir nur, in was für einem elenden Zustand sich „das Gewerbe“ befindet.
Mit herzlichen Grüssen
Urs

 

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